Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem

römisch-katholische Gemeinschaft, päpstlicher Ritterorden
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 18. Februar 2008 um 20:51 Uhr durch Elmar Nolte (Diskussion | Beiträge) (Bekannte Mitglieder im deutschen Sprachraum). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem (lat.: Ordo Equestris Sancti Sepulcri Hierosolymitani, abgekürzt OESSH) steht unter dem Schutz des Heiligen Stuhls und ist eine juristische Person des kanonischen Rechts, sowie juristische Person des Vatikanstaates, somit also eine päpstlich anerkannte Gemeinschaft katholischer Laien und Priester.

Der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem und der Malteserorden sind heute die zwei vom Heiligen Stuhl anerkannten Ritterorden. (Der in diesem Zusammenhang stets genannte Deutsche Orden ist seit 1929 kein Ritterorden mehr, sondern ein kirchliches Institut von „Brüdern" – Priester und Laienbrüder – und „Schwestern“, denen das sogenannte Familiareninstitut, eine Gemeinschaft von Laien aber auch Priestern, die an den geistlichen Werken des Ordens anteil haben, angegliedert ist.) Seine beiden Wurzeln hat der Ritterorden einerseits im Chorherrenorden vom Heiligen Grab, der aus dem Domkapitel des Patriarchates von Jerusalem hervorging, andererseits in dem aus dem 14. Jahrhundert stammenden Brauch, sich bei einer Pilgerfahrt ins Heilige Land vom Franziskaner-Guardian zum Ritter schlagen zu lassen. Viele prominente Adelige nahmen die strapaziöse und gefährliche Reise auf sich, um am Grab des Herrn zu seinem Ritter geschlagen zu werden: Herzog Ernst der Eiserne, Oswald von Wolkenstein, Kaiser Friedrich III. und andere. Mehrere Bestätigungen von päpstlicher Seite wurden diesem Brauch und den Rittern vom Hl. Grab zu Teil. 1847 wurde die heutige Form des Ordens vom Hl. Stuhl fixiert, und zunächst direkt dem Patriarchen von Jerusalem unterstellt. Einige Päpste haben sodann persönlich den Orden geführt, ehe ein Kurienkardinal als Großmeister des Ordens etabliert worden ist. Kennzeichen ist das rote fünffache Jerusalemkreuz; dieses wurde von Gottfried von Bouillon (französisch Godefroy de Bouillon (* um 1060; † 18. Juli 1100 in Jerusalem), der ein Anführer beim Ersten Kreuzzug war, und der nach der Eroberung Jerusalems der erste Regent des neu gegründeten Königreichs Jerusalem wurde, erstmals als Wappen geführt.

Kreuz des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem

Der Leitspruch des Ritterordens lautet Deus lo vult (übersetzt: Gott will es).

Aufbau und Mitgliederstruktur

 
Ritter und Damen des Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem in Charlotte, NC.

An der Spitze des Ritterordens, der seinen Sitz in Rom hat, steht ein Kurienkardinal als "Kardinalgroßmeister". Am 27. Juni 2007 hat der Heilige Vater S.E. John Patrick Foley, Titularbischof von Neapolis in Proconsulari zum neuen Pro-Grossmeister bestellt. Großprior der Deutschen Statthalterei ist seit 7. Oktober 2006 der zum Erzbischof von München ernannte Trierer Bischof Reinhard Marx. Seit dem 5. Mai 2007 ist Heinrich Dickmann Statthalter; er war vorher Präsident der Norddeutschen Ordensprovinz.

Die Zahl der Grabesritter wird auf etwa 22.000 weltweit geschätzt, die in 50 Statthaltereien in 30 Ländern (Stand 2005) eingegliedert sind. Die Deutsche Statthalterei verfügt über etwa 1300 Mitglieder (1000 weltliche Ritter und 200 Damen sowie 130 Geistliche). Die Deutsche Statthalterei ist in 6 Ordensprovinzen aufgeteilt (Ostdeutsche, Rhein-Main, Norddeutsche, Rheinisch-Westfälische, Bayerische, Südwest-Deutsche Ordensprovinz). Diese Ordensprovinzen sind in insgesamt 36 örtliche Komtureien gegliedert (genaue Aufzählung siehe unten). Den Provinzen steht jeweils ein Präsident, den Komtureien jeweils ein "leitender Komtur" vor.

