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Das Hofgut Oberfeld Darmstadt ist Teil des Oberfeldes, einer von Landwirtschaft und Kleingärtnern genutzten Fläche in unmittelbarer Nachbarschaft zum urbanen Darmstadt. Das Oberfeld mit dem Hofgut ist die letzte landwirtschaftlich genutzte Fläche innerhalb der Stadtgrenzen. Aber sie ist auch Naherholungsgebiet für die Stadtbewohner und Frischluftschneise für die Stadt. Der größte Teil des Oberfelds – 135 ha - ist Hofgutland. Daneben gibt es einige - oft geteilte - Äcker, Wiesen und Gärten in Streubesitz. Das Hofgut Oberfeld, vormals Hofmeierei, war erst Hofdomäne der Großherzöge von Hessen-Darmstadt und später Staatsdomäne des Landes Hessen. Die Wirtschaftsgebäude stehen unter Ensemble- bzw. Denkmalschutz. Zur Liegenschaft gehören heute zwei der drei Arbeiterhäuser aus der Hessischen Landesaustellung für freie und angewandte Kunst von 1908. Benachbart liegt die Dreibrunnenquelle, die älteste städtische Brunnenanlage. Die Zukunft des Hofgutes und des Oberfeldes war längere Zeit ungewiss. Auf Betreiben der Initiative Domäne Oberfeld e.V., eines gemeinnützigen Zusammenschlusses Darmstädter Bürgerinnen und Bürger, sind heute die Wirtschaftsgebäude Eigentum einer Stiftung Hofgut Oberfeld. Die Stiftung ist Pächter des Domänenlandes. Das Oberfeld soll als Offenland, Frischluftschneise und Naherholungsgebiet erhalten bleiben. Die Umstellung des Hofgutes Oberfeld zum ökologischen Landwirtschaftsbetrieb mit Direktvermarktung hat begonnen. Eine Initiative „Lernort Bauernhof“ hat ihre Arbeit aufgenommen. Der Verein Lebensweg e.V. plant den Aufbau von Wohn- und Arbeitsplätzen für behinderte Menschen im Zusammenhang mit dem Hofgut.
Lage
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Das Oberfeld grenzt im Westen unmittelbar an den Park Rosenhöhe und an das Stadtgebiet mit Wohnbebauung und Gewerbeflächen. In historischen Darstellungen wird deutlich, dass sich die Stadt in das Oberfeld ausgebreitet hat. Die Hofstelle der Domäne, das Hofgut Oberfeld, befindet sich in der Erbacher Straße. Im Norden, Osten und Süden ist das Oberfeld von Wäldern umgeben: die Fasanerie im Norden, die Waldgebiete um den Woogsberg im Nordosten, im Südosten die Wälder um Vordersten und Hintersten Kahlerberg, im Süden das Waldgebiet um den Glasberg.
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In den umgebenden Wäldern gibt es Gewässer, Feuchtflächen, Teiche und Waldwiesen verschiedener Nutzungsintensität, wobei die letzteren z.T. zum Domänenland gehören. Die landwirtschaftliche Nutzfläche des Hofgutes Oberfeld besteht aus mittleren bis leichten Böden. Der Osten Darmstadts, zu dem das Oberfeld zählt, wird bis etwa zur Mathildenhöhe zum Vorderen Odenwald gerechnet, der Nordosten zum Naturraum Messeler Hügelland.
Geschichte des Oberfelds
Besiedelung/ Nutzung
Aus der Geschichte der Stadt Darmstadt ist bekannt, dass Darmstadts Stadtgebiet altes Siedlungsland ist. <ref>[Battenberg, Friedrich u.a., Darmstadts Geschichte. Fürstenresidenz und Bürgerstadt im Wandel der Jahrhunderte, Darmstadt 1980, S. 11 ff.] Historische Ansichten der Stadt zeigen Darmstadt im landwirtschaftlich genutzten Umland. Innerhalb der städtischen Mauern lebten im Mittelalter 1000 - 1500 Einwohner. Darmstadt war Handelsplatz, aber die städtischen Ackerbürger lebten hauptsächlich von der Land- und Forstwirtschaft. <ref>[Stadtlexikon Darmstadt, hrsg.v. dem Historischen Verein für Essen, Stuttgart 2006, S.858] Das Oberfeld nutzten die Darmstädter bereits 1110 als Ackerland. Gut 200 Jahre, bevor Darmstadt die Stadtrechte erhielt, bestellten die Bauern der kleinen Ortschaft drei Flure: Das Oberfeld im Osten, das Niederfeld im Westen und das Lecherfeld Richtung Weiterstadt. <ref>(Kulturdenkmäler in Hessen. Stadt Darmstadt, hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Wiesbaden 1994, S. 363] Weitere Rodungen im Oberfeld erfolgten im 14. Jahrhundert, um für die wachsende Darmstädter Bevölkerung zusätzliche Ackerflächen zu gewinnen. <ref>[Stadtlexikon Darmstadt a.a.O., S. 680] In der städtischen Chronik findet das Oberfeld im Zusammenhang mit der landwirtschaftlichen Versorgung der Bevölkerung Erwähnung. So war die Stadt durch Dreißigjähriger Krieg, Pest und Hungersnöte so verelendet, dass die Verantwortlichen große Anstrengungen unternahmen, die Erträge der Landwirtschaft durch Auflagen zu steigern. 1649 wurde die Dreifelderwirtschaft neu angeordnet, nachdem diese für die damalige Zeit geltende Grundregel einer ergiebigen Wirtschaftsweise überall durchbrochen worden war. „Nachdem ... Darmbstatt verschiedene felder hat, so soll dieses 1649te jahr das Haynemer feld zu wintersaat, das nechste 1650 jahr aber das Oberfeld zur Sommersaat und dann in anno 1650 das Lächerfeld zur brach gebraucht werden.“ <ref>[Müller, Adolf, Aus Darmstadts Vergangenheit, Selbstverlag der Stadt Darmstadt, Darmstadt 1930, S.77] In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts war ebenfalls eine Notsituation, die Anlass gab, sich intensiv mit der Landwirtschaft zu beschäftigen. Die Landesherren in Hessen-Darmstadt lebten über ihre Verhältnisse. Die Schuldensumme hatte sich auf knapp 5 Millionen Gulden angehäuft und Landwirtschaft und Gewerbe zeichneten sich durch eine – im Vergleich mit anderen Ländern – niedrige Produktivität aus. Eine aus diesem Grund eingesetzte Landkommission zur Verbesserung des Nahrungsstandes unter Leitung von Friedrich Karl von Moser ermittelte, dass rund 75 % der Bevölkerung ihre Existenzgrundlage aus der Landwirtschaft bezogen. Die Verbesserung der landwirtschaftlichen Produktionsweise erschien als Schlüssel zur besseren Versorgung der Bevölkerung und zur Erholung der Staatsfinanzen. In drei Stufen sollte die Reform greifen: In Gebieten, in welchen immer noch die Zweifelderwirtschaft oder das System der mehrjährigen Brache praktiziert wurde, sollte die Dreifelderwirtschaft eingeführt werden. Die Brache sollte mit Klee und Futterkräutern besömmert und der Norfolker Fruchtwechsels (Rüben, Gerste und Hafer, Klee, Weizen) praktiziert werden. Die Haltung des Rindviehs im Stall, statt im Feld oder im Wald sollte die Dungproduktion erhöhen. <ref>[Battenberg, Friedrich u.a., a.a.O., S. 274] Zwischen 1820 und 1830 hatte sich die Bevölkerung in den Staaten des „Deutschen Bundes“ stark vermehrt. Über 70 Prozent der Menschen lebten auf dem Land. Neben Versorgungsschwierigkeiten kamen die oft drückenden Steuern und Abgaben an die Grundbesitzer. <ref>[Engelmann, Bernt, Wir Untertanen. Ein Deutsches Anti-Geschichtsbuch, München 1974; ISBN 3-570-00911-4, S.236] 1830 kam es im Großherzogtum Hessen-Darmstadt zu einer Erhebung der Bauern, bei der mehrere tausend Mann in starken Haufen gen Darmstadt rückten und die Abschaffung von Fronen und Adelsvorrechten fordern. Der Aufstand wurde durch den Einsatz aller verfügbaren Truppen niedergeschlagen. <ref>[Engelman, Bernt, ebd., S. 267] Von [Auswanderung] nach Nordamerika war in dieser Zeit viel die Rede, auch bei den Oberfeld-Anrainern. Viele wanderten aus. Bis Bremen z.B. fuhr der Rheindampfer Prinzessin von Preußen. In Bremen bzw. Bremerhafen wurde nach Übersee eingeschifft. <ref>[Katja Behrens, Roman von einem Feld, Darmstadt 2008, ISBN 978-3-87820-126-7, S.93] Neben der Nutzung durch die Landwirtschaft