Serbien ist heute neben Montenegro eine der beiden letzten in der Bundesrepublik Jugoslawien verbliebenen Teilrepubliken. Es besteht aus den Regionen Vojvodina und dem eigentlichen Serbien (auch: Engeres Serbien oder Alt-Serbien). Formell gehört auch die serbische Provinz Kosovo, die seit Juni 1999 unter UN-Verwaltung steht, immer noch zu Jugoslawien.
- Fläche: 88 361 km2
- Einwohner 9 Millionen 778 991 (Volkszählung 1991)
- Hauptstadt: Belgrad
Die Zusammensetzung der Bevölkerung ist in den drei Provinzen sehr unterschiedlich. Im eigentlichen Serbien leben zum allergrößten Teil Serben. Das Kosovo wird heute noch stärker als vor dem Kosovo-Krieg von Albanern dominiert; die Vojvodina ist schon seit Jahrhunderten geprägt durch ein buntes Völkergemisch - v.a. aus Serben, Ungarn, Slowaken und früher auch Deutschen. In die Vojvodina und in das alte Serbien kam in den letzten Jahren etwa eine halbe Million Binnenflüchtlinge aus den Kriegsgebieten in Kroatien, Bosnien und im Kosovo.
Geschichte Serbiens
Serbien stand von seinen Anfängen bis zu seiner endgültigen Unabhängigkeit 1878 die meiste Zeit unter dem Einfluss des byzantinischen bzw. osmanischen Reichs - teils war es Vasallenstaat, teils dem Reich völlig einverleibt. Eine Ausnahme war die Zeit des unabhängigen Großserbischen Reichs (1180 - bis ca. 1355).
Zur Zeit des römischen Reiches gehörte das Gebiet des heutigen Serbien zur Provinz Moesia superior. Seit dem Zerfall des Reiches 395 gehörte es zum oströmischen (byzantinischen) Reich.
Etwa im 6. Jahrhundert siedelten sich Slawen auf dem Gebiet des heutigen Serbien an.
Bis ins 9. Jahrhundert lebten die Serben unter nominaler Oberherrschaft des byzantinischen Reiches und in relativ friedlicher Nachbarschft mit den Bulgaren. Der oberste Mann im Staat war der sogenannte Groß-Župan, der von den anderen Župans als Anführer anerkannt wurde.
830 schlossen sich die in loser Nachbarschaft lebenden Stämme unter Župan Vlastimir zu einem staatenähnlichen Gebilde zusammen, um sich gegen die nun unter Khan Presiam gegen Byzanz vordrängenden Bulgaren wehren zu können. Dieser Staat hieß nach seiner Hauptstadt Ras (nahe dem heutigen Novi Pazar Raszien (Raška).
Unter Vlastimir und seinen Nachfolgern wurde Serbien (Raszien) in der 2. Hälfte des 9. Jahrhunderts wahrscheinlich unter direktem Einfluss der "Slawenapostel" Kyrill und Method von Byzanz aus orthodox christianisiert.
Im Zuge der Auseinandersetzungen zwischen Bulgarien und Byzanz im 10. Jahrhundert war Serbien eher Byzanz zugeneigt. Um diese Gefahr auszuschalten, gab der bulgarische Zar Symeon vor, ?aslav, einen am bulgarischen Hof aufgewachsenen Urenkel Vlastimirs als Groß-Župan einsetzen zu wollen. Dies war aber nur ein Vorwand, um Serbien als Provinz zu annektieren. ?aslav wurde zusammen mit anderen Župans gefangen genommen. Viele, die nicht schon vorher geflohen waren, flohen nach Griechenland oder Kroatien.
Nach Symeons Tod 927 kehrte ?aslav als Befreier nach Serbien zurück. Er erkannte Byzanz als oberste Authorität an und bekam dafür Hilfe beim Wiederaufbau des Landes. Unter ?aslav bekam der Staat, der etwas größer war als unter Vlastimir, wieder inneren Zusammenhalt. Nach seinem Tod bei einem Angriff der Ungarn zerfiel er aber wieder.
Im 11. Jahrhundert gab es das erste international anerkannte serbische Königtum unter Mihaljo von Zeta. Dieser hatte zuerst - u.a. durch seine Heirat - eine engere Verbindung zu Byzanz gesucht. Als aber Byzanz im Kampf gegen die Normannen geschwächt war, brach er seine Neutralität und unterstützte einen Aufstand der Makedonier gegen die byzantinische Oberherrschaft. Nachdem dieser gescheitert war, suchte er Unterstützung im Westen, beim Papst. Mitverantwortlich für diese Wende war auch, dass Mihaljo ein eigenes Erzbistum und den Königstitel wollte. Der Papst, der nach dem Schisma von 1054 Interesse daran hatte, die Herrscher an den Rändern seines Einflussgebietes für sich zu gewinnen, ernannte Mihaljo zum König und machte somit sein Land Duklja zum ersten anerkannten serbischen Königtum.