Erdölförderung in Deutschland

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Die Erdölförderung in Deutschland konzentriert sich auf die Bundesländer Niedersachsen und Schleswig-Holstein deckt etwa 2,5 – 3 % des deutschen Bedarfs.[1][2]

Pferdekopf-Pumpe auf dem ehemaligen Erdölfeld Varel. Im Hintergrund drei Windkraftanlagen

In Deutschland wurde das Ölfördermaximum mit 8,2 Millionen Tonnen bereits im Jahr 1968 erreicht.[3] Derzeit werden ca. 3,7 Millionen Tonnen pro Jahr gefördert.[1] Dies ist weniger als die Hälfte des Ölfördermaximums.

Geschichtliches

Erdölvorkommen waren in Deutschland schon in den 1850er Jahren im Raum Dithmarschen und Hannover-Celle bekannt und zu der Zeit begann dort auch die Erdölförderung. 1942 kam das Vorkommen im Emsland hinzu.

Bayern

Seit 1441 ist in die natürliche St. Quirinus-Ölquelle bei Bad Wiessee am Tegernsee nachgewiesen. Das Erdöl wurde von den Mönchen des Klosters Tegernsee zu Heilzwecken verkauft. 1904 fand die erste Probebohrung durch die niederländische Gesellschaft Dordtsche Petroleum Maatschappy statt, die in 500 m Tiefe auf Erdöl traf. Es folgte ein "Ölboom" mit Gründung der "Ersten bayerischen Petroleum Gesellschaft mbH" und Durchführung von 10 Bohrungen am See. Schon 1912 waren die Bohrungen jedoch verwässert und die Ölförderung wurde eingestellt. Das weiter aus der Tiefe aufsteigende Jod hältige Wasser verhalf aber Bad Wiessee zum Aufstieg als Kurort.

Nach dem Zweiten Welktrieg begann man erneut im bairischen Alpenvorland mit der Suche nach Kohlenwasserstoffvorkommen, die ab 1954 eine Phase wirtschaftlicher Förderung einleitete. Bis heute konnten in Südbayern etwa 60 Erdöl- und Erdgasvorkommen entdeckt werden. Die meisten Vorkommen befinden sich beiderseits einer Linie, die von München ostwärts bis zur österreichischen Grenze reicht. Nördlich und westlich von München konnten bislang nur vereinzelte, dafür aber für Bayern überdurchschnittlich ergiebige Vorkommen entdeckt werden. Von 1954 bis 2000 wurden in Bayern insgesamt 6,9 Millionen Tonnen Erdöl und 18,2 Milliarden Kubikmeter Erdgas gefördert. In den 1990er-Jahren musste die Förderung auf den meisten Öl- und Gasfelder wegen Unrentabilität eingestellt werden. Auch die Suche nach neuen Vorkommen unterblieb wegen der damals niedrigen Ölpreise.

Hessisches Ried

Im Hessischen Ried, in einem Gebiet zwischen Stockstadt, Gernsheim und Crumstadt wurde in den 1930iger Jahren bei Probebohrungen Erdöl gefunden. Die Erdölförderung wurde aber erst im Jahr 1952 aufgenommen. Dabei wurden insgesamt 47 Bohrungen zur Erschließung abgeteuft und das Öl aus Tiefen von 1.530 und 1.720 m nach oben gepumpt. Im Gernsheimer Hafen wurde eine eigene Schiffsbeladestelle für der Abtransport des Öls aufgebaut. In einer Raffinerie in Misburg bei Hannover wurde das per Schiff und Bahn angelieferte Öl weiterverarbeitet. Über 500 Menschen arbeiteten 1954 auf dem Erdölfeld. 1964 und 1965 wurden jeweils 64.000 Tonnen gefördert. Bis zur Einstellung der Erdölförderung 1994 wurden knapp 1 Million Tonnen Erdöl aus dem Hessischen Ried gefördert. Die letzte Bohrung „Stockstadt 38“ steht heute noch als Industriedenkmal im Naturschutzgebiet Kühkopf-Knoblochsaue.[4]

DDR

Seit den 1960er Jahren fanden an verschiedenen Stellen im Norden der DDR Probebohrungen statt. So zum Beispiel auf der Insel Hiddensee. Zur wichtigsten Förderstätte wurde Reinkenhagen bei Grimmen. Dieses Vorkommen war auch das erste, das auf dem Gebiet der DDR entdeckt wurde (1960). Die Förderung wurde erst 1996 eingestellt. Die DDR galt als das am intensivsten prospektierte Land der Welt, da man sich mangels Devisen aus der Abhängigkeit von russischem Öl kaum lösen konnte und auf Auftrag Walter Ulbricht versucht wurde der Bundesrepublik nachzueifern, die damals noch über 30% des heimischen Bedarfs selber förderte.

