Aschkelon

Stadt im Südbezirk Israels
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Askalon, (für die moderne Stadt meist Ashqelon oder Aschkelon, hebräisch אשקלון, arabisch عسقلان, akkadisch Iš-qi-il-lu-nu) ist eine Stadt im westlichen Negev im südlichen Teil Israels, nördlich von Gaza-Stadt an der südöstlichen Mittelmeerküste mit 105.400 Einwohnern (2005).

Geschichte

Askalon war eine Stadt der Kanaanäer und später der Philister. Sie gehörte zum Reich der Hurriter, fiel dann aber an Ägypten.

Askalon war seit der Mittleren Bronzezeit eine wichtige Handelsstadt. Lokal wurden Wein und Olivenöl produziert, die Stadt wurde aber vor allem durch den Zwischenhandel reich. Der Hafen diente dem Handel mit dem östlichen Mittelmeer (vor allem Phönizien im Norden und Zypern), die Küstenstraße verband die Stadt mit Ägypten und Syrien.

Schriftlich erwähnt wurde sie bereits zu Zeiten der Feldzüge Ramses II. gegen die Hethiter (Schlacht bei Kadesch, 1285 v. Chr.). Ramses III. ließ dort ein Heiligtum des Ptah errichten. In der Regierungszeit von Amenophis II. wird ein Botschafter aus Askalon am Hof des Pharao erwähnt. Unter Ramses II. rebellierte die Stadt, wurde aber wieder unterworfen. Die Stele des Merenptah (um 1200) erwähnt die Eroberung von Askalon zusammen mit Gaza, Gezer und Yeno’am; Städte, die einst den Hurritern („Hurru“) gehörten, aber nun Teil Ägyptens sind (Hurru ist wie eine Witwe geworden). Möglicherweise unternahm Merenptah im 3. Jahr seiner Regierung einen Feldzug nach Israel. Später wurde Askalon Mitglied im Stadtstaatenbund der Philister (Pentapolis) und einer ihrer fünf Fürstensitze. Das Territorium von Askalon reichte vom Fluss Lachisch im Norden bis nach zum Fluss Schiqmah im Süden. Eine Enklave im Norden enthielt die Städte Beth-Dagon, Jaffa, Bene-Berak und Hazor.

Wie ein Wrack vor der spanischen Küste in Playa de la Isla, Mazarron belegt, wurde Olivenöl aus Askalon in den typischen ovoiden Krügen aber auch in das westliche Mittelmeer exportiert.

Tiglat-Pileser III. unternahm 743 einen Feldzug gegen die Pentapolis und eroberte Gaza. 733 rebellierte Askalon. Tiglat-Pilesar setzte König Mitinti I. zugunsten seines Sohnes Rukubti ab. Nach dem Tod von Sargon rebellierte Askalon 705. König Rukubti wurde von seinen Untertanen abgesetzt und sein Bruder Sidqa bestieg den Thron. Sanherib eroberte Askalon 701, König Sidqa und sein Sohn Mitinti wurden nach Assyrien deportiert. Sanherib setzte Scharruludari, einen Sohn Rukubtis, zum König ein. Dieser trägt einen assyrischen Namen und war vielleicht am assyrischen Hof erzogen worden. 679 wird Mitinti zusammen mit anderen philistischen Königen (Ahim-milki von Aschdod und Ikausu von Ekron) im Zusammenhang mit Baumaßnahmen in Niniveh und Sidon erwähnt. Unter Assurhaddon zahlte Mitinti II. 677 Tribut, er war auch unter Assurbanipal tributpflichtig (667). Assurhaddon machte auf seinem Feldzug gegen Ägypten in Askalon Station, wie durch einen Orakeltext belegt ist. König Mitinti ist auch auf der Inschrift eines philistischen Siegels belegt ('Abd-Ilib, Sohn von Schabeath, Diener des Mittit, Sohn des Zidqa'). Eine Eponymenliste von 669 erwähnt einen assyrischen Gouverneur, der die Könige der Philister beaufsichtigt. 640 zogen sich die Assyrer aus Palästina zurück, Askalon fiel nun wahrscheinlich an Ägypten.

