Die zweimotorige Junkers Ju 88 war eines der Standard-Kampfflugzeuge der Luftwaffe des Dritten Reiches. Die Maschine wurde, jeweils leicht modifiziert, als Horizontal - oder Sturzkampfbomber, Schnell- oder Fernbomber, Torpedobomber oder Minenleger, See- oder Fernaufklärer, als Wettererkunder, als Zerstörer (=schwerer Jäger), als Nachtjäger, als Panzerjäger oder als Tiefangriffsflugzeug eingesetzt. Mit 15100 gebauten Maschinen und 30200 Triebwerken war sie eines der größten Rüstungsprogramme Deutschlands im Zweiten Weltkrieg.


Die Luftkriegstheorie der dreißiger Jahre
Douhet
Unter dem Eindruck der verlustreichen Stellungskämpfe des ersten Weltkrieges veröffentlichte der italienische General a.D. Giulio Douhet sein Werk "Il dominio de´ll aria“ in den zwanziger Jahren. Sein Leitgedanke war die Defensive zu Land und zur See, aber die Offensive in der Luft. Die Luftarmada sollte durch großangelegte Bombenangriffe auf das Heimatland des Gegners zukünftige Kriege entscheiden. Douhet:" Die Luftherrschaft erobern heißt soviel wie siegen! In der Luft geschlagen zu werden bedeutet, hoffnungslos besiegt zu sein!"
Rougeron
Der französische Luftkriegstheoretiker Camille Rougeron publizierte 1937 sein Werk "L´Aviation de Bombardement". Im Gegensatz zu Dohet, der den schweren Bomber befürwortete, sah Rougeron im Schnellbomber die Hauptangriffswaffe. Dieser sollte, ohne Abwehrbewaffung, allein geschützt durch seine überlegene Geschwindigkeit, Ziele im Feindgebiet angreifen.
der Sturzkampfgedanke
Wegen der mangelnden Treffgenauigkeit der Anfang der dreißiger Jahre vorhandenen Bombenzielgeräte war der Gedanke, Bomben im Sturzflug punktgenau auf ein Ziel werfen zu können, naheliegend. Eine hohe Trefferquote ermöglicht den effektiven Einsatz leichterer Bomber und reduziert den Munitionsverbrauch. Obwohl an der Entwicklung besserer Zielgeräte für den Horizontalbombenwurf gearbeitet wird, kommt man zur Ansicht, daß der Bombenangriff im Sturzflug nicht nur für die taktische Nahunterstützung sinnvoll sei, sondern auch gegen ausgewählte militärische und industrielle Ziele wie Hafenanlagen, Fabriken oder Schiffe. Ernst Udet, Generalluftzeugmeister, und Hans Jeschonnek, später Chef des Generalstabes der Luftwaffe, sahen im Sturzkampfbomber die am besten geeignete Angriffswaffe der Luftwaffe. Das führte in der für die Planung der zukünftigen Luftwaffe maßgeblichen Zeit zu der Forderung, jeder Bomber sollte sturzflugfähig sein.
Die Bomberentwicklung in Deutschland
1935 skizzierte der deutsche Generalmajor Walter Wever in Gatow seine Vorstellungen von zukünftigen Kriegen: der schwere Bomber sei die entscheidende Waffe. Unter seinem Einfluss gingen bereits 1934 die Spezifikationen für ein viermotoriges Bombenflugzeug mit großer Reichweite, den sogenannten "Uralbomber" vom Technischen Amt des Reichsluftfahrtministeriums an die Flugzeugfirmen Dornier und Junkers. Interessanterweise begann etwa zur gleichen Zeit in den USA bei Boeing die Entwicklung des "Model 299", das später unter dem Namen B-17 oder Flying Fortress bekannt werden sollte. In Deutschland führte das zum Bau der Dornier Do 19 und Junkers Ju 89, beides Prototypen viermotoriger strategischer Bomber. Da noch keine leistungsstarken Motoren zur Verfügung standen, waren die Flugleistungen dieser beiden Maschinen ungenügend. Neben dem Fernbomberprojekt befürwortete Wever den Bau von Schnellbombern. Nach seinem Unfalltod am 3.6.1936 änderten sich im Deutschen Reich die Prioritäten: wegen mangelnder Kapazität der Industrie forderte Göring am 19.04.1937 die Einstellung des des "Uralbombers" zugunsten eines "schnellen mittleren Kampfflugzeugs", das in großen Stückzahlen produziert werden konnte: der Junkers Ju 88.
