In Deutschland sind Sparkassen Kreditinstitute im Sinne des § 1 Kreditwesengesetz (KWG), die auf Grund der Sparkassengesetze der Bundesländer und der dazu für jede einzelne Sparkasse erlassenen Satzung Bankgeschäfte betreiben. Bis auf wenige so genannte „freie Sparkassen“ handelt es sich dabei um öffentlich-rechtliche Kreditinstitute. Die Bezeichnung Sparkasse ist nach § 40 KWG gesetzlich geschützt.

Rechtsform
Sparkassen sind in Deutschland im Regelfall Anstalten des öffentlichen Rechts. Träger einer Sparkasse ist in diesem Fall eine kommunale Gebietskörperschaft (Stadt, Landkreis) oder ein kommunaler Sparkassenzweckverband (Zusammenschluss mehrerer kommunaler Gebietskörperschaften zum gemeinsamen Betreiben einer Sparkasse). Häufig deutet bereits der Name auf den kommunalen Träger hin, z. B. Stadtsparkasse oder Kreissparkasse. Rechtsgrundlagen für Gründung und Betrieb sind das Sparkassengesetz des jeweiligen Bundeslandes, in dem die Sparkasse ihren Sitz hat, und eine vom Träger erlassene Satzung. Die Organe einer Sparkasse sind der Vorstand als geschäftsführendes Gremium und der Verwaltungsrat als Aufsichtsgremium. In einigen Bundesländern ist weiterhin für bestimmte (in der Regel besonders hohe oder risikoreiche) Kreditentscheidungen ein Kreditausschuss zu bilden. Dieser ist kein Organ der Sparkasse.
Darüber hinaus gibt es in Deutschland acht freie Sparkassen, die zum Teil nicht als Anstalt des öffentlichen Rechts, sondern in anderer (privat-rechtlicher) Rechtsform betrieben werden.
Geschäftsmodell
Die Sparkassen betreiben als Universalkreditinstitute alle üblichen Bankgeschäfte mit privaten Haushalten, Unternehmen, Kommunen und institutionellen Kunden. Für den Geschäftsbetrieb der meisten Sparkassen gilt das Regionalprinzip. Danach umfasst das Geschäftsgebiet einer Sparkasse im Allgemeinen das Gebiet ihres kommunalen Trägers.
Daneben unterscheiden sich die Sparkassen von den privaten Banken dadurch, dass „die Erzielung von Gewinn nicht der Hauptzweck des Geschäftsbetriebes“ ist (vgl. z. B. § 3 Abs. 3 des Sparkassengesetzes von Nordrhein-Westfalen). Anders als bei privaten Banken steht dementsprechend nicht die Gewinnmaximierung im Vordergrund. Leitmotiv ist stattdessen die Gemeinwohlorientierung. Ein erzielter Gewinn wird, soweit er nicht durch Rücklagenbildung im Vermögen der Sparkasse verbleibt, an den Träger (Zweckverband, Landkreis, Stadt) ausgeschüttet oder von der Sparkasse direkt für gemeinnützige Zwecke zur Verfügung gestellt. Viele Sparkassen haben zudem Stiftungen gegründet, die vielfach karitative Zwecke fördern.
Die Sparkassen-Finanzgruppe erreicht insbesondere aufgrund der hohen lokalen Präsenz in vielen Geschäftsfeldern der Finanzdienstleistungsbranche hohe Marktanteile.
Geschichte der Sparkassen
Gründung der Sparkassen
Die ersten deutschen Sparkassen wurden ursprünglich auf Initiative von Landesherrschaften oder Privatleuten gegründet, um ärmeren Bevölkerungsschichten die Möglichkeit zu eröffnen, eine langfristige, sichere und verzinsliche Rücklage für die Bewältigung der Widrigkeiten des Lebens (Krankheit, Alter etc.) zu bilden. Vorläufer der Sparkasse waren Waisenkassen und Leihhäuser, wie beispielsweise die 1749 von der Reichsabtei Salem zur Verwaltung von Waisenrenten eingerichtete Kasse und das Herzoglich-braunschweigische Leihhaus, das 1765 gegründet wurde.
Erste Sparkassen [1] nach modernem Verständnis entstanden 1778 in Hamburg, 1786 in Oldenburg, 1796 in Kiel, 1801 in Altona und 1808 in Darmstadt, 1817 in Lübeck, 1818 in Berlin und 1821 in Nürnberg. 1818 wurde in Stuttgart die Württembergische Spar-Casse für das ganze Königreich Württemberg gegründet. Die Anzahl der Sparkassen stieg von da an rapide an (1836: 300 Sparkassen, 1860: ca. 1.200, 1913: ca. 3.100 Sparkassen). Die meisten davon entstanden als kommunale Institute, als erste beispielsweise die Sparkasse Göttingen (1801).
Modernisierung und Konsolidierung
In den 1920er Jahren erlebten die Sparkassen eine starke Modernisierungsphase, unter anderem weil sie den bargeldlosen Zahlungsverkehr aufnahmen (siehe Sparkassenreformer Johann Christian Eberle), ab 1929 ins Bauspargeschäft einstiegen und Versicherungen anboten. Weitere Meilensteine waren zum Beispiel die Aufnahme des Konsumentenkredites mit seinen Vorformen ab 1952 sowie die zunehmende Automation des Zahlungsverkehrs ab den frühen 1970er Jahren. In vielen Sparkassen verschwand seit den 1980er Jahren der klassische Schaltertresen. So genannte „Vertriebsfilialen“ wurden seit Beginn des 21. Jahrhunderts auch mit Stehpulten ausgestattet, die ein offeneres und noch einladenderes Aussehen bewirken sollen.
Ab Mitte der 1990er Jahre begann eine erste Konsolidierung im Sparkassensektor. Durch betriebswirtschaftlich bedingte Fusionen nahm inzwischen die Zahl der Sparkassen auf 457 (Stand: Ende 2006) ab, im Jahr 2002 gab es 519 Institute.
Sparkassenverbände
Die öffentlich-rechtlichen Sparkassen eines Bundeslandes und ihre jeweiligen Träger sind Mitglieder in einem der zwölf Sparkassen- und Giroverbände der Länder in der Rechtsform der Körperschaft des öffentlichen Rechts. Über die Mitgliedschaft im jeweiligen Verband sind sie darüber hinaus mittelbar Mitglieder des Dachverbands aller deutschen Sparkassen, Landesbanken und Landesbausparkassen, dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband e. V. (DSGV) mit Sitz in Berlin. Die Sparkassenverbände der Länder und der DSGV erbringen zentrale Dienstleistungen wie etwa gemeinsames Marketing, Beratungsdienstleistungen, Vertretung in Spitzenverbänden oder die Entwicklung gemeinsamer Geschäftskonzepte für ihre angeschlossenen Mitglieder. Die acht freien Sparkassen haben sich im Verband der Deutschen Freien Öffentlichen Sparkassen zusammengeschlossen, der außerordentliches Mitglied des DSGV ist.
Sicherungssystem der Sparkassen
Die Einlagen der Sparkassenkunden werden durch ein eigenes Sicherungssystem der Sparkassen-Finanzgruppe gesichert. Dies setzt sich aus den regionalen Sparkassenstützungsfonds, der Sicherungsreserve der Landesbanken sowie dem Sicherungsfonds der Landesbausparkassen zusammen. Das Sicherungssystem der Sparkassen-Finanzgruppe ist in einem Haftungsverbund zusammengeschlossen, so dass in einem Krisenfall das Gesamtvolumen aller Fonds für institutssichernde Maßnahmen zur Verfügung steht. Der Haftungsverbund sichert die angeschlossenen Institute (Institutssicherung) und gewährleistet ihre Liquidität und Solvenz.
Sparkassen-S
Das Sparkassen-S gehört zu den verbreitetsten Markenzeichen in Deutschland. Das S mit Punkt soll eine Spardose mit Münze (Pfennig bzw. Cent) stilisieren und wurde erstmals 1938 verwendet. Entworfen wurde es von Louis Gaigg. 1972 wurde das Markenzeichen durch Otl Aicher überarbeitet. Es entfiel ein bis dahin mit abgebildeteter Einwurfschlitz, und die rote Farbe (HKS 13) wurde zum prägnanten Erkennungsmerkmal. Das Symbol ist markenrechtlich geschützt.
Sparkassen in anderen Staaten
Sparkassen gibt es weltweit in 86 Ländern.
Albanien
Die Banka e Kursimeve e Shqipërisë (Albanische Sparkasse) wurde 2004 durch die österreichische Raiffeisen International zu 100% erworben [2].
Finnland
In Finnland bestehen 39 Sparkassen in der Rechtsform einer Stiftung mit 213 Filialen, 1.130 Mitarbeitern und einer Gesamtbilanzsumme von 4.447 Millionen Euro (Stand: 31. Dezember 2004). Sparkassen sind in Finnland seit der Bankenkrise in den frühen 1990er Jahren nicht mehr flächendeckend vertreten. Durch die Neugründung der Nooa Savings Bank 2003 gibt es wieder eine Sparkasse auch in der Hauptstadt Helsinki. Zentralinstitut der Sparkassen ist seit 1995 die Aktia Savings Bank plc, die 1991 aus der Fusion der Sparkasse von Helsinki mit sieben weiteren Sparkassen entstand. Aktia wurde 1993 in eine Aktiengesellschaft (plc) umgewandelt.
Frankreich
Im Jahre 1818 wurde die erste französische Sparkasse in Paris gegründet. Das Pendant zu den deutschen Sparkassen in Frankreich heißt Caisse d'Epargne.
Italien
Bis in die 1990er Jahre waren in Italien die meisten Sparkassen als Stiftung aktiv. Im Zuge einer landesweiten Konsolidierung im Bankensektor wurden die meisten Sparkassen in Aktiengesellschaften umgewandelt. Während die Stiftungen als Holdinggesellschaften bestehen blieben, setzte bei den Banken ein Fusionsfieber ein, bei den Raiffeisenbanken (Cassa di Risparmio), Volksbanken (Banca Popolare) und kommerzielle Banken zusammengingen. Als letztes gemeinsames Bindeglied besteht der Sparkassenverband ACRI (Assoziazione delle Casse di Risparmio e delle Fondazioni di Origine Bancaria) weiter.
Luxemburg
In Luxemburg gibt es die Staatsbank und Staatssparkasse Banque et Caisse d'Epargne de l'Etat (BCEE).
Norwegen
Das Sparkassenwesen in Norwegen ist in zwei Lager gespalten. Zum einen ist die Sparebanken NOR am Markt aktiv, die aber im Jahr 2004 mit der DnB zur größten Bank des Landes fusionierte.
Auf der anderen Seite steht eine Gruppe von Regionalsparkassen, die unter dem Namen SpareBank1 landesweit in Erscheinung treten.
Österreich
In Österreich besteht der Sparkassensektor aus 53 Regionalsparkassen. Das Spitzeninstitut ist die Erste Bank. Es wird auch das bekannte Sparkassen-S in geringfügig abgewandelter Form benutzt.
Polen
Die Sparkasse in Polen wurde auf Betreiben von Piłsudski 1919 als Pocztowa Kasa Oszczędności (Postsparkasse) gegründet. Heute firmiert sie unter dem Namen PKO BP, was für Powszechna Kasa Oszczędności Bank Polski (Allgemeine Sparkassenbank Polens) steht. Bis 2004 war das Unternehmen vollständig in Staatsbesitz, 2006 gehörten dem polnischen Staat noch 51,51 Prozent der Aktien[3].
Russland
Die staatliche Sparkasse in Russland wurde bereits 1841 gegründet. Seit 1991 firmiert sie als Aktiengesellschaft unter dem Namen Сбербанк России (Sberbank).
Schweiz
Einige wenige Sparkassen wurden in einigen Schweizer Kantonen bereits zur Zeit des Ancien Régime gegründet. Der grosse Aufschwung des Sparkassen-Wesens erfolgte jedoch erst im 19. Jahrhundert, nach dem liberalen Umbruch und während der Industrialisierung. Beweggrund war zum einen die zinsbringende Anlage von Spargeldern einer breiteren Bevölkerung, zum anderen die Ausleihung dieser Gelder an Gewerbetreibende und Landwirtschaft; diese Wirtschaftskreise vermochten damit ihre Wirtschaftsleistung mit Geldbeträgen einer Höhe zu steigern, die sie aus Eigenmitteln nicht hätten aufbringen können. Das Sparkassen-Wesen wirkte also als gewerblicher Wachstumsmotor der Industrialisierung, wobei ein relativ wichtiger Tätigkeitsbereich auch der Grundpfand-Kredit war. Als Rechtsform waren vor allem kommunalstaatliche Gründungen und Genossenschaften anzutreffen. Diese Institute existieren - zumeist unter anderen Firmennamen und unter der moderneren Kategorisierung "Bank" - zum grösseren Teil auch heute noch. Dabei ist der Grundpfand-Kredit für den Häuserbau mittlerweile zum wichtigsten Aktiv-Geschäft geworden. Das bekannteste Institut ist wohl der Verband der Raiffeisenbanken mit seinen vielen Einzelbanken auch in kleineren Dörfern.
Slowakei
Die Slovenská sporiteľňa (Slowakische Sparkasse) steht im Eigentum der österreichischen Erste Bank. Es wird wie auch in Tschechien auch das österreichische Sparkassen-S benutzt[4].
Spanien
Das Sparkassenwesen in Spanien ist regional organisiert. Jede Region hat eine oder zwei Sparkassen (Caja, baskisch: Kutxa, katalanisch u. galicisch: Caixa). Diese sind ähnlich wie in Deutschland öffentlich-rechtlich organisiert und arbeiten teilweise ohne Gewinnstreben. Der spanische Sparkassenverband ist die CECA. Es gibt derzeit (Stand: Sep. 2006) 46 Sparkassen.
Die größten Sparkassen in Spanien sind la Caixa, in der autonomen Gemeinschaft Katalonien, und die Caja Madrid.
