Eleonorenfalke

Art der Gattung Falken (Falco)
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 22. Januar 2008 um 16:55 Uhr durch Scops (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Der Eleonorenfalke (Falco eleonorae) ist ein mittelgroßer Vertreter der Falken (Falco) innerhalb der Unterfamilie der Eigentlichen Falken (Falconinae). Die während der Brutzeit hoch spezialisierten Vogeljäger kommen in einer Art vor allem auf griechischen Inseln sowie verstreut im weiteren Mittelmeerraum, sowie an der marokkanischen Atlantikküste vor.

Eleonorenfalke

Eleonorenfalken (Falco eleonorae)

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Greifvögel (Falconiformes)
Familie: Falkenartige (Falconidae)
Unterfamilie: Eigentliche Falken (Falconinae)
Gattung: Falken (Falco)
Art: Eleonorenfalke
Wissenschaftlicher Name
Falco eleonorae
Gene, 1839

Aussehen

Der Eleonorenfalke ist ein langflügeliger, langschwänziger, schlanker Falke, der in der Größe zwischen Baumfalke und Wanderfalke liegt. Er erreicht eine Körpergröße von etwa 36 bis 42 und eine Spannweite von 85 bis 105 Zentimetern. Eleonorenfalken kommen in zwei Farbmorpen vor, wobei etwa 70 Prozent der Vögel der hellen Morphe angehören. Genbiologisch müssten sogar drei Morphen unterschieden werden, doch sind die Vögel mit den Erbanlagen hell/dunkel (28 Prozent) und dunkel/dunkel (2 Prozent) phänotypisch nicht voneinander zu unterscheiden. [1] Die Oberseite ist bei beiden Morphen dunkelgrau, fast schwarz; bei der hellen Morphe ist eine ockerbraune Federrandung sichtbar, die bei der dunklen nur aus der Nähe feststellbar ist. Bei Vögel der hellen Morphe ist der Halsansatz weiß und ein deutlicher Bartstreif ist erkennbar. Bei dunklen Vögeln ist auch das Gesicht einheitlich schwarz. Die Unterseite heller Vögel ist auf rötlichbraunem Untergrund deutlich, speerspitzenartig schwarz gestreift, bei dunklen zeichnungslos grauschwarz. Der hellgraue Schwanz ist deutlich dunkel gebändert; das Subterminalband ist etwas breiter und dunkler als die übrigen, die Enden der Steuerfedern sind sehr hell, fast weiß. Bei Vögel der dunklen Morphe wirkt der Schwanz oft einheitlich dunkelgrau, Bänderungen sind nur aus der Nähe zu erkennen. Die unbefiederten, nackten Hautstellen um die Augen sind bei Männchen beider Morphen leuchtend orangegelb, bei Weibchen blaugrau; dieselbe Färbung weist die Wachshaut auf; der Schnabel ist blaugrau, die Läufe und Zehen sind gelb; die Krallen sind schwarz.

Die stark gewinkelten, langen, spitz zulaufenden Flügel wirken auf der Oberseite fast einheitlich grauschwarz; nur aus der Nähe betrachtet, ist die leichte Farbabstufung zwischen den dunkleren Deckfedern und den helleren Schwungfedern zu erkennen. Bei Vögeln der dunklen Morphe sind diese Farbabstufungen ebenfalls vorhanden, aber bedeutend undeutlicher. In der Untersicht ist dieser Kontrast bei beiden Morphen etwas auffälliger.

Die Geschlechter unterscheiden sich nur unwesentlich in Größe und Färbung; Männchen erreichen etwa 84 Prozent der Weibchengröße und des Weibchengewichtes; feldornithologisch ist dieser Unterschied kaum feststellbar. Deutlichste Unterscheidungsmerkmale sind unterschiedlich gefärbteten nackten Hautstellen um die Augen, sowie die Farbunterschiede der Wachshaut.

