Sprachgebrauch in der DDR

sprachliche Erscheinungen spezifisch für die DDR
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Unter DDR-Sprache (auch: Stalinisten-Sprache) werden allgemein sprachliche Erscheinungen verstanden, die vor allem in Lexik und Stilistik sowohl im Alltag wie auch in den Medien in der DDR anzutreffen waren.

Es gab eine ganze Reihe Wörter, Kurzworte und Abkürzungen, die nur in der DDR Verwendung fanden. In der DDR neu gebildete Wörter, so genannte Neologismen, die sich vom übrigen deutschen Sprachraum unterschieden und dort keine Anwendung finden und zum Teil auch aus dem Russischen stammten bzw. Übersetzungen aus dem Russischen sind, werden auch aufgeführt. Die folgende Liste, die sich als alphabetische Sammlung versteht, enthält gemischte Begriffe, die noch weiter unterschieden werden können:

  1. Begriffe, die von allen ohne oder fast ohne inneres Widerstreben benutzt wurden, um bestehende Sachverhalte zu bezeichnen, ohne diese auf- oder abzuwerten. Beispiele: ABV, Broiler, HO, Kaufhalle, Wandzeitung, sozialpolitische Maßnahmen, Babyjahr, Ehekredit.
  2. Begriffe, deren Gebrauch Linientreue oder eine kommunikative Zwangssituation kennzeichneten. Beispiele: Abschnittsbevollmächtigter, Genosse, Klassenfeind, Werktätige, unser (sollte das Volkseigentum und die Gemeinsamkeit betonen) "unsere Deutsche Demokratische Republik".
  3. Begriffe, deren Gebrauch Ironie gegenüber dem System deutlich machte. Beispiele: Bonbon, Bückware, Ochsenkopfantenne (ursprünglich ausgerichtet auf die Fernsehsendeantenne auf dem Ochsenkopf - zwecks Westfernsehen, wurde der Begriff Gattungsbegriff für "Westantennen"). Auch Begriffe aus 2. wurden durch entsprechende Überhöhung gelegentlich so benutzt.
  4. Begriffe, die in einem anderen Sinn verwendet wurden als in der Bundesrepublik. Beispiele: Diktatur (ist Herrschaft einer Klasse), Stadtrat (ist Teil der Exekutive, nicht Legislative), Demokratie, militärische Überlegenheit (bestünde darin, dass das Volk die Waffen zur Verteidigung nutze), Freiheit (ist Einsicht in die Notwendigkeit)

Zeitliche, örtliche und situative Unterschiede, in welchem Sinn die Begriffe gebraucht wurden, sind außerdem möglich.

