Georg Friedrich Händel

deutsch-britischer Komponist des Barocks (1685–1759)
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Georg Friedrich Händel (* 23. Februar 1685 in Halle an der Saale; † 14. April 1759 in London) war ein Komponist des Barock. Zu seinem Hauptwerk zählen rund 40 Opern und 25 Oratorien, darunter der Messias (engl. Messiah).

Georg Friedrich Händel




Zeit der Opern in England

1712 kehrte Händel nach London zurück und verbrachte ein Jahr bei Andrews, einem reichen Musikliebhaber, in Barn Elms, Surrey. Drei weitere Jahre lebte er in Burlington in der Nähe von London. Offenbar war er trotz seiner Verpflichtungen gegenüber dem kurfürstlichen Hof nur wenig geneigt, nach Hannover zurückzukehren. Die Hauptwerke dieser Periode sind zwei italienische Opern und das Utrechter Te Deum im Auftrag von Queen Anne. Es war peinlich für den Komponisten, dass sein Arbeitgeber 1714 als George I. von England nach London kam. Einige Zeit lang wagte Händel es nicht, bei Hof zu erscheinen, und nur durch die Vermittlung des Barons Kielmannsegge wurde eine Vergebung erreicht. Nach seinem Ratschlag schrieb Händel die Wassermusik, die bei einem königlichen Fest auf der Themse aufgeführt wurde. Sie gefiel dem König so sehr, dass er den Komponisten sogleich unter seine Fittiche nahm und ihm ein Salär von £ 400 pro Jahr gewährte. Später wurde Händel Musiklehrer der Prinzessinnen und bekam weitere £ 200 von Prinzessin Caroline. 1716 folgte er dem König nach Deutschland, wo er eine zweite deutschsprachige Passion nach der beliebten Dichtung von Heinrich Brocke schrieb. Dies war Händels letztes Werk auf einen deutschen Text.

Nach seiner Rückkehr nach England ging er in die Dienste des Herzogs von Chandos und leitete dessen Konzerte. Für sein erstes Oratorium Esther erhielt er £ 1000. Händels Musik, die er für die Herzogsresidenz Cannons in Edgware schrieb, umfasst die erste Fassung von Esther, Acis and Galatea sowie die zwölf Chandos Anthems. Diese Kompositionen sind in etwa in der Form von Bachs Kirchenkantaten verfasst, benutzen aber nicht systematisch Choralmelodien. 1720, nach dem finanziellen Zusammenbruch seines Gönners, trat Händel wieder in einer öffentlichen Funktion auf, nämlich als Direktor der italienischen Oper im Haymarket Theatre, das er für die sogenannte Royal Academy of Music führte. Die Hauptattraktion des Unternehmens war der berühmte Sänger Senesino, für dessen Anstellung er speziell nach Dresden reiste. Das Opernunternehmen startete mit einer höchst erfolgreichen Aufführung von Händels Oper Radamisto. In diese Zeit datiert die berühmte Rivalität zwischen Händel und Giovanni Bononcini, einem melodiösen italienischen Komponisten, den viele für den besseren der beiden hielten. Ab 1729 war Händel Partner von J. J. Heidegger in der Direktion des königlichen Theaters.

Das Opernunternehmen war er jedoch nicht ohne Konkurrenz. Einer rivalisierenden Gesellschaft gelang es, den berühmten Farinelli unter Vertrag zu nehmen und ihm sogar Senesino abzuwerben. Dies führte 1737 zu seinem Bankrott und zu einem Schlaganfall mit Lähmungserscheinungen, die wohl durch Überarbeitung verursacht wurde. Auch das Konkurrenzunternehmen musste jedoch aufgelöst werden, so dass man Händels Scheitern nicht seinem Abstieg innerhalb der Musikwelt zuschreiben kann. Bei einem Kuraufenthalt in Aachen erholte er sich wieder. Schon nach einigen seiner opern nannten ihn die Zuschauer ,,Il caro Sasson"-,,Der liebe Sachse"

Zeit der Oratorien

 
Händels Wohnhaus in London, heute Handel House Museum

Schon vor seiner letzten Oper Deidamia, die 1741 aufgeführt wurde, hatte Händel mit Oratorien Aufmerksamkeit erregt. Darin war er von den Beschränkungen der Bühne befreit und konnte seinem Genie für das Schreiben von Chören freien Raum lassen. 1726 war Händel in England eingebürgert worden, und 1733 begann er seine öffentliche Karriere als Komponist englischer Texte, indem er eine zweite und längere Fassung von Esther im King's Theatre produzierte. Diesem folgte im gleichen Jahr Deborah, in dem der Anteil des Chors wesentlich größer ist. Im Juli führte er in Oxford Athalia auf, das erste Werk, in dem seine typischen Doppelchöre auftauchen. Der Anteil der Chöre steigert sich noch in Saul (1738), und Israel in Egypt (auch 1738).

Der Messiah wurde am 13. April 1742 in Dublin aufgeführt. Samson (das Händel dem Messiah vorzog) erschien in Covent Garden am 2. März 1744; Belshazzar im King's Theatre am 27. März 1745, das Occasional Oratorio (im wesentlichen aus früheren Oratorien zusammengestellt) am 14. Februar 1746 in Covent Garden, wo alle seine späteren Oratorien aufgeführt wurden; Judas Maccabaeus am 1. April 1747; Joshua am 9. März 1748; Alexander Balus am 23. März 1748; Solomon am 7. März 1749; Susanna im Frühjahr 1749; Theodora, ein Favorit Händels, von dessen kühler Aufnahme Händel sehr enttäuscht war, am 16. März 1760; Jephtha (strenggenommen sein letztes Werk) am 26. Februar 1752; und The Triumph of Time and Truth (transskribiert aus Il Trionfo del tempo, unter Hinzufügung einiger späterer beliebter Arien) 1757. Andere wichtige Werke, die von der Form her Oratorien entsprechen, aber auf weltlichen Themen basieren, sind Alexander's Feast, 1736; Ode for St. Cecilia's Day (nach einem Text von John Dryden; L'Allegro, il pensieroso ed il moderato, 1740; Semele, 1744; Hercules, 1745; und The Choice of Hercules, 1751.

Allmählich verflüchtigte sich die Feindschaft gegenüber Händel, wenn er auch einige Probleme hatte. 1745 war er ein weiteres Mal bankrott gegangen. Denn auch wenn er als Oratorienschreiber keinen Konkurrenten hatte, konnten seine Gegner an den Abenden seiner Aufführungen Bälle und Bankette geben. Wie bei seinem ersten Bankrott beglich er gewissenhaft seine Schulden und arbeitete weiterhin hart bis zu seinem Lebensende. Bis zum Jahr 1750 gelang es ihm aber offenbar, seine Finanzen wieder ins Lot zu bringen.

1751 begannen Probleme mit seinem Augenlicht. Das Autograph von Jephta zeigt rührende Spuren seines Leidens in seiner Handschrift. Seine Blindheit unterbrach ihn, während er den Chor How dark, oh Lord, are thy decrees schrieb. Das Autograph gibt so auch Einblick in seine Kompositionsmethode. So fügte er offenbar die Begleitungen, Rezitative und die unwichtigeren Teile des Werks lange nach dem Rest ein.

Er unterzog sich erfolglosen Operationen, eine davon durch den gleichen Chirurgen, der Bachs Augen operiert hatte. Es gibt Hinweise, dass er während seiner letzten Jahre zeitweise sehen konnte, aber nach Mai 1752 gewann er sein Augenlicht praktisch nicht mehr zurück. Er beaufsichtigte weiterhin Aufführungen seiner Werke, schrieb neue Arien dafür oder überarbeitete ältere, und er besuchte eine Woche vor seinem Tod eine Aufführung des Messiah. Er wurde in Westminster Abbey beigesetzt.

Werk

Händels Werk umfasst ca. fünfzig Opern, zweiunddreißig Oratorien und eine große Menge Kirchenmusik, dazu eine noch größere Zahl instrumentaler Stücke.

Bekannte Oratorien:

Das Händel-Werke-Verzeichnis (HWV) wurde von dem Hallenser Musikwissenschaftler Bernd Baselt (19341993) erarbeitet und erschien 1978. Seine Werke wurden zuerst von S. Arnold (40 Bde., London, ab 1786) herausgegeben. Dem folgte im 19. Jahrhundert die Gesamtausgabe für die Deutsche Händel-Gesellschaft von Friedrich Chrysander (100 Bde., Leipzig, 1859-1894).

Seit 1955 gibt die Internationale Georg-Friedrich-Händel-Gesellschaft e.V. Sitz Halle die Hallische Händel-Ausgabe (HHA) heraus. Diese Gesamtausgabe, die modernsten musikwissenschaftlichen Kriterien genügt, sollte 2023 abgeschlossen werden.

Händel-Rezeption

Seit einigen Jahren wird Händel neu entdeckt; Konzerte und Aufnahmen etwa mit der führenden Mezzosopranistin Cecilia Bartoli genießen große Popularität auf dem schrumpfenden Markt der klassischen Musik.


siehe auch: Liste deutscher Komponisten