wurden im Süden des Oberfelds seit dem 16. Jahrhundert Steinbrüche betrieben. Zeitweise wurde nach Kupfer und Eisenerz geschürft. <ref>[Stadtlexikon Darmstadt, a.a.O., S. 680] Der Steinbruch am Querweg wurde in der Zeit des Nationalsozialismus zugeschüttet. Der Steinbruch am Scheftheimer Weg, der zu dieser Zeit noch beliebter Versammlungsort der nationalsozialistischen Jugendorganisationen war, wurde später mit dem Schutt der Darmstädter Kriegsruinen aufgefüllt. <ref>[Katja Behrens, ebd., S.143 und S.61] Noch heute dominiert im Oberfeld in direkter Angrenzung an die Stadt Landwirtschaft und Kleingärtnerei. Davon abgesehen haben sich seit langem die Darmstädterinnen und Darmstädter das Oberfeld als kurzen Weg ins Grüne erschlossen. Die Wege werden zu allen Jahres- und Tageszeiten von Radfahrern, Spaziergängern und Jogger genutzt. Das Oberfeld ist ein beliebtes Naherholungsgebiet.„..., weil ja jetzt erst mit dem Oberfeld und seinem umgebenen Wald die weiche, mütterliche, naturhafte Hälfte beginnt, die — ohne Straßen und Häuserzeilen, ohne Lärm, Geschäfte und Reklame auskommend - dennoch ganz zu unserer Stadt gehört und sie zu einem atmenden, fühlenden Wesen werden lässt." <ref>[Feigel, Hans, Das Oberfeld, in: Erlebte Vergangenheit. Darmstädter Bürger erzählen IV, hrsg. vom Seniorenrat Darmstadt, Darmstadt 1986, S. 41 ff.]
Fürstliche Hofmeierei
Die Hofmeierei in Darmstadt war Besitz der Grafen von Katzenelnbogen. Nach Aussterben der männlichen Linie im Jahr 1479 und Erbstreitigkeiten fiel das Erbe 1557 an die Landgrafschaft Hessen. Durch Erbteilung der Landgrafschaft veranlssst durch Landgraf Philipp den Großmütigen gingen Teile des Besitzes 1567 mit der Hofmeierei an die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt. Die Hofmeierei gehörte damit schon vor der Regierungsübernahme durch Landgraf Georg I (1576) zum Familieneigentum des landgräflichen Hauses. Die Eigentumsfrage wurde 1820 neu geregelt. Mit der Verfassung vom 17. Dezember 1820 im Großherzogtum Hessen, die von Großherzog Ludwig I. eingeführt wurde, erhielten erbliche Monarchie und "heilige und unverletzlicher" Person des Großherzogs konstitutionellen Rang. Privateigentum des Großherzogs und Staatseigentum des Herzogtums wurden rechtlich getrennt. Die Domäne Hofmeierei erhielt eine besondere Rechtsstellung. Sie wurde nicht der staatlichen Forst- und Domänenverwaltung unterstellt, sondern den regierenden Großherzögen zur privaten Nutzung und für den Bedarf des Hofes als Bestandteil einer Großherzoglichen Zivilliste und als so genanntes Kammergut überlassen. Zur alten Darmstädter „Fürstl. Brau und Mayerey“ gehörten Anlagen wie Mühle, Brauerei, Brennerei, Marstall, Zehntscheuer, Hühnerhof und weitere Gebäude. Die Hofmeierei befand sich bis zum Ende des 16. Jahrhunderts südlich vom Residenzschloss Darmstadt. Im Laufe der Zeit wurden die Wirtschaftsgebäude Zug um Zug nach Norden vor das Sporertor an den Rand des Herrngartensverlegt. Seit 1717 gab es dort neben Wohngebäuden, Viehställen, Scheunen die Brennerei, Brauerei, Oel- und Schrotmühle und ein Wirtshaus. Nebenbetriebe existierten in Auerbach und Seeheim. 1818 wurden Brauerei und Geflügelhof aufgegeben und die Anlage in einen Meierei-Musterbetrieb umgewandelt, die alten Gebäude wurden abgerissen und 1819 von Georg Moller neu errichtet. Ende des 19. Jahrhunderts musste die Hofmeierei dem Neubau der Technischen Hochschule weichen. Seitdem hat sie ihren jetzigen Standort in der Erbacher Str. 125 neben der Dreibrunnenanlage. Stallungen und Wirtschaftsgebäude am neuen Standort wurden im Jahre 1892 errichtet. 1902 kamen ein Wohnhaus und ein großes Wohn- und Stallgebäude hinzu. <ref>[Darmstädter Stadtlexikon, aa.o, S.406] Das gesamte Anwesen steht unter Ensembleschutz und darf nicht wesentlich verändert werden. Zwei kleinere Fachwerkhäuser und der Kuhstall, ein großes Stallgebäude aus Ziegelsteinmauerwerk, stehen unter Denkmalschutz. 1892, bei seinem Regierungsantritt, hatte der letzte Großherzog von Hessen Darmstadt, Ernst Ludwig, seinen Verzicht auf die Selbstbewirtschaftung der Domäne erklärt. 1896/97 übernahm der letzte großherzogliche Hofverwalter, Wilhelm Schwarz, die Hofmeierei als Domänenpächter. Nach der Novemberrevolution 1918 wurde Darmstadt Hauptstadt des neu gegründeten Volksstaat Hessen. Bei den Vermögensauseinandersetzungen und Abfindungsverhandlungen mit Großherzog Ernst Ludwig im Jahre 1919 gingen auch die Hausdomänen einschließlich der Hofmeierei in staatlichen Besitz über.