DDR-typische Verwendung von Wörtern und Neuschöpfungen

  • ABFArbeiter-und-Bauern-Fakultät
  • ABI – Arbeiter- und Bauerninspektion
  • abkindern – einen Kredit abkindern (Bei Eheschließungen wurde auf Antrag ein zinsloser Kredit gewährt; bei Ankunft eines oder mehrerer Kinder wurde die abzuzahlende Kreditsumme entweder gemindert oder galt als getilgt, dies richtete sich nach der Anzahl der Kinder; daher der umgangssprachliche Begriff „abkindern“)
  • ABV – Abschnittsbevollmächtigter, Volkspolizist, der als Ansprechpartner für ein bestimmtes, begrenztes (Wohn-)Gebiet diente
  • ACZAgrochemisches Zentrum, Einrichtung, die LPGs Technik und Material zur Düngung und Schädlingsbekämpfung bereitstellte
  • Alu-Chips – Aluminium-Münzen der DDR-Währung
  • Agrartechnik – Feldbau in der Landwirtschaft
  • Agrartechniker – Facharbeiter für Feldbau in der Landwirtschaft
  • Agronom – Ingenieur für Feldbau in der Landwirtschaft
  • AktendulliHeftstreifen
  • Ambulatorium - kleine Poliklinik
  • Angebot – nur im Sinne von Sortiment, nicht Sonderangebot
  • Antifaschistischer SchutzwallBerliner Mauer und Grenze zur BRD
  • ASK – Armeesportklub (eigentlich ASK Vorwärts)
  • AWG – Arbeiterwohnungsbaugenossenschaft
  • A&V – An- und Verkauf, Second-Hand-Laden
  • BBSBetriebsberufsschule
  • BBZ – Berufsberatungszentrum
  • Bedarfsunterdeckung – Versorgungslücke
  • BGL – Betriebsgewerkschaftsleitung
  • Bilanzierung – Zuweisungsprozedur für Arbeitsmaterial und Produktionsmittel an Betriebe
  • Blaue FliesenWestgeld, in Anlehnung an den 100-DM-Schein
  • Blockflöten – Bezeichnung für kleine, neben der SED bestehende Blockparteien und deren Mitglieder (Nachwendezeit)
  • Bonbon – SED-Parteiabzeichen (von jedem Genossen am Revers zu tragen)
  • BRD – allein gebräuchliche Abkürzung für die Bundesrepublik Deutschland
  • Brigade – kleinstes Kollektiv im Produktionsprozess, eine für einen bestimmten Bereich verantwortliche Arbeitsgruppe
  • Broiler – siehe Goldbroiler
  • BSG – Betriebssportgemeinschaft
  • BückwareTauschware, Schieberware, eigentlich Waren, die nur durch Bücken (unter den Ladentisch) zu erhalten waren
  • C&A – sowjetische Truppen, nach den kyrillischen Buchstaben „СА“ auf den Schulterstücken der Soldatendienstgrade (Abkürzung für russisch советская армия- Sowjetische Armee)
  • Datsche (russisch дача) – Wochenend- oder Gartenhäuschen im Grünen
  • Dederon - Chemiefaser, verwendet für Beutel, Kittelschürzen usw.
  • Delikat-Laden – bestimmte Lebensmittelgeschäfte, ca. seit Ende der 1970er Jahre eingerichtet, in der Umgangssprache auch „Deli“ oder „Freß-Ex“ (siehe „Exquisit“) genannt. Im Sortiment waren hauptsächlich Nahrungs- und Genussmittel, ganz überwiegend aus DDR-Produktion, darunter begehrte Exportartikel und andere selten erhältliche Waren, teilweise in West-Aufmachung, vor allem zu Anfang auch West-Marken. Das Preisniveau lag deutlich über den Normalgeschäften.
  • Devisen, frei konvertierbare Währung, – westliches Geld, , siehe Deutsche Mark
  • Dispatcher (vom englischen to dispatch = etwas erledigen, abschicken) – Einsatzleiter, Koordinator, Disponent, Administrator; vermutlich als Fremdwort aus dem Russischen übernommen
  • Diversant – ein Agent und Attentäter oder ‚Störer‘ (vom Audruck „ideologische Diversion“ für das Eindringen westlichen Gedankengutes)
  • Elaste (pl.) – Elastomere (elastische Stoffe) – kaum gebräuchlich, siehe auch: Plaste (pl.)
  • ESP – Schulfach, Abkürzung von „Einführung in die sozialistische Produktion“, meist Wirtschaftslehre und Technisches Zeichnen
  • Erdmöbel – Bezeichnung für einen Sarg (vermutlich kabarettistische Wortschöpfung)
  • EOSErweiterte Oberschule (entspricht dem Gymnasium), Schuleinrichtung mit dem Abschlußziel Abitur
  • Essengeldturnschuh – Bezeichnung für weiche Sportschuhe aus Stoff mit Gummisohle; der Name entstand wegen des Preises der Turnschuhe (2,75 Mark), der dem wöchentlichen Essengeld in der Schulspeisung entsprach
  • EVP – Einzelhandelsverkaufspreis, auf der Ware aufgedruckt, da es in der DDR nur Festpreise gab
  • Exquisit, Ex – Laden für Kleidung und Kosmetika für gehobene Ansprüche zu ebenfalls gehobenen Preisen
  • FahneNationale Volksarmee, bei der Fahne sein
  • Fahnenappell – Ritual in Schule und Lehrausbildung zu politischen Höhepunkten und zu Beginn und Ende von Schuljahren
  • FeierabendheimAltersheim
  • FirmaStasi (Geheimdienst der DDR)
  • Fit – zur Sachbezeichnung gewordener Markenname für Spülmittel
  • Frauenruheraum – in Betrieben zur Ruhe für Frauen, besonders Schwangere, eingerichteter Raum
  • Freilenkung von Wohnraum – Umschreibung für staatliche Einflussnahme auf Beendigung und Neubegründung von Mietverhältnissen
  • die Freunde – die Sowjetunion, die Sowjetbürger, sowjetische Soldaten
  • Freundschaft! – FDJ-Gruß, mit dem FDJ-Versammlungen und ab der 8. Klasse (häufig, aber nicht einheitlich) Unterrichtsstunden begonnen wurden; üblich auch bei Appell-Veranstaltungen
  • Früh-und-Spät-Verkaufsstelle – Verkaufsstelle für Lebensmittel, die auch in den Früh- und Abendstunden und am Wochenende geöffnet war, um die Versorgung der Schichtarbeiter zu gewährleisten.
  • Geborgenheit: „Soziale Geborgenheit“, „Geborgenheit im Alter“ – Floskel aus der Parteiagitation, besonders in Printmedien und Plakatierungen (zum Beispiel anlässlich von Jahrestagen und Wahlen) genutzt.
  • Genosse, Genossin – kein spezieller DDR-Begriff, sondern auch üblich als interne Anrede in verschiedenen Parteien; in der DDR aber offizielle Anrede bei ‚bewaffneten Organen‘ sowie in der SED, statt der sonst üblichen Anrede „Herr“ oder „Frau“. Herr Schulze wurde also als „Genosse Schulze“ angesprochen, der Soldat Meier als „Genosse Soldat“.
  • Gesellschaftliche Aktivitätehrenamtliche Tätigkeit
  • Getränkestützpunkt – Verkaufsstelle für Getränke, die häufig in den Abendstunden und am Wochenende geöffnet war.