Parallel dazu verfolgt das Luftkommandoamt, allerdings mit niedriger Priorität, das moderne "Bomber A Projekt", das zum viermotorigen schweren Kampfflugzeug Heinkel He 177 führen sollte.
die Schnellbomberausschreibung
Im November 1935 gab das Reichsluftfahrtministerium die Anforderungen für das zukünftige schnelle mittlere Kampfflugzeug an die Firmen Dornier, Henschel, Messerschmitt, Heinkel und Junkers heraus: ein zweimotoriger Horizontalbomber mit 3 Mann Besatzung und leichter Abwehrbewaffnung, der 500 kg Bomben mit 500 km/h 2000 km weit transportieren sollte. Als Dauergeschwindigkeit forderte das RLM 450 km/h, die Maschine sollte mit Bombenlast in 25 Minuten auf 7000 m Flughöhe steigen können. Bei diese Konzept steht die Geschwindigkeit an erster Stelle. Angriffen durch Jagdflugzeuge soll sich der Schnellbomber durch seine Schnelligkeit entziehen. Das bedeutet, dass zugunsten der Flugleistung auf Panzerung, selbstdichtende Treibstofftanks und starke Abwehrbewaffnung verzichtet werden soll: nur ein 7.92mm MG 15 zur Verteidigung nach hinten oben wird gefordert.
Entwicklung der Ju 88
der Schnellbomber
Als das RLM das Pflichtenheft für den neuen Bomber bekannt gab, konnte Junkers bereits auf Vorentwürfe von August Quick zurückgreifen. In Konkurrenz leitete Messerschmitt aus der Bf 110 die dreisitzige Bf 162 ab.
Unter Leitung von Ernst Zindel entwickelten Alfred Gassner und Heinrich Evers, die vorher bei Fairchild in den USA beschäftigt waren, einen zweimotorigen Tiefdecker mit einziehbarem Fahrgestell und einteiligem Leitwerk: die Junkers Ju 88. Alternativ wurde mit der Ju 85 eine Version mit zweiteiligem Endscheibenleitwerk entwickelt, aber wegen des höheren Luftwiderstandes dieses Konzeptes verworfen. Im ersten Entwurf sah Zindel ein Abfluggewicht von 8000 kg vor, mit einer Tragflächengröße von 52 m² und einer relativ hohen Flächenbelastung von 160 kg/m^2. Das Technische Amt hält die Unterbringung von Bomben kleinen Kalibers im Rumpf für ausreichend, um den Rumpfquerschnitt der Maschine gering zu halten und gute Flugleistunge zu erzielen. Im Detail wird eine interne Bombenlast von 10 SC 50 Bomben gefordert und ein weiterer Kraftstofftank, oder stattdessen weitere 8 SC 50 beim Kurzstreckeneinsatz.
Der Erstflug des ersten Versuchsmusters, der Ju 88 V1 fand am 21. Dezember 1936 statt. Da die werkseigenen Motoren vom Typ Jumo 211 noch nicht zur Verfügung standen, war die Maschine mit DB 600 Aa Vergasermotoren mit je 1000 PS Startleistung ausgestattet. Bei einem Gewicht von 7000 kg erreicht das Flugzeug mit seinem aerodynamisch günstigen Bug 450 km/h.
Der zweite Prototyp, die Ju 88 V2, hat nur wenige Änderungen und fliegt maximal 465 km/h.
Am 13.09.1937 fliegt die Ju 88 V3, das dritte Versuchsmuster. Sie erhält endlich die geplanten Motoren vom Typ Jumo 211 A von je 1000 PS Startleistung. Bei einem Gewicht von 7000 kg übertrifft sie die geforderten Werte: unbewaffnet kann sie eine Geschwindigkeit von 520 km/h für 30 Minuten halten - der moderne britische Jäger Hawker Hurricane erreichte nur 508 km/h! Voll ausgerüstet mit einer Flugmasse von 8482 kg ist sie noch 450 km/h schnell. Das Ziel, die Konstruktion eines schnellen Kampfflugzeugs, das Angriffen feindlicher Jagdflugzeuge allein durch seine Geschwindigkeit entgehen kann, scheint erreicht.
Die Ju 88 V3 sollte den Geschwindigkeitsrekord über 1000 km mit 2000kg Nutzlast erringen. Am 24.02.1938, bei einem Vorbereitungsflug von Dessau zur Zugspitze, fiel einer der Motoren aus. Bei der anschließenden Notlandung in Fürth verunglückte die Maschine, Pilot und Bordingenieur kamen ums Leben.
Konzeptionsänderung
Noch immer gibt es keine Entscheidung über einen Serienbau, doch im August 1938 fordert der Generalstab von der Maschine die Fähigkeit, Schrägangriffe mit einem Gleitwinkel von 30° zu fliegen. Am 23.12.1937 wird Junkers vom RLM beauftragt, die Ju 88 vom Schnellbomber zum schweren Sturzkampfbomber mit über 60° Sturzwinkel umzukonstruieren, und die Serienproduktion vorzubereiten. Am 2.2.1938 wurde die Ju 88 V4 erprobt. Sie war sturzflugfähig, hatte einen verstärkten Rumpf, Sturzflugbremsen und einen größere, für 4 Mann auslegte Kabine. Das gestiegene Gewicht und der höhere Luftwiderstand reduzierten die maximale Geschwindigkeit auf 450 km/h.
