Geschichte Thüringens

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Das Land Thüringen hat eine sehr lange Geschichte. Es ist benannt nach einem germanischen Stamm der "Thüringer" (Herkunft des Namens unklar bzw. umstritten). Im Laufe der Geschichte zerfiel es in zahlreiche Herrschaften, die sich immer wieder veränderten.

Frühgeschichte und Altertum

Das heutige Thüringen lag in der Altsteinzeit an den südlichsten Ausläufern der eiszeitlichen Gletscher (Elster-Eiszeit). Die ältesten Funde menschlicher Besiedlung im Land stammen aus Bilzingsleben, Ehringsdorf bei Weimar (Ehringsdorfer Urmensch) sowie aus Ranis.

Um 100 v. Chr. wandern Hermunduren aus dem Gebiet der unteren Elbe nach Thüringen ein und vertreiben die Kelten bzw. vermischen sich mit ihnen. Letztere leben bis um Christi Geburt südlich des Thüringer Waldes und erbauen dort ihr einziges Oppidum auf dem Gebiet der nordöstlichen Bundesländer, die Steinsburg bei Römhild.

3 n. Chr. vereinigt Markomannenfürst Marbod Hermunduren, Quaden, Langobarden und Semnonen in seinem Reich. 19 n. Chr. vertreibt Vibilius, Fürst der Hermunduren, den Markomannen Katwalda, den Nachfolger Marbods, und verleibt sich so den nordböhmischen Teil des Markomannenreiches ein. Laut Tacitus (98 n. Chr.) entspringt die Elbe, deren Quelle tatsächlich im nordöstlichen böhmen liegt, im Gebiet der Hermunduren.

Die Römer herrschen zwar niemals in Thüringen, dennoch unterhalten sie Handelsbeziehungen und unternehmen einige Expeditionen dorthin. Vielfach wurden im Land römische Münzen gefunden, und eine in Haarhausen bei Erfurt ausgegrabene Töpferei ist fast identisch mit denen der Römer.

Im 3. Jahrhundert brechen Angeln und Warnen von Norden nach Thüringen ein und bilden zusammen mit den Hermunduren die Thüringer. Im 4. Jahrhundert wird der Name Toringi erstmals durch Flavius Vegetius Renatus schriftlich erwähnt.

Mittelalter

Königreich Thüringen

(Siehe auch: Thüringer) Das Königreich Thüringen existierte bis zur Zerschlagung durch die Franken und Sachsen im Jahre 531. Die Quellen sind spärlich, genau zu datieren ist nur das Ende.

Nach dem Abzug der Hunnen im Jahre 452 konnte König Bisinus einen riesigen Machtbereich kontrollieren. Sein Reich erstreckte sich nach Süden über den Main hinaus fast bis zur Donau. Bisinus residierte in der Bisinesburg (Bösenburg, Saalkreis). Wahrscheinlich ist er mit Fisud identisch, der seine Tochter Radegund mit dem Langobardenkönig Wacho verheiratete.

Kurz danach erscheinen als Könige der Thüringer die Brüder Baderich, Herminafried und Berthachar, von denen Berthachar früh von Herminafried ermordet wurde. Schließlich blieb nur noch Herminafried als eigenständiger König übrig. Herminafried (Ermanfried, Hermenefred) heiratete die Gotin Amalaberga, eine Nichte des Ostgotenkönigs Theoderich. Beim Tod Theoderichs 526 verlor das thüringische Reich den gotischen Schutz, sodass es für Franken nicht mehr schwer war, die Thüringer anzugreifen.

531 ist das Ende des Reiches gekommen - in der Schlacht bei Burgscheidungen an der Unstrut besiegten die merowingischen Franken mit den verbündeten Sachsen die Thüringer. Durch Flucht, Deportation und Mord (Herminafried 534 in Zülpich) fand die thüringische Königsfamilie ihr Ende. Die letzte Angehörige des Könishauses, Radegundis, starb 587 im französischen Exil und wurde später heiliggesprochen.

Das Reich wird zerschlagen, bleibt aber eine Verwaltungseinheit. Der Norden nördlich des Harzes geht an die Sachsen, der Süden an die Franken. Das Gebiet östlich der Saale kann von den Franken nicht gehalten werden und wird von Slawen besiedelt.

Herzogtum Thüringen

Um 620 richten die Merowinger in Thüringen ein Herzogtum unter der Herrschaft des Herzogs Radulf ein. Über ihn und seine Nachfolger (Heden I., Heden II.) ist fast nichts bekannt. Unklar ist, ob es sich bei Radulf um einen Herzog Hruodi handelt, der etwa zeitgleich in der Würzburger Gegend herrscht. Das Herzogtum besteht bis ins späte 7. Jahrhundert.

Landgrafschaft Thüringen

An der Hauptverkehrsstraße, der Via Regia, bildet sich die Thüringer Städteachse mit den Orten Eisenach, Gotha, Erfurt und Buttelstedt. Um 1800 verschiebt sich die Verkehrsachse auf die Städte Eisenach, Gotha, Erfurt und Weimar sowie Jena und Gera.

Unter den thüringischen Adelsgeschlechtern des Mittelalters gewinnt das der Ludowinger eine besondere Bedeutung. Es führt sich zurück auf die fränkischen Grafen von Rieneck. Ludwig der Bärtige - angeblich ein Verwandter Giselas, der Ehefrau Kaiser Konrads II. - erhält um 1040 ein Lehen nördlich des Thüringer Waldes und legt die heute verfallene Schauenburg an. Im Raum Friedrichroda/Finsterbergen erwirbt er ein ansehnliches Territorium, das später, auch durch Heirat, bis an den Harz ausgedehnt werden kann.

Sein Sohn Ludwig der Springer erbaut 1067 die Wartburg. Seine Nachkommen erhalten 1130 die Würde eines Landgrafen von Thüringen. Die Thüringer Landgrafen sind:

  1. 1130-1140 Ludwig I.
  2. 1140-1172 Ludwig II., der Eiserne
  3. 1172-1190 Ludwig III., der Milde oder der Fromme
  4. 1190-1217 Hermann I.
  5. 1217-1227 Ludwig IV., der Heilige
  6. 1227-1241 Hermann II.
  7. 1241-1247 Heinrich Raspe
 
Die Wartburg

Durch sie wird die Wartburg im 12. und 13. Jahrhundert ein Zentrum deutscher Kultur. Bekannt sind der sagenhafte Sängerkrieg und das Wirken der heiligen Elisabeth (1204-1236). Die Heirat Ludwigs IV. mit Elisabeth, der Tochter des ungarischen Königs Andreas II., zeigt, dass die Ludowinger in dieser Zeit zu den mächtigsten deutschen Reichfürsten zählten.

Der letzte Ludowinger, Heinrich Raspe, versucht 1246 die deutsche Königskrone zu erlangen, stirbt jedoch ein Jahr später. Das Land fällt zum Großteil an den Wettiner Heinrich den Erlauchten, der Westteil des ehemaligen ludowingischen Herrschaftsgebietes, die durch Heirat zur thüringischen Landgrafschaft hinzugekommenen hessischen Grafschaften, nehmen seit 1264 wieder eine eigene Entwicklung und bilden die Landgrafschaft Hessen.

Die Wettiner führen seit Mitte des 13. Jahrhunderts den Titel "Landgraf von Thüringen". Ihre thüringischen Besitzungen werden schrittweise in den wettinischen Gesamtstaat integriert, zu dem auch die Markgrafschaft Meißen und seit 1423 das Kurfürstentum Sachsen-(Wittenberg) gehören. Im Thüringer Grafenkrieg (1342-1346) können sie ihre Dominanz in Thüringen gegenüber den anderen uradligen Familien sichern.
Mit dem Tod Friedrichs IV. endet 1440 die Existenz Thüringens als selbständiger Staat endgültig.

Neuzeit

Reformationszeit

1485 kommt es zur Leipziger Teilung, bei der die wettinischen Lande zwischen den Albertinern und den Ernestinern aufgeteilt werden. Der Hauptteil von Thüringen fällt dabei an die Ernestiner. Ihr Gebiet wird später in eine Vielzahl von Zwergstaaten aufgesplittert. Der Norden Thüringens verbleibt bei den Albertinern und damit beim späteren Kurfürstentum Sachsen.

Während der Reformation spielt Thüringen eine bedeutende Rolle. Martin Luther hält sich 1521 bis 1522 auf der Wartburg versteckt und übersetzt dort das Neue Testament ins Deutsche.

1525 ist Thüringen neben Südwestdeutschland ein Zentrum des Deutschen Bauernkrieges. Bei Bad Frankenhausen kommt es am 15. Mai 1525 zu einer von dessen bedeutendsten Schlachten, wenige Tage später wird Thomas Müntzer in Mühlhausen aufgegriffen und hingerichtet.

1531 schließen sich die protestantischen Reichsstände in Schmalkalden zum Schmalkaldischen Bund gegen Kaiser Karl V. zusammen. Die Ächtung der führenden Vertreter dieses Bundes im Jahr 1546 führt zum Schmalkaldischen Krieg von 1546/47. Kurfürst Johann Friedrich der Großmütige, ein Ernestiner, dem auch Thüringen gehört, steht dabei auf der Seite der Protestanten. Sein ebenfalls protestantischer Vetter, Herzog Moritz, ein Albertiner, unterstützt hingegen den Kaiser.

Durch die Wittenberger Kapitulation von 1547 verliert Johann Friedrich der Großmütige Teile seines Besitzes und auch die Kurwürde an Herzog Moritz. Die Ernestiner behalten lediglich ihre thüringischen Besitzungen, die sich wie folgt zusammensetzen: die Ämter, Städte und Schlösser Gerstungen, Eisenach, Wartburg, Creuzburg, Tenneberg, Waltershausen, Leuchtenburg, Roda, Orlamünde, Gotha, Jena, Kapellendorf, Roßla, Weimar, Wachsenburg, Dornburg, Camburg, Buttstädt, Arnshaugk, Weida und Ziegenrück.

Hierzu kamen nach dem Tode des Herzogs Johann Ernst von Coburg (1553) noch die Ämter Coburg, Sonneberg, Hildburghausen, Königsberg, Veilsdorf und Schalkau und durch den Naumburger Vertrag (24. Februar 1554) Altenburg, Eisenberg, Sachsenburg und Herbesleben, welche Kurfürst August abtritt, sowie 1555 durch Tausch mit den Grafen von Mansfeld die Herrschaft Römhild. Schließlich erwirbt das Ernestinische Haus aus der hennebergischen Erbschaft (1583), definitiv allerdings erst 1660 die Ämter Meiningen, Themar, Maßfeld, Behrungen, Henneberg, Milz, Ilmenau, Kaltennordheim, Frauenbreitungen, Sand und Wasungen.

Durch die nach dem Tod Johann Friedrichs des Großmütigen 1554 einsetzende Erbteilung der Ernestinischen Lande beginnt die Aufteilung Thüringens in zahlreiche kleine Einzelstaaten.

Die zerfallenen ernestinischen Gebiete (Ernestinische Herzogtümer) sind zeitweise in bis zu zehn Einzelstaaten aufgespalten, davon hat im 17. Jahrhundert Sachsen-Gotha (mit Ernst dem Frommen), im 18. Jahrhundert Sachsen-Weimar-Eisenach die Vorherrschaft.

Noch im 18. Jahrhundert wird Thüringen als ein Teil Sachsens aufgefasst, wie die folgende Textstelle aus dem Schauspiel Minna von Barnhelm (1767) von Gotthold Ephraim Lessing zeigt.

WIRT (schreibt). "von Barnhelm" - Kommend? woher, gnädiges Fräulein?
FRÄULEIN. Von meinen Gütern aus Sachsen.
WIRT (schreibt). "Gütern aus Sachsen" - Aus Sachsen! Ei, ei, aus Sachsen, gnädiges Fräulein? aus Sachsen?
FRANZISKA. Nun? warum nicht? Es ist doch wohl hierzulande keine Sünde, aus Sachsen zu sein?
WIRT. Eine Sünde? Behüte! das wäre ja eine ganz neue Sünde! - Aus Sachsen also? Ei, ei! aus Sachsen! Das liebe Sachsen! - Aber wo mir recht ist, gnädiges Fräulein, Sachsen ist nicht klein und hat mehrere - wie soll ich es nennen? - Distrikte, Provinzen. - Unsere Polizei ist sehr exakt, gnädiges Fräulein. -
FRÄULEIN. Ich verstehe: von meinen Gütern aus Thüringen also.
WIRT. Aus Thüringen! Ja, das ist besser, gnädiges Fräulein, das ist genauer. - (Schreibt und liest.) "Das Fräulein von Barnhelm, kommend von ihren Gütern aus Thüringen, nebst einer Kammerfrau und zwei Bedienten" -

Um 1800 wird Weimar durch Herzogin Anna Amalia und Herzog Karl August ein Zentrum der deutschen Kultur, hier wirken Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. Etwa zeitgleich entwickelt sich das benachbarte Jena mit Ludwig Tieck, den Brüdern Schlegel und vielen anderen zur Keimzelle der deutschen Romantik.

Der Reichsdeputationshauptschluss hebt 1803 die geistlichen Fürstentümer und fast alle Reichsstädte in Deutschland auf. Dies betrifft in Thüringen die kurmainzischen Gebiete Erfurt und Eichsfeld sowie die freien Reichsstädte Nordhausen und Mühlhausen. Die kleinen Fürstentümer der Ernestiner, der Reußen und der Schwarzburger bleiben hingegen erhalten. Sachsen-Weimar-Eisenach wird von Napoleon I. zum Großherzogtum ernannt.

1806 siegt Napoleon in der Schlacht bei Jena und Auerstedt über das Königreich Preußen.

Am Ende der Napoleonischen Ära wird Thüringen zum Ursprungsland der Burschenschaften - 1815 wird die erste derartige Studentenverbindung in Jena gegründet. 1817 findet eine der bedeutendsten Aktionen der Burschenschaften in Thüringen statt - das Wartburgfest.

Nach dem Wiener Kongress gibt es in Thüringen immer noch 12 unabhängige Staaten, die sich bis Ende des 19. Jahrhunderts auf acht reduzieren. Alle anderen Gebiete des heutigen Freistaates Thüringen fallen an Preußen. Nur das Gebiet um Schmalkalden gehört zu Hessen-Kassel, mit dem es 1866 ebenfalls preußisch wird.

 
Thüringen nach 1826 bis 1918

Nach dem Aussterben der Linie Sachsen-Gotha-Altenburg werden die ernestinischen Herzogtümer neu aufgeteilt. Das Herzogtum Sachsen-Meiningen erhält ganz Sachsen-Hildburghausen, dessen Herzog als Ersatz Sachsen-Altenburg zugesprochen bekommt, und den Saalfelder Teil von Sachsen-Coburg-Saalfeld, das dafür mit Sachsen-Gotha in Personalunion zum Doppelherzogtum Sachsen-Coburg und Gotha vereinigt wird.

Die sächsischen Herzogtümer sowie die reußischen und schwarzburgischen Fürstentümer werden zusammenfassend als Thüringische Staaten bezeichnet. Zum Ende des 19. Jahrhunderts sind dies folgende Länder:

  1. Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach beziehungsweise ab 1903 Großherzogtum Sachsen
  2. Herzogtum Sachsen-Meiningen
  3. Herzogtum Sachsen-Altenburg
  4. Herzogtümer Sachsen-Coburg und Gotha
  5. Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt
  6. Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen
  7. Fürstentum Reuß jüngere Linie
  8. Fürstentum Reuß ältere Linie

Weimarer Republik und Drittes Reich

Vom 6. Februar bis 30. September 1919 tagt in Weimar die verfassunggebende Nationalversammlung. Sie verabschiedet am 11. August die so genannte "Weimarer Verfassung", nach der die bis 1933 bestehende deutsche Republik die Bezeichnung "Weimarer Republik" erhält.

Daten im Jahr 1931
Landeshauptstadt: Weimar
Fläche: 11.763 km²
Einwohner: 1.607.339
Kfz-Kennzeichen: TH
Karte
 
Land Thüringen 1920-1944

Die thüringischen Staaten werden im Zuge der Novemberrevolution von 1918 Freistaaten mit republikanischer Verfassung, wobei aus dem Doppelherzogtum Sachsen-Coburg und Gotha die beiden Freistaaten Coburg und Gotha werden. Die beiden ehemaligen reußischen Fürstentümer schließen sich schon 1919 zum Volksstaat Reuß zusammen. Der Freistaat Coburg entscheidet sich bei einer Volksabstimmung am 30. November 1919 mit 88 Prozent gegen einen Anschluss an Thüringen, worauf am 1. Juli 1920 die Vereinigung mit dem Freistaat Bayern vollzogen wird. Die übrigen sieben Volks- beziehungsweise Freistaaten vereinigen sich am 1. Mai 1920 zum Land Thüringen mit einer Fläche von 11.763 km². Das erste Landeswappen hat sieben Sterne auf rotem Grund, welche die ehemaligen Freistaaten symbolisieren.
Hauptstadt wird Weimar. Der Staat erhält am 11. Februar 1921 eine Verfassung.

Die Regierungschefs von Thüringen tragen zu dieser Zeit den Titel Vorsitzender des Staatsministeriums. Dies sind zwischen 1920 und 1945:

Auch in Thüringen ist die Zeit der Weimarer Republik von politischen Wirren geprägt. Im Oktober 1923 bildet der sozialdemokratische Ministerpräsident August Frölich auf legalem Weg eine Regierung mit der KPD. Jedoch wird diese "Arbeiterregierung" wenig später durch den Einmarsch der Reichswehr zerschlagen. Gleiches geschieht zu dieser Zeit auch im benachbarten Sachsen.

Von Januar 1930 bis April 1931 gibt es in Thüringen die erste völkisch-nationalsozialistische Regierung in Deutschland, nach ihrem nationalsozialistischen Innenminister Wilhelm Frick als Frick-Regierung bezeichnet, und schon 1932 kann die NSDAP in Thüringen mit ihrem Gauleiter Fritz Sauckel als Leitendem Staatsminister allein die Regierung bilden. Nach der Machtergreifung Adolf Hitlers wird Weimar zur Gauhauptstadt ausgebaut, das so genannte "Gauforum" existiert noch heute. Der bisherige Ministerpräsident Fritz Sauckel wird Reichsstatthalter. Der neue Ministerpräsident Willy Marschler (NSDAP) hat nur noch geringe Machtbefugnisse. Außerdem werden in Thüringen die Konzentrationslager Buchenwald (1937) und Dora-Mittelbau (1943) errichtet.

Am 1. April 1944 wird der zur preußischen Provinz Sachsen gehörige Regierungsbezirk Erfurt sowie der zur preußischen Provinz Hessen-Nassau gehörige Landkreis Herrschaft Schmalkalden dem Reichsstatthalter in Thüringen unterstellt. Der achte Stern im heutigen Wappen - ein Löwe auf blauem Grund - symbolisiert die 1944 angeschlossenen preußischen Gebiete.

Nachkriegszeit und DDR

Nach dem Zweiten Weltkrieg wird das Gebiet zunächst amerikanisch besetzt. Die Amerikaner setzen Hermann Brill als Präsident der Landesverwaltung ein. Auf Grund alliierter Vereinbarungen wird Thüringen quasi als Austausch für Westberlin zwischen 2. und 6. Juli 1945 von sowjetischen Truppen besetzt, unter denen Rudolf Paul zum Regierungspräsidenten (auch Landespräsident) ernannt wird. 1947, nach Pauls Flucht in die amerikanische Besatzungszone wird schließlich Werner Eggerath Regierungspräsident.