  • Goldbroiler, Broiler für Grillhähnchen, aus Gold (für die Farbe des Hähnchens) und dem englischen broiler (zu deutsch Hähnchen, Brathähnchen oder Bratrost). Der Broiler ist eine spezielle Züchtung, die etwas schwerer ist als im Westen übliche Brathähnchen. Allgemein üblich war auch die Bezeichnung "Zum Goldbroiler" für Gaststätten, die ausschließlich Gerichte mit Grillhähnchen anboten.
  • GOL – Grundorganisationsleitung der FDJ, z.B. an einer Schule
  • Grilletta – DDR-Kopie des Hamburgers
  • Hauptschwerpunkt – der Schwerpunkt aller Schwerpunkte
  • Hausbuch – offiziell per Meldegesetz vorgeschriebenes Formularbuch in Heftform, in das alle Mieter, Untermieter und Personen mit längeren Besuchsaufenthalten in einem Mehrfamilienhaus beim Hausbuchbevollmächtigten eingetragen werden mussten.
  • Hausgemeinschaft, Hausgemeinschaftsleitung (HGL) – die Bewohner größerer Mehrfamilienhäuser wurden als Kollektiv betrachtet.
  • Hilfsschule - allg. für Sonderschule der DDR
  • HO – Einzelhandelsgeschäft der staatlichen Handelsorganisation
  • Interhotel – Hotel der gehobenen Klasse, in denen Besucher aus dem nichtsozialistischen Ausland vorzugsweise untergebracht wurden und in denen teilweise mit "Devisen" (westlicher Währung) bezahlt werden musste.
  • Intershop – Geschäfte, in denen westliche Importware gegen "Devisen" (in der DDR offiziell auch "frei konvertierbare Währung" genannt) bzw. sog. "Forumschecks" abgegeben wurde.
  • Intertank – Tankstellen an Autobahnen und in großen Städten, wo an speziellen Zapfsäulen auch Kraftstoff („Super Blau“) gegen "Devisen" abgegeben wurde.
  • Jahresendflügelfigur – Weihnachtsengel (vermutlich kabarettistische Wortschöpfung aus der satirischen Zeitschrift „Eulenspiegel“)
  • JahresendprämieWeihnachtsgeld, 13. Monatsgehalt
  • Jugendfreund – Mitglied der FDJ, auch (oft ironisch gebrauchte) Anrede wie „Sportsfreund“
  • Jugendmode, JuMo - Kaufhaus, in dem vorrangig jugendliche Mode angeboten wurde
  • Junge Pioniere und Thälmannpioniere – die staatliche Kinderorganisation der DDR
  • Jägerschnitzel eine panierte und gebratene Scheibe Jagdwurst
  • Kader(-abteilung, -akte, Nomenklaturkader usw.) – Personal(-abteilung, -akte, usw.)
  • Kaffee komplettKaffee mit Milch und Zucker
  • Kaffee-Mix – Ersatzkaffee „mit 50% Bohnenkaffee“, auch „Erichs Krönung“ genannt; erfolgloser Versuch Anfang der 1980er Jahre, den Kaffeeverbrauch zu verringern
  • KaufhalleSupermarkt
  • Kaviarbrot – längliches Weißbrot, Baguette
  • Ketwurst – abgewandelte Form des Hot Dog
  • KinderkombinationKinderkrippe und Kindergarten in einem Gebäude
  • KJS – Kinder- und Jugend-Sportschule für den intensiv geförderten Nachwuchs der Leistungssportler
  • Kochklopse – oft für Königsberger Klopse, scherzhaft auch Kaliningrader Klopse
  • Kolja (vom russischen Vornamen Nikolai) – Sowjetbürger, sowjetischer Soldat (nicht unbedingt abwertend)
  • KollektivArbeitsgruppe, neudeutsch Team
  • Kombinat – mit einem Konzern vergleichbarer Zusammenschluss von (VEB-)Betrieben, siehe auch VEB
  • Kolchos, auch Kolchose – russische Bezeichnung für landwirtschaftlichen Großbetrieb (Abkürzung für "Kollektivwirtschaft"); umgangssprachlich abwertend für LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) ("auf der Kolchose arbeiten")
  • Komplekt (von russisch комплэкт) – Eiserne Ration, Konservenverpflegung bei ‚bewaffneten Organen‘, also NVA, Kampfgruppen etc.
  • Konsum (Betonung auf der ersten Silbe) – Einzelhandelsgeschäft der Konsum-Genossenschaft
  • Krusta – Pizza
  • Kulturhaus, Klubhaus - Veranstaltungshaus mit Bühne und Gaststätte, im Besitz einer Kommune oder eines Betriebes
  • Kulturschaffender – Künstler, Schriftsteller, dichtende Arbeiter, Musiker, Maler, Schauspieler usw. (...und manchmal sogar auch die Kulturfunktionäre der Partei)
  • Kundschafter des Friedens – Bezeichnung für Spion der eigenen Seite
  • LeiterKader mit Personalverantwortung, neudeutsch Manager
  • Mach mit–Bewegung – gemeinsame Arbeitseinsätze z.B. von Hausgemeinschaften zum Säubern von Straßen oder zur Pflege von Vorgärten und öffentlichen Anlagen, in den Nachkriegsjahren beim Nationalen Aufbauwerk oder zur Erarbeitung der notwendigen Genossenschaftsanteile bei der Arbeiterwohnungsbaugenossenschaft (AWG)
  • Mathematikolympiade – Leistungswettkampf an Schulen im Fach Mathematik, auch auf Kreis/ Stadt/ Bezirks- und Republikebene, auch für Russisch
  • Mocca-Fix – fertig gemahlener Kaffee (70 DDR-Mark/Kilo)
  • Mobilisierung von Reserven – Sprachfloskel der Parteiagitation, um die Ursachen wirtschaftlicher Probleme (meist organisatorische Mängel und fehlende Arbeitsmittel) zu kaschieren und das Schuldbewusstsein auf angeblich oder tatsächlich fehlende Arbeitsmotivation umzulenken
  • Mondos – zur Sachbezeichnung gewordener Markenname für Kondome, nach dem Namen des Herstellers, auch als Pariser, Gummifünfziger (wegen des EVP) oder Fromms bezeichnet
  • Naherholungsobjekt – eine Einrichtung zur Erholung, für Sport und für Freizeitaktivitäten in der näheren Umgebung (wie z. B. Sportplätze, Bäder, Ausflugsgaststätten)
  • Neubaugebiet – In Westdeutschland unter dem Begriff „Plattenbau“ bekannte, nach Modulbauweise errichtete Wohngebiete mit 3- bis 22-geschossigen Wohnhäusern
  • Neuerer – Erfinder in einem Betrieb, der verwertbare Vorschläge für Kosteneinsparung oder verbesserte Produktionsmethoden einbrachte (neudeutsch: betriebliches Erfinderwesen)
  • Nichtsozialistisches Wirtschaftsgebiet (NSW) – meist als Synonym für kapitalistische Länder gebraucht
  • NickiT-Shirt
  • Ochsenkopfantenne – Fernsehantenne zum Empfang des Westfernsehens, nach dem Sender auf dem Ochsenkopf im Fichtelgebirge.
  • organisieren – etwas besorgen, beschaffen – und nicht immer auf dem üblichen oder legalen Weg
  • Ökulei – ökonomisch-kultureller Leistungsvergleich
  • Patenbrigade, Patenbetrieb – Schulklassen und Kindergärten, aber auch Einheiten der NVA hatten in der Regel Patenschaftsverträge mit Betrieben oder deren Abteilungen.
  • PA – Abkürzung für das Schulfach „Produktive Arbeit“, Unterrichtsfach, Schülerarbeit in Betrieben, meist 14täglich ein Tag, ab der 7. Klasse
  • die Partei – die SED (mit bestimmtem Artikel war prinzipiell die SED und nicht eine Blockpartei gemeint)
  • parteilich – die ideologischen Positionen des Marxismus-Leninismus einnehmend, ‚orthodox
  • PGHProduktionsgenossenschaft des Handwerks
  • PiLei – Kurzform für Pionierleiter. In der Regel junge Lehrer und Erzieher mit spezieller Ausbildung und guten Karriereaussichten; üblicherweise Freundschaftspionierleiter als Leiter der Pioniere und FDJler an einer Schule.
  • Pionierlager – nur teilweise gebräuchlicher Begriff für Kinderferienlager
  • PlasteKunststoff, Chemiewerkstoff, fachlich auch: Polymere, gegliedert in Plastomere und Elastomere, davon „Plaste“ und „Elaste“ abgeleitet („Plaste und Elaste aus Schkopau“ bewarb eine berühmte großflächige Leuchtwerbung neben einer Autobahnbrücke über die Elbe [A 9 Potsdam-Leipzig], heute im Deutschen Historischen Museum); neudeutsch Plast
  • Plastebeutel – Kunststofftragetasche
  • plaziert werden – in manchen Restaurants wurden die Gäste vom Kellner an den Tisch geleitet, ähnlich wie in den USA und anderen Ländern
  • Poliklinik neudeutsch Ärztehaus
  • Polylux – zur Sachbezeichnung gewordener Markenname für Overheadprojektor
  • POSPolytechnische Oberschule, Schulform mit Klassen des 1. bis 10. Schuljahres
  • Reisekader – Wissenschaftler, Funktionär oder Person aus dem öffentlichen Leben, der regelmäßig ins Ausland reisen durfte. Diese wurden unterschieden in NSW- (siehe dort) und SW- (Sozialistisches Wirtschaftsgebiet)Kader
  • RFTRadio- und Fernmeldetechnik, Kombinat der Rundfunkgerätehersteller
  • Sättigungsbeilagegastronomische Bezeichnung und Speisekartenrubrik für Kartoffeln, Reis, Nudeln usw.
  • Schrottgorod, scherzhaft für Eisenhüttenstadt, auch: Blechbudenhausen
  • Schulmilch – an Schulen verkaufte preiswerte Milch verschiedener Geschmacksrichtungen, meist in 250-ml-Tetrapaks
  • Sekundärrohstoffe (Sero) – wiederverwertbare (recycelbare) Abfälle und Verpackungen wie Altpapier, Flaschen und Gläser – siehe auch SERO.
  • Sichtelement – Plakat, Plakataufsteller, Werbetafel, Tafel für Losungen oder Ähnliches
  • Spartakiade – Sportwettbewerb für Kinder und Jugendliche in Schulen, auf Kreis- und Bezirksebene sowie im Endausscheid DDR-weit durchgeführt; diente der Talentesichtung und Nachwuchsgewinnung im Sport; Höhepunkt war das Turn- und Sportfest in Leipzig
  • SpoWa f. - Abk. für "Sportwaren", ein Kaufhaus in jeder größeren Stadt, in dem vorrangig Sportbekleidung und Campingbedarf (Kernmarke Germina), aber auch Bekleidung für Jungpioniere und FDJler verkauft wurden
  • Stabi, auch Stabü – unter Schülern übliche Abkürzung für das Schulfach Staatsbürgerkunde
  • StasiMinisterium für Staatssicherheit (Nachrichtendienst bzw. Geheimpolizei der DDR)
  • Stasispitzel – (inoffizieller) Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit
  • Straße der Besten – dort hingen in Betrieben die Porträts der Besten im Sozialistischen Wettbewerb
  • Stomatologe – Zahnarzt
  • Subbotnik – (nicht immer ganz) freiwilliger, unbezahlter Arbeitseinsatz am Sonnabend (russisch суббота = Sonnabend, Samstag)
  • Tempoerbsen, Tempobohnen und Tempolinsen – Markenname für vorbehandelte, schnellgarende Hülsenfrüchte
  • Tote Oma – Grützwurst, Blutkuchen, entpellte Blutwurst
  • Towarischtsch – die Sowjetunion, der Sowjetbürger, sowjetischer Soldat (russisch товарищ = Genosse)
  • Trab(b)iTrabant
  • TralafaTransport- und Lagerfacharbeiter auch „Facharbeiter für warenbewegende Prozesse“
  • Tschekist – offizielle Bezeichnung für Mitarbeiter des MfS, vom sowjetischen Vorbild Tscheka
  • Untertrikotagen – Unterwäsche
  • urst – umgangssprachlich statt sehr
  • UTP – 1958 eingeführter „Unterrichtstag in der Produktion“ – auch „Unterricht in der technischen Produktion“ – für Schüler der 7. bis 12. Klasse; später als PA (Produktive Arbeit) und an der EOS als WPA (Wissenschaftlich-Praktische Arbeit) bezeichnet; meist an einem Tag aller zwei Wochen stattfindend.
  • VEBVolkseigener Betrieb, siehe auch Kombinat
  • VEB GleichschrittNationale Volksarmee, in Anlehnung an VEB Fortschritt (bekannter Landmaschinenproduzent aus Weimar)
  • VEB Horch und Guck – Staatssicherheit
  • VEB LandesverteidigungNationale Volksarmee
  • Völkerfreundschaft – internationale Freundschaft, hauptsächlich zu den Ländern des Ostblocks und der dritten Welt; bekannt auch als Name eines Kreuzfahrtschiffes des FDGB
  • WandzeitungPinnwand in den Schulen und Betrieben, die jedoch nicht für jedermann zu benutzen war, sondern mit Losungen und Appellen zum saisonalen Thema, 1. Mai, x-ten DDR-Jahrestag, Oktoberrevolution usw. offiziell vom Wandzeitungsredakteur gestaltet wurde
  • Weiße Maus – in Medien gebräuchlicher angeblicher Volksmund für Verkehrspolizist (wegen der weißen Wettermäntel, Koppelzeug und Manschetten)
  • Weltniveau – ein gern benutzer Begriff, wenn Leistungen der DDR ein dem Westen vergleichbares Niveau hatten oder haben sollten
  • Werkküche – Kantine
  • Werktätige – Berufstätige, im Erwerbsleben stehende Menschen
  • Westgeld – umgangssprachlich für DM, frei konvertierbare Währung, Valuta
  • Winkelement – Fähnchen für Veranstaltungen/ Demonstrationen (sarkastisch: Jubelfetzen, Euphoriefetzen)
  • WurfspielDart
  • Zellophanbeutel – Folienbeutel
  • Zellstofftaschentuch – Papiertaschentuch
  • Zootechnik – Tierhaltung und -zucht in der Landwirtschaft
  • Zootechniker – Facharbeiter für Tierhaltung und -zucht
  • Zusammenrottung – öffentliche, aber illegale Versammlung von (mehr als zwei) ‚staatsfeindlichen‘ Menschen, Begriff des Strafrechts der DDR

Siehe auch:' Wörterbuch Neufünfländisch

Redewendungen

  • Antifaschistischer Schutzwall – Bezeichnung der befestigten Grenze nach Westdeutschland und der Mauer
  • Das Studium der Dokumente sich mit den Beschlüssen der Partei vertraut machen
  • Der feste/klare Klassenstandpunkt ein DDR-Bürger mit dem ‚richtigen’ Weltbild
  • Der neue Mensch ein Mensch, der in das System des Sozialismus paßt
  • Die guten Genossen zuverlässige Parteikader
  • Die führende Rolle der Partei der Arbeiterklasse Führungsanspruch der SED
  • Die historische Mission der Arbeiterklasse … ist der Aufbau des Sozialismus
  • Die Partei, die Partei, die hat immer recht … ein ‚Kampflied’
  • Die wissenschaftliche Weltanschauung Bezeichnung für das marxistische Weltbild/den dialektischen und historischen Materialismus/die Marxistische Philosophie
  • Die Partei der Arbeiterklasse die SED/die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands
  • Diplomaten im Trainingsanzug für international erfolgreiche Sportler
  • Kollektiv der sozialistischen Arbeit Auszeichnung im innerbetrieblichen Wettbewerb
  • Goldene Hausnummer für Sieger im Wettbewerb von Hausgemeinschaften
  • Parteiliches Verhalten alles so sehen, wie die SED es sieht
  • Unsere Menschen die Parteikader reden über ‚ihre’ DDR-Bürger

Losungen

Losungen zum 1. Mai und zu Demonstrationen wurden vorgegeben. Dazu gab es Listen, aus denen Losungen gewählt werden konnten. In der Wendezeit 1989 aber erfanden Demonstrationsteilnehmer selbst sehr treffende zum Teil ironische und sarkastische Losungen. Losungen wie "Wir sind das Volk!", und "Keine Gewalt" begleiteten die friedliche Revolution. Andere Losungen waren zum Beispiel "Stasi in die Produktion!" (gemeint war, die sollten arbeiten) und "Wir sind ein Volk!". Die folgenden Losungen sind offizielle Losungen vor der Wendezeit.