Staatsdomäne Oberfeld
Die Staatsdomäne Oberfeld des Landes Hessen steht in der Rechtsnachfolge der Großherzoglichen Hofmeierei Oberfeld durch Abdankung des letzten Landesherrn von Hessen- Darmstadt nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und der Auflösung des Deutschen Kaiserreichs. Der Pächter der Großherzoglichen Domäne, Wilhelm Schwarz, übernahm die Staatsdomäne als erster Pächter. 1928 wurde Gustav Vierling sein Nachfolger. Zu dieser Zeit arbeiteten etwa 50 Leute auf dem Hof. <ref>[Katja Behrens, a.a.O., S. 60] Die Mechanisierung der Landwirtschaft stand am Anfang. Die Felder wurden mit Pferden bestellt. Der große Milchstall war eine wichtige Einnahmequelle des Hofes. Bis zu 1.500 Liter Milch wurdenn täglich ausgeliefert. Die Milchkutsche des Domänenpächters Vierling tat bis 1939 ihren Dienst. Am 11. September 1944 wurde in Darmstadt in der so genannten Brandnacht durch einen Großangriff der Royal Air Force mit anschließendem Feuersturm 99 Prozent der Alt- und Innenstadt zerstört. Auch das Wohnhaus der Staatsdomäne Oberfeld, ein Teil der Nebengebäude und die Baracken, in denen in der Kriegszeit Fremd- und Zwangsarbeiter untergebracht waren, gingen in Flammen auf. Das Oberfeld war Zufluchtsort für die Überlebenden der Stadt. Sie kampierten auf nackter Erde. <ref>(Katja Behrens, a.a.O., S.61] Im März 1945 besetzten die Amerikaner die zerstörte Stadt. Auf den Feldern des Domänenpächters arbeiteten die Ausgebombten und die ersten Kriegsheimkehrer für Unterkunft und Essen.<ref>[Katja Behrens, a.a.O., S.163] 1945 war auch das Geburtsjahr der Fohlenstute Halla auf dem Hof von Gustav Vierling. Sie wurde eine Berühmtheit. Nach vielen großen Siegen unter Hans Günter Winkler im Sattel bekam Halla bis zu ihrem Tod 1979 das Gnadenbrot auf dem Oberfeld. In der Nachfolge von Gustav Vierling übernahm sein Sohn Eberhard Vierling den Hof. Über die Jahre veränderte sich der Betrieb. Die Pferdezucht wurde aus wirtschaftlichen Erwägungen aufgegeben. Kühe gab es bis etwa 1970. Die Schweine wurden abgeschafft. Der Betrieb wurde mit moderner Landwirtschaftstechnologie betrieben, die Wirtschaft auf Zuckerrüben und Saatgut umgestellt. Eberhard Vierling arbeitet zuletzt mit einem Mitarbeiter und führte den Betrieb bis zum Juni 2006 weiter.
