Die Gersprenztalbahn ist eine private Nebenbahn im Odenwald, die ursprünglich von Reinheim nach Reichelsheim führte, aber seit 1964 zwischen Groß-Bieberau und Reichelsheim abgebaut ist. Auf dem Reststück findet Güterverkehr statt. Die Reinheim-Reichelsheimer Eisenbahn, wie sie offiziell hieß, wird im Volksmund das Lieschen genannt.
Geschichte
Gersprenztalbahn: Stationen und Abzweige | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Eröffnung
Bereits in den 1860ern gab es Pläne zur Erschließung des Odenwaldes mit der Eisenbahn. Eine Konzession für die Strecke von Reinheim nach Reichelsheim erhielt jedoch erst im März 1887 das Konsortium um Herrmann Bachstein, das sofort mit den Bauarbeiten an der Reinheim-Reichelsheimer Eisenbahn (RRE) begann. Wegen der einfachen Streckenführung konnte die knapp 18 km lange Strecke schon am 10. Oktober 1887 eröffnet werden.
Die Strecke verfügt als bauliche Besonderheit über einen 38 Meter langen Tunnel im Stadtgebiet von Reinheim.
Verlängerungspläne
Eine geplante Weiterführung der Strecke bis Fürth im Odenwald und somit ein Anschluss an die Weschnitztalbahn kam nie zustande.
Übernahme durch die SEG
1895 ging die RRE mit vielen anderen von Herrmann Bachstein initiierten Bahnen in die Süddeutsche Eisenbahn-Gesellschaft (SEG) über, die die Strecke bis 1953 betrieb. Danach übernahm das Land Hessen die Bahn und gründete für sie 1955 als Auffanggesellschaft die Hessische Landesbahn GmbH.
Stilllegung
Wegen des rückläufigen Personenverkehraufkommens in den 1950ern wurde zum 26. Mai 1963 der Personenverkehr eingestellt. Ein Jahr später wurde auch der Güterverkehr auf der Teilstrecke Groß-Bieberau–Reichelsheim eingestellt und die Gleisanlagen wurden abgebrochen. Die neben der Strecke verlaufende Landstraße wurde später zur B38 ausgebaut und verbreitert, so dass die ehemalige Eisenbahntrasse Teil der Straßentrasse wurde.
Auf dem verbliebenen Teilstück betrieb die Groß Bieberau-Reinheimer Eisenbahn GmbH (GBRE) Güterverkehr, insbesondere für die Odenwälder Hartstein-Industrie. Als DB Cargo im Dezember 2001 den Güterverkehr zwischen Darmstadt und Reinheim aus wirtschaftlichen Erwägungen einstellte, endete auch der Güterverkehr der GBRE. Im Sommer 2003 beförderte die Westfälische Almetalbahn GmbH Ganzzüge mit Schotter von Groß Bieberau zu verschiedenen Gleisbaustellen; seit November 2005 ruht der Güterverkehr auf der Gersprenztalbahn.
Derzeitige Situation
Zum 1. Januar 2006 verkaufte die Odenwälder Hartstein-Industrie die Bahnstrecke an einen Privatmann, der gemeinsam mit der Gemeinde Groß-Bieberau dort agieren wird. Mitte Mai wurde die Weiche von der Odenwaldbahn in Reinheim überholt, im Oktober 2007 einzelne Gleise und Weichen im Bahnhof Groß-Bieberau.
Einige Bürger der betroffenen Gemeinden betrachten die Reaktivierung der Gersprenztalbahn als notwendig für eine Optimierung des ÖPNV im Odenwald. Insbesondere wollen die Befürworter schnellere Anbindungen an Darmstadt oder Frankfurt erreichen.
Im September 2005 gründeten elf Odenwälder Geschäftsleute unter Vorsitz von Wolfram Alster den Gersprenztalbahn e. V. Zusammen mit seinem Geschäftspartner und Stellvertreter Stefan Jöckel plant er die Reaktivierung der Strecke zwischen Reinheim und Reichelsheim sowie einen Neubau zwischen Reichelsheim und Fürth im Odenwald (geplant für 2010).
Möglich gewesen wäre nach Aussagen des früheren Überwaldbahn e. V., der die Reaktivierung projektiert hatte, ein erneuter Betrieb ab 2012. Zur Wiederinbetriebnahme sollten die Triebwagen der Überwaldbahn verwendet werden. Darüber hinaus verhandelte der Überwaldbahn e. V. mit der Deutschen Bahn über die Anschaffung von Triebwagen der Baureihen 614 und 634 für den Einsatz auf der Gersprenztalbahn.
Der Verein Überwaldbahn e.V. hat sich (nach eigener Angabe "aus Protest gegen die Kreispolitik im ZUsammenhang mit der Überwaldbahn", siehe Website der Gersprenztalbahn) zum 31.01.2008 aufgelöst. Damit dürfte das Projekt "Neubau der Gersprenztalbahn" vorerst eine Fiktion bleiben.