Daten im Jahr 1950
Landeshauptstadt: Erfurt
Fläche: 15.585 km²
Einwohner: 2.837.600
Kfz-Kennzeichen: ST
Karte
 
Land Thüringen 1945-1952

In der Folgezeit gibt es einige Grenzänderungen zwischen der amerikanischen und der sowjetischen Besatzungszone. Siehe dazu im Einzelnen den Artikel zur Geschichte der Verwaltungsgliederung Thüringens. 1946 erhält das Land Thüringen eine Verfassung, und 1950 wird der Regierungssitz von Weimar nach Erfurt verlegt. Das Gebiet des Landes Thüringen besteht jetzt aus dem ehemaligen Freistaat Thüringen ohne die Exklave Allstedt, ferner aus dem Gebiet des früheren preußischen Regierungsbezirkes Erfurt und der Herrschaft Schmalkalden mit einer Gesamtfläche von 15.585 km².

Ein Jahr später wird Thüringen Teil der DDR, aber schon am 25. Juli 1952 beschließt der Landtag das Gesetz über die weitere Demokratisierung des Aufbaus und der Arbeitsweise der staatlichen Organe in Thüringen. Damit wird das Land aufgelöst. Fortan bestehen die Bezirke Erfurt, Gera und Suhl, wobei die Bezirke Erfurt und Gera im Vergleich zum aufgelösten Land Thüringen Gebietsänderungen beziehungsweise Grenzbegradigungen zu den Nachbarländern Sachsen-Anhalt und Sachsen erfahren, welche meist den heutigen Landesgrenzen entsprechen.

Thüringen als Land der Bundesrepublik Deutschland

Nach der politischen Wende in der DDR wird das Land Thüringen mit dem Ländereinführungsgesetz vom 22. Juli 1990 mit Wirkung zum 14. Oktober 1990, 11 Tage nach der Wiedervereinigung, aus den Bezirken Erfurt, Gera und Suhl sowie unter Einbeziehung der Kreise Altenburg, Artern und Schmölln wieder gebildet. In Anlehnung an den Bundesstaat in der Weimarer Republik nennt es sich Freistaat Thüringen. Landeshauptstadt wird diesmal Erfurt. 1992 werden einige Gemeinden des früheren Bezirkes Gera sächsisch, siehe hierzu Geschichte der Verwaltungsgliederung Thüringens.

Auf einer Sitzung auf der Wartburg am 25. Oktober 1993 verabschiedet der Thüringer Landtag eine neue Verfassung, die am 16. Oktober 1994 durch eine Volksabstimmung angenommen wird.

Seit den ersten freien Landtagswahlen ist immer die CDU Regierungspartei, dabei von 1990 bis 1994 in einer Koalition mit der FDP und von 1994 bis 1999 in einer Großen Koalition mit der SPD. Ministerpräsidenten sind 1990 bis 1992 Josef Duchač, 1992 bis 2003 Bernhard Vogel und seit 2003 Dieter Althaus.

Siehe auch

Literatur

  • Sigrid Dusek (Hrsg.), Ur- und Frühgeschichte Thüringens. Ergebnisse archäologischer Forschung in Text und Bild, (Stuttgart 1999), ISBN 3806215049.
  • Ulrich Hess, Geschichte Thüringens 1866 bis 1914, Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1991, ISBN 3-7400-0077-5.
  • Karl Peschel, Thüringen in ur- und frühgeschichtlicher Zeit, (Wilkau-Haßlau 1994), ISBN 3930036037.
  • Hans Patze und Walter Schlesinger (Hrsg.), Geschichte Thüringens. Mitteldeutsche Forschungen 48 (Köln [u.a.] 1967 ff.), ISBN 3412082856 ff.
  • Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte (Jena 1993 ff.), ISSN 0943-9846.