Arbeiterhäuser Erbacher Straße
Am Rande des Oberfeldes unweit der Wirtschaftsgebäude der Staatsdomäne in der Erbacher Straße stehen fünf historische Arbeiterhäuser. Drei davon gehen auf einen Wettbewerb zurück, der ausgehend von der Darmstädter Künstlerkolonie 1905 ausgeschrieben worden war. Gesucht wurden zweckmäßige, preiswerte und gut geplante Musterhäuser für Arbeiterfamilien. Auf der 1908 auf der Mathildenhöhe durchgeführten Hessischen Landesaustellung für freie und angewandte Kunst, konnten sechs Musterhäuser finanziert durch Spenden hessischer Unternehmen realisiert werden. Drei davon wurden nach der Ausstellung abgebaut und an ihren jetzigen Standort in die Erbacher Straße verlegt. Haus Nummer 136/138 stammt von dem damals sehr bekannten Darmstädter Architektenbüro Markwort und Seibert. Haus Nr.140 ist ein Entwurf des berühmten Georg Metzendorf, Planer der Arbeitersiedlung Magarethenhöhe in Essen. Haus Nummer 142 wurde von Arthur Wienkoop, dem Leiter der damaligen Landesbaugewerkschule, entworfen. Die sich anschließenden beiden Häuser wurden bereits 1901 von dem TH-Professor Karl Hofmann gebaut. Zusammen bildeten sie die Arbeiterkolonie der ehemaligen Großherzoglichen Hofmeierei und wurden im Sinne der Erbauer genutzt. <ref>[Darmstädter Architekturgeschichte 3. Jugendstil, Traditionalismus und heimatliche Bauweise, Darmstadt 1991, S.90,91]
Dreibrunnenquelle
Die älteste Brunnenanlage Darmstadts sind die Dreibrunnen. Sie befinden sich neben den Wirtschaftsgebäuden des Hofgutes Oberfeld, an der Erbacher Straße. Nach der Sage ist das der Ort, aus dem die kleinen Darmstädter Heiner hergekommen sein sollen. Von hier nahm seit 1568 die von Landgraf Georg I. angelegte erste Darmstädter Wasserleitung ihren Anfang. Mit 726 erlenhölzernen Rohren wurden der Marktbrunnen und das Stadtschloss mit gutem Trinkwasser versorgt (Dreibrunnenleitung). 1597 führte man „gebackene Röhren“ aus Keramik ein. <ref>[Stadtlexikon Darmstadt, a.a.O., S. 181] Im 17. Jahrhundert lagen hier zwei Teiche, die als Vorratsbehälter dienten, wenn der Woog abgefischt wurde oder unter Niedrigwasserzufluss litt. Später wurde dann ein dritter Forellenteich angelegt, der nach dem Teichgräber Heinrich Judt aus Butzbach (Kellereirechnungen aus 1572) den Namen Judenteich erhielt. Heute gehört der Judenteich zum Gelände des Aquarien- und Terrarienvereins Hottonia. <ref>Aquarien- und Terrarienverein Hottonia e.V. Die Bronzeplatten an er Brunneneinfassung gestaltete der Darmstädter Künstler Gotthelf Schlotter.
Neue Entwicklungen auf dem Oberfeld
Initiative Domäne Oberfeld e.V. (IDO)
2003 stand fest, dass der Pächter Eberhard Vierling die Staatsdomäne Oberfeld nicht mehr weiterführen wollte. Das war Anlass für Darmstädter Bürgerinnen und Bürger sich zusammenzuschließen, um ihre Ideen für die Nutzung des Oberfeldes und die ehemaligen Hofmeierei einzubringen. Sie gründeten den Verein „Initiative Domäne Oberfeld e.V. (IDO)“. <ref>Initiative Domäne Oberfeld e.V. Ein Nutzungskonzept mit den folgenden Schwerpunkten wurde entwickelt: Das Oberfeld soll als Offenland und Frischluftschneise erhalten und als Naherholungsgebiet aufgewertet werden. Die ehemalige Hofmeierei soll als Denkmal geschützt und als ökologischer Landwirtschaftsbetrieb mit Tierhaltung und Direktvermarktung genutzt werden. Sie soll darüber hinaus pädagogischer Lernort werden. Außerdem sollen neue und vielfältige Arbeits- und zugehörige Wohnplätze geschaffen werden. <ref>Was wir wollen ... Die Hessische Landgesellschaft mbH (HLG) und die Stadt Darmstadt berieten ebenfalls über eine Verwertung der Domäne. Die Technische Universität (TU) Darmstadt war interessiert, dort ein Biotech-Zentrum zu errichten. Dieser Plan wurde aufgrund veränderter Randbedingungen aufgegeben. Der Planungsbeirat der Stadt empfahl darauf, den Hof im Flächennutzungsplan als Außenbereich darzustellen. Die Initiative Domäne Oberfeld e.V.