Diakritisches Zeichen

Zusatzzeichen an Buchstaben
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Diakritische Zeichen sind zu Buchstaben gehörige kleine Zeichen wie Punkte, Striche, Häkchen oder Kringel, die eine besondere Aussprache oder Betonung markieren und unter oder über dem Buchstaben angebracht sind, in einigen Fällen auch durch den Buchstaben hindurch. Ihre Verwendung ist oft auf einzelne oder verwandte Sprachen beschränkt, wodurch sie als Schibboleth dienen können.

Im Deutschen ist vor allem das Trema verbreitet (Beispiele: ä, ö, ü), das jedoch nicht wie in seiner ursprünglichen Funktion zur Kennzeichnung einer Diärese (getrennte Aussprache zweier Vokale) verwendet wird, sondern dem Vokal eine andere Lautqualität zuweist (der Vokal wird "umgelautet"). Weitere bekannte Zeichen sind Akzente und Zedillen im Französischen (Beispiele: é, è, ç), das Hatschek in slawischen Sprachen (Beispiele: š, ř).

Diakritische Zeichen verursachen im Buchstabensatz keinen Zeichenvorschub. Auf typengebundenen Maschinen (z. B. Schreibmaschinen) musste man sie vor dem eigentlichen Buchstaben eingeben, um die mechanische Umsetzung zu vereinfachen.

Dies wurde für Computertastatureingaben meist beibehalten. Zum Beispiel wird auf der deutschen Tastatur für den Buchstaben mit dem Akzent Zirkumflex zuerst der Akzent und dann der Buchstabe eingegeben (â als ^, a). Diese Eingabereihenfolge widerspricht jedoch den handschriftlichen Gepflogenheiten, wo man zuerst den Basisbuchstaben oder das Wort schreibt und dann die diakritischen Zeichen ergänzt.

Eine andere Eingabemethode verwendet eine Kompositionstaste (englisch compose, multi-key), so kann z. B. ein ä durch die aufeinander folgende Betätigung der Tasten <Kompositionstaste> <"> <a> erzeugt werden.

Da beim Anschlag von Akzenttasten (wie z. B. ^, ¨, °, ~, `, ´) zunächst keine Anzeige erfolgt, werden diese bisweilen als „Tottasten“ bezeichnet (engl. Dead Keys). Um ein diakritisches Zeichen ohne Trägerbuchstaben einzugeben, benutzt man die Leertaste und erzwingt so den Zeichenvorschub und die Ausgabe des diakritischen Zeichens. <´> <Leertaste> erzeugt in der deutschen Standard-Tastenbelegung ein Akut-Akzent (´ Unicode U+00B4). Dieser wird oft fälschlich für den ähnlich aussehenden Apostroph (' Unicode U+0027) verwendet.

Ein und dasselbe diakritische Zeichen kann in verschiedenen Sprachen unterschiedliche Funktion haben. Auch variiert mitunter das Aussehen der diakritischen Zeichen. (Im Altgriechischen etwa wird ~ als Zirkumflex bezeichnet.)

Von den diakritischen Zeichen zu unterscheiden sind die Ligaturen, z. B. das deutsche ß, die eine Verschmelzung zweier Buchstaben zu einem neuen darstellen. Zum Teil sind diakritische Zeichen aus Ligaturen entstanden, wobei der untergeordnete Laut im Laufe der Zeit zu einem diakritischen Zeichen umgebildet wurde. So entstanden etwa die deutschen Umlautpunkte aus einem über a, o bzw. u geschriebenen kleinen e.

Die wichtigsten diakritischen Zeichen des lateinischen Alphabets

Die Namen beziehen sich meist auf die Form des Zeichens, zum Teil aber auch auf eine Funktion des Zeichens, die es in einer Sprache haben kann. Dieser Name wird auch dann verwendet, wenn es in einer anderen Sprache eine andere Funktion hat.

Beispiele:

  • Akut (eigentlich „scharfer, steigender Akzent“, z. B. in der Pīnyīn-Umschrift des Chinesischen; im Französischen aber für einen geschlossenen Vokal, im Tschechischen und Ungarischen für einen langen Vokal)
  • Das Trema bezeichnete ursprünglich die getrennte Aussprache zweier Vokale, wie im Griechischen, Französischen und Niederländischen (Beispiel: Alëuten, Citroën). Im Deutschen, Schwedischen, Türkischen und anderen Sprachen ordnet es einem Vokalbuchstaben eine andere [eine helle] Aussprache zu. Der Name Trema bezeichnet nur die Form. Er bedeutet im Griechischen „Punkt“.

„Diakritisches Zeichen“ ist bei sprachübergreifender Verwendung des Begriffs also ein Phänomen auf materieller, nicht auf funktioneller Ebene, so wie Phon im Gegensatz zu Phonem und Graph/Glyphe im Gegensatz zu Graphem.

  • Akut ([lat.: "scharf"], accent aigu, acute accent, Kreska, wie in é)
  • Apostroph (im Tschech. eine allografische Variante des Hatscheks: wie in ď)
  • Breve (Brevis [lat.: „kurz“], Halbkreis, wie in ă; beachte die runde Form)
  • Cédille (Zedille, Zedilla [span.: „kleines z“], Cedille, Cedilla, wie in ç)
  • Cédille, übergesetzte (übergesetztes Komma, der Form nach wie ein übergesetztes einfaches schließendes deutsches Anführungszeichen!, im Lett. eine allografische Variante der Cédille, wie in ģ)
  • Doppelakut (wie in ő)
  • Gravis ([lat.: „schwer“], Grave, accent grave, wie in è)
  • Hatschek (Háček, Caron, Häkchen, wie in č; beachte die spitze Form)
  • Komma, untergesetztes (im Rumän. und Lett. eine allografische Variante der Cédille, wie in ș)
  • Krouzek (Ring, Kringel, Kreisakzent, wie in å)
  • Makron (Macron, Querstrich, Balken, Längestrich, wie in ā)
  • Ogonek (Nasalhaken, Krummhaken, wie in ę)
  • Punkt (wie in i, ż)
  • Schrägstrich (Slash, Kreska ukośna, wie in Ø)
  • Tilde (wie in ñ)
  • Trema ([griech.: „Loch, Punkt“], Diärese, Umlautzeichen, wie in ü)
  • Zirkumflex ([lat.: „Wölbung“], circumflex accent, Circonflexe, wie in ê)

Siehe auch

Tastaturlayout, Akzent (Schrift), Wikipedia:Sonderzeichen, Umlaut

Literatur

  • Duden, Satz und Korrektur, Mannheim 2003, S. 341
  • Bußmann, Hadumod, Lexikon der Sprachwissenschaft, Stuttgart 1983

minnan:Phiat-im hû-hō