Die frühmittelhochdeutsche Literatur ist die Phase der Literaturgeschichte, die in der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts (1050-1180) einsetzt. Vor allem entstehen religiös belehrende und ermahnende Texte in mittelhochdeutschen Reimpaarversen, die sich besonders an Laien wenden.
Heilsgeschichtliche Darstellungen, z.B. das Ezzolied (um 1065), Legendendichtung, z.B. das Annolied (um 1077), alt- und neutestamentliche Bibelepik (Genesis, Exodus, Judith u.a., Leben Jesu u.a.m.), dogmatische Darlegungen, z.B. das Anegenge, die Rede vom Glauben eschatologische Dichtungen (Jüngstes Gericht, Antichrist) und Mariendichtung prägten die erste Phase dieser Geistlichendichtung, die von einer religiösen Einflussname auf den Laienadel bestimmt ist.
Um die Mitte des 12. Jahrhunderts gewinnt die Geschichtsepik die weltlich orientierte Dichtung erstmals poetischen Rang. Das bedeutendste Werk, die Kaiserchronik mit rund 17.000 Versen, erzählt episodenhaft die Geschichte des römischen Kaisertums von der Gründung Roms bis zu Konrad III. Das Rolandslied des Pfaffen Konrad schildert den Kampf Karls des Großen und seiner Paladine gegen die Sarazenen in Spanien sowie den Tod Rolands nach einem Verrat.
Der Vorwurf der Lüge konnte schließlich für jene weltlichen Dichtungen gelten, die aufgrund ihrer phantastischen Abenteuer den Namen Spielmannsepik erhalten haben, ohne dass man Spielleute als Autoren dieser Werke nachweisen kann.
Am Ende dieser Periode und dem Beginn der nächsten steht Heinrich von Veldekes Eneasroman (Eneit), die mit ihren reinen Reimen und der Betonung der Minne neben der ritterlichen Kampfesethik den Übergang zur höfischen Epik des Hochmittelalters schafft.