Benutzer:Wanderer54/Spielwiese

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Materialien der feuchten Wundbehandlung

Einleitung

Von außen durch einen Verband zugeführte Feuchtigkeit erzeugt ein günstiges Mikroklima, das die Wundheilung in den verschiedenen Phasen fördert:

  1. Die Mikrozirkulation im Wundgebiet wird verbessert, wodurch die physiologische Sekretion angeregt wird (Reinigungs- oder Exsudationsphase).
  2. Der Okklusiveffekt bei semipermeablen Wundauflagen (dies ist häufig bei Hydrogelen und Hydrokolloiden (s.u.) der Fall) bewirkt einen vorübergehenden Sauerstoffmangel in der Wunde. Dies stimuliert die Gefäßneubildung und Gefäßeinsprossung in das Wundgebiet, so dass Sauerstoff und Nährstoffe in das Wundgebiet gelangen und den Aufbau des Granulationsgewebes voranbringen können (Granulations- oder Proliferationsphase).
  3. Das feuchte Wundmilieu unterstützt auch die Zellteilung und Zellwanderungen der Epithelien (Epithelisierungs- oder Regenerationsphase) und verhindert eine unerwünschte Schorfbildung.

Die einfachste Form der feuchten Wundbehandlung stellt eine mit Ringer-Lösung oder physiologischer Kochsalzlösung getränkte Mullkompresse dar. Richtig ausgeführt ist die Maßnahme allerdings sehr aufwendig, da die Verbände mehrmals täglich gewechselt bzw. befeuchtet werden müssen. Unterbleibt dies, so verkleben Verband und Wunde.

Demgegenüber verkleben feuchte Kompressen nicht mit der Wunde. Als Material eignen sich v.a. Calciumalginate , Hydrogele und Hydrokolloide.

Materialen

Calciumalginate

Calciumalginate basieren auf Alginsäure, die aus marinen Braunalgen gewonnen wird.

 
Text der Bildbeschreibung

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Die Calciumalginat-Fasern werden nach der Wundreinigung trocken auf die Wunde aufgelegt, beginnen Exsudat aufzusaugen und quellen dabei auf. In Anwesenheit von Natriumionen (die aus dem Blut und vom Wundsekret aufgenommen werden) findet eine Umwandlung in ein feuchtes Gel statt, das die Wunde ausfüllt und sicher abdeckt.

In das Gel werden Keime und Detritus eingeschlossen und somit eine deutliche Keimreduzierung erzielt. Die Gelbildungsfähigkeit bewirkt außerdem, daß die Kompressen nicht mit der Wunde verkleben. Ein Zusetzen von überschüssigen Natriumionen führt zur weiteren Auflösung des Gels, so daß gegebenenfalls restliche, in der Wunde verbliebene Calciumalginat-Fasern resorbiert werden oder ausgespült werden können.

Tiefe und zerklüftete Wunden sind locker auszutamponieren. Nach dem Tamponieren füllt das gebildete Gel auch die schwer zugängliche Bereiche der Wunde aus, welches dann abgesaugt werden kann. Soll bei Wunden mit nachlassender Sekretion weiterhin tamponiert werden, können die Kompressen mit Ringer-Lösung getränkt werden.

Das Gel bleibt gaspermeabel, im Gegensatz zur feucht-okklusiven Wundbehandlung, z. B. mit Hydrokolloiden. Dies hat vor allem bei infizierten Wunden Vorteile, da der Luftzutritt das Risiko gefährlicher Infektionen mit Anaerobiern zu verringert.

Calciumalginat-Kompressen können grundsätzlich bei der Versorgung aller äußerlichen Wunden eingesetzt werden. Ihre Anwendung empfiehlt sich aber hauptsächlich bei blutenden und sezernierenden Wunden, weil hier die Gelbildung wundheilungsfördernd zum Tragen kommt.

Hydrogele

Ein Hydrogel ist ein dreidimensionales Netzwerke aus hydrophilen Polymeren, das bereits Wasser enthält. Hydrogele sind in Wasser unlöslich, können aber durch die Anwesenheit der hydrophilen Gruppen große Mengen an zusätzlicher Flüssigkeit binden. Sie quellen dabei ohne ihre Gelstruktur zu verlieren.

Somit stellen Hydrogele von Anfang an voll funktionsfähige, feuchte Kompressen dar, die im Gegensatz zu Calciumalginaten oder Hydrokolloiden kein Wundsekret mehr zur Gelumwandlung benötigen. Dadurch lassen sich vor allem bei trockenen oder bei von Austrocknung bedrohten Wunden die lokalen Wundheilungsbedingungen in kurzer Zeit verbessern, indem überschüssiges, keimbelastetes Sekret aufgesaugt und in die Gelstruktur eingeschlossen wird.

Ihr Saugverhalten unterscheidet sich dahingehend, dass sie Flüssigkeiten nicht spontan aufsaugen. Ihr Flüssigkeitsaufnahmevermögen setzt erst nach einiger Zeit ein und steigert sich langsam. Dann aber sind Hydrogele in der Lage, eine langanhaltende, kontinuierliche Saugleistung zu erbringen. Sie brauchen deshalb weniger oft gewechselt zu werden. Je nach Menge des anfallenden Wundsekrets kann ein Verband bis zu sieben Tage auf der Wunde verbleiben. Das Langzeit-Saugvermögen und die daraus resultierende lange Liegedauer haben aber nur dann praktischen Nutzen, wenn während dieser Zeit eine Wundkontrolle ohne Verbandabnahme möglich ist. Deshalb sollten die Hydrogele klar und die Folien transparent sein. So lassen sich eventuelle Wundheilungsstörungen unter dem Verband sofort erkennen.