Die Ölkrise kam wegen der unterschiedlichen Verrechnungspreise (im fünfjährigen Mittel des Weltmarkpreises) im RGW in der DDR deutlich später (Anfang der 80er) an als in der Bundesrepublik.

Varel

Südlich von Varel, im zur Gemeinde Jade im Wesermarsch (Niedersachsen) gehörenden Jaderaußendeich wurde 1957 mit der Förderung von Erdöl begonnen. In einer Tiefe von 1.700 m wurde man in einer Ablagerung im Dogger-Sandstein (Dogger=Mitteljura) damals fündig. An die 1993 eingestellte Förderung im Erdölfeld Varel erinnert unter anderem die Ölstraße, an welcher heute noch eine alte Ölpumpe steht.[5][6] Aus 16 Förder- und 4 Hilfsbohrungen wurden insgesamt 856.000 Tonnen Erdöl gefördert. 1996 wurde das Erdölfeld Varel nach Abschluss der Verfüllungen und Rekultivierung vom Bergamt Meppen aus der Bergaufsicht entlassen.

Wietzer Ölfeld

siehe Hauptartikel Wietze

 
Rückschlagventil im Deutsches Erdölmuseum Wietze

Im 20 km westlich von Celle gelegenen Ort Wietze begann bereits 1858 in Niedersachsen die industrielle Förderung von Erdöl. Georg Christian Konrad Hunäus ließ damals die wahrscheinlich erste Erdölbohrung der Welt durchführen. Zeitweise wurden bis zu 80 Prozent des nationalen Bedarfs vom Wietzer Ölfeld gefördert.[7] 1963 wurden die Förderanlagen stillgelegt. Im Ort befindet sich seit 1970 das einzige Erdölmuseum Deutschlands und das älteste Erdölmuseum der Welt.[8]

Offshore-Erdölförderung

Die erste deutsche Offshore-Bohrung fand von 1984 bis 2000 in der Kieler Bucht im Feld Schwedeneck-See statt. In ihm wurden insgesamt 3,5 Millionen Tonnen Öl gefördert. Im Jahre 2000 wurde die Ölförderung im sogenannten Entenschnabel der deutschen Nordsee aufgenommen.

Gegenwart

Fördermengen

Die deutsche Erdölförderung betrug im Jahre 2006 insgesamt 3,5 Millionen Tonnen. Das ist nur noch knapp die Hälfte der Fördermenge des Jahres 1970. Laut Energiestudie 2005 der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe lagen die zu gegenwärtigen Preisen und mit der heutigen Fördertechnologie gewinnbaren deutschen Erdölreserven 2005 bei insgesamt 47 Millionen Tonnen. Die wirtschaftlich und technisch nicht förderbaren, sowie nicht nachgewiesenen, aber geologisch möglichen Erdölressourcen lagen 2005 bei 20 Millionen Tonnen (siehe Erdöl/Tabellen und Grafiken).

Fördergebiete

Im Jahr 2000 wurden 51 % des deutschen Öls in Niedersachsen gefördert und 43 % in Schleswig-Holstein; allerdings sind die Anteile Schleswig-Holsteins in den letzten Jahren gestiegen. Im Jahr 2000 gab es insgesamt 48 deutsche Ölfelder, allerdings mit sehr stark unterschiedlichen Fördermengen. Die bekannten Ölreserven lagen zu 58 % in Schleswig-Holstein (vor allem Mittelplate) und zu 36 % in Niedersachsen.

Die Anteile nach Förderregionen lagen 2000 bei 42,9 % nördlich der Elbe (Mittelplate), 8,8 % zwischen Elbe und Weser, 16,1 % zwischen Weser und Ems und zu 26,5 % westlich der Ems. Kleinere Gebiete lagen im Oberrheintal (3,0 %), im Alpenvorland (1,2 %) und vor der deutschen Ostseeküste (0,9 %)

Mittelplate

Das größte deutsche Erdölfördergebiet, die Mittelplate, befindet sich im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer vor Friedrichskoog. Auf der Mittelplate wurden 2006 knapp 60 % des gesamten deutschen Erdöls gefördert. Die Jahresproduktion beträgt ca. 2 Millionen Tonnen Erdöl. Die Reserven der Lagerstätte liegen bei etwa 40 Millionen Tonnen.[9] Mittelplate bildet somit fast 65 % der nationalen Rohölreserven. Andere inländische Lagerstätten sind weitgehend ausgefördert und erschöpft. Mittelplate ist derzeit das einzige große deutsche Ölfeld mit Zukunft.[10]. Mittelplate ist eine stationäre Erdölerkundungs- und Förderplattform. Das dort geförderte Rohöl wird sowohl mit Schleppern und Barges zur Weiterverarbeitung nach Brunsbüttel gebracht, als auch per Pipeline zur Raffinerie Hemmingstedt bei Heide. Neuerdings werden Bohrungen als Schrägbohrung (Vertikal-Horizontal-Bohrung) nach Norden bis unter das Nordseebad Büsum vorangetrieben.

