Karl der Große

König des Fränkischen Reiches und römischer Kaiser
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 24. Januar 2005 um 14:04 Uhr durch 195.14.221.100 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.


Karl I., der Große, lat. Carolus Magnus, franz. Charlemagne, (* 747; † 28. Januar 814 in Aachen) war seit 768 König der Franken und wurde am 25. Dezember 800 von Papst Leo III. in Rom zum (römischen) Kaiser gekrönt. Den Beinamen "der Große" erhielt er bereits zu seinen Lebzeiten. Sein voller Titel ab 800 lautet: Karolus serenissimus augustus a Deo coronatus magnus pacificus imperator Romanum imperium gubernans qui et per misericordiam dei rex Francorum atque Langobardorum (frei übersetzt: "Karl allergnädigster Erhabener, von Gott gekrönt, großer Frieden stiftender Herrscher, das römische Reich regierend, von Gottes Gnaden König der Franken und Langobarden").

Leben

Karl war der ältere Sohn des späteren Königs Pippin des Jüngeren. Nach dem Tod seines Vaters teilte er die Herrschaft mit seinem Bruder Karlmann. Nach Karlmanns Tod stellte er 771 die Reichseinheit wieder her.

Karl bestätigte die Pippinische Schenkung seines Vaters an die Kirche, aus der später der Kirchenstaat hervorgehen sollte.

Da der Papst Karl als neuen Schutzherr Roms anstelle des byzantinischen Kaisers ansah, forderte er ihn 799 auf, ihm gegen den Aufstand römischer Adeliger zur Seite zu stehen. Karl zog nach Rom und entschied die Angelegenheit für den Papst.

Infolge dieses guten Verhältnisses zwischen Franken und Papsttum wurde Karl anlässlich seines Aufenthalts in Rom am Weihnachtstag im Jahr 800 von Papst Leo III. zum Kaiser gekrönt. Dieser Titel war seit der Absetzung von Romulus Augustulus im Jahr 476 in Westeuropa nicht mehr geführt worden. Die Krönung zum Kaiser bedeutete somit eine Herausforderung für das byzantinische Kaisertum (Basileios), dem gegenüber Karl die Gleichberechtigung beanspruchte; dies kommt beispielsweise im genannten Kaisertitel zum Ausdruck. Karl verstand sich als Augustus Imperator Renovatio Imperii Romani (Kaiser des erneuerten Römischen Reiches) und somit als direkter Nachfolger der römischen Kaiser; sein fränkisches Reich war damit das Nachfolgereich des römischen Kaiserreiches, das er aufgrund seiner Legitimation durch die Kirche sanctus (heilig) nannte.

Nach altem fränkischen Brauch ordnete Karl schon früh seine Nachfolge durch eine Reichsteilung. Nachdem seine beiden älteren Söhne jedoch früh verstarben, erhob Karl 813 den einzigen legitimen Erben Ludwig I. (Ludwig der Fromme) zum Reichserben, der jedoch erst 814 als Mitkaiser eingesetzt wurde. Karl der Große starb am 28. Januar 814 in Aachen und wurde im Atrium der Marienkirche beigesetzt.

Es ist schwierig, das Verhältnis Karls zu seinen Töchtern zu verstehen. Keine von ihnen wurde verheiratet, möglicherweise um die Zahl der potenziellen politischen Allianzen zu kontrollieren. Nach Karls Tod wurden seine Töchter dazu gezwungen, ins Kloster zu gehen. Von seiner Tochter Bertha ist bekannt, dass sie eine Beziehung mit Karls Hofgeistlichen Angilbert hatte. Diese Liaison war Vorbild für die Sage von Eginhard und Emma.

Als Beschützer des Papstes, dann auch eigens vom Papst gekrönt, war Karl der Große sehr darauf bedacht, dass in seinem Reich jeder das Pater Noster oder Vaterunser kannte. Verschiedene Stämme, die sich nicht zum Christentum bekehren lassen wollten, wie die Sachsen, wurden von Karl dem Großen gewaltsam dazu gezwungen (siehe auch Verden (Aller)), daher rührt auch der Beiname "Sachsenschlächter", der Karl dem Großen manchmal gegeben wird.

Kaiser und Papst sorgten gemeinsam für die Befestigung des Reiches gegen ständig neue Angreifer aus dem Osten.

 
Europa um 814

Kulturelle Bedeutung

Kulturell ist Karls Herrschaft als karolingische Renaissance bekannt. Kunst, Literatur und Architektur erlebten einen ungemeinen Aufschwung. An seinem Hof versammelte Karl bedeutende Gelehrte seiner Zeit, unter anderem den Angelsachsen Alkuin als Leiter der Hofschule, den Langobarden Paulus Diaconus, Petrus aus Pisa, den Westgoten Theowulf aus Spanien sowie Angilbert und Einhard (auch genannt Eginhard).

Aachen, die neue "Reichshauptstadt" nördlich der Alpen, prägte er durch Architekturwerke mit großartigen, wohl aus Italien importierten, Skulpturen.

Ehefrauen

  • Himiltrud (Friedelehe?)
  • Ermengarda oder Desiderata, Tochter des Langobardenkönigs Desiderius, nach einjähriger Ehe 771 verstoßen
  • Hildegard von Savoyen (de gente Suaborum) (geheiratet 771) (758–783)
  • Fastrada (Ostfränkin) (geheiratet 784) († 794)
  • Luitgard (Alemannin) (verheiratet 794) († 800)

Nachkommen

Nachleben

Um das Leben und Wirken Karl des Großen entstanden nach seinem Tod zahlreiche Sagen, unter anderem der Karlszyklus mit dem Rolandslied. Auf Betreiben Kaiser Friedrich Barbarossas wurde Karl 1165 durch den Erzbischof von Köln, unter Billigung von Gegenpapst Paschalis III., heilig gesprochen. Diese Heiligsprechung wurde von Papst Alexander III. aber abgelehnt, so dass sein Gedenktag nie offiziell anerkannt wurde. Seit 1176 wird die Verehrung allerdings von der katholischen Kirche geduldet.

Von Karl dem Großen ist kein zeitgenössisches Bildnis überliefert. Am Anfang der repräsentativen Karlsbilder steht Albrecht Dürers Bildtafel, die sich heute im Germanischen Nationalmuseum befindet.

In vielen slawischen Sprachen wurde vermutlich aus seinem Namen in der lateinischen Form 'Carolus' das Wort für König, so im Russischen 'korol', im Polnischen 'król'.