Und da sich die Gelstruktur durch das aufgenommene Wundsekret nicht auflöst, können Hydrogele im Gegensatz zu Hydrokolloiden als vollständiger Verband abgenommen werden, es verbleiben keine Rückstände auf der Wunde. Der Verband ist häufig semipermeabel, d.h. überschüssige Feuchtigkeit kann durch die Folie hindurch in Form von Wasserdampf abgegeben werden. Dies steigert auch die Autolyse, so dass trockene nekrotische Beläge rasch aufgeweicht und abgelöst werden. Wenn nötig, können dann die aufgeweichten Beläge mechanisch mit Schere und Pinzette leichter entfernt werden.

Hydrogele sind besonders geeignet zur Versorgung chronischer Wunden mit ihrer schlechten Heilungstendenz und dem schwierigen, langwierigen Granulationsaufbau, wie dies beispielsweise beim Ulcus cruris venosum und dem Dekubitalulcus der Fall ist. Weiterhin sind sie indiziert zur Versorgung von Verbrennungen 1. und 2. Grades sowie zur Förderung der Reepithelisierung von Spenderstellen nach Spalthautentnahmen und von Schürfwunden.

Das fehlende spontane Ansaugvermögen macht Hydrogele allerdings ungeeignet zur Versorgung massiv sezernierender oder stark blutender Wunden, weil eine hohe Sekret- und Blutmenge nicht rasch genug aufgenommen wird. In solchen Fällen können sie erst nach adäquater Erstversorgung und gründlicher Blutstillung angewendet werden oder aber es sind zusätzlich unter dem Hydrogel-Verband stark saugende Calciumalginat-Kompressen zu applizieren. Hydrogele sind weiterhin nicht anzuwenden im Bereich freiliegender Knochen, Muskeln und Sehnen, bei klinisch infizierten Wunden bzw. bei durch chronische Infektionen verursachten Geschwüren infolge von Tuberkulose, Syphilis, tiefen Pilzinfektionen sowie bei Brandwunden dritten Grades.

Die grundsätzlichen physikalischen Eigenschaften von Hydrogelen sind gezielt modifizierbar, je nach der Beschaffenheit der verwendeten Polymere und der speziellen Zusatzausrüstung der Produkte.

Hydrokolloide

Der Begriff „Kolloid“ bedeutet, dass ein Stoff in feinster Verteilung in eine Matrix integriert ist. Hydrokolloid-Verbände sind dementsprechend „zusammengesetzte“ Produkte. Sie bestehen beispielsweise aus saug- und quellfähigen Hydrokolloiden, die in ein selbsthaftendes Elastomer (Klebekraft !) eingebracht sind, wobei eine semipermeable Folie zusätzlich als keim- und wasserdichte Deckschicht fungiert.

Bei Aufnahme von Wundsekreten durch die Hydrokolloid-Anteile des Verbandes quellen diese auf und gehen in ein Gel über, das in die Wunde expandiert und diese feucht hält. Das Gel ist dabei so lange saugfähig, bis die Hydrokolloide gesättigt sind. Bei der Verbandabnahme verbleibt zudem eine schützende Gelschicht auf der Wunde, wodurch ein atraumatischer Verbandwechsel sichergestellt wird.

Hydrokolloide eignen sich zur Beschleunigung der Reinigung ebenso wie zur Förderung der Granulationsbildung und der Epithelisierung. Überschüssiges, keimbelastetes Sekret, Detritus und toxische Substanzen werden mit dem Saug- und Quellvorgang rasch in die hydrokolloiden Anteile des Verbandes aufgenommen. Gleichzeitig verbessert sich durch die Saug- und Sogwirkung des Verbandes die Mikrozirkulation im Wundgebiet, die physiologische Sekretion wird angeregt (Reinigungsphase).

Wie Hydrogele sind auch Hydrokolloide semipermeable Wundauflagen, die durch ihren Okklusiveffekt einen vorübergehenden Sauerstoffmangel in der Wunde bewirken und somit die Granulationsphase fördern (s.o.)

Die Sättigung der Hydrokolloide, und damit der Zeitpunkt zum Verbandwechsel, zeigt sich in einer blasenähnlichen Ausformung über der Wunde. Hat die Blase in etwa die Ausdehnung der Wundfläche erreicht, ist das Pflaster zu wechseln. Die dabei in der Wunde verbleibende Gelschicht hat eine eiterähnliche Konsistenz, darf aber nicht mit Eiter verwechselt werden. Sie wird mit physiologischer Kochsalzlösung bzw. mit Ringer-Lösung augespült. Nach der Spülung der Wunde zeigt sich bei entsprechenden Wundverhältnissen der erfolgte Abbau nekrotischen Gewebes in einer anfänglichen Vergrößerung der Wunde. Auch der teils unangenehme Geruch bei der Verbandabnahme ist ein Zeichen für den intensiven Reinigungsprozeß.

Hydrokolloide eignen sich insbesondere zur Versorgung chronischer, klinisch nicht infizierter Wunden mit schlechter Heilungstendenz, so z. B. Ulcus cruris venosum, Dekubitus usw. Sie sind außerdem indiziert bei Verbrennungen 2. Grades sowie zur Förderung der Reepithelisierung von Spenderstellen nach Spalthautentnahme und von Schürfwunden.

Quellen

  1. Dr. rer. nat. Klaus Schenck, Calciumalginate zur feuchten Wundbehandlung, HARTMANN WundForum 4/94
  2. Dr. rer. nat. Klaus Schenck, Hydrogele zur feuchten Wundbehandlung, HARTMANN WundForum 1/95
  3. Dr. rer. nat. Klaus Schenck, Hydrokolloide zur feuchten Wundbehandlung, HARTMANN WundForum 2/95

Weblinks

http://de.hartmann.info/DE/Home/Service/Zeitschriften/article_36430.html