Westliches Emsland

Die nach Mittelplate bedeutendsten Ölfelder finden sich westlich der Ems. Ein Fördergebiet dort ist im Dalumer Moor, bei Twist westlich von Meppen in Niedersachsen, sowie in der angrenzenden Grafschaft Bentheim, nahe der niederländischen Grenze. Die dortigen Reserven wurden 1942 entdeckt und werden seitdem auch abgebaut. Das dort geförderte Öl ist jedoch so zähflüssig, dass es zunächst aus der Tiefe an die Oberfläche gepumpt werden muss. Durch den entfernt an ein Pferd erinnernden Maschinenaufbau und die nickende Bewegung werden die Pumpen im Volksmund aus als Pferdekopf-Pumpen bezeichnet und sind ein Wahrzeichen der Landschaft geworden. Neben dem Torfabbau ist die Ölförderung und -verarbeitung die vorherrschende Industrie in den emsländischen Mooren.

Gifhorner Trog

Im Gifhorner Trog wurden Erdöllagerstätten seit längerem ausgebeutet, jedoch wurde die Förderung nach und nach bei den hier vorhandenen Erdölfeldern wegen Unwirtschaftlichkeit eingestellt. Heute wird nur noch in einigen Erdölfeldern des Gifhorner Trogs gefördert (z. B. Feld Rühme bei Braunschweig).

Landauer Ölfeld

 
Pferdekopfpumpe zur Ölförderung in Nußdorf (Landau)

In Nußdorf, einem Stadtteil von Landau in der Pfalz (Rheinland-Pfalz) befinden sich etwa 30 Ölförderstellen des Landauer Ölfeldes. Unter der Nußdorfer Scholle lagert das Erdöl in 500 bis 1.800 Meter Tiefe. Es wird seit 1955 mit Pferdekopfpumpen gefördert. Der Wasseranteil im Öl liegt bei ca. 90 %. Die tägliche Fördermenge beträgt rund 110 Tonnen. Das Öl wird in der MIRO-Raffinerie in Karlsruhe weiterverarbeitet. 30 Personen sind an der Landauer Außenstelle der Wintershall AG beschäftigt.[11]

Bayern

2005 wurde in Bayern noch aus zwei Ölfeldern gefördert: In Aitingen, südlich von Augsburg (1976 erschlossen; Förderung durch Wintershall), förderten 6 Sonden 37118 Tonnen Erdöl. In Hebertshausen, nördlich von Dachau (1982 erschlossen; Förderung durch RWE Dea), erbrachte eine Sonde 3955 Tonnen Rohöl. Die durch die stets brennende Erdgasfackel neben der Autobahn A8 bekannte eruptiv, also ohne Pumpe fördernde Ölquelle Darching, Gemeinde Valley bei Holzkirchen (1969 erschlossen; Förderung durch Wintershall), musste 2003 wegen Verwässerung aufgegeben werden. Von den Erdgasfeldern stand 2005 in Bayern nur jenes in Inzenham-West bei Rosenheim(1971 erschlossen; Förderung durch RWE Dea) in Förderung. Seit 1999 findet in Bayern wieder eine verstärkte Explorationstätigkeit statt, die aber bislang keine produktiven Vorkommen entdecken konnte.

Einzelnachweise

  1. a b ZDF.de: Erdölförderung in Deutschland, vom 27. April 2005
  2. Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, Erdöl- und Erdgasreserven in der Bundesrepublik Deutschland am 1. Januar 2001
  3. Umweltjournal.de: Die Erdölreserven: Das System Öl, abgerufen am 21. September 2007
  4. GG-Online.de: Erdöl im Ried, abgerufen am 21. September 2007
  5. Dorfgemeinschaft-Jade.de: Die Gemeinde Jade, abgerufen am 21. September 2007
  6. Varel.de: Zeittafel, abgerufen am 21. September 2007
  7. ZDF.de: Klein-Texas in der Heide, vom 8. September 2007
  8. Erdoelmuseum-Wietze.de, abgerufen am 21. September 2007
  9. RWE.com: Über 16 Millionen Tonnen Mittelplate-Öl gefördert, vom 3. Februar 2006
  10. Bayerisches-Energie-Forum.de: Über 16 Millionen Tonnen Mittelplate-Öl gefördert, abgerufen am 21. September 2007
  11. Landau-Nussdorf.de: Erdöl sprudelt aus 102 Bohrlöchern, abgerufen am 21. September 2007