"Bundesstraße 14n" ist die vorübergehende Bezeichnung der ersten Bauetappe des südlichen Bauabschnittes der Ausbaustrecke der Bundesstraße 14 von der Anschlussstelle Winnenden-Süd bis Winnenden-Mitte/Leutenbach, die nach über fünfjähriger Bauzeit am 27. November 2006 eröffnet wurde.
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Daten | ||
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Gesamtlänge: | 5,3 km | |
1. Teilabschnitt: | 1,5 km | |
2. Teilabschnitt: | 3,8 km | |
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Verlaufsrichtung: | Süd-Nordwest | |
Karte | ||
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Anschlussstellen | ||
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Beginn der Planungen
Erste Pläne der Ortsumfahrung um Winnenden gab es bereits seit dem Jahre 1957, immer wieder wurde seitdem der Verlauf der Strecke geändert. Anfänglich waren die Planungen eng mit der Neckar-Alb-Autobahn verknüpft. Diese wurden jedoch 1979 aufgegeben. Seit 1979 bezeichnet man die Planungen für die Kraftfahrstraße als Neubaustrecke der Bundesstraße 14. 1986 erfolgte die Unterteilung in einen nördlichen und in einen südlichen Bauabschnitt. Der jetzige Streckenverlauf steht seit dem 5. Juni 1999 endgültig fest. Am 27. Dezember 1996 erfolgte die Genehmigung durch das Bundesverkehrsministerium. In erster Linie dient die Neubaustrecke der Verkehrsentlastung der Großen Kreisstadt Winnenden, die sich durch die Umgehungsstraße eine Reduzierung des bisherigen Durchgangsverkehrs von rund 30.000 Kfz/Tag um bis zu 75 Prozent erhofft.
Verlauf der Bauarbeiten
Erstes Teilstück
Baubeginn des ersten ca. 1,5 km langen Teilstücks des südlichen Bauabschnittes war am 23. Juli 2001, die Freigabe erfolgte am 27. November 2006. Als Zubringer- und Abfahrtsstraßen wurden hierbei rund 2,0 km Nebenstrecke errichtet, darunter die K 1898, eine Verbindungsstraße über die ehemalige Lehmgrube nach Leutenbach. Die Erdbewegung, welche für den ersten Teil des südlichen Bauabschnittes notwendig war, umfasste etwa 60.000 m³. Im Zuge des ersten Teils war die Errichtung von fünf Bauwerken notwendig:
- Überführung der B 14n über die Rampe Nordwest der B 14 (Anschlussstelle Winnenden-Süd)
(August 2003 bis November 2005) - Brücke über einen Wirtschaftsweg
(Dezember 2001 bis März 2003) - Brücke über die Murrbahn
(Oktober 2003 bis Oktober 2005) - Brücke über das Zipfelbachtal (465 m)
(August 2002 bis März 2006) - Brücke der L 1127 über die B 14n
(Juli 2001 bis Juli 2003)
Zweites Teilstück
Tunnel Leutenbach
Der Baubeginn des zweiten ca. 3,8 km langen Teilstücks erfolgte mit den Vorarbeiten zum Leutenbacher Tunnel, der den Hungerberg unterquert. Baubeginn war im November 2005 im Beisein der Bürgermeister von Leutenbach und Winnenden, sowie dem Ministerpräsidenten des Landes Baden-Württemberg, Günther Oettinger und einigen weiteren Vertretern der Politik. Die Fertigstellung des 1.080 m langen Tunnels wird nach mehreren Verzögerungen, die unter anderem auf die problematische geologische Beschaffenheit des Bodens zurückzuführen sind, für Mitte 2009 erwartet. Der Tunnel wird 420 m in offener und 660 m in bergmännischer Bauweise vorangetrieben. Der Tunnelanstich erfolgte am 9. November 2006.
