Quartische Gleichung

Polynomgleichung
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Eine quartische Gleichung oder polynomiale Gleichung 4. Grades hat die Form

mit komplexen Koeffizienten und .
(Im Fall läge nur eine Gleichung niedrigeren Grades vor.)

Nach dem Fundamentalsatz der Algebra lässt sich die Gleichung bis auf die Reihenfolge eindeutig in die Form

bringen, wobei und die – nicht notwendigerweise verschiedenen – vier Lösungen der Gleichung sind.

Ist und , dann lässt sich die Gleichung durch Substitution auf eine quadratische Gleichung zurückführen. Diese Spezialform wird als biquadratische Gleichung bezeichnet.

Geschichte

Die erste geschlossene Lösung der quartischen Gleichung fand der italienische Mathematiker Lodovico Ferrari (1522-1565). Diese Lösung veröffentlichte sein Lehrer Gerolamo Cardano 1545 in dem Werk Ars magna de Regulis Algebraicis. Eine weitere Lösungsmethode mit unterschiedlichem Ansatz wurde von Leonhard Euler 1738 in Sankt Petersburg publiziert, in dem Bestreben, eine allgemeine Lösungsformel auch für Gleichungen höherer Grade zu finden. Dass dies unmöglich ist, wurde von Niels Henrik Abel 1824 bewiesen.

Lösungsformel und Beweis

Voraussetzung: Gegeben sei eine quartische Gleichung   mit  .

Aussage: Dann kann man ihre Lösungen auf algebraische Weise wie folgt angeben: (frei nach Ferrari; entnommen aus der englischen Wikipedia Quartic equation):

Zunächst wird die Gleichung mit der Substitution
 
dahingehend vereinfacht, dass der kubische Koeffizient verschwindet.
Mit den Festlegungen
 
 
 
reduziert sich die Gleichung zu
 
Ist  , dann erhält man die Gleichung   und kann die Nullstellen wie folgt berechnen:  .
Ist   macht man folgende Substitutionen:
 
 
 
 
 
Nun kann man die Nullstellen wie folgt berechnen:
 
mit allen Kombinationen von   und   mit   um alle 4 Lösungen zu erhalten.

Beweis: (konstruktiv)

bis zur Erstellung der deutschen Übersetzung möge die englische Version der Herleitung hinreichen: en:Quartic equation.

Hilfssatz A Sei P und Q wie oben, dann gilt:

 

Beweis: Limes-Rechenregeln (man beachte die höheren Potenzen im Zähler; man beachte, dass P und Q unabhängig von einander gegen 0 streben können):

 
  
  
  
 

q.e.d.

Es folgt die Richtigkeit der Fallunterscheidung bezüglich der Bedingung U=0.

Spezialformen

B=0 und D=0 (Biquadratische Gleichung)

Diese in der Schulmathematik häufigste Art von quartischen Gleichungen lässt sich durch Substitution relativ einfach auf eine quadratische Gleichung zurückführen. Dazu substituiert man mit   und erhält:  . Diese kann man durch die Quadratische Lösungsformel lösen. Man erhält die Lösungen  . Aus der Rücksubstitution folgt:   und   Durch Wurzelziehen erhält man Beträge die man auflösen muss und erhält:   sowie  

E=0

In diesem Fall ist   eine Lösung der Gleichung. Dann kann man den Faktor   also   ausklammern und erhält die Gleichung

 

Die Lösungen der quartischen Gleichung sind dann 0 und die drei Lösungen der kubischen Gleichung

 .

Reelle Koeffizienten

Sind alle Koeffizienten reell, lassen sich Fallunterscheidungen für die möglichen Lösungen angeben. Dies beruht auf folgender Tatsache: Ist die nicht-reelle Zahl   mit   Nullstelle eines beliebigen Polynoms mit reellen Koeffizienten, so ist es auch die konjugiert komplexe Zahl   (Beweis). Bei der Zerlegung des zugehörigen Polynoms ergibt das Produkt der beiden Faktoren

  ein quadratisches Polynom mit reellen Koeffizienten, nämlich
 .

Also lässt sich jedes Polynom mit reellen Koeffizienten unabhängig von seinem Grad in lineare und quadratische Faktoren mit reellen Koeffizienten zerlegen. Es gibt für die quartische Gleichung also drei Möglichkeiten:

  • Die Gleichung hat vier reelle Lösungen. Sie zerfällt in vier Linearfaktoren mit reellen Koeffizienten.
  • Die Gleichung hat zwei reelle und zwei konjugiert komplexe Lösungen. Sie zerfällt in zwei Linearfaktoren und einen quadratischen Faktor mit reellen Koeffizienten.
  • Die Gleichung hat zwei Paare konjugiert komplexer Lösungen. Sie zerfällt in zwei quadratische Faktoren mit reellen Koeffizienten.

Vier reelle Lösungen

Unter den Lösungen können einzelne Lösungen oder solche mit einer Vielfachheit 2, 3 oder 4 sein. (Erläuterung).

Im einzelnen gibt es diese Möglichkeiten:

  • eine Lösung mit Vielfachheit 4
Beispiel:  , zerlegt  
hat die vierfache Lösung  
  • eine Lösung mit Vielfachheit 3 und eine einfache Lösung
Beispiel:  , zerlegt  
hat die dreifache Lösung   und die einfache Lösung  
  • zwei Lösungen, jeweils mit Vielfachheit 2
Beispiel:  , zerlegt  
hat die zweifache Lösung   und die zweifache Lösung  
  • eine Lösung mit Vielfachheit 2 und zwei einfache Lösungen
Beispiel:  , zerlegt  
hat die zweifache Lösung   und die einfachen Lösungen  
  • vier einfache Lösungen
Beispiel:  , zerlegt  
hat die einfachen Lösungen  

Zwei reelle und zwei konjugiert komplexe Lösungen

Auch hier kann die reelle Lösung mit Vielfachheit 2 auftreten. Es gibt also diese beiden Möglichkeiten:

  • eine reelle Lösung mit Vielfachheit 2 und zwei konjugiert komplexe Lösungen
Beispiel:  , zerlegt  
oder mit reellem quadratischen Faktor  
hat die zweifache Lösung   und die konjugiert komplexen Lösungen  
  • zwei einfache reelle Lösungen und zwei konjugiert komplexe Lösungen
Beispiel:  , zerlegt  
oder mit reellem quadratischen Faktor  
hat die einfachen Lösungen   und die konjugiert komplexen Lösungen  

Zwei Paare konjugiert komplexer Lösungen

Hier gibt es diese beiden Möglichkeiten:

  • zwei konjugiert komplexe Lösungen mit Vielfachheit 2
Beispiel:  , zerlegt  
oder mit zwei reellen quadratischen Faktoren  
hat die zweifachen konjugiert komplexen Lösungen  
  • zwei Paare einfacher konjugiert komplexer Lösungen
Beispiel:  , zerlegt  
oder mit zwei reellen quadratischen Faktoren  
hat die konjugiert komplexen Lösungen   und  

Bemerkung

In der Praxis verzichtet man meist auf diese mühsamen algebraischen Lösungen und begnügt sich mit angenäherten numerischen Lösungen, etwa mit Hilfe des newtonschen Näherungsverfahrens.

Siehe auch

Lineare Gleichung, quadratische Gleichung, kubische Gleichung, Polynom, Gleichung, Lösen von Gleichungen, Vorzeichenregel von Descartes

Literatur

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