Jungvögel ähneln adulten Weibchen, doch sind bei ihnen die Unterflügeldecken auf rotbraunen Untergrund deutlich dunkel längsgestreift, Läufe und Zehen weisen eine grünlichgelbe Färbung auf.

Stimme

Außerhalb der Brutzeit sind Eleonorenfalken akustisch nicht sehr auffällig, in den Brutkolonien aber recht laut. Häufigster Ruf ist ein gereihtes, scharf und aktentuiert ausgestoßenes Kjä, wobei die Aktenzuierung gegen Ende der Reihe zunimmt. Irritations - und Warnruf ist ein kurzes, scharfes Kikikiki, sehr ähnlich den Rufen des Baumfalkens. Gelegentlich sind auch langgezogenene, vibrierende, kläglich anmutende kjäh - Rufe zu hören.

Verwechslungsmöglichkeiten

In seinem Verbreitungsgebiet sollte bei durchschnittlichen Beobachtungsbedingungen der Eleonorenfalke immer eindeutig bestimmbar sein; im Überwinterungsgebiet könnte die dunkle Morphe des Eleonorenfalkens jedoch leicht mit dem etwas kleineren und kurzschwänzigeren Schieferfalken (Falco concolor) verwechselt werden; neben der geringeren Größe unterscheidet sich dieser jedoch auch durch ein helleres Grau in der Färbung der Gefiederoberseite. Trotz der wesentlich geringeren Größe des Baufalkens, ähnelt dieser im Flug Vögeln der hellen Morphe des Eleonorenfalkens doch sehr, sodass Verwechslungen nicht ganz auszuschließen sind. Beste Kennzeichnung sind neben der langflügeligen, langschwänzigen Fluigsilhuette die deutlichen Farbkontraste zwischen Unterflügeldecken und den helleren Schwungfedern. [2] Auch zum Rotfußfalken (Falco vespertinus) bestehen wesentliche Größenunterschiede zugunsten des Eleonorenfalkens; zudem weisen Eleonorenfalken keinerlei Rotfärbungen auf. [3]

Verbreitungsgebiet und Lebensraum

 
Verbreitungsgebiet des Eleonorenfalkens
orange: : Bekannte Brutkolonien
blau: Überwinterungsgebiete

Die Brutkolonien des Eleonorenfalkens liegen vor allem im Mittelmeerraum, insbesondere in der Ägäis, wo allein über 80 Prozent des Weltgesamtbestandes brütet [4] , sowie auf Lanzarote und entlang der marokkanischen Atlantikküste. Ob auf Inseln im Marmarameer, beziehungsweise kleinen, der türkischen Ägäis und Levante vorgelagerten Felseilanden und Inseln Eleonorenfalken brüten, ist unklar. [5] Im Bereich Sardiniens liegen einige Brutkolonien im Nordosten, zum Beispiel im La-Maddalena-Archipel-Nationalpark, sowie auf Felsklippen im Süden. Im westlichen Mittelmeer brütet die Art auf Mallorca in der Nähe von Sant Elm, sowie auf der vorgelagerten Felsenklippe Sa Dragonera, auf den Islas Columbretes, sowie einigen der afrikanischen Mittelmeerküste vorgelagerten Felseilanden, wie auf den tunesischen Galite-Inseln. Ebenso kommt die Art auf Linosa vor, und wahrscheinlich auch auf Pantelleria und Lampedusa, sowie in einigen kleinen Kolonien entlang der Straße von Messina. Unklar sind die Bestandsverhältnisse auf Malta. An der Altlantikküste befinden sich die größten Kolonien auf Mogador, Brutvorkommen besten auch auf Lanzarote.

