Delfine

Familie der Ordnung Wale (Cetacea)
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Delfine
Springender Orca

Orca (Orcinus orca)

Systematik
Unterklasse: Höhere Säugetiere (Eutheria)
Überordnung: Laurasiatheria
Ordnung: Wale (Cetacea)
Unterordnung: Zahnwale (Odondoceti)
Überfamilie: Delfinartige (Delphinoidea)
Familie: Delfine (Delphinidae)
Unterfamilien

Die Delfine (Delphinidae) gehören zu den Zahnwalen (Odontoceti) und sind somit Säugetiere (Mammalia), die im Wasser leben. Delfine sind die vielfältigste und mit ca. 40 Arten größte Familie der Wale (Cetacea). Sie sind in allen Meeren verbreitet.

Anatomie

Delfine sind meist zwischen 1,5 und 4 m lang, der Schwertwal erreicht als größter Delfin sogar 8 m. Sie haben einen stromlinienförmigen Körper, der an schnelles Schwimmen angepasst ist. Im Kopf befindet sich ein rundes Organ, die Melone, das eine Rolle bei der Echolokation spielt. Bei vielen Arten sind die Kiefer klar abgesetzt und bilden einen langgezogenen Schnabel. Die Schnauze kann bei mehreren Arten sehr viele Zähne enthalten. Das Gehirn der Delfine ist groß mit komplexer Hirnrinde, was ein Grund für Zoologen ist, sie zu den intelligentesten Tieren zu zählen.
Die Körperfarbe setzt sich grundsätzlich aus verschiedenen Abstufungen von Grau zusammen, wobei die Unterseite heller ist und der Rücken sich durch dunklere Färbung, das sog. Cape, deutlich abgrenzt. Darüberhinaus unterscheiden sich die Arten durch Linien und Felder in verschiedenen Farbtönen und Kontrasten.

Delfine haben einen sehr guten Gehör- und Gesichtssinn. Zwar existieren äußere Ohröffnungen, doch diese sind wahrscheinlich nicht funktional. Geräusche gelangen über den Unterkiefer über das Mittel- zum Innenohr. Die Augen sind hauptsächlich an das Sehen unter Wasser angepasst, haben aber auch außerhalb des Wassers eine hohe Funktionsfähigkeit. Eine große Rolle für die Wahrnehmung spielt die Echolokation mittels Ultraschall.

Von anderen Zahnwalen unterscheiden sich Delfine durch folgende Merkmale: Verschmelzung der ersten beiden Halswirbel; eine geringere Anzahl von Rippen; Fusion der beiden Unterkieferhälften auf höchstens einem Drittel der Kieferlänge.

Verhalten

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Große Tümmler im Allwetterzoo Münster

Delfine sind schnelle Schwimmer, sie erreichen Geschwindigkeiten von 80 - 90 km/h. Oft springen sie aus dem Wasser, zuweilen akrobatische Figuren ausführend (Spinner). Solche Sprünge werden als Spielverhalten interpretiert. Auf der Jagd können sie bis zu 260 m tief und 15 min lang tauchen; die meisten Tauchzüge dauern jedoch wenige Minuten. Delfine sind bekannt dafür, dass sie sich Schiffen nähern, um auf den Wellen zu reiten.

Delfine sind soziale Tiere, die in Gruppen zusammenleben. Diese sog. Schulen können sich an Stellen mit viel Nahrung vorübergehend zu Ansammlungen von über 1000 Tieren zusammenschließen. Die Individuen verständigen sich mit Kicklauten, Pfeifen, Schnattern und anderen Geräuschen untereinander. Sie kommunizieren aber auch durch Körperkontakt mit ihren Artgenossen. Durch hochfrequente Töne sind sie zudem in der Lage, ihre Umwelt mittels Echolokation wahrzunehmen.
Die Mitgliedschaft in den Gruppen ist nicht sehr fest, Wechsel zwischen ihnen kommen häufig vor. Dennoch können die Tiere starke Bindungen aneinander entwickeln, was sich besonders in der Unterstützung für verletzte oder kranke Artgenossen äußert.

Delfine schlafen, indem sie immer eine Gehirnhälfte einschlafen lassen und mit der anderen wach bleiben. In diesen Schlafphasen ist die Mobilität der Delfine eingeschränkt. Dies dient zum einem der Wahrnehmung der Umgebung und so zum Schutz vor möglichen Angreifern und zum zweiten dem Aufrecherhalten der Atmung.

Wie alle Wale bringen Delfine stets nur ein Junges zur Welt. Die Tragzeit beträgt im Durchschnitt ein Jahr, variiert aber von Art zu Art. Die Kälber bleiben bis zu sechs Jahre bei ihren Muttertieren; sie beginnen im Alter von wenigen Monaten, selbständig Nahrung zu suchen.

Ernährung

Datei:Delfinecho.gif
Delfinecho

Delfine sind Raubtiere, die ihre Beute mit hoher Geschwindigkeit verfolgen. Sie orten ihre Beute über ein Echoortungssystem. Die Zähne sind an die jeweiligen Beutetiere angepasst: Arten mit langen Schnäbeln und vielen Zähnen ernähren sich von Fischen, während kurze Schnäbel und weniger zahlreiche Zähne dem Fang von Kalmaren dienen. Einige Delphine fangen manchmal Krustentiere. Gewöhnlicherweise wird die Beute in einem Stück verschluckt. Die größeren Arten sind in der Lage, Meeressäuger zu fressen, insbesondere der Schwertwal, der sogar große Wale tötet. Manche Delfine nutzen kooperative Strategien zur Jagd, wobei ein Beuteschwarm von der ganzen Schule umkreist oder an die Küste getrieben wird.