Die Ju 88 V5 kam am 13.04.1938 zum Erstflug. Ihre Motoren vom Typ Jumo 211 B mit Kraftstoffeinspritzanlage haben eine Startleistung von jeweils 1220 PS und automatische Verstellluftschrauben. Mit einer kleinen, strömungsgünstigen Kabine kann sie den Geschwindigkeitsweltrekord erfliegen: Mit einer Nutzlast von 2000 kg über 1000 km erreichen Ernst Seibert und Kurt Heintz am 19.03.1939 einen Durchschnitt von 517 km/h: Weltrekord.
Die Ju 88 V6 ist mit Sturzflugbremsen und Abfangautomatik für den Sturzflug optimiert und für eine Belastung von 10 G beim Abfangen ausgelegt. Sie hat unter beiden Innenflügeln je zwei ETC Bombenschlösser für schwere Aussenlasten, eine Kanzel für eine vierköpfige Besatzung, eine Abwehrbewaffnung bestehend aus drei 7.92-mm-MG 15 und eine nach rechts versetzte Bodenwanne. Das Abfluggewicht ohne Bomben war auf 10250 kg gestiegen, die Aerodynamik schlechter als bei der V3, daher war sie, trotz gestiegener Triebwerksleistung, ca 40 km/h langsamer als der ursprüngliche Schnellbomber.
Serienproduktion
Die Ju 88 V6 war die Mustermaschine für die Vorserienversion Ju 88 A-0, die im September 1938 in Produktion ging, nachdem der Auftrag für die Großserienproduktion an JFM erteilt wurde. Die Ju 88 sollte als "sturzflugfähiger Gleitbomber" zum Standardkampfflugzeug der Luftwaffe werden und die Ju 86, Do 17 und He 111 ablösen. Die eigentliche Serie lief erst Mitte 1939 mit der Ju 88 A-1 an. Der Lieferplan sah vor, daß JFM und angeschlossene Linzenzwerke bis 03.1943 8300 Maschinen herstellen sollten. JFM Generaldirektor Koppenberg hielt 6800 Maschinen für realistisch, eine Zahl, die wegen Aluminiumknappheit und Facharbeitermangel am 11.04.1939 auf 4199 Maschinen reduziert werden mußte. Die Fertigung verlief anfangs schleppend: im Dezember 1939 wurden nur 27 Ju 88 A-1 fertiggestellt.
Einsatz
Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde die Ju 88 an allen Fronten bis zum Kriegsende eingesetzt, obwohl sie anfangs als unausgereift galt und die Heinkel He 111 bessere Leistungsdaten erbrachte. In späteren Jahren übertrumpfte die Ju 88 jedoch die He 111.
Allerdings gab es auch einige Schwierigkeiten: Beim Starten musste der Pilot kurz die Radbremse betätigen, damit sich das Heck vom Boden lösen konnte, was für ungeübte Piloten zum sogenannten „Fliegerdenkmal“ führte.
Aufgrund der hohen Flächenbelastung musste die Ju 88 mit hoher Fahrt an den Boden gebracht werden, da sonst ein unkontrolliertes Durchsacken drohte, was häufig zu Fahrwerksbruch und Überschlag führte; die Besatzung hatte in solchen Fällen nur eine geringe Überlebenschance.
Auch führte die Auslegung der kräftigen Motoren (optimiert für das Befördern großer Bomben- und Außenlasten) zu äußerst heiklen Flugeigenschaften im Ein-Motoren-Flug: Das Einkurven über den stehenden Motor bei bereits volleingeschlagenem Seitenruder zur Drehmomentabstützung war äußerst schwierig und führte häufig zum „Abschmieren“ (seitliche Absturzbewegung im Kurvenflug, häufig bedingt durch zu geringe Fahrt oder gekreuzt ausgelenkte Ruder) mit entsprechend tödlichen Folgen.
Dennoch wurde die Ju 88 von geübten Besatzungen gerne geflogen: Die hohe Geschwindigkeit, sehr gute Wendigkeit und ihre Robustheit, besonders gegen schwere Beschussschäden an Rumpf und Flächen, sicherte vielen Fliegern ein Entkommen bei Jägerangriffen und die Rückkehr zum eigenen Flugplatz.
