Zum Inhalt springen

Die Jangada

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 6. Februar 2008 um 00:03 Uhr durch J.-H. Janßen (Diskussion | Beiträge) (Inhalt: + Literatur). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Titelblatt der französischen Originalausgabe

Die Jangada ist ein Roman des französischen Schriftstellers Jules Verne (1828 - 1905). Das Buch wurde unter dem Titel La Jangada zum ersten Mal 1881 in zwei Bänden veröffentlicht; die erste deutsche Übersetzung erschien 1882. Der Roman wurde in Deutschland auch unter dem Titel 800 Meilen auf dem Amazonas veröffentlicht. Das Buch wurde in den 1990er-Jahren verfilmt.

Inhalt

Hauptfigur ist Joam Garral, der Eigentümer einer Hacienda und Plantage ist, die jenseits der brasilianischen Grenze in Peru am Ufer des Amazonas liegt. Joam Garral wurde vor Beginn der eigentlichen Handlung als junger Mann halbverhungert im Urwald aufgefunden und von dem Portugiesen Magalhaes, dem Begründer der Hazienda gesundgepflegt und in die Familie aufgenommen. Joam Garral heiratete Magalhaes Tochter und übernahm die Leitung der Hazienda, reiste jedoch niemals nach Brasilien.

Die eigentliche Handlung des ersten Bandes setzt 23 Jahre später ein, als Minha, die Tochter Joam Garrals heiraten will. Die Hochzeit soll bei den Schwiegereltern, die in Belém leben, gefeiert werden. Für die Reise lässt Joam Garral ein riesiges Floß, die Jangada, bauen, auf dem ein komplettes Dorf einschließlich Kirche Platz findet.

Mit an Bord gehen außer den Dienern und Tieren der Familie sowie dem Priester, der die Trauung vornehmen soll, der Friseur Fragoso. Letzterer wurde zuvor von Garrals Kindern Benito, seiner Schwester Minha und deren Verlobtem Manoel halbverhungert im Urwald aufgefunden.

Auf der Reise lernt Fragoso den Sklavenjäger Torres kennen, der sich der Reisegesellschaft anschließt. Als Kaimane das Floß angreifen, rettet Torres das Leben Joam Garrals. Später versucht Torres, Joam Garral zu erpressen. Der Leser erfährt, dass Joam Garral in Wahrheit Joam Dacosta heißt und vor langer Zeit aus Brasilien fliehen musste, weil er wegen Diamantenraubes zum Tode verurteilt wurde. Torres besitzt den Beweis für Joam Garrals Unschuld, ein schriftliches Geständnis des wahren Räubers, der sich auf dem Totenbett Torres anvertraute. Als Joam Garral nicht auf die Erpressung eingeht, verlässt Torres die Reisegesellschaft. Als die Jangada die nächste Stadt, Manaus, erreicht, wird Joam Garral verhaftet.

Der zweite Band des Romans spielt in Manaus. Benito, Fragoso und Manoel stellen Torres auf einer Klippe außerhalb der Stadt. Benito tötet Torres im Zweikampf und nimmt der Leiche den Brief ab, der Joam Garrals Unschuld beweisen soll. Leider ist der Brief in einer Geheimschrift verfasst. Ein Großteil des Bandes schildert die Versuche des Richters Jarriquez, der für den Fall zuständig ist, die Geheimschrift zu entziffern. Selbstverständlich hat der Richter im letzten Kapitel Erfolg und kann die Hinrichtung Joam Garrals verhindern.

Das Buch ist spannend und ohne Abschweifungen erzählt, insbesondere der zweite Band. Im ersten Band schildert der Autor die Reise über den Fluss und die Besuche der Städte und Dörfer an seinen Ufern. Die Geschichte wird erst spannend, als Torres zu der Reisegesellschaft stößt und Joam Garral verhaftet wird. Für Humor sorgt lediglich Fragoso, der in den Eingeborendörfern auf der Reise als Friseur arbeitet und den Eingeborene modische Frisuren verpasst.

Das Handlungselement der Geheimschrift kommt auch in anderen Werken Jules Vernes, zum Beispiel Reise zum Mittelpunkt der Erde oder Mathias Sandorf vor. Kurioserweise ist das Dokument, das Joam Garrals Unschuld beweisen soll, auf französisch abgefasst, obwohl der Täter kein Franzose ist und diese Sprache wohl auch nicht beherrscht.

Literatur

  • Heinrich Pleticha (Hrsg): Jules Verne Handbuch. Deutscher Bücherbund/Bertelsmann, Stuttgart und München 1992