(IDO) konnte in der Folgezeit den Landwirtschaftsminister des Landes Hessen, Wilhelm Dietzel (CDU) und seinen Staatssekretär, Karl-Winfried Seif (CDU), für ihr Projekt interessieren und Kontakte zu potenziellen Geldgebern und der Politik aufbauen. Weitere Initiativen schlossen sich der IDO an: Der Lernort Bauernhof mit dem Konzept, landwirtschaftliche und lebensmittelkundliche Zusammenhänge zu vermitteln. Der Förderverein „Projekt Lebensweg e.V.“ mit dem Plan, Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen auf dem Hofgut zu fördern. Öffentlichkeitsarbeit machte die Anliegen bekannt.<ref>Chronologie Im weiteren Verlauf folgten Gespräche zwischen der Initiative Domäne Oberfeld e.V.(IDO), dem Landwirtschaftsministerium, der Leitung der Domänenverwaltung (Hessische Landgesellschaft mbH ) und der Software AG-Stiftung, die das Anliegen der Initiative unterstützte. Die IDO legte ein Realisierungs- und Finanzierungskonzept vor. Mit Rückendeckung der Software AG-Stiftung wurden Wertgutachten erstellt und ein Kaufangebot gemacht. Der Durchbruch kam im März 2006. Zwischen dem Stifter der Software AG, Peter M. Schnell, und Staatsekretär Karl-Winfried Seif (CDU) wurde vereinbart, dass die Hofstelle der Staatsdomäne für 1,11 Mio. € an eine Stiftung Hofgut Oberfeld (in Gründung) veräußert wird. <ref>[1] Für die beiden Arbeiterhäuser an der Erbacher Straße wurde eine Kaufoption angeboten. <ref>Darmstädter Echo v. 15.4.2006 In einer Presseerklärung erklärte das Land Hessen, dass der Verkauf der Hofstelle an die Stiftung Hofgut Oberfeld gesichert sei und die zur Domäne gehörenden Ländereien an die Stiftung Domäne Oberfeld verpachtet werden. Die weitere Bewirtschaftung als ökologische Landwirtschaft, in die sozialtherapeutische Maßnahmen zu integrieren sind, wurde festgeschrieben. Die Hofübergabe fand am 01.07.2006 statt. <ref>[Zur Chronologie vgl.:http://www.oberfeld-darmstadt.de/ Chronologie]
Stiftung Hofgut Oberfeld
Die Stiftung Hofgut Oberfeld, gegründet am 27.06.2006 Juni, setzt sich zusammen aus den Mitgliedern Initiative Domäne Oberfeld e.V.(IDO), Projekt Lebensweg e.V., Forschungsring für Biologisch-Dynamische Wirtschaftsweise e.V., Software AG-Stiftung, Stiftung StadtBauPlan, Landwirtschaftsbetrieb Hofgut Oberfeld. <ref>Stiftungsportal Hessen Durch die finanzielle Unterstützung der Software AG – Stiftung wurde die Stiftung Hofgut Oberfeld mit Kauf- und Pachtvertrag Eigentümerin der Hofstelle, Hauptpächterin aller Flächen und Koordinatorin des Gesamtprojektes. Gemeinnütziger Zweck der Stiftung sind Landschaftspflege, Natur- und Umweltschutz, Denkmalschutz, Förderung der Kunst und Kultur, der Erziehung und Bildung, der Jugendpflege und Jugendfürsorge, der Altenhilfe und Altenfürsorge, der Wissenschaft und Forschung und im Sinne mildtätiger Zwecke die Förderung und Integration geistig und/oder körperlich behinderter Menschen. Die Stiftung soll die Gewähr dafür bieten, dass die Domäne Oberfeld dauerhaft und unveränderbar auf der Grundlage der Stiftungssatzung betrieben und bewirtschaftet wird und die angeführten Zwecke auch verwirklicht und verfolgt werden. Entsprechend ihrer Zielsetzung will die Stiftung Projekte fördern, die mit dem Oberfeld direkt oder indirekt verbunden sind. Sie übernimmt die Verwaltung, Instandhaltung, Sanierung sowie den Neubau von Gebäuden, verpachtet oder vermietet abgegrenzte Bereiche an Unternehmen, Vereine oder Initiativen gemäß ihrer Stiftungszwecke (Hofgut Oberfeld Landwirtschafts AG, Hofgut Oberfeld Lebensweg e.V., Lernort Bauernhof)und ist letzte Instanz bei Konflikten zwischen Pächtern und/oder Mietern.
