Azrael war der Titel einer Comicserie, die zwischen 1995 und 2003 von dem US-amerikanischen Verlag DC veröffentlicht wurde. Die Serie brachte es auf insgesamt 100 Ausgaben, zuzüglich einiger Specials, und ist im Zwischenbereich der Genres des Abenteuercomics und des Mysterycomics angesiedelt.
Der Grundstein für die Serie wurde 1992 mit der in sich geschlossenen Miniserie "Sword of Azrael" gelegt an die die 1995 gestartete fortlaufende Serie nahezu nahtlos anknüpfte. Diese wurde von Dennis O'Neil verfasst und von Joe Queseda gezeichnet. Während Queseda nach "Sword of Azrael" aus der Serie ausstieg, blieb O'Neil der Reihe bis zu ihrem Abschluss mit Azrael # 100 treu. Quesedas Aufgabe als Zeichner wurde in der fortlaufenden Azrael-Serie schließlich von Künstlern wie Bary Kitson und Roger Robinson übernommen.
Handlung
Die Serie handelt von den Erlebnissen des jungen Informatikstudenten Jean Paul Valley in seiner Doppelidentität als "Racheengel" Azrael. Azrael ist dabei - obwohl er den Name des rächenden Engels der islamischen Mystik aufgreift und sich selbst gelegentlich als Engel bezeichnet - nicht eigentlich ein Engel, sondern eher eine Art moderner Schwertritter, der Attribute der Blütezeit des Rittertums (Schwert und Rüstung, Kreuzzugsgedanken) mit den Errungenschaften der modernen Technologie verbindet.
Zu Beginn von Sword of Azrael" wird Azrael als der der loyale "Vollstrecker" des Ordens von Sankt Dumas, eines mittelalterlichen Ritterordens der im Geheimen bis in die Gegenwart überlebt hat, und im 20. Jahrhundert eher finsteren Machenschaften nachgeht, vorgestellt. Azraels Aufgabe als Vollstrecker besteht im wesentlichen darin, die Feinde des Ordens zu beseitigen und andere Aufträge der Ordensführung auszuführen. Zu Beginn des ersten Azrael-Abenteuers steckt noch Ludovic Valley, der Vater Jean Pauls, unter dem Helm des "Racheengels", der bei einer Auseinandersetzung mit dem abtrünnigen Ordensbruder Charlton LeHah tödlich verwundet, im Sterben liegend seinem Sohn die Azrael-Rolle und -Ausrüstung (eine Rüstung die mit kugelsicherem Kevlar gefüttert ist, ein das Gesicht verbergenden Helm mit Mönchskaputze und ein "flammendes Racheschwert") übergibt.
Mit Hilfe des trollähnlichen Nomoz findet sich Jean Paul schließlich in seine Rolle als Azrael hinein und übt Vergeltung an LeHah. Im weiteren Verlauf der Serie kommt Azrael allmählich den fragwürdigen Machenschaften des Ordens auf die Spur und wendet sich erst von diesem ab um zuletzt offen gegen diesen vorzugehen. Gemeinsam mit Nomoz, der ehemaligen Ordensschwester Lilhy und dem alkoholkranken Anwalt Brian Bryan gelingt es im schließlich in den ersten dreißig Ausgaben der Serie, den Orden von Dumas Schritt für Schritt zu zerschlagen und dessen Führer, der fanatischen Bruder Rollo zu besiegen.
Das zweite Drittel der Serie befasst sich schließlich mit diversen Abenteuern die im Stil einer Agentenserie gehalten sind: Im Auftrag des philanthropischen Millionärs Bruce Wayne bringt Azrael Kriminelle wie den Terroristen Bane oder den korrupten Musiker Nicholas Scratch zur Strecke und betätigt sich nebenbei als "Beschützer der Armen und Unschuldigen", die seinen Weg kreuzen: So hilft er einem kleinen Jungen dessen verschwundenen Vater zu finden und beschützt die Bewohner eines Slums vor dem mordenden Kannibalen Calibax. Daneben erlebt er Abenteuer mit dem Auftragsmörder Tommy Monhagan und begegnet dem arabischen Weltverbesserer Ra's al Ghul.
