Hatschepsut

altägyptische Königin, 5. Pharaonin der 18. Dynastie
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Hatschepsut war eine altägyptische Königin (Pharao). Sie wird der 18. Dynastie (Neues Reich) zugerechnet. Nach ägyptischer Chronologie regierte sie etwa von 1479 bis 1458 v. Chr. (Helck: 1467 - 1445 v. Chr., Krauss: 1479 - 1458 v. Chr.).

Namen von Hatschepsut
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Horusname
G5
wsrsX1
D28
D28
D28
Useret-kau
(wsr.t k3.w)
Reich an Ka-Kräften
Nebtiname
G16
M13X1M4M4M4
Uadjet reneput
(w3ḏ.t rnp.wt)
Gedeihlich an Jahren
Goldname
G8
R8t
r
V13
N28
D36
G43
Netjeret-chau
(nṯr.t ḫˁw)
Mit göttlichen Erscheinungen
Thronname
M23
X1
L2
X1
rakAmAat
Maat-ka-Re
(M3ˁ.t-k3-Rˁ)
Gerechtigkeit und Lebenskraft des Re
Eigenname
F4
X1
B7X1
Z2
Hatschepsut
(ḥ3.t-šps.wt)
Die erste der Damen
Königsliste von Karnak
M17Y5
N35
W9
X1
F4
X1
B7
Hat-schepsut chenemet Amun
(ḥ3.t-šps.wt ẖnm.t Jmn)
Die erste der Damen, die Amun umarmt

Zur Person

Der Name Hatschepsut bedeutet "Die erste der vornehmen Frauen (Damen)", oder wie in der Eigennamenskartusche in der Königsliste von Karnak rechts unten abgebildet: "Die erste der vornehmen Frauen (Damen), die Amun umarmt".

Mitglieder der Familie sind:

Hatschepsut und Thutmosis II. hatten zusammen zwei Töchter. In der Vergangenheit erfolgten kontroverse Diskussion um die zweite Tochter Merit Re-Hatschepsut. Einzige Hinweise ergeben sich aus selbigem Namen als Mutter von Amenophis II. und der Bemerkung des Ahmose Pen-Nechbet, der die Tochter Neferu-Re als erste/älteste Tochter bezeichnet. Bei der Namensgebung erhielt die erste Tochter meist den Namen der Großmutter, während die zweite Tochter den Namen der Mutter erhielt. Neferu-Re verstarb früh, kurz nachdem ihr der Titel „Gottesgemahlin des Amun“ verliehen wurde. Weiterer Titel von Neferu-Re: „Tochter aus den Lenden des Königs“.[1] Über die Todesursache ist nichts bekannt, es gibt nur den Hinweis von Ahmose Pen-Nechbet, der Neferu-Re betreute und aufzog: „Die gr.königl.Gemahlin, die Gottesgemahlin erwies mir ihre Gunst, ihre erste Tochter aufzuziehen, Neferu-Re, die Selige, als sie ein Kind war und an den Brüsten lag“. Später wurde sie weiter von Senenmut betreut. Ihr Titel „Gottesgemahlin des Amun“ deutet auf eine Verheiratung mit Thutmosis III.; endgültige Beweise konnten bisher jedoch nicht erbracht werden. Der Nachfolger von Thutmosis II. wurde sein Sohn Thutmosis III., der aus der Verbindung des Pharaos mit der Nebenfrau Isis entstammt. Hatschepsut war gleichzeitig Tante und Stiefmutter für den Jungen und übernahm nach dem Tod ihres Mannes die Regentschaft für den neuen Herrscher, der damals drei bis vier Jahre alt war.

Hatschepsuts Geburt

Im Terrassentempel von Deir el-Bahari ist der Bericht von Königin Ahmose zu lesen:

Amun hatte in Theben eine wunderschöne Frau gesehen. Deshalb schickte Amun Thot, um mehr über sie zu erfahren. Nach dem Bericht ging Amun nach Theben und nahm die Gestalt des Gatten an. Er fand sie schlafend, aber sie erwachte vom Duft des Gottes. Amun verliebte sich in sie, kam ihr näher und Königin Ahmose erkannte in ihm die göttliche Gestalt des Amun. Sie erfreute sich, küsste ihn und sprach: „Wahrlich, es ist herrlich dein Angesicht zu sehen, das als Glanz meinen Gatten umgibt“. Amun antwortete: „ Der Name meiner Tochter, die ich Dir in den Leib gelegt habe, soll deshalb auch Hatschepsut lauten, wie Du es selbst mit eigenen Worten aus deinem Munde gesagt hast. Hatschepsut wird das treffliche Amt des Königs ausüben im ganzen Land“.

