Karelien

historische Region in Finnland und Russland
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Karelien (karelisch und finnisch Karjala, russisch Карелия Karelija, schwedisch Karelen) ist eine historische Region in Nordosteuropa. Heute ist die Gegend zwischen Russland und Finnland aufgeteilt. Zu Russland gehören die Republik Karelien und die Leningrader Oblast. Der finnische Teil Kareliens umfasst die Landschaften Nordkarelien und Südkarelien. Die Bevölkerung Kareliens – Finnen, Karelier und Russen – unterscheiden sich in Sprache, Kultur und Religion voneinander.

Karelische Tracht.


Geographie

 
Der Fluss Swir verbindet Ladoga- und Onegasee
 
Karelische Landenge

Lage, Ausdehnung und Einteilung

Karelien liegt im Nordosten Europas zwischen Ostsee und Weißem Meer. In Nord-Süd-Richtung erstreckt sich die Region etwa zwischen dem 60. Breitengrad und dem Polarkreis. Nach Osten hin begrenzen das Weiße Meer, der Onegasee, der Ladogasee und der finnische Meerbusen das Gebiet. Im Westen geht Karelien in die finnischen Landschaften Savo und Kainuu über. Die Gesamtfläche Kareliens beträgt ca. 200.000 km².

Nach der traditionellen Einteilung besteht Karelien aus sechs Teilen. Der Nordteil Kareliens zwischen Weißem Meer und finnischer Grenze wird Weißkarelien genannt. Südlich daran schließt sich Olonez-Karelien, zwischen Onega- und Ladogasee gelegen, an. Das nördlich des Ladogasees gelegene Ladoga-Karelien gehörte ebenso wie die Karelische Landenge zwischen Ladogasee und Finnischem Meerbusen bis 1944 zu Finnland. Die Republik Karelien umfasst Weiß-, Olonez- und Ladoga-Karelien, während die Karelische Landenge zur Leningrader Oblast gehört. Der finnische Teil Kareliens wird heute in die Landschaften Nordkarelien und Südkarelien unterteilt.

Geschichte

Schwedische Herrschaft

Die Region wurde ursprünglich vom finno-ugrischen Volk der Karelier bewohnt. Von Nowgorod aus wurden die Karelier russisch-orthodox missioniert. Im 13. Jahrhundert war Karelien zwischen Schweden und Nowgorod hart umkämpft. Im dritten "Schwedischen Kreuzzug" (1293-95) eroberten die Schweden unter Torkel Knutsson den westlichen Teil Kareliens und errichteten die Burg Wiburg. Im Vertrag von Nöteborg wurde Karelien 1323 zwischen den beiden Reichen geteilt. Seit dieser Zeit entwickelten sich der West- und Ostkarelien in verschiedene Richtungen. Ostkarelien mit den Gebieten am Weißen Meer und am Onega blieb russisch-orthodox geprägt, während Schwedisch-Karelien am Ladoga und Finnischen Meerbusen katholisch blieb und mit der Reformation protestantisch wurde.

Wiburg wurde auch zur Hauptstadt der schwedischen Provinz (landskap) Karelen, die bisweilen auch als "Schwedisch-Karelien" oder "Finnisch-Karelien" bezeichnet wird. Mit der Verwaltungsreform von 1634 wurde es Hauptstadt des Viborgs och Nyslotts län. Das Gebiet um den Ladogasee wurde zum Kexholms län.

Russische Herrschaft

Im Frieden von Nystad 1721 erhielt Russland wieder den größten Teil Kareliens. Er wurde in der Folge als "Altfinnland" (finnisch Vanha Suomi) bezeichnet. 1809 fiel ganz Finnland an Russland. Als Zeichen seines guten Willens vereinigte Zar Alexander I. 1812 Altfinnland mit dem 1809 aus den vormals schwedischen Gebieten geschaffenen Großfürstentum Finnland wieder.

Nach der Oktoberrevolution und der finnischen Unabhängigkeitserklärung 1917 war Karelien Schauplatz blutiger Kämpfe des Finnischen Bürgerkriegs. Zudem kämpften finnische Truppen gegen das bolschewistische Russland. Im Aunus-Feldzug versuchte Finnland vergebens, auch Teile Ostkarelien seinem Staatsgebiet hinzuzufügen. 1920 erkannte Russland die Unabhängigkeit Finnlands in den Grenzen des ehemaligen Großherzogtums an. Aus den russischen Teilen wurde 1923 die Karelische Autonome Sozialistische Sowjetrepublik (ASSR) innerhalb der RSFSR.

Zu erwähnen ist auch, dass in Ost- oder Weiß(meer)-Karelien (finnisch Itä- oder Vienan Karjala oder Viena) Elias Lönnrot (* 9. April 1802 in Sammatti; † 19. März 1884 ebenda) seine Gedichte für das Nationalepos Kalevala gesammelt hat.

Zwischen Finnland und der Sowjetunion

Während des Zweiten Weltkriegs war Karelien erneut heftig umkämpft. Mit der Niederlage Finnlands im Winterkrieg fiel der Großteil Westkareliens im Frieden von Moskau an die Sowjetunion und wurde aus der Karelischen ASSR zur Karelo-Finnischen SSR zusammengefasst. Vorsitzender des Obersten Republiksowjets wurde Otto Kuusinen, der 1939-1940 schon eine prosowjetische finnische Gegenregierung gebildet hatte.

Im Fortsetzungskrieg (1941-44) eroberte Finnland die abgetretenen Gebiete zurück und hielt zudem den Großteil Ostkareliens besetzt. Nach der erneuten Niederlage Finnlands wurde 1947 im Pariser Frieden die Grenzziehung und somit die heutige Grenze festgelegt.

Nach der Auflösung der Sowjetunion 1991 wurde die Karelische ASSR zur Republik Karelien mit der alten Hauptstadt Petrosawodsk.

Literatur

Siehe auch

Commons: Russland – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien