Hessen-Homburg

Landgrafschaft
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 21. Januar 2005 um 16:15 Uhr durch Ziegelbrenner (Diskussion | Beiträge) (Die Landgrafen von Hessen-Homburg 1622 - 1866). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Hessen-Homburg war eine Landgrafschaft (1622-1866), bestehend aus der Herrschaft Homburg am Fuße des Taunus und der Herrschaft Meisenheim im heutigen Rheinland-Pfalz (zusammen 261 km²).

Hessen-Homburg 1816-1866, Lage der Landesteile Homburg und Meisenheim (Mittelrheingebiet)

Geschichte

Hessen-Homburg war von 1622 bis 1806 Hessen-Darmstädtische Nebenlinie (Sekundogenitur). Da 1622 der Darmstädter Landgraf Ludwig V. mit den Apanagezahlungen erheblich im Rückstand war, erhielt der Gründer der Linie Hessen-Homburg, Friedrich I., Stadt und Amt Homburg vor der Höhe mit »aller Hoch- und Obrigkeit«, aber ohne landesherrliche Gewalt. D. h. Landesherr war weiterhin der Landgraf von Hessen-Darmstadt, auf den beispielsweise der Diensteid geleistet werden musste. Da Darmstadt jedoch verpflichtet war, jährlich 15.000 Gulden an Homburg zu zahlen, und dazu meist nicht in der Lage war, begannen schon früh die Versuche Hessen-Homburgs unabhängig zu werden. 1768 gelang es, durch einen Hausvertrag mit Hessen-Darmstadt, eine Teilsouveränität, zu erreichen.

Von 1806 bis 1814 war Hessen-Homburg mediatisiert und Teil Hessen-Darmstadts. Als einziger der 1803 mediatisierten Fürsten erhielt Landgraf Friedrich V. 1815 in der Wiener Bundesakte sein Land zurück. Es wurde noch vermehrt durch das Amt Meisenheim am Glan (176 km²/Teil des ehemaligen französischen Départements Sarre). An Größe hatte Meisenheim den doppelten Umfang wie die Stammherrschaft Homburg (85 km²); seine Einwohner stellten zum Homburger Jägerbataillon ebenfalls 150 Mann. Von 1815 bis 1866 war Hessen-Homburg ein souveräner Staat im Deutschen Bund. Als mit Landgraf Ferdinand der letzte männliche Vertreter Hessen-Homburgs 1866 starb, war die dynastische Linie im Mannesstamm erloschen, das Land fiel laut Erbvertrag an Hessen-Darmstadt zurück und wurde nach dem Krieg von 1866 an Preußen abgetreten; es wurde Teil der Provinz Hessen-Nassau.

Mit dem Tode von Augusta Friederica in Ludwigslust am 1. April 1871 und ihrer Nichte Caroline Amalie Elisabeth Auguste Friederike Ludowike Christiane Josephine Leopoldine George Bernhardine Wilhelmine Woldemare Charlotte (14 Vornamen!) in Greiz am 18. Januar 1872 ist die Linie Hessen-Homburg ausgestorben.

Bekanntester der Homburger Landgrafen ist Friedrich II., Prinz von Homburg.

Bemerkenswert: Fünf der sechs Söhne des Landgrafen Friedrich V. (Friedrich VI., Ludwig, Philipp, Gustav, Ferdinand) waren Träger des Militär-Maria-Theresien-Ordens.

Die Landgrafen von Hessen-Homburg 1622 - 1866

Friedrich I. (* Darmstadt od. Schloss Lichtenberg, 5. März 1585, † Homburg v. d. Höhe, 9. Mai 1638/reg. 1622 - 1638)

1638-1648 vormundschaftliche Regierung der Landgräfin Margareta Elisabetha von Leiningen-Westerburg-Schaumburg

Wilhelm Christoph gen. Landgraf zu Bingenheim (* Ober-Rosbach, 13. November 1625 - † verm. Bingenheim, 27. August 1681/reg. 1648 - 1669. Verkauft Stadt und Amt Homburg 1669 für 200.000 Gulden an seinen Bruder Georg Christian)

Georg Christian (* Homburg v. d. Höhe, 10. Dezember 1626, † Frankfurt am Main, 1. August 1677/reg. 1669 - 1671. Veräußert Stadt und Amt Homburg 1671 an zwei Kaufleute in Frankfurt; Landgraf Ludwig IV. von Hessen-Darmstadt löst die Verpfändung ein - von 1673 bis 1679 bleibt Hessen-Homburg bei Darmstadt)

Friedrich II. gen. Prinz von Homburg; General der Kavallerie (Brandenburg) (* Homburg v. d. Höhe, 30. März 1633, † Homburg v. d. Höhe, 24. Januar 1708/löst 1679 das verpfändete Amt Homburg aus und reg. 1680 - 1708)

Friedrich III. Jacob Gouverneur von Tournay, Gouverneur von Breda, General der Kavallerie (Niederlande) (* Berlin, 19. Mai 1673, † Hertogenbosch, 8. Juni 1746/reg. 1708 - 1748)

Friedrich IV. Carl Ludwig Wilhelm (* Braunfels, 15. April 1724, † Homburg v. d. Höhe, 7. Februar 1751/reg. 1748 - 1751)

1751 bis 1766 vormundschaftliche Regierung der Landgräfin Louise Ulrike von Solms-Braunfels

Friedrich V. Ludwig Wilhelm Christian (* Homburg v. d. Höhe, 30. Januar 1748, † Homburg v. d. Höhe, 20. Januar 1820/reg. 1766 - 1820)

Friedrich VI. Joseph Ludwig Carl August General der Kavallerie (Österreich) (* Homburg v. d. Höhe, 30. Juli 1769, † Homburg v. d. Höhe, 2. April 1829/reg. 1820 - 1829)

Ludwig Wilhelm Gouverneur von Luxemburg/General der Infanterie (Preußen) (* Homburg v. d. Höhe, 29. August 1770, † Luxemburg, 19. Januar 1839/reg. 1829 - 1839)

Philipp August Friedrich' Gouverneur der Bundesfestung Mainz/Feldzeugmeister (Österreich) (* Homburg v. d. Höhe, 11. März 1779, † Homburg v. d. Höhe, 15. Januar 1846/reg. 1839 - 1846)

Gustav August Friedrich General der Kavallerie (Österreich) (* Homburg v. d. Höhe, 17. Februar 1781, † Homburg v. d. Höhe, 8. September 1848/reg. 1846 - 1848)

Ferdinand Heinrich Friedrich General der Kavallerie (Österreich) (* Homburg v. d. Höhe, 26. April 1783, † Homburg v. d. Höhe, 24. März 1866/reg. 1848 - 1866)

Militär von Hessen-Homburg 1817 – 1866

Datei:Jaeger 1866.png
Jäger von Hessen-Homburg 1866, Zigarettensammelbild der 30er Jahre (20 Jhdt.)

Eine »stehendes Heer« hatte es in Hessen-Homburg vorher nicht gegeben; allenfalls eine Schlosswache. Als 39. und frischgebackenes Mitglied des Deutschen Bundes hatte Hessen-Homburg ein Kontingent zum Deutschen Bundesheer zu stellen. Der hessen-homburgische Truppenbeitrag waren 300 Mann Infanterie, die zusammen mit den den Truppen Anhalts das 6. und 7. Bataillon der Reservedivison bildeten und zur Besatzung des Bundesfestung Mainz gehörten. Das landgräfliche Aufgebot bestand aus einer Jägerabteilung mit zwei Kompanien und stand unter dem Befehl des Oberstleutnants von Silber, der auch gleichzeitig Hofbibliothekar war. Dienstpflichtig waren alle Homburger Untertanen zwischen dem zwanzigsten und sechsundzwanzigsten Lebensjahr; nach einer jährlichen Musterung wurde durch das Los bestimmt. Naturgemäß gab es zahlreiche Ausnahmeregelungen: Neben den Wehrpflichtigen gab es Freiwillige und sogenannte »Einsteher«, die die Pflichtigen ersetzten und dafür von ihnen 45 Gulden im Jahr erhielten. Ursprünglich unifomiert wie das hessen-darmstädtische Regiment »Erbprinz«, glich die Uniform ab 1839 der der preußischen Gardeschützen. Ab 1849 wurde dann die hier abgebildete Uniform getragen. Das Homburger Scharfschützenbataillon kam 1866 zum preußischen Infanterieregiment Nr. 87