Benutzer:Drahnier/Spielwiese

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Stadtkirche St. Michael Jena

Die evangelische Stadtkirche St. Michael in Jena ist seit über 750 Jahren Mittelpunkt kirchlichen Lebens in Jena (Parochialkirche). Auch im kulturellen, insbesondere kirchemusikalischen, und hin und wieder auch im politischen Leben hat sie eine herausgehobene Stellung. Im Stadtzentrum gelegen prägt sie das Stadtbild.

Stadt- und Kirchenpatron Michael

Der Patron der Stadtkirche, der Erzengel Erzengel Michael ist seit dem 13. Jahrhundert auch Stadtpatron und die zentrale Gestalt im Wappen der Stadt Jena sowie vielfach auch künstlerisches Element an und in anderen sakralen und profanen Bauwerken der Stadt. Die Stadtkirche zierten nacheinander verschiedene Skulpturen des Erzengels. Die spätromanische Holzplastik des Angelus jenensis ("Michael I") war einstmals außen in der Turmnische angebracht. Dort befindet sich heute eine moderne Bronzeplastik des Erzengels aus dem Jahre 2002, während "Michael I" in den 50er Jahren über dem Gerichtsportal und heute im Innern der Stadtkirche angebracht ist (s. "Ausstattung im Innern"). Eine spätgotische Skulptur des Erzengels ("Michael II") ist gegenwärtig im Erfurter Angermuseum zu sehen.

Baugeschichte

Der Stadtkirche hatte zwei romanische Vorgängerbauten. Von diesen gehörte einer zum Zisterinnennonnen-Kloster, das sich nördlich anschloss. Ausgrabungsfunde weisen auf einen Sakralbau im 12. Jahrundert hin. Der Bau der heutigen Hallenkirche wurde seit 1380 - nach Fertigstellung des Jenaer Rathauses - in mehreren Bauphasen errichtet. In der ersten Bauphase bis 1450 entstanden der Chor, die Einwölbung des Altarraumes, die drei östlichen Joche des Langhauses und die Südfassade bis zum sechsten Langhausjoch. Nach einem etwa 30 Jahre währendem Baustillstand wurden in einer zweiten Bauphase von 1474 bis 1557 (d.h. bis ein Jahr vor der Gründung der Friedrich-Schiller-Universität Jena) das Langhaus vollendet, und - im Auftrag und auf Kosten des Rates der Stadt - der Turm errichtet. Im 17. Jahrhundert erfolgten mehrere Instandsetzungsarbeiten am Kirchengebäude.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadtkirche wie der gesamte Stadtkern stark zerstört. In den Nachkriegsjahren bis 1956 wurde der Innenraum mit Achteckpfeilern und Sterngewölbe rekonstruiert.

Seit wenigen Jahren wurde bzw. wird die Stadtkirche restauriert: Die Instandsetzung des Kirchtumres wurde 2004 mit der Rekonstruktion Renaissance-Haube, wie sie zum Abschluß des Kirchenbaues Mitte des 16. Jahrhunderts bestand, abgeschlossen. In einer zweiten Restaurierungsphase wurde das Barockdach - wie es bis 1945 bestanden hatte - d.h. mit Mandardfenstern rekonstruiert sowie die Fassaden einschließlich das Gerichtsportal restauiert. Die aufwändige Restaurierung des reich verzierten (weiter östlich gelegenen) Brautportals ist für die kommenden Jahre (nach 2008) geplant.

Äußere Gestalt

Die Stadtkirche in Jena ist eine dreischiffige spätgotische Hallenkirche, die größte in Thüringen. Weit im Saaletal sichtbar ist der achteckige Turm Renaissance-Haube und Einzeigeruhr. Der Besucher Von der Marktseite aus und sowie die reich verzierte und Die zum Markt hingewandte Südfassade ist die Schauseite und lädt zum Besuch ein hindurch durch das (häufiger geöffnete) Gerichtsportal und das weiter östlich gelegene reich verzierte Brautportal. Ein barriere-freier Zugang zum Langhaus befindet sich an der westlichen Turmseite.

Der Kreuzbogen unter dem Chorraum (Altar - Ara) ist das erste der "Sieben Wunder" Jenas. Dieser bot ehemals die einzige Zufahrt zum Zisterzienserinnenkloster.

Ausstattung im Innern

Das bedeutendste Kunstwerk ist die Holzplastik des Angelus Jenensis (derzeit wegen Baumaßnahmen ausgelagert). Sie entstand in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts in einer Bamberger Werkstatt und befindet sich gegenwärtig an einem Pfeiler zwischen dem nördlichen und dem Hauptschiff.

Die Kanzel, von der der Reformator Martin Luther mehrfach predigte, stammt von 1507.

Die bronzene Grabplatte Martin Luthers, 1549 vom Erfurter Glockengießer Heinrich Ziegler gefertigt, war ursprünglich zur Aufstellung in der Wittenberg bestimmt. Im Ergebnis des Schmalkaldischen Krieges verblieb sie aber in Jena, während in Wittenberg eine Kopie aufgestellt wurde.

Eine Plastik des Hl. Wolfgang aus dem frühen 16. Jahrhundert wurde 1992 gestohlen.

Kirchengeschichte

Die Geschichte der Pfarrei St. Michael läßt sich aufgrund von Schriftquellen bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts zurückverfolgen. 1282 wird erstmals ein Pfarrer urkundlich erwähnt. 30 Jahre älter ist ein indirekter Hinweis in einer Urkunde des Burggrafen Otto von Kirchberg (s. Hausberg.

Das 1301 gegründete Zisterzienserinnen-Kloster St. Michael grenzte nördlich an die Pfarrkirche St. Michael an. Das Langhaus der Pfarrkirche stand der städtischen Kirchgemeinde offen, blieb aber den an die klösterliche Klausur gebundenen Nonnen verschlossen. Das Koster wurde 1525/1526 im Zuge der Reformation aufgehoben (wie auch zwei weitere Klöster, das 1286 gegründete Dominikaner-Kloster und das 1414 gegründete Karmeliter-Kloster).

Die Reformation hatte für Jena und Umgebung eine entscheidende Bedeutung. Martin Luther predigte mehrfach in der Stadtkirche und disputierte hier und in der Umgebung mehrfach mit Studenten, Freunden und Kritikern.

Kirchenmusik

Die Kirchenmusik in der Stadtkirche hat eine lange Tradition. Beispielweise war Max Reger hier Organist. Es gab und gibt in der Stadtkirche vielfältige Kirchenmusik. Heute ist Landeskirchenmusikdirektor Martin Meier Organist und Kantor an der Stadtkriche St. Michael. Die von ihm geleitete Kantorei besteht seit über 50 Jahren. Besonders im Sommerhalbjahr wird zu Orgelkonzerten eingeladen (in der Regel Mittwoch 20 Uhr). Gottesdienste beginnen in der Regel sonntags um 10 Uhr. Bei beiden erklingt die Schuke-Orgel. Mehrfach im Jahr wird zur Oratorien und anderen größere kirchenmusikalischen Veranstaltungen eingeladen.

Ausgewählte Literatur

  • Friedrich Möbius: Die Stadtkirche St. Michael zu Jena. Symbolik und Baugeschichte einer spätgotischen Stadtpfarrkirche. 1996.
  • Volker Leppin und Matthias Werner (Hg.): „Inmitten der Stadt. St. Michael in Jena. Die Stadtkirche St. Michael in Jena in Vergangenheit und Gegenwart. Michael Imhof Verlag, 2004