  • Arbeite mit, plane mit, regiere mit!
  • Arbeiter- und Bauernstaat
  • Der Marxismus ist ewig, weil er wahr ist
  • Die Welt ist erkennbar
  • Ewige Freundschaft mit der ruhmreichen Sowjetunion
  • Für Frieden und Völkerfreundschaft
  • Kampf- und Feiertag der Werktätigen1. Mai
  • Im Mittelpunkt steht der Mensch
  • Jedermann an jedem Ort - einmal in der Woche Sport! (Zitat von Walter Ulbricht)
  • Proletarier aller Länder - vereinigt Euch
  • Schöner unsere Städte und Gemeinden- Mach mit! (jährlicher Aufruf zu Arbeitseinsätzen- meist in der Form eines Subbotnik- in der Hausgemeinschaft und in öffentlichen Parks und Grünanlagen)
  • Unsere ganze Kraft für die Erfüllung des 5-Jahrplanes
  • Unsere ganze Schöpferkraft für den Sozialismus
  • Von der Sowjetunion lernen - heisst siegen lernen gern verballhornt zu: Von der Sowjetunion lernen, heisst siechen lernen
  • Wir sind die Sieger der Geschichte
  • Der Sozialismus ruft uns alle gern verballhornt zu: Der Sozialismus rupft uns alle

Solche Losungen (auf Transparenten) sollen mitunter an unpassenden Orten angebracht worden sein:

  • Losung am Irrenhaus: Alles was wir sind, sind wir durch die Partei
  • Losung zum 1. Mai am Jenenser Friedhof: Steht auf und marschiert mit
  • Losung an der Wäscherei: Wir stärken die Glieder der Nationalen Volksarmee
  • Losung an der Hilfsschule: Ernst Thälmann, einer von uns!

Werbung

Die Werbung war, so sagte der Volksmund, immer ausgerichtet auf das, was gerade da war und weg musste. Zeitweise gab es auch Werbefernsehen. Das Werbefernsehen wurde unterbrochen durch einen kurzen Zeichentrickfilm im "Minikino". Zu den gezeigten Filmen gehörte zum Beispiel Arthur, der Engel.

  • Weißkraut ist ja so gesund!
  • Jedermann auf jedem Tisch / mehrmals in der Woche Fisch!
  • Stets dienstbereit zu Ihrem Wohl / ist immer der Minol-Pirol!
  • Nimm ein Ei mehr!
  • "A K A Electric - in jedem Haus zuhause!"
  • "Baden mit Badusan, Badusan ..."
  • "Ei - rund und gesund!"

Ortsnamen

Auch Ortschaften erhielten oft propagandistische Zusätze oder wurden gleich ganz umbenannt:

Projektionsworte

Von westlichen Medien als angebliche DDR-Idiomatismen verwendet, aber in der DDR nie Sprachgut:

  • Apparat – in Anlehnung an Obrigkeit die ganze staatliche Verwaltung und Machtstruktur der Partei (und damit des Staates) bis in den kleinsten Betrieb, in die unwichtigste Organisation, selbst in die Schulen und in die allerletzte Landecke, daraus auch:
  • Apparatnik, Apparat(t)schik – ein (SED-)Parteifunktionär, der aus der Sicht des Apparates, der Partei- und Politbürokratie, denkt, redet und handelt. Als Projektionswort aber umstritten, da es in der russischen Umgangssprache so verwendet wird.
  • Nomenklatura - durch verschiedene übergeordnete SED- Leitungen bestätigte Personen deren Karriere politisch abgesichert war, üblich war von "Kadern" die Rede
  • "Sudel-Ede"Karl-Eduard von Schnitzler, hingegen war "Karl-Eduard von Schnitz..." in der DDR geläufig, denn die letzte Silbe "...ler" war wegen des umgeschalteten Fernsehprogramms (besonders vor 1969 originell und witzig, wo es nur ein DDR-Programm gab!) oder wegen des ausgeschalteten Fernsehapparats nicht mehr zu hören.
  • Vopo – Volkspolizist, hingegen wurde "Bulle", "Grüner" und "Straßenförster" (besonders für die Verkehrspolizei) verwendet.

Kabarettistische Schöpfungen

  • "Geflügelte Jahresendfigur" für Weihnachts-Engel (aus der Satirezeitschrift "Eulenspiegel" karikierte die bemühte offizielle Umgehung religiöser Begriffe). siehe auch Jahresendflügelfigur

und passend dazu:

  • Frühjahrsschokoladenhohlkörper – Schokoladenosterhase
  • "Arbeite mit, plane mit, regiere mit!" was propagandistisch verwendet wurde, wurde im Kabarett Herkuleskeule Dresden umgewandelt zu: "Arbeite mit, plane mit, reagiere mit!", auch "Arbeite mit, plane mit, resigniere mit!"
  • Textilverbundelement - Knopf, sollte zeigen, was das "Neusprech" anrichten kann

Spaßhafte oder ironische Bezeichnungen

In Ost-Berlin (wo ohnehin dominierende Gebäude im Volksmund ironisiert wurden und werden):

  • Palast der Republik
    • Erichs Lampenladen, Erichs Datsche am Kanal, Palazzo Prozzo und Ballast der Republik (sächsische Aussprache, auch mit einem Witz verbunden)
  • Fernsehturm
    • St. Walter und Pik Walter (In Anspielung auf Walter Ulbricht und die Gipfel Pik Lenina, Pik Kommunismus in der UdSSR )
    • Die Rache des Vatikan oder die Rache des Papstes, durch die Strukturierung der Kugel am oberen Ende des Turmes wird das Sonnenlicht in Kreuzform reflektiert, Rache bezieht sich dabei auf die negative Einstellung der SED zur Kirche)
    • propagandistisch: Leuchtturm des Sozialismus; in abgeschwächter Form Telespargel, Pseudo-Volksmund; nur journalistisch und leutselig-offiziell verwendet
  • Haus des Lehrers
    • Bauchbinde für das umlaufende Fresko
  • Alexanderplatz
    • Nuttenbrosche für den "Brunnen der Lebensfreude"

In Leipzig:

  • "Weisheitszahn" für das an die Form eines Zahnes erinnernde Gebäude der Karl-Marx-Universität (jetzt: Universität Leipzig)
  • "Bemm(en)büchse" oder "Blechbüchse" für ein Kaufhaus mit Vorhangfassade aus Aluminiumblech und nierenförmigen Grundriss in Anlehnung an den Aufbewahrungsbehälter für Frühstücks- oder Pausenbrot.

In Dresden:

  • "Denkmal des letzten Straßenbahnschaffners" für das Lenin-Denkmal auf dem damaligen Leninplatz und jetzigen Wiener Platz wegen der charakteristischen Schildmütze, die Lenin, Stalin, Thälmann aber eben auch die Straßenbahnschaffner (die gegen Ende der 1960er Jahre, als das Denkmal gebaut wurde, wegrationalisiert und durch Fahrkartenentwerter ersetzt wurden) trugen.
  • Georgi-Dimitroff-Brücke - die 1945 zerstörte Augustusbrücke bzw. Friedrich-August-Brücke, die nach dem Wiederaufbau den Namen von Dimitroff mit der begründenden Quasi-Legende, warum die Brücke so heiße, dass man bei der Bauplanung beriet und auf dresdnerische Art über die Sandsteine sagte: "Da nähm mor die mit ruff und die mit ruff" ("Da nehmen wir die mit rauf.") Andere Legenden sagten, dass der sächsische König August, wenn er in der Kutsche über die Brücke fuhr, beim Anblick schöner Frauen immer rief: die mit druff und die mit druff!
  • Fresswürfel - Spitzname der Selbstbedienungsgaststätte am Postplatz in der Nähe des Zwingers gelegen, die ein Würfelförmiges Äußeres hatte und neben mehreren Gaststätten Klubräume beherbergte. Eigentlich: "HOG am Zwinger". Das Haus ist heute zu einem Drittel abgerissen und der Rest wird als Kaufhaus für Billigprodukte genutzt.


In Chemnitz (damals Karl-Marx-Stadt):

Datei:Nischel gross.jpg
Der "Nischel" in Chemnitz
  • "Nischel" (ostmitteldeutsch = Kopf, Schädel) - das Karl-Marx-Monument. Dazu folgendes Zitat von Wladimir Kaminer in "Mein deutsches Dschungelbuch", S. 23f.:

"Die Chemnitzer lieben den Metall-Kopf nach wie vor. Als die anderen ostdeutschen Städte in Eile versuchten, sich von den sozialistischen Merkmalen der alten Zeit loszusagen, gab es in Chemnitz keine solche Diskussion. Ob man den Kopf lieber abreißen sollte, stand nie zur Debatte." und "Es war ein sehr großer Kopf, viel größer als unsere in der Sowjetunion, und er kuckte auch anders. Bei uns hatten die Marx-Köpfe immer einen ergreifenden, geradezu raubgierigen Blick, mit Falten auf der Stirn und Augen, die wilde Entschlossenheit ausstrahlten. Unsere Köpfe wollten die Welt verändern."

Außerdem: Dresden und Leipzig:

  • "Tal der Ahnungslosen", weil der Empfang von westlichen Fernsehstationen nicht möglich war, deswegen auch die Deutung der Abkürzung ARD (siehe unten)
  • "Dubčeks letzte Rache": neu eingeführte Tatra-Straßenbahnzüge aus der Tschechoslowakei für fast alle Staßenbahnen der DDR, die so hart und schnell anfuhren, dass alle Fahrgäste, die sich nicht festhielten, durch die Bahn flogen.

Weiter verbreitet:

    • Bissmark/Bismarck (bezieht sich nicht auf den ehemaligen deutschen Kanzler, sondern darauf, dass angeblich im Restaurant jeder Bissen eine Mark koste)
    • "Horch und Guck", "Die Firma" - Synonym für die Staatssicherheit
    • "Sicherheitsnadel" - Synonym für Mitarbeiter der Staatssicherheit
    • "Kamerad Greifzu", "Genosse Greifzu" - Synonym für Mitarbeiter der Staatssicherheit und der Volkspolizei in Anlehnung an den Sportler Paul Greifzu.

