Massaker von Talheim

archäologische Stätte in Deutschland
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Als Massaker von Talheim wird eine jungsteinzeitliche Begebenheit bezeichnet, die 1983 zu einem spektakulären Skelettfund in Talheim bei Heilbronn (Baden-Württemberg) geführt hat.

1983 fand ein Talheimer Weinbauer bei der Gartenarbeit in einem Beet menschliche Überreste. In einer 3 m² großen Grube wurden darauf die Überreste von 34 Menschen gefunden, die durch Gewalteinwirkung ums Leben gekommen waren. Es handelt sich um die Skelette von neun Männern, sieben Frauen, zwei Erwachsenen, deren Geschlecht sich nicht eindeutig bestimmen ließ, und 16 Kindern. Sie gehörten drei oder vier Großfamilien an. Nach 14C-Daten gehören sie in die späte Bandkeramik, 4900−4800 v. Chr. (cal).[1]

Impaktfrakturen deuten darauf hin, dass die meisten Individuen mit quergeschäfteten Beilen[2] erschlagen wurden. Auch Pfeilschüsse sind belegt. Aus dem Umstand, dass mehrere Schädel Frakturen am Hinterkopf aufwiesen, sowie aufgrund der Altersstruktur der Gruppe als auch aufgrund der nicht rituellen Bestattungsform wird ein nächtlicher oder aus einem Hinterhalt verübter Überfall mit anschließendem Verscharren der Toten als mögliche Ursache des Funds angenommen. Dabei wird die Häufung von Verletzungen am Hinterkopf dahingehend gedeutet, dass es wohl von Seite der Opfer keine starke Gegenwehr gab und diese zumeist auf der Flucht erschlagen wurden.

Das Massaker von Talheim wird häufig als Beleg verstärkter sozialer Spannungen gegen Ende der Bandkeramik angeführt. Angeblich sollen diese Spannungen eine der Ursachen für das endgültige Verschwinden der Bandkeramik als kulturelles Phänomen sein.

Das Massaker von Talheim war im Herbst/Winter 2007/2008 Gegenstand der Ausstellung Tatort Talheim im Archäologie-Museum der Städtischen Museen Heilbronn im Deutschhof. Vom 16.02. bis 22.06.2008 wird die Ausstellung im Neandertalmuseum in Mettmann gezeigt.

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Joachim Wahl & Hans Günther König: Anthropologisch-traumatische Untersuchung der menschlichen Skelettreste aus dem bandkeramischen Massengrab bei Talheim, Kreis Heilbronn. In: Fundberichte Baden-Württemberg 12, 1987 und Ursula Eisenhauer: Jüngerbandkeramische Residenzregeln: Patrilokalität in Talheim. In: Jörg Eckert, Ursula Eisenhauer und Andreas Zimmermann (Hrsg.): Archäologische Perspektiven: Analysen und Interpretationen im Wandel. Festschrift für Jens Lüning zum 65. Geburtstag. Verlag Marie Leidorf, Rahden 2003 (Studia honoraria, 20), S. 561–573
  2. Jens Lüning: Grundlagen sesshaften Lebens. In: Spuren der Jahrtausende. Katalog zur Ausstellung. Stuttgart 2002, ISBN 3-8062-1337-2. S. 217-218.

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