Parallel zum Bau des Tunnels ist die Errichtung zweier Betriebsgebäude, sowie eines Löschwassergebäudes notwendig. Außerdem ist eine Notüberfahrt für Rettungsfahrzeuge, eine Nothaltebucht je Fahrbahn, eine helle Wandbeschichtung, ein Fahrbahnbelag mit Aufhellungsgestein, vier Fluchttüren, die Ausstattung des Tunnels mit aktiver, beleuchteter Leithilfe sowie die Belüftung über Strahlenventilatoren vorgesehen.
Die seit November 2006 im Bau befindliche Nordröhre des Tunnel trägt den Namen "Evi-Tunnel" (nach der Tunnelpatin und Gattin des Landrates des Rems-Murr-Kreises, Johannes Fuchs. Die Südröhre, bei der die erste Sprengung am 04. Juni 2007 stattfand, erhielt den Namen "Edith-Tunnel" (nach der Gattin des Winnender Oberbürgermeisters Bernhard Fritz) erhalten. Ursprünglicherweise war geplant, die beiden Röhren nacheinander durch das Gestein zu führen. Da die geologischen Verhältnisse jedoch besser waren als zunächst angenommen, kann nun der Vortrieb parallel erfolgen. Aus Gründen der Sicherheit wird hierbei jedoch ein Mindestabstand zur ersten Röhre eingehalten. Der Tunneldurchstich für die nördliche Tunnelröhre erfolgte am 4. September 2007.
Aktueller Baufortschritt
Der Baufortschritt beträgt nach Angaben der beteiligten Firmen pro Sprengung 1,20 m. Täglich finden bis zu drei Sprengungen statt, gearbeitet wird sieben Tage pro Woche.
Die Angaben unten beziehen sich auf die Kalotte, den oberen Teil des Tunnels. Nach Ausbruch der Kalotte muss noch der untere Teil - die Strosse und die Sohle - ausgebrochen werden (Siehe: Tunnelbau), um später die volle Tunnelhöhe zu erreichen.
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Trasse durch das Rotbachtal
Die Fertigstellung der Trasse durch das Rotbachtal, nördlich des Hungerbergs bis zur Anschlussstelle Nellmersbach wird auf Anfang 2009 anvisiert. Dort wird die Neubaustrecke wieder in die bestehende, einspurige B 14 münden. Nach Fertigstellung dieses zweiten Teils des südlichen Bauabschnitts wird die derzeit Winnenden durchquerende B 14 zur Kreis- oder Landstraße herabgestuft werden. In diesem Zuge wird die Bezeichnung "n" für "Neu" aufgehoben. Die Gesamtlänge der zu errichtenden Nebenstrecken beläuft sich hier auf rund 0,8 km. Im Zuge der Anschlussstelle Nellmersbach wird das Bauwerk 8 errichtet werden. Baubeginn in Nellmersbach war im Herbst 2007. Die Kosten belaufen sich hierbei auf ca. 1,35 Mio €.
Querschnitt, Entwässerung und Lärmschutz
Die autobahnähnlich ausgebaute Trasse verfügt über einen zweibahnigen Querschnitt mit einem Standstreifen je Richtungsfahrbahn. Die Fahrbahnbreite einer Richtungsfahrbahn beträgt 7,5 Meter, die Breite der Standstreifen beläuft sich auf 2,0 Meter.
Zur Entwässerung der Fahrbahnen wurden entlang der Strecke drei Regenklärbecken, sowie drei Regenrückhaltebecken, kombiniert mit Regenklärbecken errichtet.
Nach bisherigen Gutachten ist zur Abschirmung der Trasse gegen die nahe gelegenen Wohngebiete der Stadt Winnenden und der Gemeinde Leutenbach kein Lärmschutz erforderlich, das Geländer der Zipfelbachtalbrücke wurde jedoch in Richtung Winnenden mit einem Spezialglas verkleidet.
Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen
Durch die geringfügige Verlegung der L 1127 und der Anlegung zweier Kreisverkehre musste der bisherige Straßenverlauf renaturiert werden. Des Weiteren werden Gehölzpflanzungen an Böschungen und im näheren Umfeld der Trasse vorgenommen. Auch die Renaturierung von Fließgewässern ist Bestandteil der Ausgleichsmaßnahmen. Die Kosten für die Gestaltung der entstandenen Flächen im gesamten südlichen Bauabschnitt belaufen sich auf zirka 1,1 Mio. €, davon werden allein für den Erwerb von Pflanzmaterial 0,65 Mio. € ausgegeben werden.
Übrige Kosten
Die Gesamtkosten für das Projekt werden auf zirka 90 Mio € geschätzt, wovon allein 74 Mio. € auf die zu errichteten acht Bauwerke entfallen. Die Zipfelbachtalbrücke (Bauwerk 4) wurde mit zirka 12 Mio. € beziffert. Der 1.080 m lange Leutenbacher Tunnel (Bauwerk 6), wird voraussichtlich 45 Mio. € kosten.
Verkehrsregelungen
Da vorübergehend nur das erste Teilstück des südlichen Bauabschnitts fertiggestellt und freigegeben wird, würde die Verkehrsbelastung in der Gemeinde Leutenbach um ein Vielfaches ansteigen, da die B 14n vorübergehend genau vor den Toren der Gemeinde endet. Zum Schutz vor einem massiven Anstieg der Verkehrsbelastung auf den Durchgangsstraßen während den Stoßzeiten wurden umfangreiche Maßnahmen ergriffen, welche nach langwierigen Verhandlungen durchgesetzt werden konnten:
- Provisorische Anlegung der Anschlussstelle Winnenden-Süd und zweispurige Weiterführung des Verkehrs in Richtung Winnenden. Richtung Leutenbach, über die B 14n, ist eine einspurige Verkehrsführung mit einer Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h vorgesehen.
- Hinweis der Beschilderung nur auf Leutenbach und Ludwigsburg
- Leitung des überörtlichen Verkehrs Richtung Backnang und Schwäbisch Hall sowie des Gegenverkehrs Richtung Stuttgart weiterhin über die bestehende B 14 durch Winnenden
- Belassung der Ortsdurchfahrt Winnenden im jetzigen Zustand sowie Beibehaltung der gegenwärtigen Ampelschaltung während der Stoßzeiten.
- Steuerung des Verkehrsflusses durch Leutenbach und Nellmersbach durch so genannte Pförtnerampeln, die so programmiert werden, dass die bisherige Fahrzeugmenge nicht überschritten wird.
- Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit in den Ortsdurchfahrten Leutenbach und Nellmersbach auf 30 km/h.
- In Richtung Winnenden keine Ausfahrt an der Anschlussstelle Winnenden-Süd möglich.
Trivia
- Trotz der amtlichen Bezeichnung "Bundesstraße 14n" ist die Strecke Teil der Bundesstraße 14. Deshalb ist sie auf allen Verkehrszeichen durch das Zeichen für Bundesstraßen gekennzeichnet.
Quellen
- [1] Luftbild der Trasse
- [2] Informationen über das Projekt beim Regierungspräsidium Stuttgart
- [3] Tunnelquerschnitt (RP Stuttgart)
- [4] Regierungspräsidium Stuttgart, Pressemitteilung vom 04.06.2007
- [5] Blickpunkt Winnenden, Ausgabe 23, 06.06.07
- Leute, Amtsblatt der Gemeinde Leutenbach, 28.06.07
- [6] Blickpunkt Winnenden, Ausgabe 30, 26.07.07
- [7] Regierungspräsidium Stuttgart, Pressemitteilung vom 04.09.2007
- [8] Blickpunkt Winnenden, Ausgabe 37, 13.09.07
- [9] Regierungspräsidium Stuttgart, Pressemitteilung vom 11.01.2008
- [10] Blickpunkt Winnenden, Ausgabe 3, 17.01.08