Aufgaben

 
Wappen

Der Orden hat seine Hauptaufgabe in der Unterstützung der Christen im Heiligen Land sowohl in Hinsicht auf Förderung des katholischen Glaubens im Heiligen Land als auch in finanzieller Hinsicht. So unterhält der Orden im Heiligen Land durch materielle Hilfe eine Vielzahl von Kirchen, Schulen und sozialen Einrichtungen. Weiterhin sollen die Treue zu Kirche und Papst, Spiritualität, eine christliche Lebensführung und vor allem Nächstenliebe gefördert werden.

Aufnahme

Grundsätzlich steht der Orden allen Frauen (Damen) und Männern (Rittern) offen, die sich als katholische Christen besonders ausgezeichnet haben. Generell gilt: »Sie müssen bereit sein, die katholischen Aktivitäten und Einrichtungen im heiligen Land in besonderer Weise zu fördern. Das Mindestalter für eine Aufnahme in den Orden beträgt 25 Jahre. Damen und Herren, die in den Orden aufgenommen werden, müssen bereit sein, im christlichen Sinne zu dienen und sich für die Ziele des Ordens einzusetzen.« (Zitat von grabesritter.de)

Um die Mitgliedschaft kann man sich jedoch nicht bewerben - sie erfolgt ausschließlich über den Vorschlag von Mitgliedern. Die eigentliche Aufnahme in den Orden erfolgt durch den Ritterschlag während der Investitur.

Provinzen und Komtureien in Deutschland

 
Ritter des Ordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem auf der Kranenburger Kreuztracht 2007
  • Bayerische Ordensprovinz mit den Komtureien in Augsburg, Bamberg, Eichstätt, München, Nürnberg, Passau, Regensburg, Würzburg
  • Nordwestdeutsche Ordensprovinz mit den Komtureien in Braunschweig, Bremen, Hamburg, Hildesheim, Osnabrück-Vechta
  • Ostdeutschland mit den Komtureien in Berlin, Dresden/Görlitz, Magdeburg
  • Provinz Rhein-Main mit den Komtureien in Frankfurt, Fulda, Mainz-Wiesbaden, Speyer-Kaiserslautern
  • Provinz Rheinland-Westfalen mit den Komtureien in Aachen, Bonn, Dortmund, Düsseldorf, Duisburg, Essen, Köln, Meschede, Münster, Paderborn, Trier, Rheda-Wiedenbrück
  • Südwestdeutsche Provinz mit den Komtureien in Baden-Baden, Freiburg, Heidelberg, Ravensburg, Stuttgart, Walldürn

Verzeichnis der Provinzen und Komtureien in Österreich und der Schweiz

  • Österreich mit den Komtureien in Wien, Innsbruck, Baden–Wiener Neustadt, Eisenstadt, Bregenz, Graz, St. Pölten, Linz, Klagenfurt, Salzburg
  • Schweiz mit den Komtureien in Basel-Tierstein, Bern, Churrätien, Solothurn, St. Gallen, Waldstätte, Zürich

Ordensmitglieder

Großmeister des Ordens

Statthalter der Deutschen Statthalterei

Bekannte Mitglieder im deutschen Sprachraum

Bekannte Mitglieder außerhalb des deutschen Sprachraums (Auswahl)

Literatur

  • V. Cramer: Der Ritterorden Vom Hl. Grab von den Kreuzzügen bis zur Gegenwart. Köln 1952
  • Johannes Binkowski (Hrsg.): Erbe und Aufgabe: Der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem. Köln 1981
  • F. Pasini Frassoni: Histoire de l'Ordre Militaire du Saint Sepulchre de Jérusalem. Collegio Araldica, Roma 1910
  • Jean-Pierre de Gennes: Les Chevaliers du Saint-Sepulcre de Jérusalem. Herault, Paris 1995
  • Kaspar Elm (Hrsg.): Militia Sancti Sepulcri: Idea e instituzioni. Atti del Colloquio Internazionale tenuto presso la Pontifica Università del Laterano, 10-12 avrile 1996. Città del Vaticano 1998