Der Eleonorenfalke Kolonienbrüter, Einzelbruten scheinen nur in Ausnahmefällen vorzukommen; während der großangelegten Bestandserhebung der auf griechischem Staatsgebiet brütender Eleonorenfalken, wurden an einem Brutplatz auf Euböa nur zwei Brutpaare festgestellt, wohingegen in sieben Brutkolonien im Umkreis von Kythira im Durchschnitt über 140 Brutpaare brüteten. Die weltweit individuenstärksten Kolonien liegen auf der bewohnten, etwa 20 Quadratkilometer großen, auf halben Weg zwischen Kythira und der Nordwestspitze Kretas liegenden Insel Antikythira. [6]

Die Art beansprucht weder während der Brutzeit noch danach Nahrungsreviere; nur der weitere Nistplatzbereich in einem Umkreis von bis zu 50 Metern wird in der Brutsaison verteidigt. [7] Die Brutplätze liegen an abgeschiedenen Stellen an der Küste, vermehrt jedoch auf Inseln und Felsklippen. Während der Brutzeit jagen Eleonorenfalken fast außschließlich über dem Meer, und entfernen sich nur wenige Kilometer vom Brutplatz. Außerhalb der Brutzeit, insbesondere vor Besetzung der Brutplätze führt die Art ein nomadisches Leben.

Wanderungen

Eleonorenfalken sind obligate Fernzieher, deren Überwinterungsquartiere vor allem auf Madagaskar und den Maskarenen liegen. Eine geringe Anzahl dürfte auch in den Küstenbereichen Südsomalias und dem südlichen Tansanias überwintern.

Namensherleitung

Der in der Lombardei geborene, und hauptsächlich in Turin wirkende Erstbeschreiber Giuseppe Gené benannte die Art nach der sardischen Regentin Eleonora di Arborea, die in der von ihr initiierten Gesetzessammlung Carta de Lógu gegen Ende des 14. Jh auch Bestimmungen zum Schutze von Greifvögel festschrieb.

Literatur

  • Mark Beaman und Steven Madge: Handbuch der Vogelbestimmung. Europa und Westpaläarktis. Stuttgart 1998, S. 208-209 und 248, ISBN 3-8001-3471-3
  • Anastasios Dimalexis, Stavros Xirouchakis, Danae Portolou, Panagiotis Latsoudis, Giorgos Karris, Jacob Fric, Panagiotis Georgiakakis, Christos Barboutis, Stratis Bourdakis, Milica Ivovič, Theodoros Kominos und Eleftherios Kakalis: The status of Eleonora’s Falcon ( Falco eleonorae ) in Greece. In: Journal of Ornithology, Volume 149, Number 1 / Januar 2008; S. 23 -30; ISSN 0021-8375
  • James Ferguson-Lees and David A. Christie: Raptors of the World. Boston/New York 2001, S. 869-872; Plate 100 (S. 277), ISBN 0-618-12762-3
  • Dick Forsman: The Raptors of Europe and the Middle East. Helm London 1999. S. 470 -484. ISBN 0-7136-6515-7
  • Benny Génsbøl und Walther Thiede: Greifvögel. Alle europäischen Arten, Bestimmungsmerkmale, Flugbilder, Biologie, Verbreitung, Gefährdung, Bestandsentwicklung. München 2005, ISBN 3-405-16641-1
  • Theodor Mebs und Daniel Schmidt: Die Greifvögel Europas Europas, Nordafrikas und Vorderasiens. Biologie, Kennzeichen, Bestände. Stuttgart 2006, S. 400-408, ISBN 3-440-09585-1
  • Viktor Wember: Die Namen der Vögel Europas. Bedeutung der deutschen und wissenschaftlichen Namen. Wiebelsheim 2005, S. 66 ISBN 3-89104-678-2

Quellen

  1. Mebs (2007) S. 400
  2. Forsman (1999) S. 471 f.
  3. Christie (2001) S. 871
  4. Dimalexis et al.(2008) S.
  5. Mebs (2006) S. 407
  6. Dimalexis et al.(2008) S.
  7. Mebs (2006) S. 403
Commons: Eleonorenfalke – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Eleonorenfalke – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen