Plastic Man
Plastic Man ist der Titel einer Reihe von Comicveröffentlichungen, die seit 1941 von den US-amerikanischen Verlagen Quality Comics (1941-1956) bzw. DC-Comics (seit 1966) herausgegeben werden, sowie einer Fernsehzeichentrickserie aus den 1980er Jahren, die auf diesen Comics basiert.
Die "Plastic Man"-Comics handeln von den Abenteuern einer gleichnamigen Figur - Plastic Man (oder kurz: Plas) - die seit einem Unfall über die Fähigkeit ("Superkraft") verfügt, ihren Körper nach Belieben zu verformen und nahezu jede ihr beliebige Gestalt anzunehmen bzw. jeden Gegenstand, den man sich nur denken kann, optisch und in seinen Eigenschaften nachzuamen. Plastic Man, der seine Gaben nutzt um als Detektiv und Selbstdarsteller zu reüssieren, wurde dabei ursprünglich 1940/1941 von dem Amerikaner Jack Cole als Parodie auf die sogenannten "Superhelden"-Charakter - wie etwa Superman, Batman oder den Sub-Mariner - entwickelt, die zu dieser Zeit äußerst populär waren.
Die Formel, die Cole seinen Geschichten zugrundelegte - "ein Superhelden-Comics mit selbst- beziehungsweise mit genreparodistischen Zügen" - ist dabei bis in die Gegenwart in praktisch allen "Plastic-Man"-Geschichten angewendet worden. In den Comics der Reihe gehen traditionell Elemente des "witzigen" Fun-Comics und des "aufregenden" - mit "Action", "Abenteuer" und "Spannung" gefüllten - Superhelden-Comics Hand in Hand miteinander einher. Dementsprechend sind die charakteristischen Elemente der Serie zum einen die, für das Superhelden-Genre typischen Ingredienzien aus den Bereichen Science-Fiction/Fantasy einerseits und Action andererseits, sowie die, für eine Parodie typischen, humoristischen Züge. Hinzu kommen - aufgrund von Plastic Mans Profession - Anleihen aus dem Genre der Kriminal-, zumal der Detektivgeschichte.
Veröffentlichungsgeschichte
Die erste "Plastic Man"-Geschichte überhaupt wurde im August 1941 in der Ausgabe #1 der Serie Police Comics veröffentlicht. Die Police Comics, die im Programm des Verlages Quality Comics erschienen, beinhalteten in jeder Ausgabe mehrere Geschichten, die die Abenteuer verschiedener Figuren zum Inhalt hatten: Da die Geschichten um Plastic Man binnen weniger Monate bei den Lesern zum weitaus beliebtesten "Feature" der Police Comics wurden, wurde die Reihe schließlich mit Ausgabe #5 zur Hauptreihe der Serie gemacht. Den Plastic Man Geschichten wurde dementsprechend nicht nur der meiste Platz Seitenzahlen pro Heft, sondern auch die meisten Titelblätter gewidmet, auf denen fortan fast immer Szenen aus Plastic-Man-Geschichten zu sehen waren.
Parallel zu den Plastic Man Geschichten in Police Comics wveröffentlichte Quality Comics eine eigenständige Plastic Man Serie, die ausschließlich Geschichten um den schrägen Superhelden beinhaltete: Die Serie lief von 1943 bis zum November 1956 und erreichte insgesamt vierundsechszig Ausgaben. Aus den Police Comics wurde Plastic Man in der Zwischenzeit, nachdem er knapp zehn Jahre lang die "Hauptrolle" in ihnen gespielt hatte, mit der Ausgabe #102 vom Oktober 1950, herausgenommen, nachdem Quality Comics im Zuge einer Generalüberholung beschlossen hatte, fortan keine Superhelden-Features mehr in der Serie abzudrucken, sondern ausschließlich "lebensechte" Kriminalgeschichten in ihr zu bringen.
Cole etablierte bereits in den ersten Plastic Man Geschichten die für die Figur bzw. die Reihe typischen Zutaten: Die - selbst für Comicverhältnis - mitunter äußerst schrullige Handlung der Geschichten um den "Knautschmann", ein gelegentlich bis ins Surreale ufernder Slapstick-Humor, sowie eine Erzähltechnik, die optisch wie inhaltlich die Normen des amerikanischen Comics - zumal des Comics der 1940er Jahre - geradezu sprengete: Anstatt die Handlung ausschließlich innerhalb von den, für die Zeit typischen, feste, "Rahmen" der einzelnen Comicbilder ("Panels"), die Comicbilder und Heftrand bzw. die Bilder untereinander voneinander abgrenzten, stattfinden zu lassen, ließ Cole seinen Protagonisten gerne und häufig seinen dehnbaren Körper kreuz und quer durch verschiedene Bilder schlängeln und winden. Die Zeichnungen selbst waren, dem Thema entsprechend nicht - wie etwa im Falle von Superman - darum bemüht Figuren und Hintegrründe darzustellen, die zumindest visuell der Realität möglichst nahe kamen, sondern schwelgten vielmehr in einer bewusst cartoonhaften Optik. Häufig waren zudem künstlerische Experimente.
Nach dem bankrott von Quality Comics erwarb DC-Comics 1957 die Rechte an Plastic Man. Nach einer einzelnen "Plastic Man"-Geschichte die in dem Heft House of Mystery #160 erschien, brachte DC ab Dezember 1966, nach einer knapp zehnjährigen Pause, eine neue Plastic Man Serie auf den Markt. Diese Serie wurde bis Juni 1968 fortgesetzt, erschien zweimonatlich und erreichte insgesamt zehn Ausgaben. Die künstlerische Gestaltung der Hefte besorgten dabei der Autor Arnold Drake und - nacheinander - die Zeichner Gil Kane (#1), Win Mortimer (#2-7) und Jack Sparling (#8-10).
In den 1970er Jahren folgten mehre Hefte als Gast-Hauptfigur des düsteren Superhelden Batman in den Ausgaben #76, 95, 123 und 148 der Serie The Brave and the Bold, sowie das DC Special #15 vom Dezember 1971, das alte Geschichten aus den 1940er Jahren nachdruckte (Police Comics #1 und 13, sowie Plastic Man #17, 25 und 26).
Von März 1976 bis November 1977 folgten zehn weitere als Plastic Man betitelte Hefte einer zweiten fortlaufenden Serie, die anknüpfend an die Serie der 1960er Jahre als #11-20 nummeriert wurden. Gestaltet wurden diese Hefte von Autor Steve Skeates und John Albano, sowie der Zeichnerin Ramona Fradon.
Von November 1988 bis Februar 1989 erschien eine vierteilige Plastic Man Miniserie von Autor Phil Foglio und Zeichnerin Hilary Barta, die die Herkunftsgeschichte des vergnüglichen Superhelden noch einmal erzählte. Im Jahr 1999 publizierte DC ein Plastic Man Special das von dem Kanadier Ty Templeton umgesetzt wurde, der sowohl die Aufgaben des Autoren als auch die des Zeichners wahrnahm.
Zwischen Februar 2004 und Januar 2006 brachte DC nach längerer Pause erneut eine fortlaufende Plastic Man"-Serie auf den Markt. Diese erreichte insgesamt zwanzig Ausgaben, die von dem Künstler Kyle Baker gestaltet wurden. Neben den für die Figur traditionellen Humor-Bereichen wurden dabei vor allem mediale und inhaltliche Stereotypen des modernen Superheldencomics bzw. des amerikanischen Comicmarktes zur Zielscheibe gutwilligen Spotts.