Der Apostel Paulus von Tarsus ist eine der Hauptfiguren im neuen Testament. Er spielt eine große Rolle in der Apostelgeschichte und ist als Verfasser der Paulusbriefe angegeben.
Biographie
Nach Angaben im der Apostelgeschichte und in den Paulusbriefen wurde Saulus (nach Saul, dem ersten König Israels) im kleinasiatischen Tarsus (in Kilikien) geboren (Apg 9,11) und trug, wie es in neutestamentlicher Zeit öfters vorkam, als zweiten Namen den römischen Namen Paulus. Von seinem Vater hatte er das römische Bürgerrecht geerbt. Er war ein Sohn frommer jüdischer Eltern aus dem Stamm Benjamin, ein strebsamer Schüler, der möglicherweise unter dem bedeutenden Rabbi Gamaliel in Jerusalem gelernt hatte (Apg 22,3). Er war nach eigener Darstellung stolz auf seine israelitische Abstammung und auf seine Zugehörigkeit zur Gemeinschaft der Pharisäer, die das jüdische Gesetz streng achtete. (Phil 3,5). Nach jüdischem Brauch hatte er auch einen handwerklichen Beruf, Zeltmacher, gelernt.
In der Anfangszeit des Christentums war er ein erbitterter Gegner der Christen, der sich auch als Helfer bei der Steinigung des Stephanus beteiligte (Apg 7,58, 8,1). Wie er selbst mehrfach berichtet, erschien ihm auf einer Reise nach Damaskus Jesus Christus, worauf er sich zum Christentum bekehrte. (Apg 9,1-18, 22,6-16, 26,12-14 1Kor 15,8f). Einige Jahre später unternahm er mehrere Missionsreisen, die ihn nach Kleinasien und Griechenland führten. Die Kapitel 13-20 der Apostelgeschichte berichten detailliert von Auseinandersetzungen mit Juden und Römern sowie von den Gefahren der Reisen.
Bei einer Reise nach Jerusalem wurde er von der jüdischen Behörde angeklagt und von den Römern gefangengesetzt. Nach einer legalen Auseinandersetzung wurde er nach Rom transportiert, um dort seinen Rechtsanspruch vor dem Kaiser (sein Privileg als römischer Bürger) vorzubringen. Damit endet in der Apostelgeschichte der Bericht über Paulus. Aus einigen seiner Briefe könnte hervorgehen, dass er nach einer ersten Gefangenschaft in Rom nochmals freigelassen wurde und Griechenland, Kreta, und Kleinasien besuchte, und dass er Pläne hatte, nach Spanien zu reisen. Eine solche Reise wird auch von einigen Kirchenvätern erwähnt. Es ist jedoch nicht bekannt, ob diese Reise stattgefunden hat.
Nach der Überlieferung der römischen Gemeinde wurde er als Märtyrer unter Nero in Rom durch das Schwert hingerichtet. Sein Grab soll sich in Rom unter der Kirche San Paolo fuori le mura (St. Paul vor den Mauern) befinden.
Paulus in der Kirche
Paulus ist, von Jesus Christus abgesehen, die Person in der Kirchengeschichte, die in praktisch allen Konfessionen als herausragend angesehen oder verehrt wird.
In der katholischen Kirche ist Paulus der Schutzpatron der Theologen und Seelsorger, Weber, Zeltwirker, Korbmacher, Seiler, Sattler, und Arbeiterinnen, und der katholischen Presse. Er wird als Heiliger angerufen für Regen und Fruchtbarkeit der Felder und gegen Furcht, Ohrenleiden, Krämpfe, Schlangenbiss.
In der Kunst wird er gewöhnlich als kahlköpfiger, bärtiger Mann mit Buch und/oder Schwert dargestellt.
Sein Gedenktag ist der 29. Juni.
Theologie
Die Theologie des Paulus ist in seinen Briefen ausgeführt (insbesondere im Römerbrief). Die wichtigsten Punkte daraus sind
- Jesus ist der Messias Gottes, der Heiland der Welt
- Gerechtigkeit vor Gott erlangt der Mensch nicht durch das Handeln nach dem Gesetz sondern er bekommt sie allein aus dem (geschenkten)Glauben an das Evangelium, an die Botschaft, dass in Christus und seinem Tod die Vergebung Gottes liegt, eine Vergebung, die allein zu der Gerechtigkeit der Menschen führt, die vor Gott gilt.
- Nicht die von außen kommende Forderung des Gesetzes sondern das befreiende Leben Christi im Gläubigen durch den Heiligen Geist ist Kraft und Richtschnur allen Handelns.
- Es steht den Christen nicht zu, endgültig über Israels Gottesbeziehung zu urteilen.
Durch den von ihm verfassten Römerbrief hat Paulus die Kirchengeschichte später noch wesentlich beeinflusst: sowohl Augustinus als auch Martin Luther und John Wesley führen ihre eigentliche Bekehrung auf die Lektüre des Römerbriefs zurück.
Paulusbriefe im Neuen Testament
- Autorschaft heute praktisch unbestritten
- Autorschaft in der historisch-kritischen Theologie umstritten
Evangelikale Theologen gehen davon aus, dass alle Schriften des Neuen Testaments, die beanspruchen, von Paulus verfasst worden zu sein, (d.h. alle Paulusbriefe) auch tatsächlich von Paulus stammen.
- In der Überlieferung wird ihm manchmal auch der Hebräerbrief zugeschrieben
Näheres unter den einzelnen Briefen.