Versionsübersicht
Ju 88 A
Horizontal – und Sturzbomber mit Jumo 211 Triebwerken
- Ju 88 A-0
Vorserienmaschine mit Jumo 211 A oder B
- Ju 88 A-1
Horizontal- und Sturzkampfbomber mit Jumo 211 B oder G und 18,25 m Spannweite
- Ju 88 A-3
aus der A-1 umgebautes unbewaffnetes Schulflugzeug mit Doppelsteuerung
- Ju 88 A-4
Weiterenentwicklung der Ju 88 A-5, stärkeren Jumo 211 F oder J Triebwerken und verstärkter Abwehrbewaffnung, 20,08 m Spannweite.
- Ju 88 A-4 trop
wie A-4, aber mit Tropenausrüstung
- Ju 88 A-5
Weiterenentwicklung der Ju 88 A-1 mit anfangs auf 19,95 m, dann auf 20,08 m vergrösserter Spannweite. da der Jumo 211 J noch nicht zur Verfügung stand noch mit Jumo 211 B oder G
- Ju 88 A-6
Ju 88 A-5 mit Sperrballonabweiser an den vorderen Flächenaußenkanten, daher 30 km/h langsamer
- Ju 88 A-6U
See-Fernerkunder mit FuG 200 Hohentwiel Schiffssuchgerät (=Radar)
- Ju 88 A-7
aus Ju A-5 umgebautes unbewaffnetes Schulflugzeug mit Doppelsteuerung
- Ju 88 A-8
Ju 88 A-4 mit Sperrballonabweiser an den vorderen Flächenaußenkanten, daher 30 km/h langsamer
- Ju 88 A-9
wie A-1, aber mit Tropenausrüstung
- Ju 88 A-10
wie A-5, aber mit Tropenausrüstung
- Ju 88 A-11
wie A-4 trop, aber Jumo 211 G
- Ju 88 A-14
Ju 88 A-4 mit widerstandsarmem Ballonabweisern (= Kutonase)
- Ju 88 A-17
aus A-4 abgeleiteter Torpedobomber
Ju 88 B
Weiterentwicklung der Ju 88 A mit neuartiger, vollverglaster Kanzel und BMW 801 Triebwerken, Prototyp der Ju 188
- Ju 88 B-0
Versuchsbomber, nur 10 Maschinen gebaut
- Ju 88 B-1
nur Attrappenbau
Ju 88 C
aus der Ju 88 A entwickelter schwerer Jäger/Zerstörer und Nachtjäger ohne Sturzflugbremsen
- Ju 88 C-1
Zerstörerflugzeug, aus der Ju 88 A-1 entwickelt. Starre Bewaffnung im Glasbug: Ein 15 mm MG 151 und drei 7,92 mm MG 17
- Ju 88 C-2
Zerstörer und Nachtjäger/Fernnachtjäger ohne Radaranlage. Aus der Ju 88 A-5 entwickelter schwerer Jäger. Starre Bewaffnung im Metallbug: Ein MG FF und drei MG 17. Defensivbewaffnung wie A-5. Als Nachtjäger zusätzlich zwei MG FF in der Bodenwanne, dann kein MG im C-Stand.
- Ju 88 C-3
wie C-2, aber BMW 801
- Ju 88 C-4
ähnlich C-2
- Ju 88 C-5
schneller Zerstörer mit starken BMW 801 Triebwerken, ohne Bodenwanne, aber mit Waffenwanne mit zwei MG 17 unter dem vorderen Lastenraum. 570 km/h in 5000 m.
- Ju 88 C-6
Aus der A-4 abgeleiteter Zerstörer und Nachtjäger. Offensivbewaffnung wie C-2, oft verstärkt durch zwei 20 mm Kannonen als Schräge Musik. Defensivbewaffnung wie A-4, beim Nachteinsatz mit zwei MG FF in der Bodenwanne kein MG 81Z im C-Stand.
Ju 88 D
aus der A-Reihe abgeleiteter Aufklärer ohne Sturzflugbremsen, mit vergrößerter Reichweite und Kameraausrüstung, Höchstgeschwindigkeit ca. 560 km/h
- Ju 88 D-1
Fernerkunder, aus A-4 entwickelt, bis 5000 km Reichweite mit Zusatzbrennstoff
- Ju 88 D-2
Fernerkunder, aus A-5 entwickelt
- Ju 88 D-3
Tropenversion der D-1 Serie
- Ju 88 D-4
Tropenversion der D-2 Serie
- Ju 88 D-6
wie D-1 und D-2, aber mit BMW 801
Ju 88 G
Die erste als reiner Nachtjäger entworfene Version, angetrieben von starken Jumo 213 oder BMW 801 Triebwerken. Vergrößerte Seitenflosse. Die Vorwärtsbewaffnung, 4 starr nach vorne feuernde MG 151/20, wurde in einer luftwiderstandsarmen Waffenwanne unter dem vorderen Bombenraum untergebracht, die strömungsungünstige Bodenwanne unter dem Cockpit sowie die Bombenabwurfsanlage entfielen.