Tschechien
Die Česká Spořitelna (Tschechische Sparkasse) steht mehrheitlich im Eigentum der österreichischen Erste Bank. Es wird wie auch in der Slowakei das österreichische Sparkassen-S benutzt[5].
USA
Seit Anfang des 19. Jahrhunderts bestanden in den USA Sparkassen (en: Savings and loan associations, kurz: S&Ls). Als meist kommunale Unternehmen unterlagen sie bis Anfang der 1970er Jahre konsequenten Regulierungsvorschriften. Nach deren Aufhebung kam es in den 1980ern zur Sparkassenkrise. Heute bestehen noch ca. 2.500 S&Ls.
Internationale Sparkassenvereinigungen
Europäische Sparkassenvereinigung (ESV)
In der Europäischen Sparkassenvereinigung (ESV) sind die Sparkassenorganisationen aus 27 EU-Mitgliedstaaten und aus neun weiteren europäischen Ländern vertreten.
Weltinstitut der Sparkassen (WIS)
Das Weltinstitut der Sparkassen (WIS) ermöglicht den weltweiten Erfahrungsaustausch unter den Sparkassenorganisationen. Außerdem vertritt es die Standpunkte der Sparkassen auf internationaler Ebene, wie zum Beispiel gegenüber der Weltbank oder dem Internationalen Währungsfonds.
EUFISERV
Das Gemeinschaftsunternehmen EUFISERV wurde von den europäischen Sparkassen 1990 gegründet. EUFISERV zielt mit seinem internationalen Netzwerk hauptsächlich auf den bargeldlosen Finanzverkehr bei Transaktionen an Geldautomaten.
Literatur
- Jürgen Mura: Zur Geschichte des deutschen Sparkassenrechts von den Anfängen bis 1945. In: Bankhistorisches Archiv 1/1983, Zeitschrift für Bankengeschichte, herausgegeben vom Wissenschaftlichen Beirat des Institutes für bankhistorische Forschung, Frankfurt am Main.
- Jürgen Mura: Zur Geschichte des Sparkassenwesens in der DDR seit 1945. In: Bankhistorisches Archiv 1/1982, Zeitschrift für Bankengeschichte, herausgegeben vom Wissenschaftlichen Beirat des Institutes für bankhistorische Forschung, Frankfurt am Main.
- Hans Pohl / Bernd Rudolph / Günther Schulz: Wirtschafts- und Sozialgeschichte der deutschen Sparkassen im 20. Jahrhundert (Sparkassen in der Geschichte, Forschung 18), Stuttgart 2005, Deutscher Sparkassenverlag, ISBN 978-3-09-303000-0.
- Manfred Pix: Veröffentlichungen zur Sparkassengeschichte in der Bundesrepublik Deutschland und in Berlin (West) von 1960 bis 1977. In: Bankhistorisches Archiv 2/1977 und 2/1978, Zeitschrift für Bankengeschichte, herausgegeben vom Wissenschaftlichen Beirat des Institutes für bankhistorische Forschung, Frankfurt am Main.
- Regionalgeschichte der Sparkassen-Finanzgruppe. Band 1 (Sparkassen in der Geschichte, Forschung 19), Stuttgart 2006, Deutscher Sparkassenverlag, ISBN 978-3-09-303810-5.
- Hugh Rockoff: Geschichte der US-amerikanischen Sparbanken und Bausparinstitute. In: Bankhistorisches Archiv 2/1993, Zeitschrift für Bankengeschichte, herausgegeben vom Wissenschaftlichen Beirat des Institutes für bankhistorische Forschung, Frankfurt am Main.
- Bernhard Vogler: Les Caisses d'Epargne en Alsace de 1832 à 1870. In: Bankhistorisches Archiv 2/1991, Zeitschrift für Bankengeschichte, herausgegeben vom Wissenschaftlichen Beirat des Institutes für bankhistorische Forschung, Frankfurt am Main.
- Josef Wysocki: Untersuchungen zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte der deutschen Sparkassen im 19. Jahrhundert. Vollständiger Nachdruck der Originalausgabe von 1980 (Sparkassen in der Geschichte, Reprint 10), Stuttgart 2005, Deutscher Sparkassenverlag, ISBN 978-3-09-303896-9.
- Marcus Lüppens: Der Markendiamant, Wiesbaden 2006, Gabler Verlag, ISBN 3-8349-0099-0.
Quellennachweis
- ↑ http://www.zaek-nr.de/pdf/presse/rzb/2002/rzb10.pdf Rheinisches Zahnärzteblatt Nr. 10, Oktober 2002, Seite 561
- ↑ siehe Österreichisches Bankwesen
- ↑ http://www.pkobp.pl/index.php/id=rel_akc/zone=-1/section=ri
- ↑ siehe Österreichisches Bankwesen
- ↑ siehe Österreichisches Bankwesen