Der Palast der Republik ist ein Gebäude auf der Spreeinsel im Zentrum Berlins. Bis 1990 lag er in Ostberlin am Marx-Engels-Platz (heute wieder Schloßplatz).
Entstehung
Nach Sprengung des im Krieg teilzerstörten Berliner Stadtschlosses im Jahr 1950 (wegen der Ablehnung der Sanierung eines Symbols des preussischen Miltitarismus, außerdem suchte die DDR-Staatsführung unter Walter Ulbricht nach einem Symbol der neuen Staatlichkeit) und einer zwischenzeitlichen Nutzung des Geländes als Fest- und Aufmarschplatz und Politiker-Tribüne wurde der Palast der Republik am 26. April 1976 nach 32-monatiger Bauzeit eröffnet. Chefarchitekt war Heinz Graffunder mit Karl-Ernst Swora, Wolf R. Eisentraut, Günter Kunert, Manfred Prasser und Heinz Aust.
Lage und Größe
Der Palast der Republik liegt an der Straße Unter den Linden, etwa gegenüber vom Lustgarten und dem Berliner Dom in der Nähe des Alexanderplatzes, direkt am Ufer des Spreekanals. Ganz in der Nähe befindet sich das heute noch erhaltene Staatsratsgebäude der DDR, in dem ab Oktober 2005 die European School of Management and Technology ihre Arbeit aufnehmen will.
Das Gebäude hat eine kubische Form mit einen Länge von 180 m, einer Breite von 85 m und einer Höhe von 32 m. Die Höhe orientierte sich an der des benachbarten Marstalls und des Staatsratsgebäudes. In einem Park neben dem Palast befindet sich eine Denkmal von Marx und Engels. (siehe Marx-Engels-Forum)
Nutzung
Dem Bau des Palastes der Republik lag das Konzept eines Volkshauses zugrunde, das im 19. Jahrhundert vor allem von der sozialistischen Arbeiterbewegung verfochten und etwa in Belgien, Frankreich (vgl. Centre Georges Pompidou), den Niederlanden oder Schweden (vergl. Kulturhuset in Stockholm) zu umfangreichen Bauten führte. Vor allem in der frühen UdSSR wurden Kulturhäuser zu Symbolen der neuen Staatsmacht. In Deutschland bauten vor allem die Gewerkschaften solche Anlagen. In der DDR wurde die Aufgabe des "Kulturhauses" oder "Kulturpalastes" zu einer eigenständigen der Architekturtheorie. Die oft zu lesende Behauptung, der klassizistische Architekt Carl-Friedrich von Schinkel habe bereits solche Bauten geplant, ist hingegen nicht korrekt. Der Palast der Republik zeigte sich vor allem mit seinen umfangreichen Foyers, den Restaurants, der Kegelbahn, aber auch mit dem Großen Saal für Veranstaltungen als Kulturpalast. Auf Grund des weitgehenden Fehlens ähnlicher Anlagen im Zentrum Ost-Berlins war ihm die Publikumsgunst sicher. Aufgrund der zahllosen Leuchten der Foyerdeckenbeleuchtung, wurde das Gebäude im "Westfernsehen" - dem Fernsehen der DDR wäre eine solche Lockerheit nicht möglich gewesen - und im Volksmund auch Erichs Lampenladen (anspielend auf Staats- und Parteichef Erich Honecker) genannt.
Das Gebäude diente einerseits im kleineren Saal als Sitz der Volkskammer, des machtlosen und nicht in demokratischen Wahlen zusammen gesetzten Parlaments der DDR, aber gleichzeitig auch im großen, variabel einzurichtenden Saal als beliebte Stätte der Kultur und Begegnung. Die wichtigste repräsentative Nutzung waren die alle fünf Jahre stattfindenden SED-Parteitage, auf deren Mitgliederzahl auch die Größe des Saals abgestimmt war.
Auftritte nationaler und internationaler Künstler (Udo Lindenberg, Harry Belafonte und viele andere), ein eigenes kleines Theater im Palast (TiP), Ausstellungen, Restaurants mit bevorzugter Belieferung, ein Eiscafé, eine Milchbar, eine Disko, ein (jeden Tag geöffnetes) Postamt, Bowlingbahnen, großformatige Gemälde von 16 prominenten DDR-Künstlern im Foyer (Willi Sitte, Walter Womacka, Wolfgang Mattheuer und andere; unter dem Motto "Wenn Kommunisten träumen"), zahlreiche weitere Kunstwerke und aus Schweden importierter weißer Marmor machten aus diesem Bau etwas für DDR-Verhältnisse einzigartiges.
Entwicklung ab 1990
1990 wurde der Palast wegen Asbestverseuchung geschlossen. Bereits zu seiner Bauzeit war davor gewarnt worden, die Stahlkonstruktion mit Asbestzement gegen Feuer zu isolieren. Seit 1980 wurde auch immer wieder von erhöhter Asbestbelastung der Atemluft gewarnt, zeitweilig lief der Palast nur mit Sondergenehmigungen. Frei fliegende Asbestfasern sind seit der Antike als Gesundheitsgefahr bekannt, die Verwendung von Asbestzement seit drei Jahrzehnten im Westen Europas kategorisch verboten. 1990 wurde der Palast deswegen auf Anweisung der ersten und einizig frei gewählten Volkskammer geschlossen, als absehbar war, dass europäische und bundesrepublikanische Arbeitsschutz- und Gesundheitsnormen auch für die DDR Geltung haben würden. Der Palast ist also nicht, wie oft zu lesen ist, auf Anweisung von "West-Behörden" geschlossen worden. Nach aufwändiger Asbestbeseitigung in den Jahren 1998 bis 2001 und mehreren Architektenwettbewerben zum Umgang mit dem historischen Schloss-Gelände beschloss der Bundestag 2003 den Abriss des Palastes sowie die zwischenzeitliche Anlage einer Grünfläche, bis denn einmal das so genannte "Humboldt-Forum" für die Museen außereuropäischer Kulturen (derzeit in Berlin-Dahlem), die Berliner Zentral- und Landesbibliothek und die wissenschaftshistorischen Sammlungen der Humboldt-Universität errichtet wird. Dessen Fassaden sollen nach dem Vorbild der barocken Fassaden des 1950 gesprengten Berliner Schlosses rekonstruiert werden. Allerdings hat der Bundestag weder die Finanzierung des Humboldt-Forums – dessen Baukosten auf 590 Millionen Euro geschätzt werden – noch die eines Architekturwettbewerbs oder der Zwischennutzung abgesichtert. Lediglich der Abriss des Palastes ist finanziert, er wird nach umstrittenen Planungen der Berliner Senatsbauverwaltung auf 20 Millionen Euro geschätzt, andere Zahlen gehen von bis zu 60 Millionen Euro aus. Im Frühjahr 2004 begann die "Zwischennutzung" des Palastes der Republik Events unter der Bezeichnung Volkspalast.
Wenn die Bodenwanne, wie derzeit nach heftigen Protesten gegen ihre Zerstörung geplant, nicht zerstört und beim Abriss des Oberbaues gegen Auftrieb durch das umgebende Grundwasser gesichert wird, ist keine Gefahr für die umgebenden Gebäude vorhanden. Im Frühjahr 2005 wollte die Regierung endgültig den Abriss des Palasts der Republik beginnen und voraussichtlich Mitte 2006 damit fertig sein, was inzwischen jedoch wieder verschoben wurde.