Die Krönung

Bei der Zeremonie der Krönung „staunte das ganze Land schweigend.“ Hatschepsut kam aus dem Palast und warf sich vor den Hohenpriester, der Amun verkörperte, auf den Boden: „Was willst Du geschehen lassen?“ Nach dieser Frage wurde sie zum Heiligtum der Maat geführt. Im Namen der Götter wurde nun die Kleidungsänderung vollzogen und die Krone beider Länder wurde ihr aufgesetzt. Es folgte der Gang zum großen Tor des Herrn beider Länder. Im Tempel wurden die Hände auf ihren Kopf gelegt „Amuns Wille geschehe, sie soll Ägypten beherrschen“.

Der Text endet mit den Worten: „Alle diese Wunder geschahen am 29.Mechir (1. Februar 1477 v. Chr.),[2] das ist das 2. Regentschaftsjahr des Thutmosis III., am dritten Fest des Amun, bei den Litaneien von Sechmet, als mir die beiden Länder verkündet wurden, im Hof von Luxor“. Die umfangreiche Schilderung ist an der Roten Kapelle in einer Inschrift dargestellt.

Es ist beachtlich, dass Hatschepsut ihre Krönung am 29.Mechir feierte, dem Tag, an welchem auch ihr Vater Thutmosis I. gekrönt wurde. Sie trug die volle Königstitulatur eines Pharao von Ober- und Unterägypten, mit Ausnahme des Titels „Starker Stier“. Hatschepsut legitimierte ihr Königtum mit der „göttlichen Geburt“, ihrer Zeugung durch Gott Amun.

Regentschaft

Obwohl Thutmosis II. offiziell als Nachfolger von Thutmosis I. gekrönt wurde, würdigte Baumeister Ineni die Leistungen Hatschepsuts:

„Thutmosis II. trat an die Stelle als König beider Länder, er herrschte auf dem Thron dessen, der ihn gezeugt hatte. Seine Schwester, die Gottesgemahlin Hatschepsut sorgte für das Land. Die beiden Länder lebten nach ihren Plänen, man diente ihr in Demut. Sie war der Same, der aus dem Gott kam, Bugtau Oberägyptens, Hecktau Unterägyptens, Landepflock der Südvölker, Herrin des Befehlens, vortreffliche Pläne, die die beiden Länder beruhigte, wenn sie redete.“

Expedition nach Punt

Eine von Hatschepsuts größten Unternehmungen war die Expedition nach Punt. Die Darstellung dieser Expedition nimmt bei der Dekoration ihres Totentempels sehr viel Platz ein. Beachtung findet immer wieder die Frau des „Herrschers“ von Punt, die sich durch einen außerordentlichen Körperumfang auszeichnet. Es ist nicht hinreichend geklärt, ob es sich dabei um eine natürliche Darstellung handelt.

Die wichtigsten aus Punt eingeführten Güter waren Weihrauch und Ebenholz, aber auch weitere Gegenstände und Tiere wurden mitgebracht. Da die Darstellungen in ihrem Totentempel den Transport ganzer, in Töpfen gepflanzter Weihrauchpflanzen zeigen, gilt dies als die erste botanische Sammelreise der Geschichte (vgl. Pflanzenjäger).

Feldzüge

Es ist nur ein Feldzug unter Hatschepsut belegt, der jedoch unter Thutmosis III. geführt wurde: die Einnahme von Gaza am Ende ihrer Regierungszeit. Reste einer Inschrift aus dem Grab des Senenmut (TT 71) nennen Nubien und ein „drittes Mal des Zupackens“. Unter Hatschepsut selbst sind lediglich Strafexpeditionen gegen Nubien und andere abhängige Gebiete belegt, nämlich:

  1. Gegen die Nubier zu Beginn der Regierungszeit (Inschrift des Schatzmeisters Tij auf der Insel Sehel), von Hatschepsut geführt;
  2. Strafexpedition nach Syrien-Palästina (historische Inschrift von Deir el-Bahari; hier weitere nubische Strafexpedition genannt?);
  3. Strafexpedition des Jahres 12 (Inschrift im Nubischen Tangur-West; erste Doppeldatierung von Hatschepsut und Thutmosis III.);
  4. Strafexpedition des Jahres 20 nach Nubien (Stele in Tombos);
  5. Strafexpedition nach Mau (Gegend von Firka) zwischen Jahr 20 und 22

Bautätigkeit

 
Totentempel in Deir el-Bahari

Als Baumeisterin vollendete sie in 15-jähriger Bauzeit mit ihrem Architekten (vermutet wird Senenmut) den Totentempel in Deir el-Bahari neben dem Grabtempel Mentuhotep II. und führte zahlreiche Bauten im Amun-Tempel von Karnak durch. Neben der Roten Kapelle, einem Barkensanktuar, sind ihre Obelisken bekannt, von denen einer noch heute im Tempel von Karnak (in situ) steht. Architekt, Baumeister, und oberster Vermögensverwalter von Hatschepsut sowie Erzieher ihrer Tochter Neferu-Re war Senenmut.

Totentempel

Ihr herausragendes Bauwerk ist ihr eigener Totentempel, der von Dieter Arnold als Eine der bedeutendsten und eigenwilligsten Schöpfungen der ägyptischen Tempelarchitektur bezeichnet wurde. Von dem Taltempel am Rand des Fruchtlandes führt ein Aufweg zu der unteren Terrasse und - zu beiden Seiten der aufwärtsführenden Rampe - Südhalle und Nordhalle. Im Westen der nächsthöheren mittleren Terrasse liegt im Süden die Halle mit den Darstellungen der Puntexpedition, im Norden jene mit der beschriebenen Darstellung der göttlichen Geburt und Erwählung Hatschepsuts. Eine weitere Rampe führt auf die obere Terrasse mit einem Säulenhof und dahinter dem Allerheiligsten.

 
Die Rundplastiken der Hatschepsut

Rundplastik

Hatschepsut ließ die Bauten mit rundplastischen Abbildern ausstatten. Diese wurden in der Tradition dem Königstyp Thutmosis II. angepasst. Zunächst ließ sie sich als Frau darstellen, später als Mann abbilden.

Sie schuf einen neuen Statuentyp - den Sistrumopfernden - der nur unter ihr Verbreitung fand. Ihre Statuen lassen eine Weiterentwicklung des königlichen Statuentyps erkennen und sich zeitlich in Abschnitte einordnen, die physiognomische und ikonographische Entwicklungen aufzeigen.


Tod

 
Hatschepsut im Metropolitan Museum of Art

Sie starb nach einer Regentschaft von ca. 22 Jahren. Da Ihre Mumie lange Zeit nicht gefunden war, konnte man früher auch annehmen, dass sie aus politischen Gründen ermordet wurde. Allerdings ergab nunmehr eine erfolgreiche Mumienidentifizierung eindeutig, dass Hatschepsuts Herrschaft mit ihrem natürlichen Tod, durch Krebs oder Diabetes verursacht, endete. Ihre Grabanlage befindet sich im Tal der Könige und hat heute die Bezeichnung KV20. Möglicherweise hat sie das Grab ihres Vaters erweitert und dann auch selbst benutzt. Den Sarg ihres Vaters ließ sie neben ihrem aufstellen. Aus ihrem Grab fand man bisher nur einen Zahn, als man eine Holzkiste aus ihrem Tempel durchleuchtete[3] und ihre inneren Organe, die in einem mit ihrem Namen beschrifteten Kasten im Versteck (Königscachette von Deir el-Bahari) von Deir el-Bahari (DB320) gefunden wurden. Reste ihres hölzernen Sarges wurden zusammen mit einigen Gegenständen anderer Pharaonen in einem Schacht der Grabanlage von Ramses XI. (KV4) entdeckt.

Im Rahmen einer Pressekonferenz im Juni 2007 präsentierte der ägyptische Kultusminister Faruk Hosni die Ergebnisse aktueller Untersuchungen ägyptischer Archäologen, wonach die Mumie von Hatschepsut identifiziert wurde. Dass es sich bei einer bereits vor rund 100 Jahren gefundenen Mumie im Tal der Könige in Luxor um die der Pharaonin handelte, konnte zweifelsfrei durch DNA-Analysen und eine CT-Untersuchung bewiesen werden. Hierzu wurde der oben erwähnten einzelnen Zahn mit einer Zahnlücke im Gebiss der Mumie verglichen.[4][5] Die Identifizierung der Mumie mit Hilfe modernster wissenschaftlicher Methoden wurde als sensationell bezeichnet.

Nach Hatschepsuts Tod wurden ihre Kartuschen, zahlreiche Reliefs und Statuen ihres Namens und ihrer Gestalt zerstört. Forscher sahen lange Zeit Thutmosis III. als Hauptverdächtigen, da seine Stiefmutter ihn um den Thron gebracht hatte. Inzwischen wurden die Zerstörungen auf eine jüngere Zeit datiert. Da ein persönlicher Feind eine Zerstörung jedoch so bald wie möglich veranlasst hätte, wird vermutet, dass ein späterer Nachfolger nicht akzeptieren konnte, dass eine Frau als Pharao geherrscht und Großes vollbracht hatte. Vielleicht sollte durch die Zerstörungen die Kontinuität der männlichen Erbfolge der Pharaonen in der offiziellen ägyptischen Geschichtsschreibung gewahrt bleiben.

Historische Bedeutung

Hatschepsuts Regierungszeit wird insgesamt als eine blühende Epoche beurteilt, die zu den Glanzzeiten der ägyptischen Geschichte gezählt wird. Die Pharaonin wird von Ägyptologen für eine der wichtigsten Herrschergestalten des Neuen Reiches gehalten. Paradoxerweise ermöglichte es gerade die für Altägypten langjährige Friedenszeit und der wirtschaftliche Aufschwung unter Thutmosis III., weitreichende Kriegszüge zu unternehmen und den Einfluss Ägyptens bis an den Euphrat auszudehnen.

Einige Forscher sind der Meinung, dass Senenmut und die Königin ein Liebespaar waren und berufen sich dabei auf eine Statue, die ihn zusammen mit Neferu-Re in einer beschützend umarmenden Geste zeigt.

Einzelnachweise

  1. Donald B. Redford: Pharaonic King-Lists, siehe Literatur
  2. Am 29.Tag des 2.Monats Peret; das ist der 23. Februar im ägyptischen Kalender; umgerechnet auf JD 1181980; der ägyptische Kalender hatte im Jahr 1477 v. Chr. eine Abweichung von 22 Tagen gegenüber dem JD, Datumsangabe aus der Inschrift an der Roten Kapelle
  3. Mumie von Hatschepsut identifiziert, heute.de vom 28. Juni 2007
  4. Die Zahnlücke brachte es an den Tag, tagesschau.de vom 27. Juni 2007
  5. GEO-Magazin 07/02

Literatur

  • Vorlage:PND
  • Thomas Schneider: Lexikon der Pharaonen, Albatros Verlag, Düsseldorf 2002, ISBN 3-491-96053-3
  • Magnus Reisinger, Entwicklung der ägyptischen Königsplastik in der frühen und hohen 18. Dynastie, Agnus-Verlag, Münster 2005, ISBN 3-00-015864-2
  • Catharine H. Roehrig (Editor), Renee Dreyfus (Editor), Cathleen A. Keller (Editor): Daughter of Re: Hatshepsut, King of Egypt, Yale University Press, New York 2005 ISBN 0300111398
  • Zygmunt Wysocki : The Temple of Queen Hatshepsut at Deir el-Bahari: The Raising of the Structure in View of Architectural Studies (Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts Kairo 48), Zabern Verlag Mainz 1992, S. 233-254. ISBN 3-8053-1294-6
  • Peter H. Schulze: Herrin beider Länder. Hatschepsut. Frau, Gott und Pharao, Lübbe, Augsburg 1990, ISBN 3-893-50082-0
  • Donald B. Redford: Pharaonic King-Lists, Annals and Day-Books - A Contribution to the Study of the Egyptian Sense of History - , Society for the Study of Egyptian Antiquities 1986, ISBN 0-920-16807-8
  • William C. Hayes: Varia from the Time of Hatshepsut (Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts Kairo 17), 1957, S. 78-90 Zabern Verlag Mainz 1984, S. 329-349

Siehe auch

Commons: Hatschepsut – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien


VorgängerAmtNachfolger
Thutmosis II.Pharaonin von Ägypten
18. Dynastie
Thutmosis III.

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