Askalon wird 604 von Nebukadnezar belagert und erobert, die Stadt „zu einem Hügel aus Ruinen und Schutt gemacht“, was in den neubabylonischen Annalen nur bei ernsthaften Zerstörungen gesagt wird. Die Zerstörungsschichten enthielten zahlreiche verbrannte Pflanzenreste, besonders von Getreide, Hülsenfrüchten und Obst. Das Getreide kommt ausweislich der Unkrautsamen sowohl aus dem Bergland von Judäa und dem nördlichen Negev als aus dem nördlichen Palästina. Scheinbar hatte man vor der Belagerung systematisch Vorräte angelegt. Rationenlisten aus Babylon erwähnen Geisel aus Aschkalon (Iš-qi-il-lu-nu), z. B. den Sohn des Königs Aga.

Während der Makkabäerzeit ab 104 v. Chr. war die Stadt selbständig. Zu den jüdischen Siedlungen bestand Feindschaft; diese Unabhängigkeit begünstigte eine wichtige Schule von Philosophen, bis die Stadt im Jüdischen Krieg erobert wurde. Wichtigstes Exportgut war eine Zwiebelsorte (Schalotten). König Herodes der Große, der die Stadt mit einer Vielzahl von Bauten ausstatten ließ, wurde vermutlich hier geboren.

37 v. Chr. eroberten die Römer Askalon. Die Stadt hatte nun als Zugang zum Nahen Osten eine wichtige strategische Stellung inne. Die Römer herrschten hier 400 Jahre.

Auch nachdem im Verlauf des Ersten Kreuzzuges das Königreich Jerusalem gegründet worden war, blieb die wichtige Hafen- und Festungsstadt Askalon noch lange im Besitz der ägyptischen Fatimiden. Zwar wurden die Ägypter von Gottfried von Bouillon in der Schlacht von Askalon (1099) besiegt, die Eroberung der Stadt gelang den Kreuzfahrern aber erst 1153. Ein Bistum wurde unter Bischof Absalom eingerichtet. 1187 wurde Askalon durch Saladin eingenommen, 1191 durch Richard Löwenherz zurückerobert. Die Kreuzfahrer verloren die Stadt endgültig im Jahr 1291. Das Bistum wurde hinfort nur noch als Titularbistum vergeben. Mehrfach zerstört und wieder aufgebaut, verfiel die Stadt schließlich im 14. Jahrhundert.

Ausgrabungen

Archäologische Ausgrabungen begannen 1985 unter Lawrence Stager von der Harvard-Universität; es fanden sich Spuren der Kanaanäer, Philister, Phönizier, Griechen, Römer, sowie byzantinischer, islamischer und christlicher Siedlungen. Die Häuser waren ursprünglich aus Sandstein errichtet. Mit 15.000 Einwohnern war die Stadt verhältnismäßig groß. Die philistische Stadt des 7. Jahrhunderts hatte einen regelmäßigen Plan mit rechtwinkligen Straßenzügen. Er erinnert an Megiddo III. Es wurden Geschäfte, Häuser und Verwaltungsgebäude ausgegraben. Gewichte belegen lebhaften Handel. Ostraka sind in hebräischer Schrift in einer lokalen Variante verfasst. Die Keramik ähnelt der aus Gaza und Ekron, es wurden auch Gefäße aus Aschdod und griechische und zypriotische Importe gefunden (aus Chios, Kos, Samos und Korinth). Die Ausgrabungen belegen auch die massiven Zerstörungen durch die Babylonier 604.

Aus der späten Römerzeit ist insbesondere ein Kinder-Massengrab in der Kanalisation eines Badehauses bekannt, in der hunderte von Kinderskeletten gefunden wurden. Die Knochen männlicher Neugeborener überwiegen deutlich, wie eine DNA-Analyse ergab. Man vermutet, dass das Badehaus auch als Bordell genutzt wurde und die Knochen den systematischen Kindestötung männlicher Kinder anzeigen.

Seit 1998 führt die Leon-Levy-Expedition nach Askalon unter Lawrence Stager Ausgrabungen auf dem Stadtgebiet durch, die sich vor allem auf die neu-assyrischen Schichten konzentrieren.

Religion

Wenn man Ktesias glauben kann, war die wichtigste Göttin von Askalon Derketo, der an einem Teich in der Nähe der Stadt Opfer gebracht wurden. Sie hatte den Oberkörper einer Jungfrau und den Unterkörper eines Fisches und ist vermutlich an phönizische Meeresgottheiten wie Dagon und Aschera anzuschließen.