- Ju 88 G-1
Triebwerksanlage BMW 801 TP mit 2 x 1700 PS Startleistung in 0 m
- Ju 88 G-6
Junkers Jumo 213 A-1 Triebwerke mit 2 x 1750 PS Startleistung in 0 m
Ju 88 H
Fernjäger und Aufklärer, zum Einsatz über See – verlängerte Zelle, BMW 801.
- Ju 88 H-1
aus der Ju 88 A-4 umgebauter Fernaufklärer mit Schiffssuchradar für den Einsatz über dem Atlantik. Der Rumpf wurde auf 17.88 m (nach anderen Quellen auf 17.55 m ) verlängert, um zwei weitere Reichweitenbehälter von je 1220 l aufzunehmen. Damit wurde die maximale Treibstoffmenge von 3580 l auf 6020 l erhöht. Zusätzlich konnten noch ein oder sogar zwei 900 l Abwurftanks mitgeführt werden. Das Abfluggewicht stieg auf 15350 kg, daher wurde ein verstärktes Fahrwerk nötig. Vollbetankt, ohne die Möglichkeit weitere Nutzlast zu tragen, sollen Flugstrecken bis zu 4800 km bei 380 - 400 km/h erreicht worden sein. Wahrscheinlich wurden nur 8 Maschinen gebaut, die wegen der Luftüberlegenheit der Allierten schnell verloren gingen.
- Ju 88 H-2
nach dem gleichen Konzept gebauter "Atlantikzerstörer". Wahrscheinlich wurde nur eine Mustermaschine gebaut, deren Flugeigenschaften für den Zerstörereinsatz unbefriedigend war.
Ju 88 P
Schlachtflugzeug, später Bomberzerstörer, Umbau von Bombern der A-Reihe, mit Kanonen von 37, 50 oder 75 mm. Wegen technischer Probleme wurden nur wenige gebaut.
Ju 88 R
aus Zelle der Ju 88 C entwickelter verbesserter Nachtjäger mit BMW 801-Motoren
- Ju 88 R-1
ursprüngliche Bezeichnung Ju 88 C-4/R1; wie C-4, aber Motoranlage BMW 801 MA oder ML mit 2x 1560 PS Startleistung in 0 m, FuG 212
- Ju 88 R-2
ursprüngliche Bezeichnung Ju 88 C-6/R2; wie C-6, aber Triebwerksanlage BMW 801 TP mit 2x 1700 PS Startleistung in 0 m, FuG 220
Ju 88 S
Schnellbomber mit strömungsgünstiger Glasnase und ohne Bodenwanne, nur ein 13 mm MG 131 als Abwehrbewaffnung, BMW 801-Motoren, geplant zum Einsatz über England & Westfront;
- Ju 88 S-1
BMW 801 G-2 mit GM-1 Anlage, Höchstgeschwindigkeit ca. 600 km/h in 6000 m, mit GM-1 ca. 615 km/h in 9000 m, verfügbar ab Herbst 1943
- Ju 88 S-2
statt GM-1 mit Triebwerksanlage BMW 801 TJ mit Turbolader, verfügbar ab Frühjahr 1944
Ju 88 T
Aufklärer, aus der Ju 88 S abgeleitet, nur wenige gebaut
Zusätzlich gab es allein bei der Ju 88 A zahllose Versionen. So wurde an der Ostfront generell die Bewaffnung verstärkt, wobei es kein einheitliches Schema gab.
Weiterentwicklungen
- Ju 188: Weiterentwicklung als Bomber (A-1 &. E-1)/Torpedobomber 188 (E-2)/Aufklärer (D &. F)
- Ju 288: Weiterentwicklung als Bomber/Aufklärer (Antrieb Jumo 222, der niemals serienreif wurden) als Junkers Beitrag zum sogenannten Bomber-B Programm. Die für den Bomber B geforderten Motoren der 2500, später 3000 PS Klasse, standen nicht zur Verfügung. Daher war das Programm ein totaler Fehlschlag, der die Weiterentwicklung und Verwendung der älteren deutschen Bomber aus den 30er bis 1945 erzwang.
- Ju 388: Weiterentwicklung als Bomber/Aufklärer/Nachtjäger für große Höhen
- Ju 488: 4-motoriger schwerer Bomber, nur Projekt
Besatzung
Bei Bomberversion bestand die Besatzung der normalerweise aus 4 Mann, beim Zerstörer/Nachjäger aus 3 Mann.