Das letzte Drittel der Serie ist schließlich sehr esoterisch: Auf der Suche nach seinem wahren Ich bereist Azrael die verschiedensten Teile der Welt, macht meditative Erfahrungen und versucht mit Hilfe der Ärztin Leslie Thompkins und des stummen Mechanikers Harold Allnut die Traumata seiner Vergangenheit zu bewältigen. In der Ausgabe # 100 stirbt Azrael scheinbar im Kampf mit dem zurückgekehrten LeHah und Nicholas Scratch, die ihn erschießen. Da der sterbende Azrael jedoch in eine Schlucht stürzt und sein Leichnam am Ende der Geschichte verschwunden bleibt, bleibt die Möglichkeit einer "Wiederbelebung" und damit die Möglichkeit einer Fortsetzung der Serie erhalten.
Nebenfiguren
Lilhy
Schwester Lilhy ist eine ehemalige Nonne des Ordens von Sankt Dumas. Lilhy, debütierte in Azrael # 1 vom Februar 1995 (Autor: Denny O'Neil, Zeichner: Kitson), in der sie als eine abtrünnige Ordensschwester von Sanct Dumas vorgestellt wird, die schließlich gegen den Orden rebelliert und Azrael bei seiner Zerschlagung unterstützt. In den #30er und #40er Ausgaben der Serie unterstützt sie Azrael weiterhin und hilft ihm einige Abenteuer zu bestehen. Schließlich wendet Lilhy sich im späteren Verlauf der Serie gegen Azrael: Sie erhebt Anspruch auf die verbliebenen Reichtümer des Ordens und versucht ihn unter ihrer eigenen Führung neu zu gründen. Nachdem Jean Paul Valley sich ihr als Gefährte verweigert, rekrutiert sie einen neuen Azrael, den sie gegen ihn in den Kampf schickt. In den letzten Ausgaben der Serie geht Lilhy ein Bündnis mit Azraels Erzfeind LeHah ein, den sie mit der Spezialmunition ausstattet mit deren Hilfe es ihm allem Anschein nach am Ende der Ausgabe gelingt, Azrael zu töten.
Nomoz
Nomoz (griechisch nomos "Recht") ist ein zwergwüchsiger Mann der einem Troll ähnelt. Nomoz diente dem Orden von Sankt Dumas ursprünglich als Ausbilder der "Racheengel", d.h. Attentäter, die die Feinde des Ordens bekämpfen sollen. Er debütierte in Sword of Azrael # 1 von 1992 (Autor: O'Neil, Zeichner: Queseda). Nach dem Tod von Jean Paul Valleys Vater weihte Nomoz den jungen Mann in die Geheimnisse des Systems, einer latenten hypnotischen Programmierung ein, über die dieser seit seiner Geburt verfügte. Nach der Aktivierung des Systems verfügte Valley schließlich über die Fertigkeiten die es ihm ermöglichten zu Azrael zu werden. Nachdem Azrael sich von Sankt Dumas losgesagt hatte schloß sich Nomoz ihm im Kampf gegen den Orden und seine Anführer an. Gemeinsam mit Lilhy und Brian Bryan zerschlugen sie den Orden von Sankt Dumas und unterstützte ihn auch bei einigen seiner späteren Abenteuer wie der Jagd auf den Terroristen Bane oder dem Einbruch in eine Irrenanstalt (vorübergehender Stimmverlust).
Gegner
Calibax
Calibax ist ein kannibalistischer Mörder mit dem es Azrael im Verlauf der Azrael-Serie mehrfach zu tun bekommt. In Azrael #27 vom März 1997 (Autor: O'Neil, Zeichner: Kiston) tritt Calibax - ein riesenhafter, stämmig-muskulös gebauter und übermenschlich starker Mann - erstmals unter dem Namen Charles als Insasse der Nervenheilanstalt Arkham Asylum auf, in die Azrael auf der Suche nach dem Grey Abbot einbricht. Wie sich in dieser Geschichte herausstellt ist Calibax ein Zögling des Ordens von Sankt Dumas, den der Orden bewusst zu einer lebendigen Waffe machte: Gezielt zu einem verstörten Geisteskranken erzogen ist Calibax ein grausamer und gewalttätiger Mann, der anderen Menschen grundlos auflauert, sie ermordet und ihre Leichen verspeist. Neben seiner entstellte, gorillaähnlichen Gesichtspartie ist eine mystische Tätowierung in seinem Gesicht sein markantestes Merkmal. Nach ihrem ersten Treffen in Arkham begegnen sich Azrael und Calibax erneut als Azrael den geflohenen Calibax aus der Karibik zurückholt (#44-46) und als der - nach abermaliger Flucht - dessen Dasein als kannibalischer Einsiedler in den Slums von Gotham ein Ende macht (#53-56).
Charlton LeHah
Carlton LeHah, ist ein Schweizer Geschäftsmann und Waffenschmuggler, der Gotham City kurzzeitig beherrschte. LeHah ist neben Nicholas Scratch einer der beiden Erzfeinde von Batmans Verbündeten Azrael. Der für Mystizismen anfällige LeHah war einige Jahre lang Mitglied des Ordens von Sankt Dumas, wandte sich aber schließlich von diesem ab und wurde stattdessen ein Anhänger des Dämonenkultes von Biis, des mythischen Erzfeinds von Sankt Dumas. LeHah wurde geschaffen von Dennis O’Neil und Joe Queseda. Die Figur debütierte in Batman: Sword of Azrael #1 von 1992. LeHah ist ein durchschnittlich großer, extrem dickleibiger Mann. LeHah hat weiße Haare und als auffälligstes Merkmal eine seine linke Gesichtshälfte senkrecht durchziehende Narbe. Aufgrund der Narbe fehlt sein linkes Auge und infolge alchimistischer Selbstversuche ist seine linke Gesichtshälfte inzwischen kreideweiß gefärbt. Charlton LeHah war ein Schweizer Geschäftsmann, der von dem bis ins Mittelalter zurückgehenden Geheimorden von Sankt Dumas mit der Verwaltung der Finanzangelegenheiten des Ordens betraut wurde. In dieser Funktion finanzierte LeHah unter anderem die fehlgeschlagene Revolution gegen die Militärjunta auf der Karibikinsel Santa Prisca. Während dieser Zeit lernte LeHah unter anderem den amerikanischen Arzt Doktor Thomas Wayne, den britischen Söldner Sir Edmund Dorance und eine einheimische Revolutionärin kennen, mit der er eine kurze Affäre hatte. Diese Frau ist auch die Mutter des Söldners und Terroristen Bane. Auf Grund der Verbindung zwischen LeHah und Banes Mutter wurde LeHah eine Zeit lang für Banes Vater gehalten. Es stellte sich jedoch heraus, dass Dorrance Banes Erzeuger gewesen war.
Später beschloss LeHah, sich selbständig zu machen und einen eigenen Waffenschieberring mit Operationszentrum in Gotham City zu gründen. Hierzu nutzte er Finanzmittel von Sankt Dumas. Als der Orden den Auftragsmörder Valley in der Verkleidung des „Racheengels“ Azrael ausschickte, um LeHah zu töten, gelang es diesem, seinem Angreifer zuvor zu kommen. Er attackierte Azrael mit Spezialmunition, die dessen eigentlich kugelsicheres Kostüm zu durchdringen vermochte. Valley entledigte sich des Kostüms und verletzte LeHah mit einem Säbelhieb im Gesicht, wobei dieser sein linkes Auge verlor und eine bleibende Narbe davontrug, die seine linke Gesichtshälfte vertikal durchzieht. Valley seilte sich vom Dach des Hochhauses ab und stürzte in einen Karnevalsumzug, was eine Massenpanik auslöste, bei der mehrere Menschen ums Leben kamen. Dies rief Batman auf den Plan, der die Spur des „gefallenen Engels“ aufzunehmen begann und dabei auf LeHah aufmerksam wurde. Später verbündete sich Valleys Sohn Jean Paul als Nachfolger seines Vaters in der Rolle des Azrael mit Batman, um die Mörder seines Vaters zu rächen. LeHah starb auch allem Anschein nach bei einer Explosion in einer Fabrikanlage in Texas. Einige Jahre später kehrte der Totgeglaubte jedoch zurück. Inzwischen hatte er sich nach eigener Aussage dem Dämonen Biis, dem mythischen Gegenspieler von Sankt Dumas, zugewandt. Es kam erneut zu mehreren Auseinandersetzungen mit Azrael. Seit der letzten Auseinandersetzung mit Azrael gilt LeHah als verschollen (Azrael #100).
