Barbara Margaretha von Salis-Marschlins (* 1. März 1855 auf Schloss Marschlins in Igis; † 29. März 1929 in Basel; besser bekannt als Meta von Salis) war nicht nur die erste Historikerin der Schweiz, sondern auch eine der bekanntesten Frauenrechtlerinnen und eine Kämpferin für das Frauenstimmrecht. Daneben war sie eine passionierte Philosophin und Brieffreundin von Friedrich Nietzsche sowie seiner Schwester Elisabeth Förster-Nietzsche.
Biographie
Meta von Salis entstammte einer alten, einflussreichen Graubündner Adelsfamilie. Gemäß dem konservativen Erziehungsideal ihres Vaters besuchte sie typische Mädchenpensionate. Nach ihrer Ausbildung in den von ihr so genannten "Hausfrauen-Züchtungsanstalten" bildete sie sich autodidaktisch weiter und beschloß als junge Frau, Erzieherin zu werden, damals eine der wenigen Erwerbsmöglichkeiten für Frauen aus der Oberschicht. Ab 1883 studierte sie als erste Frau in der Schweiz an der Universität Zürich Geschichte, Philosophie und Kunstgeschichte und promovierte 1887. Danach arbeitete sie als freie Journalistin und Publizistin. Mit ihren Veröffentlichungen setzte sie sich engagiert für die Frauenrechtsbewegung in der Schweiz ein: so forderte sie etwa in einem Artikel von 1887 das gleichberechtigte Frauenstimm- und Wahlrecht. Im Zusammenhang mit ihrer Agitation wurde sie auch wiederholt in Prozesse verwickelt. Auch literarisch, in Gedichten und Romanen, setzte sie sich mit der Benachteiligung von Frauen auseinander.1904 wanderte sie zusammen mit ihrer Lebenspartnerin Hedwig Kym nach Capri aus und lebte mit ihr auch nach deren Verheiratung im Jahr 1910 zusammen.
Meta von Salis hatte Friedrich Nietzsche 1884 persönlich kennengelernt und zeigte sich nach dessen geistigem Tod als großzügige Gönnerin des Nietzsche-Archivs. So kaufte sie 1897 für ihre Freundin Elisabeth Förster-Nietzsche die Villa Silberblick in Weimar, die als Sitz des Archivs diente. Nach eigenmächtigen Umbaumaßnahmen Förster-Nietzsches am Gebäude zerstritten sich die beiden Frauen aber, und von Salis verkaufte das Haus an den Nietzsche-Verwandten Adalbert Oehler, von dem es Förster-Nietzsche später selbst erwerben konnte. Als Bewundererin Nietzsches veröffentlichte Meta von Salis 1897 zudem das erfolgreiche Buch "Philosophie und Edelmensch" über ihre Begegnungen mit dem Philosophen.
Meta von Salis war eine ausgeprägte Aristokratin und Individualistin und misstraute darum der zeitgenössischen Frauenbewegung. Nach einer verlorenen Rechtsstreitigkeit 1894 zog sie sich mehr und mehr ins Privatleben zurück und interessierte sich nun stärker als für die Frauenrechte für die Schriften des Rassentheoretikers Joseph Arthur de Gobineau. In ihren letzten Jahren war sie geprägt von deutschnationalen und rassistischen Vorstellungen.
Ketzerische Neujahrsgedanken einer Frau
Auf sich aufmerksam machte sie durch ihren Artikel in der Tageszeitung Zürcher Post (1887) sowie ihre Vortragsreihe im Jahr (1894) zum Thema „Frauenstimmrecht und die Wahl der Frau“. Ihr bekanntester Ausspruch ist der Schlusssatz ihres Vortrages:
„Solange der Mann die Gleichberechtigung der Frau im Staate nicht anerkennt, ihre Mündigkeit nicht eine Tatsache ist, bleibt sie allen Zufällen des Schicksals preisgegeben. Entweder gleiche Gesetze, gleiche Rechte, gleiche Pflichten und Strafen, unparteiische Richter, oder der moralische und physische Niedergang der Menschheit nimmt unerbittlich seinen Fortgang!“
Neben der politischen Gleichstellung forderte Meta von Salis insbesondere die rechtliche Gleichstellung der Frau. Sie kritisierte die Tatsache, dass die Frau in der Schweiz nicht als rechtlich mündige Person angesehen wurde, jedoch trotzdem wie eine solche vor Gericht verurteilt werden konnte. Für ihre Kritik am schweizerischen Rechtssystem musste Meta von Salis selbst ins Gefängnis.
Literatur
Meta von Salis-Marschlins: Philosoph und Edelmensch. Ein Beitrag zur Charakteristik Friedrich Nietzsches, Schutterwald/Baden 2000
Siehe auch
Weblinks
- Vorlage:PND
- {{{Autor}}}: Meta von Salis. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Frauenwahlrecht und Edelmenschen Artikel über Meta von Salis von Andrea Bollinger, erschienen in der NZZ vom 26. Februar 2005
- kurze Biographie und Bild bei Nietzsche Online (Universität Saarbrücken)
Personendaten | |
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NAME | Salis-Marschlins, Barbara Margaretha von |
ALTERNATIVNAMEN | Salis, Meta von |
KURZBESCHREIBUNG | erste Historikerin der Schweiz, bekannte Frauenrechtlerin und eine Kämpferin für das Frauenstimmrecht |
GEBURTSDATUM | 1. März 1855 |
GEBURTSORT | Marschlins bei Igis |
STERBEDATUM | 29. März 1929 |
STERBEORT | Basel |