Flugzeugführer
Im Gegensatz zu bisherigen Bombenflugzeugen der deutschen Luftwaffe wie der He 111 war die Ju 88 als „Pilotenflugzeug“ ausgelegt, in dem der Pilot das Flugzeug kommandiert und im Prinzip das Flugzeug alleine fliegen kann. Der Pilot („Flugzeugführer“) saß links vorne im Cockpit in einem gepanzerten Sitz. Durch die verglaste Kanzel konnte er fast senkrecht nach unten schauen, was vor allem vor dem Sturzangriff wichtig war. Die Bedienungselemente waren für die damalige Zeit sehr benutzerfreundlich ausgelegt, z. B. hatten die unterschiedlichen Hebel alle unterschiedlich geformte Griffe, um sie ohne Hinsehen unterscheiden zu können. Der Pilot war meistens das ranghöchste Besatzungsmitglied, mindestens ein Unteroffizier, oft aber auch ein Offizier. Er flog nicht nur das Flugzeug, sondern war beim Sturzangriff auch für das Zielen und Abwerfen der Bomben zuständig.
Beobachter
Der Beobachter saß rechts vom Piloten, auf einem Klappsitz, der nicht gepanzert war. In früheren Bombern war der Beobachter oft Offizier und Kommandant des Flugzeuges, der Pilot nur der „Kutscher“. In der Ju 88 hingegen war der Beobachter lediglich Gehilfe des Kommandanten bei der Navigation. Beim Horizontalangriff bediente er das Lotfe-Bombenzielgerät und löste die Bomben aus. Ferner bediente er das nach vorne gerichtete Maschinengewehr. Bei den Nachtjagdflugzeugen suchte er den Luftraum nach feindlichen Nachtjägern ab, während der Bordfunker das Funkmessgerät bediente.
Funker
Der Funker saß mit dem Rücken zum Piloten und bediente die Funkgeräte, die in der Rückwand des Cockpits eingebaut waren. Er war nicht nur für die Kommunikation zuständig, sondern mittels Funkpeilung auch für die Navigation. Bei Jägerangriffen bediente er eins der beiden nach hinten gerichteten Maschinengewehre, das andere bediente der Beobachter. Bei den mit Funkmessgeräten ausgestatteten Nachtjagdflugzeugen führte der Bordfunker den Piloten bis auf Sichtkontakt an das Ziel heran.
Bordschütze
Der Bordschütze hatte die unbequemste Position. Er lag meist den ganzen Flug auf dem Bauch in der Bodenlafette („Bola“) und bediente die wichtigste Abwehrwaffe, das nach hinten unten gerichtete Maschinengewehr. Beim Bombenangriff war es zudem seine Aufgabe zu beobachten, ob die Bomben getroffen hatten, und oft auch Fotos mit einer mitgeführten Kamera zu machen. Er hatte zudem noch die Funktion eines Bordmechanikers. Da für diese Funktion die geringste Ausbildung erforderlich war, flogen oft „ungelernte“ Bordschützen als „Gäste“ mit, so etwa Bodenpersonal, Kriegsberichterstatter oder auch Etappenoffiziere, die dadurch an die Frontzulage kamen.
Bei den Jägerversionen fiel der Bordschütze weg, bei manchen Versionen ohne Bodenlafette auch der Beobachter.
Technische Daten
Ju 88 A-1 (1940)
- Einsatzzweck: sturzflugfähiger Bomber
- Spannweite: 18,25 m
- Länge: 14,36 m
- Höhe: 4.85 m
- Tragfläche: 52,5 m²
- Triebwerk: zwei Junkers Jumo 211 B-1 V12-Motoren mit je 1175 PS Startleistung
- Treibstoff: 4 Tanks in den Tragflächen mit insgesamt 1680 l, optional -anstelle der innen mitgeführten Bomben- 1 Tank im vorderen Lastenraum mit 1220 l und 1 Tank 680 l im hinteren Lastenraum = maximal 3580 l
- Höchstgeschwindigkeit: 450 km/h
- Dienstgipfelhöhe: 8500 m
- Reichweite: 2300 km mit Innenkraftstoff
- Startmasse: 12450 kg
- Besatzung: vier
- Bewaffnung:
- Bombenlast bis zu 2000 kg
- interne Bombenlast bis zu 1400 kg (28 50 kg Bomben vom Typ SC 50)
- externe Bombenlast bis zu 2000 kg (4 500 kg Bomben vom Typ SC 500)
- 4 Bombenschlösser ETC unter den inneren Tragflächen bis zu 500 kg
Ju 88 A-5 (1940–41)
- Einsatzzweck: sturzflugfähiger Bomber
- Spannweite: 20,08 m, zum Teil auch 19,95 m
- Länge: 14,36 m
- Höhe: 4.85 m
- Tragfläche: 54,7 m²
- Triebwerk: zwei Junkers Jumo 211 B-1 oder G-1 V12-Motoren mit je 1200 PS Startleistung
- Treibstoff: 4 Tanks in den Tragflächen mit insgesamt 1680 l, optional -anstelle der innen mitgeführten Bomben- 1 Tank im vorderen Lastenraum mit 1220 l und 1 Tank 680 l im hinteren Lastenraum = maximal 3580 l
- Höchstgeschwindigkeit: 475 km/h
- Dienstgipfelhöhe: 8500 m
- Reichweite: 2300 km mit Innenkraftstoff, 3200 km mit Reichweitenbehältern
- Fluggewicht: 12.450 kg
- Besatzung: vier
- Bewaffnung:
- Bombenlast bis zu 2400 kg
- interne Bombenlast bis zu 1400 kg (28 50 kg Bomben vom Typ SC 50)
- externe Bombenlast bis zu 2000 kg (4 500 kg Bomben vom Typ SC 500)
- 4 Bombenschlösser ETC unter den inneren Tragflächen bis zu 500 kg
- 2 Bombenschlösser ETC unter den äußeren Tragflächen bis zu 250 kg
Ju 88 A-4 (1941–44)
- Einsatzzweck: sturzflugfähiger Bomber
- Spannweite: 20,08 m
- Länge: 14,36 m
- Höhe: 4,85 m
- Tragfläche: 54,7 m²
- Triebwerk: zwei Junkers Jumo 211 J V12-Motoren mit je 1420 PS Startleistung, oder zwei Jumo 211 F-2 mit je 1350 PS Startleistung
- Treibstoff: 4 Tanks in den Tragflächen mit insgesamt 1680 l, optional -anstelle der innen mitgeführten Bomben- 1 Tank im vorderen Lastenraum mit 1220 l und 1 Tank 680 l im hinteren Lastenraum = maximal 3580 l
- Höchstgeschwindigkeit: 500 km/h
- Dienstgipfelhöhe: 8500 m
- Reichweite: 2300 km mit Innenkraftstoff, 3200 km mit Reichweitenbehältern
- Max. Startgewicht (Überlast): 13.750 kg, mit Starthilfsraketen 14.000 kg
- Besatzung: vier Mann
- Bewaffnung:
- Bombenlast bis zu 3000 kg
- interne Bombenlast bis zu 1400 kg (28 50 kg Bomben vom Typ SC 50)
- externe Bombenlast bis zu 3000 kg (2 SC 1000 und 2 SC 500 oder 6 SC 500)
- 2 Bombenschlösser ETC unter den inneren Tragflächen bis zu 1800 kg
- 2 Bombenschlösser ETC unter den inneren Tragflächen bis zu 500 kg
- 2 Bombenschlösser ETC unter den äußeren Tragflächen bis zu 500 kg
Ju 88 B-0 (1940)
- Nur 10 Vorserienmuster gebaut, Protoyp der späteren Ju 188
- Spannweite: 20,08 m
- Länge: 14,45 m
- Höhe: 4,45 m
- Tragfläche: 54,7 m²
- Triebwerk: zwei BMW 801 A/B 14-Zylinder Doppelsternmotoren mit je 1560 PS Startleistung, oder zwei Jumo 213 A mit je 1600 PS Startleistung
- Höchstgeschwindigkeit: 540 km/h
- Dienstgipfelhöhe: 9050 m
- Reichweite: 2.850 km
- Fluggewicht: 12.470 kg
- Besatzung: 4 Mann
- Bewaffnung:
- Drei MG 81 Z Zwillingsmaschinengewehre
- Bis zu 2500 kg Bombenlast
Ju 88 C-6 (1942–44)
Einsatzzweck: Nachtjäger/schwerer Jäger (Zerstörer)
- Spannweite: 20,08 m
- Länge: 14,36 m
- Höhe: 4.85 m
- Tragfläche: 54,7 m²
- Tragflächenbelastung: 224 kg/m²
- Triebwerk: zwei Junkers Jumo 211 J V12-Motoren mit je 1420 PS Startleistung
- Fluggewicht: 11.340 kg
- Treibstoff: 4 Tanks in den Tragflächen mit insgesamt 1680 l +1 Tank im vorderen Lastenraum mit 1220 l = 2900 l, optional anstelle der Bomben, 1 weiterer Tank 680 l im hinteren Lastenraum
- Besatzung 3 Mann
- Höchstgeschwindigkeit: 494 km/h in 5.1 km Volldruckhöhe
- Gipfelhöhe: 9900 m
- Steigfähigkeit: 540 m/min
- Reichweite: 2300 km mit Innenkraftstoff,
- Bewaffnung als schwerer Jäger/Zerstörer
- Eine 20 mm Kanone MG FF/M und drei 7,92 mm- MG 17 Maschinengewehre in der Nase
- 2 bewegliche 7,92 mm MG 81 oder ein 13 mm-MG 131 zur Verteidigung nach hinten oben feuernd