Haltung

Die Haltung von Delfinen in Aquarien ist stark umstritten, da kein Becken den schnellen Schwimmern soviel Platz wie das offene Meer bieten kann.

Unter den Delfinen ist der Große Tümmler (Tursiops truncatus) die bekannteste. Diese Art wird gerne in Aquarien gehalten. Der größte Delfin, der Orca (auch unter den Namen Killerwal oder Schwertwal bekannt) ist ebenfalls ein beliebter Zuschauermagnet.

Wegen ihrer hohen Intelligenz und Lernfähigkeit werden Delfine auch vom Militär in der USA und in Russland abgerichtet. Sie sollen feindliche Schiffe mit Minen versenken, Häfen überwachen oder gegnerische Kampftaucher töten.

Auch für die Therapie schwerkranker (zum Beispiel autistischer) Menschen werden Delfine eingesetzt, die sich aufgrund ihrer Verspieltheit dafür besonders eignen. Meist halten sich die Patienten an der Rückenflosse des Delfins fest und werden von ihm durch das Wasser gezogen. Bei vielen Patienten lösen sich dadurch Blockaden.

Seinem scheinbar immer lächelnden Gesichtsausdruck verdankt der Delfin sein positives Image. Er spielt in zahlreichen Geschichten der Mythologie eine Rolle. Auch ein Sternbild wurde nach dem Delfin benannt.

Klassifikation

Heute werden die Delfine meistens in vier Unterfamilien eingeteilt: die "echten" Delfine (Delphininae), die Grindwale (Globicephalinae), die Schwertwale (Orcininae) und die Cephalorhynchinae.

Aufgelöst sind die Unterfamilien Stenoninae und Lissodelphinae. Beide hielt man früher für besonders ursprüngliche Unterfamilien. In der neueren Klassifikation ist die einzige Gattung der Lissodelphinae in Delphininae enthalten, und die Stenoninae wurden auf die Cephalorhynchinae und Delphininae aufgeteilt. Umstritten ist die Stellung des Irawadidelfins,der manchmal ganz aus den Delfinen herausgenommen und bei den Gründelwalen eingeordnet wird; hier aber wird er unter Vorbehalt den Grindwalen zugeordnet.

  1. Unterfamilie Schwertwale (Orcininae)
    1. Gattung Pseudorca
    2. Gattung Orca
      • Orca oder Großer Schwertwal (Orcinus orca)
  2. Unterfamilie Delphininae
    1. Gattung Delphinus
    2. Gattung Tursiops
    3. Gattung Kurzschnauzendelfine (Lagenorhynchus)
      1. Weißschnauzendelfin (Lagenorhynchus albirostris)
      2. Weißseitendelfin (Lagenorhynchus acutus)
      3. Weißstreifendelfin (Lagenorhynchus obliquidens)
      4. Schwarzdelfin (Lagenorhynchus obscurus)
      5. Peale-Delfin (Lagenorhynchus australis)
      6. Stundenglasdelfin (Lagenorhynchus cruciger)
    4. Gattung Steno
    5. Gattung Glattdelfine (Lissodelphis)
      1. Nördlicher Glattdelfin (Lissodelphis borealis)
      2. Südlicher Glattdelfin (Lissodelphis peronii)
    6. Gattung Lagenodelphis
    7. Gattung Fleckendelfine (Stenella)
      1. Ostpazifischer Delfin (Stenella longirostris)
      2. Clymene-Delfin (Stenella clymene)
      3. Blau-Weißer Delfin (Stenella coeruleoalba)
      4. Schlankdelfin (Stenella attenuata)
      5. Zügeldelfin (Stenella frontalis)
  3. Unterfamilie Grindwale oder Pilotwale (Globicephalinae)
    1. Gattung Globicephala
      1. Gewöhnlicher Grindwal (Globicephala melaena)
      2. Pazifischer Grindwal (Globicephala sieboldii)
    2. Gattung Grampus
    3. Gattung Peponocephala
    4. Gattung Feresa
    5. Gattung Orcaella (?)
  4. Unterfamilie Cephalorhynchinae
    1. Gattung Schwarz-Weiß-Delfine (Cephalorhynchus)
      1. Commerson-Delfin (Cephalorhynchus commersonii)
      2. Weißbauchdelfin (Cephalorhynchus eutropia)
      3. Heaviside-Delfin (Cephalorhynchus heavisidii)
      4. Hector-Delfin (Cephalorhynchus hectori)
    2. Gattung Sotalia
    3. Gattung Sousa
      1. Kamerunflussdelfin (Sousa teuszii)
      2. Chinesischer Weißer Delfin (Sousa chinensis)

Nicht zu dieser Familie gehören die vier Arten der Flussdelfine.

Delfine in der Mythologie

In der griechischen Mythologie tauchen Delfine als Totemtier der Göttin Demeter auf. Als der Sonnengott Apollon auf einer Insel mitten im Meer geboren wurde, wurde er anschliessend von einem Delfin an Land gebracht. Als Sternbild in den Himmel erhoben wurde der Delfin, weil er Poseidon half, die Hand der Meeresnymphe Amphitrite zu gewinnen. In vielen altgriechischen Darstellungen ritten die Nereiden auf dem Rücken von Delfinen.

Delfine in Belletristik und Film

Delfine sind gern genutzte Figuren in Literatur und Film. Ein bekannter Roman ist Ein vernunftbegabtes Tier (Aufbau Tb 2003 ISBN 3746612225) von Robert Merle.

Die Delphinstrategie als Managementmethode für soziale Systeme lehnt sich an bestimmte Merkmale dieser Tiere an.

Literatur