Freisinger Domglocken

Glocken eines Doms in Bayern
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Die elf Glocken des Freisinger Domes wurden in der Renaissance- und Barockzeit, sowie im Jahre 2007 gegossen.

Die große Korbiniansglocke hängt in einem massiven Holzglockenstuhl.
Datei:Korbiniansglocke Detai.jpg
Korbiniansglocke: Detail der Schulterinschrift
Teil des Renaissancegeläuts im Hof der Glockengießerei Perner zur Restauration: (v.l.) Sigismund-, Marien-, Lantpert-, Nonnosus-, Friedens-, Kreuzglocke.
Datei:Freising benediktglocke.jpg
Sakristeiglocke

Zur Tausendjahrfeier der Ankunft des Bistumsheiligen Korbinian in Freising 1724 stiftete Kurfürst Max II. Emanuel von Bayern die große Korbiniansglocke. Sie ist mit rund 5200 kg die größte der elf Domglocken und wurde 1724 von den Hofglockengießern Johann Matthias Langenegger und Anton Benedikt Ernst aus München gegossen. Das Material entstammt türkischer Kanonen von der Belagerung Belgrads 1688; der Kurfürst hatte sie erbeutet.[1]
Sie hängt als einzige Glocke im Südturm des Domes, während die übrigen zehn anderen Domglocken im Nordturm hängen. Als Festtagsglocke wird sie nur zu besonderen kirchlichen oder anderen festlichen Anlässen geläutet. Sie bildet das trangende Fundament des gesamten Domgeläutes.
In den 1980er Jahren durfte die Korbiniansglocke wegen der Belastung des Turms nicht länger als sieben Minuten am Stück geläutet werden.

Seit Oktober 2007 sind die seit 1955 verliehenen zwei Glocken von 1563/64 (Alexanderglocke und Justinusglocke) auf den Nordturm in einen erneuerten hölzernen Glockenstuhl zurückgekehrt. Sie hingen bis zum Sommer 2007 in anderen Freisinger Kirchtürmen, denen der Wieskirche (Justinusglocke, bereits abgenommen) und der Pallottinerkirche (Alexanderglocke, bis September 2007).
Friedrich Kardinal Wetter weihte am 13. Oktober 2007 die beiden neuen Domglocken Benedikt (a1) und Otto (c2) – sie sollen Klanglücken schließen und klanglich sinnvolle Läutemotive ermöglichen – sowie die neue Sakristeiglocke für die Hochfeste (g2) während einer feierlichen, konzertanten Vesper im Dom.
Seit November ist das „größte und komplett erhaltene Renaissancegeläut der Welt aus einer Gießerhand“ wiedervereint (Wolfgang Steger d. J. München 1563/64/83). Eigentlich sollte das neue, ergänzte Vollgeläute von den beiden Domtürmen erst zur Feier des Korbiniansfests am Samstag, den 24. November 2007, das erste Mal nach der Sanierung wieder erklingen, doch die Beerdigung von Prälat Friedrich Fahr bewirkte die Vorverlegung dieser Premiere um drei Tage. So läutete es nicht nur am Samstag, sondern bereits am Mittwoch, den 21. November 2007, dem evangelischen Buß- und Bettag, an dem in früheren Jahren das Korbiniansfest in Freising gefeiert wurde, als dieser Tag gesetzlicher Feiertag war.

Das Freisinger Domgeläut ist also einzigartig und stellt ein internationales Kulturobjekt erster Ordnung dar. Zumal es mit seinen beiden Halbtonschritten (a1/b1 und es1/e1) sowie seinen beiden nahezu tongleichen Glocken (g1 –8/g1 –6) eigenwillig-charakteristisch und unverwechselbar ist. „Durch das Nebeneinander von Dur- und Mollskala sind hier in einem Geläute zwei komplette Klangwelten darstellbar, und dies mit Originalklängen aus dem 16. Jahrhundert.“[2]
In einer neuen Läuteordnung die derzeit für das gesamte Kirchenjahr durch den Glockensachverständigen des Erzbistums München und Freising, Herrn KMD Gerald Fischer (München) entwickelt wird, kommt nun die ganze Klangvielfalt des Freisinger Domgeläuts zur Geltung.

Südturm

Nr. Name Gussjahr Gießer, Gussort Gewicht
(kg)
Durchmesser
(mm)
Nominal
(16tel)
1 Korbiniansglocke
(Festtagsglocke)
1724 Johann Matthias Langenegger &
Anton Benedikt Ernst, München
~5200 2100 g0 ±0

Nordturm (ergänztes Renaissancegeläut)

Nr. Name Gussjahr Gießer, Gussort Gewicht
(kg)
Durchmesser
(mm)
Nominal
(16tel)
2 Sigismundglocke
(Stürmerin)
1563 Wolfgang Steger d. J., München 2864 1675 c1 –3
3 Marien- oder
Frauenglocke
1563 Wolfgang Steger d. J., München 1964 1427 es1 –3
4 Kreuzglocke
(Sechserin)
1563 Wolfgang Steger d. J., München 1518 1327 e1 ±0
5 Lantpertglocke
(Fünferin)
1563 Wolfgang Steger d. J., München 1032 1158 g1 –8
6 Nonnosusglocke
(Viererin)
1563 Wolfgang Steger d. J., München 743 1057 g1 –6
7 Benediktglocke 2007 Rudolf Perner, Passau 612 960 a1 –2
8 Alexanderglocke
(Dreierin)
1563 Wolfgang Steger d. J., München 446 910 b1 –2
9 Ottoglocke 2007 Rudolf Perner, Passau 402 825 c2 –1
10 Justinusglocke
(Zweierin)
1564 Wolfgang Steger d. J., München 290 756 d2 +1
11 Friedensglocke
(Einserin)
1563
Umguss 1583
Wolfgang Steger d. J., München 187 665 e2 –6

Sakristeiglocke

Name Gussdatum Gießer, Gussort Gewicht
(kg)
Durchmesser
(mm)
Nominal
(16tel)
Sakristei-/Friedrichsglocke (Hochfeste) 31.08.2006 Rudolf Perner, Passau
(Schauguss a. d. Freisinger Marienplatz)
122 540 g2 +2

Einzelnachweise

  1. Hubert Koch: Zur Geschichte. In: Erzbischöfliches Ordinariat München (Hrsg.): Freisinger Domglocken. Wiederherstellung des Renaissance-Geläuts. Ernst Baumann, Freising 2007, S. 18.
  2. Gerald Fischer: Freisinger Glockenmusik. In: Erzbischöfliches Ordinariat München (Hrsg.): Freisinger Domglocken. Wiederherstellung des Renaissance-Geläuts. Ernst Baumann, Freising 2007, S. 35.

Literatur

  • Erzbischöfliches Ordinariat München (Hrsg.): Freisinger Domglocken. Wiederherstellung des Renaissance-Geläuts. Ernst Baumann, Freising 2007.