Humoristische Deutung von Abkürzungen

  • DDR - "Drei Doofe regieren" (Pieck, Ulbricht und Grotewohl) oder "Drei Doofe rabotern" (in Anlehnung an russ. "rabotat'" = arbeiten und "eingesächsischt") und "Dawaj, dawaj rabotaj(tje)" sinngemäß "Los, los! Arbeiten!" (ebenfalls in Anlehnung an russ. "dawaj" = "Los!", "Beeile dich!", "Spute dich!", "Mach hin!", "Vorwärts!" + "rabotat'" = arbeiten) . Auch: "Der Doofe Rest" oder "Das Deutsche Reich"
  • EDVEggönömisch Dechnisch'r Vordschridd ("versächsischt") auch: Ende der Vernunft
  • FDGB - "Frau Doktor geht baden"
  • SED - "Shop Exquisit Delikat oder Sehen, Einstecken, Deligieren"
  • IFA (Industrievereinigung Fahrzeugbau) – Idioten fahren Auto
  • Konsum - "Kauft, ohne nachzudenken, schnell unseren Mist"
  • Delikat - "Dein Einkommen langt im Kommunismus acht Tage"
  • Palast der Republik - "Palazzo Prozzo" und "Erichs Lampenladen"
  • UDDR in Anlehnung an UdSSR - Unsere Deutsche Demokratische Republik
  • UdSSR - "Unter dem Sofa sitzen Russen." vermutlich in Anlehnung an die bäuerliche Gewohnheit in Russland, (faul) auf dem Ofen zu sitzen oder zu liegen.
  • ZDF-ARDZentrales Deutsches Fernsehen Außer Raum Dresden

Entwicklung nach 1990

Vor und auch nach der Wiedervereinigung der DDR mit der BRD 1990 gab es bis heute einen von der BRD abweichenden dialektunabhängigen Sprachgebrauch, sowohl wegen teilweiser Weiterverwendung der DDR-Sprache als auch wegen sprachlicher Neuschöpfungen. Sofern DDR-spezifische Wörter beibehalten wurden, verwendete man diese mit gleicher aber auch mit neuer Bedeutung. Teilweise werden diese Wörter auch von westdeutschen Massenmedien und der westdeutschen Bevölkerung aufgegriffen, auch wenn sie überwiegend von Ostdeutschen gebraucht werden oder zumindest dort entstanden sind. Davon abgesehen werden natürlich tausende neue bisher nur in Westdeutschland verwendete Wörter, Begriffe und Redewendungen seit 1990 gleichzeitig auch in Ostdeutschland verwendet, wie Arbeitsamt, Sozialhilfe, Finanzamt, Steuererklärung, ... Einige davon wie Arbeitslosenhilfe, Abwicklung, ABM, Treuhand, Sozialhilfe werden offenbar aufgrund der größeren sozialen Deklassierung häufiger benutzt. Insgesamt gilt es mindestens 4 sprachliche bzw. linguistische Bereiche zu unterscheiden:

  1. Wortschöpfungen der DDR-Alltagssprache, zu denen abweichende westdeutsche Analogbegriffe existieren (Plaste, Broiler, Datsche, Feierabendheim, Freunde, Altstoffhandel, Konsum etc.)
  2. Markennamen typischer DDR-Produkte und Firmennamen, die im Westen vor der Wende nicht bekannt waren (Spee, Amiga, SKET, Minol, Mitropa, Piko etc.)
  3. Fachterminologie des sozialistischen Staatsapparats, von Wissenschaft, Industrie, Polizei, Militär, Landwirtschaft, Verwaltung, Rechtsprechung, Philosophie, Politik, z.B. in Form von Abkürzungen (VEB, PGH, HO, LPG, EVP, SERO, Delikat etc.) bzw. Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie, Republikflucht, Antifaschistischer Schutzwall, Marxismus/Leninismus, Dialektischer Materialismus etc.
  4. normale deutsche Wörter, die im Westen nicht anders als im Osten gebraucht werden, in den Neuen Ländern aber aus rein praktischen Gründen häufiger zu hören sind (Treuhandanstalt, Abwicklung etc.)

Einige in der DDR häufiger benutzten Begriffe (ABM, Vorruhestand, Sandmann, Finanzamt, Steuererklärung, Zellophan) scheinen mit der Ost-West-Problematik nichts zu tun zu haben. Merke: der Sandmann ist keine Erfindung des DDR-Fernsehens, sondern eine alte Märchengestalt; ABM und Vorruhestand gab es im Westen schon vor 1989, wenn auch deutlich seltener und Zellophan (eigentlich sogar ein Markenname!) lange vor dem Krieg.

Ungeordnete Beispiele für häufiger in Ostdeutschland verwendete Wörter, Witze und Redewendungen oder Wörter mit neuer Bedeutung:

Beispiele aller Art für die Weiterverwendung der DDR-Sprache (häufiger als in Westdeutschland):

Siehe auch: Westdeutsche Sprache nach 1945, Sprachgebrauch in Österreich, Liste von DDR-Markenprodukten