Hofgut Oberfeld Landwirtschafts AG
Gleichlaufend mit Öffentlichkeitsarbeit und Realisierungsbemühungen waren von der Initiative Domäne Oberfeld e.V.(IDO) Landwirte gesucht worden, die eine ökologischen Landwirtschaft aufbauen wollten. Nach Präsentation verschiedener Bewerbungen mit unterschiedlichen Konzepten entscheidet sich die Initiative für das Konzept der Gruppe um Familie Thomas und Kathrin Goebel, ddas einen Demeter-Betrieb mit Milchvieh, Saatgutvermehrung, Gärtnerei, Bäckerei, Käserei sowie Direktvermarktung vorsah. Die Arbeit der neuen Landwirte auf dem Oberfeld begann mit dre Hofübergabe am 2. Juli 2006. Der Betrieb arbeitet zurzeit als Demeter - Umstellungsbetrieb. Je nach angebauten Kulturen ist ein zwei- bis dreijährigen Umstellungszeitraum gesetzlich vorgeschrieben. Das Konzept der ökologischen Bewirtschaftung der Domäne sieht eine vielfältige Fruchtfolge mit verschiedenen Körnerfruchtarten (Saatgutvermehrung), Hackfrüchten, Gemüse sowie Feldfutter- und Zwischenfruchtanbau vor. Eine in ihrer Größe dem Standort und dem Absatz angepasste Milchviehherde soll den Betriebsorganismus durch Nutzung der Gründüngung und Zwischenfrüchte als Futter und dessen Veredelung zu wertvollem Wirtschaftsdünger und Milch ergänzen. Die Waldwiesen sind als Jungviehweide, zur extensiven Weidemast sowie zur Futterwerbung vorgesehen. Des Weiteren sind Legehennen und in geringem Umfang weitere Kleintiere geplant. Neben der Urproduktion bilden die Verarbeitung in Bäckerei und Käserei sowie die Direktvermarktung der Produkte Schwerpunkte des Bewirtschaftungskonzeptes. <ref>Konzept Am Erntedankfest ein Jahr der Umstellung zogen die Landwirte erste Bilanz: „Es ist unglaublich, was sich hier in dieser kurzen Zeit getan hat“, sagt Landwirt Thomas Goebel, der mit seiner Frau Kathrin und den beiden Kinder auf dem Hofgut lebt. Den Betrieb aufzubauen, sei schwierig, räumt er ein. „Man muss viel Energie und natürlich auch Geld reinstecken.“ Energie sei aber reichlich vorhanden, und auch Geld fließt nun in die vor kurzem gegründete Aktiengemeinschaft: 31 Gründungsaktionäre brachten 280 000 Euro ein, weitere 60 000 Euro Kapital sind genehmigt. „Wir werden von vielen Seiten tatkräftig unterstützt.“ <ref>[ http://www.echo-online.de/suedhessen/template_detail.php3?id=517450]
Lernort Bauernhof
Der Lernort Bauernhof, ebenfalls eine Initiative im Rahmen der Stiftung Hofgut Oberfeld mit dem Sitz im Arbeiterhaus Nummer 140 in der Erbacher Straße, will mit nachhaltiger Bildungsarbeit in den Bereichen Landwirtschaft und Ernährung, Lebensmittelkunde und Nahrungszubereitung Kinder, Jugendliche und Erwachsene erreichen. Ziel ist es, die ökologischen, ökonomischen, gesundheitlichen und sozialen Faktoren des eigenen Ernährungs- und Konsumverhaltens zu verstehen und ggf. zu verändern. Durch auf aktives Lernen mit Kopf, Herz und Hand soll der Zusammenhang zwischen Landwirtschaft und Ernährung begreifbar und die Erzeugung und Verarbeitung von Lebensmitteln ausprobiert werden. Der Lernort möchte dazu anregen, sich für die eigene auf die Gesundheit und und die der Mitwelt aktiv einzusetzen, gemeinsam miteinander gesundheits- und umweltrelevante Ziele zu verfolgen und gesundheitsdienliche und umweltverträgliche Entscheidungen zu treffen. <ref>[ http://www.lernort-oberfeld.de/index2.htm] Das Projekt richtet sich mit seinen Angeboten an Kindergärten, Schulen außerschulische Bildungseinrichtungen sowie an interessierte Erwachsene, Lehrkräfte, Multiplikatoren und Verbraucher.<ref>[2] Mit einem "Feldmeisterfest" auf ihrem Gelände am Oberfeld veranstaltete die Initiative im September 2006 einen öffentlichkeitswirksamen Auftakt ihrer Arbeit.<ref>Berichterstattung v. 11.09.2006 Seitdem gibt es ein vielfältiges Veranstaltungsangebot. <ref>[3]
Hofgut Oberfeld Lebensweg e.V.