Bibel

Askalon wird mehrfach in der Bibel erwähnt, z. B. im Buch Amos 1:8, wo ihr der Prophet die Zerstörung androht: „Und ich will die Einwohner aus Asdod und den, der das Zepter hält, aus Askalon ausrotten und meine Hand wider Ekron kehren, daß umkommen soll, was von den Philistern noch übrig ist, spricht der HERR“.

Könige von Askalon

  • Mitinti I., bis 733 v. Chr.
  • Rukubti, Sohn von Mitinti I., 733 v. Chr. - ?
  • Sidqa, Sohn von Mitinti I.
  • Scharruludari, Sohn Rukubtis, 701 v. Chr. - ?
  • Mittit II., Sohn von Sidqa, ab 679 v. - mindestens 667 v. Chr.
  • Aga, bis 604 v. Chr.

Entwicklung der heutigen Stadt

In der Nähe der antiken Stadt befand sich seit 1832 die arabische Siedlung Madschdal, die inzwischen ein Stadtteil des modernen Aschkelon geworden ist. Anders als in vielen anderen Orten blieben die - ursprünglich ägyptischen - Bewohner nach der Gründung des Staates Israel (1948) zunächst in ihren Häusern. Sie hatten allerdings ihre Lebensgrundlage verloren, da nach der Staatsgründung kein freier Handel mit Ägypten mehr möglich war. Madschdal konnte weder Baumwolle importieren noch Fertigware exportieren, was vorher die wirtschaftliche Grundlage der Siedlung gewesen war. In einem Abkommen zwischen Israel und Ägypten wurde nach dem Waffenstillstand der freie Abzug der Bewohner mit allem ihrem Besitz und die Aufnahme der etwa 10.000 Menschen in Ägypten vereinbart, was dazu führte, dass die Siedlung doch noch verlassen wurde.

Schon seit 1948 bestand ein Auffanglager für jüdische Neueinwanderer. 1955 wurde das vormals arabische Madschdal in die Stadt eingemeindet. Um Aschkelon zu fördern, erhielt es den Status einer Entwicklungsstadt. Das Zentrum des heutigen Aschkelon ist der Stadtteil Afridar. Die Stadt besitzt einen ausgedehnten Sandstrand, am südlichen Stadtrand befindet sich am Meer ein archäologischer Park mit den Ruinen der antiken Siedlungen.

Industrie

In Ashkelon steht die zurzeit (2006) die größte Umkehrosmoseanlage der Welt. Sie speist 370.000 Kubikmeter pro Tag entsalztes Meerwasser in das israelische Trinkwassernetz ein. Dies entspricht 6 bis 7% des gesamten israelischen Süßwasserbedarfs oder 15% des Trinkwasserbedarfs [1]. Ein weiterer Ausbau der Anlage ist geplant.

Zusammen mit dem ebenfalls in Ashkelon beheimaten Kraftwerk wird die Versorgung der Region inklusive des Gazasteifens sichergestellt.

Städtepartnerschaften

Siehe auch

Literatur

  • Patricia Smith/Gila Kahila, Identification of infanticide in archaeological sites: A case study from the Late Roman-Early Byzantine periods at Ashkelon, Israel. Journal of Archaeological Science 19/6, 1992, 667-675.
  • Marina Faerman/Gila Kahila Bar-Gal/Dvora Filon/Charles L. Greenblatt/Lawrence Stager/Ariella Oppenheim/Patricia Smith, Determining the Sex of Infanticide Victims from the Late Roman Era through Ancient DNA Analysis. Journal of Archaeological Science 25/9, 1998, 861-865.
  • Ehud Weiss/Mordechai E. Kislev, Plant remains as indicators for economic activity: a case study from Iron Age Ashkelon. Journal of Archaeological Science 31/1, 2004, 1-13.
  • L. Stager, Merenptah, Israel and the Sea Peoples: New Light on an Old Relief, Eretz Israel 18, 1985, 56-63.
  • Daniel M. Master, Trade and Politics: Ashkelon's balancing act in the seventh century B. C. E. Bulletin of the American School of Oriental Research 330, 2003, 47-64.
  • Negueruela, I./Pinedo, J./Gomez, M./Mifiano, A./Arellano, I./Barba, J. S., Seventh-Century BC Phoenician vessel discovered at Playa de la Isla, Mazarron, Spain. International Journal of nautical Archaeology 24, 1995, 189-197.
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