- ein bewegliches 7.92 mm MG 81 Z zur Verteidigung nach hinten unten
als Behelfsbomber 10 SC 50 Bomben in hinteren Bombenschacht
- Bewaffnung als Nachtjäger:
- Eine 20 mm Kanone MG FF/M und drei 7,92 mm- MG 17 Maschinengewehre in der Nase
- zwei 20 mm-Kanonen MG-FF/M in der Bodenwanne
- ab 1943 oft zwei 20 mm-Kanonen MG FF/M oder MG 151/20 im Rumpf ~75° Grad nach vorne oben feuernd als (Schräge Musik)
- 2 bewegliche 7.92 mm-MG 81 oder ein 13 mm-MG 131 zur Verteidigung nach hinten oben feuernd
- als Behelfsbomber 10 SC 50 Bomben im hinteren Bombenschacht
- Radaranlage des Nachtjägers Ju 88 C-6:
- FuG 202 Lichtenstein B/C (Ende 1942), FuG 212 Lichtenstein C1 (Mitte/Ende 1943), FuG 220 Lichtenstein SN2 (Anfang 1944)
- FuG 350 Naxos-Z als passiver Radarempfänger
Ju 88 G-6 (1944–45)
- Einsatzzweck: Nachtjäger
- Länge: 14,36
- Höhe: 4,85 m
- Spannweite: 20,08 m
- Tragfläche: 54,7 m²
- Tragflächenbelastung: 239 kg/m²
- Triebwerk: zwei Junkers Jumo 213 A-1 Motoren mit je 1750 PS Startleistung
- Treibstoff: 4 Tanks in den Tragflächen mit insgesamt 1680 l +1 Tank mit 680 l im hinteren Lastenraum = 2360 l
- Höchstgeschwindigkeit: 625 km/h in 5 km, ohne Flammendämpfer und Radarantenne
- Höchstgeschwindigkeit: 580 km/h in 5 km, mit Flammendämpfer und Radarantenne
- Gipfelhöhe: 10.000 m
- Steigfähigkeit: 505 m/min
- Reichweite: 2.250 km (mit zusätzlichem Treibstoff in hinterem Lastenraum)
- Startgewicht: 12.400 kg
- Bewaffnung:
- Vier 20 mm-Kanonen MG 151/20 in einer Waffenwanne unter dem Rumpf, starr nach vorne feuernd
- Zwei 20 mm-Kanonen MG 151/20 im hinteren Rumpf, ~75° nach vorne oben feuernd als Schräge Musik
- ein 13 mm-MG 131 im hinteren Cockpit zur Verteidigung, beweglich nach hinten oben feuernd
- Radar (aktiv):
- FuG 220 Lichtenstein SN2 (Standard), eventuell einige mit FuG 228 Lichtenstein SN3 (spät/sehr selten) oder
- FuG 218 Neptun V/R mit Rückwärtswarnung vor feindlichen Nachtjägern
- Sehr späte Modelle mit FuG 240 „Berlin“ (April/Mai 1945, etwa 30 gebaut/umgerüstet))
- Radar (passiv):
- FuG 350 Naxos-Z zur Anpeilung von H2S-Abstrahlungen
- FuG 227 Flensburg zur Anpeilung von „Monica“ Emissionen
Erhalten gebliebene Maschinen
Aufgrund ihrer Größe haben nur sehr wenige Ju 88 bis heute überlebt. Es gab jahrelang nur zwei erhaltene Museumsexemplare. Einen Ju 88 D-Aufklärer der rumänischen Luftwaffe im U.S. Air Force Museum in Dayton, Ohio sowie einen Ju 88 R-Nachtjäger im RAF Museum in England. Allerdings wurden in den 1990er Jahren einige Maschinen in Norwegen und Russland aus Seen und der Tundra geborgen, so dass die Zahl der insgesamt erhaltenen Maschinen inzwischen fast ein Dutzend beträgt, wovon etwa die Hälfte bereits restauriert ist.
In Deutschland steht eine Ju 88 A im Auto- und Technikmuseum Sinsheim, die allerdings sehr unrealistisch restauriert ist. Das Technikmuseum Berlin (DTMB) wird bald über zwei Ju 88 verfügen: eine A-Version aus Norwegen und einen G-Nachtjäger, der aus dem Plattensee geborgen wurde, die zur Zeit restauriert werden. Außerdem steht eine Maschine (JU 52) im zivilen Museum des LTG 62 in Wunstorf.
Am 23. März 2007 wurde in der Bucht von Larissa ein Exemplar für das Museum der Griechischen Luftstreitkräfte geborgen.
Literaturangaben
- "Die Deutsche Luftfahrt-Kampfflugzeuge und Aufklärerer" von Roderich Cescotti, Bernhard & Graefe Verlag
- "Vom Original zum Modell-Junkers Ju 88" von Helmut Erfurth, Bernhard & Graefe Verlag
- " Flugzeuge und Hubschrauber der Deutschen Luftwaffe 33-45" von Hans-Jürgen Becker, Motorbuch Verlag