Alvin Klothes
Alvin Klothes, der "Death Dancer" ist ein geisteskranker ehemaliger Medizinstudent und Tänzer (!), der in Azrael #54 und #55 Alte, Obdachlose und Behinderte ermordet, indem er ihnen die Kehle aufschlitzt. Er tut dies in der Annahme, ihnen durch seine Taten einen Gefallen zu tun, da er sie so vom "Leiden ihres Daseins" befreit. Beim Versuch Azraels an den Rollstuhl gefesselte Freundin Barbara Gordon zu ermorden wird Klothes schließlich von diesem gestoppt.
Nicholas Sctrach
Nicholas Scratch ist ein krimineller Rockmusiker mit dem Azrael und sein Mentor Batman es mehrmals zu tun bekommen. Scratch der dem Sänger Marilyn Manson nachempfunden ist, tritt erstmals in Azrael #47 von 1998 auf (Autor: D. O'Neil, Zeichner: R. Robinson) und entwickelt sich neben LeHah zu Azraes zweitem Hauptfeind.
In seiner Debütgeschichte wird Scratch als ein Astronom vorgestellt, der äußerlich dem Stereotyp eines Nerds entspricht: Er ist dick, trägt eine Brille, ist schlecht angezogen und täppisch um Umgang mit anderen Leuten. Als er bei seiner Arbeit an einem Weltraumteleskop von einem außerirdischen Lichtstrahl getroffen wird, setzt eine Verwandlung ein: Optisch entwickelt Scratch sich Schritt um Schritt zu einem gutaussehenden, hochgewachsenen, sportlichen Mann mit attraktiven Gesicht. Darüber hinaus entwickelt er über Nacht ein monströses Charisma: Fortan ist er geistvoll, witzig und in der Lage andere Menschen durch eine hypnotische Rednergabe dazu zu bewegen genau das zu tun, was seinem Willen entspricht.
Scratch nutzt seine Verwandlung um eine Karriere als Punk-Rockmusiker einzuschlagen: Er gründet eine Band und wird - nicht zuetzt aufgrund seiner optischen Auffälligkeit (mit einer schrillen Verkleidung, markanten Tatoos (auch im Gesicht) und einer wilden Frisur) - rasch zu einem Star der Musikszene und einem Liebling der Medien. Hinter der Fassade des respektablen "Künstlers" baut Scratch jedoch eine kriminelle Organisation auf, wobei ihn die sogenannten Scratch-Men unterstützen. Bei diesen handelt es sich um eine Gruppe von Helfershelfern die Scratch in seinem Labor durch fragwürdige Experimente künstlich erschaffen hat: Anstatt von menschlichen Gesichtern besitzen die Scratch-Men starre Teufelsmasken, die organisch in ihrem Schädel verwachsen sind, als Physiognomie.
Während der "Road to No Man's Land"-Storyline benutzt Scratch seinen öffentlichen Einfluss dazu, um den amerikanischen Kongress von der Notwendigkeit zu überzeugen, Gotham City aus dem Gebietsverband der USA zu entlassen und zum "Niemandsland" zu erklären. Um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, bezahlt er heimlich verschiedene Söldnern wie Gearhead, den Tumultor und den Dynamiter um die verwüstete Stadt durch eine Reihe von Terroranschlägen weiter in Atem zu halten: So soll die Unmöglichkeit unterstrichen werden, Ordnung in Gotham City herzustellen, un die Entscheidung des Kongress zugunsten einer Entlassung der Stadt bestärkt werden. Scratchs Anstrengungen tragen schließlich Früchte und Gotham wird tatsächlich zum Niemandsland erklärt. Sein Versuch die Herrschaft über die verlassene Stadt zu übernehmen werden jedoch von Azrael und Batgirl verhindert, die ihn besiegen und gefangen nehmen. Später kehrt Scratch zurück und liefert sich einen finalen Endkampf mit diesem, bei dem scheinbar beide ums Leben kommen (Azrael #100).
Weblinks
- http://www.thebatsquad.net/azrael/index.htm (Cover-Index mit Inhaltsangaben)