Der Verein „Projekt Lebensweg e.V.“ ist eine aus der Elternschaft der Christophorus-Schule in Mühltal hervorgegangene Initiative, die zum Ziel hat, unabhängige Lebensperspektiven für geistig und mehrfach behinderte Menschen nach der Schule zu entwickeln. Die Initiative arbeitet seit 1990 und baute seit 1997 die Heydenmühle in Otzberg-Lengfeld aus, wo inzwischen fast 40 Menschen im vollstationären und im ambulant betreuten Wohnen leben und insgesamt 60 Menschen in den Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) arbeiten.<ref>Chronik der Mühle Im Hofgut Oberfeld will der Verein Raum schaffen, in dem behinderte und nicht behinderte Menschen zusammen leben können. Der Betrieb der Einrichtung soll in Kooperation mit der Heydenmühle (Träger Heydenmühle e.V.) erfolgen. Geplant ist, zunächst 24 Wohnplätze für behinderte Menschen auf dem Gelände des Hofguts zu schaffen. Weitere Menschen sollen mit unterschiedlicher Betreuungsintensität im betreuten Wohnen leben. In enger Anbindung an das Konzept der ökologischen Landwirtschaft und der Direktvermarktung auf dem Hofgut Oberfeld ist eine Gärtnerei geplant. In Werkstätten sollen landwirtschaftliche Produkte in verschiedensten Form veredelt und zum Kauf angeboten werden, z.B. Vermahlen von Getreide und Weiterverarbeitung in einer Bäckerei, Trocknen oder Einkochen von Obst und Gemüse, aber auch Dienstleistungen in einem Bistro und eine der eigenen Versorgung dienenden Hauswirtschaft. Die Einrichtung eines Mittagstisches für Bewohner der benachbarten Wohngebiete ist ebenso angedacht wie Dienstleistungen in der Stadt. Alle Arbeitsbereiche sollen dabei die folgenden Kriterien erfüllen: menschenwürdig und menschengemäß, ökologisch sinnvoll, gemeinschaftsbildend und integrativ.<ref>[4] Das Konzept findet Unterstützung. 2007 kamen in einer Spendenaktion der Leser des Darmstädter Echos 330.000 € zusammen. Die Software AG-Stiftung verdoppelte den Betrag. <re<Berichterstattung v. 7.03.2007 2008 soll es zu den ersten Baumaßnahmen für die behinderten Menschen auf dem Hofgut Oberfeld kommen.
Literatur
- Battenberg, Friedrich u.a.: Darmstadts Geschichte. Fürstenresidenz und Bürgerstadt im Wandel der Jahrhunderte. Eduard Roether Verlag, Darmstadt 1980, ISBN 3-7929-0110-2
- Behrens, Katja, Roman von einem Feld, Darmstadt 2008, ISBN 978-3-87820-126-7
- Darmstädter Architekturgeschichte 3. Jugendstil,Traditionalismua und heimatliche Bauweise, Darmstadt 1991, ISBN 3-7929-0182-X
- Feigel, Hans, Das Oberfeld, in: Erlebte Vergangenheit. Darmstädter Bürger erzählen IV, hrsg. vom Seniorenrat Darmstadt, Darmstadt 1986, ISBN 3-7929-0154-4
- Kulturdenkmäler in Hessen. Stadt Darmstadt, hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen in Zusammenarbeit mit dem Magistrat der Stadt Darmstadt, Braunschweig/ Wiesbaden 1994, ISBN 3-528-06249-5
- Müller, Adolf, Aus Darmstadts Vergangenheit, Selbstverlag der Stadt Darmstadt, Darmstadt 1930, Reprint Frankfurt am Main 1979, ISBN 3 8035 1046 5
- Schmidt, Klaus, Die Brandnacht - Dokumente von der Zerstörung Darmstadts am 11. September 1944, Verlag H.L. Schlapp, Darmstadt 2003, ISBN 3-87704-053-5
- Stadtlexikon Darmstadt, hrsg. v. dem Historischen Verein für Hessen, Stuttgart 2006, ISBN- DA: 3-8062-1930-3
Einzelnachweise
Weblinks
- Internetpräsenz der Stadt Darmstadt
- Internetpräsenz der Initiative Domäne Oberfeld e.V.
- Internetpräsenz der Hofgut Oberfeld Landwirtschafts AG
- Internetpräsenz der Hofgut Oberfeld Lebensweg e.V.
- [http://www.heydenmuehle.de/ Internetpräsenz der Heydenmühle Otzbergl
- Die Internetpräsenz der Software AG - Stiftung in Darmstadt
- Darmstädter Echo, Zeitung für Südhessen: im online-Archiv ist die Oberfeld Berichterstattung abrufbar