Die schlesischen Dialekte der lachischen Sprache (Eigenbezeichnung Ślůnsko Godka, Ślůnsko Špracha oder kurz Ślůnski, poln. Dialekt śląski / Język śląski, tsch. Slezský / Hornoslezský, auf dt. auch als Wasserpolnisch, Slonsakisch oder polnisches Schlesisch bezeichnet) sind eine Gruppe westslawischer Ethnolekte, die von Sprachwissenschaftlern teils als eine der vier großen Dialektgruppen des Lachischen und teils als eigene Sprachgruppe betrachtet werden. Sie sind in Ober-Schlesien und in Mährisch-Schlesien verbreitet und in erster Linie mit dem Lachischen und Lachischen verwandt. Vertriebene, Aussiedler und kleine Minderheiten, die der lachisch-schlesischen Dialekte mächtig sind, finden sich zudem in Deutschland und in der Slowakei. Am 18. Juli 2007 erkannte das SIL das Schlesische als eigene Sprache an und vergab dieser das ISO-639-Sprachenkürzel szl [1]. Es dauern Bemühungen von Schlesiern an, die schlesischen Dialekte offiziell als Minderheitensprache der Europäischen Union anerkennen zu lassen.
Schlesische Dialekte | ||
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Gesprochen in |
Schlesien in Polen, Tschechien und Deutschland | |
Sprecher | 1.250.000 | |
Linguistische Klassifikation |
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Offizieller Status | ||
Amtssprache in | - | |
Sprachcodes | ||
ISO 639-1 |
? | |
ISO 639-2 | (B) sla | (T) – |
Sprache und Sprecher
Die Sprecher sind Schlesier, besonders in Osten Ober-Schlesiens, die nicht klar von den deutschen und Lachischen Schlesiern abzugrenzen sind und sich manchmal auch als eigenes Volk bezeichnen. Nachdem ab 1945 die Ausübung der deutschen Sprache im nun polnischen Schlesien verboten war, nahmen zudem viele verbliebene Deutsche diesen schlesischen Dialekt an.
In Niederschlesien war die slawische Bevölkerung weitgehend assimiliert worden. Vor dem Zweiten Weltkrieg lag der Anteil der Sprecher slawischer Dialekte an der dortigen Bevölkerung bei unter 5 %. Es gab nur noch kleine Sprachinseln bei Groß Wartenberg (polnisch Syców), Namslau (polnisch Namysłów) und Brieg (polnisch Brzeg). Nach der Vertreibung der deutschen Bevölkerung 1945 - 1948 wurde Niederschlesien von Vertriebenen und Umsiedlern aus Ost- und Zentralpolen neu besiedelt, die ost- bzw. zentralpolnische Dialekte sprachen.
Nach Oberschlesien hingegen kamen erst relativ spät im Mittelalter deutsche Siedler und somit wirkte sich die große Pest im Reich der Jahre 1347/48 hier besonders einschneidend aus, da der Strom der Zuwanderer aus dem Reich stark abnahm und schließlich die Ostsiedlung stillstand. Dadurch stockte der sprachliche Assimilierungsprozess und so konnten sich hier slawische Dialekte erhalten.
Die schlesischen Dialekte sind in sich relativ uneinheitlich und verfügen nur über wenige gemeinsame Merkmale:
- Assimilation von stimmlosen Konsonanten an folgende Sonanten, auch über die Wortgrenze hinweg;
- Endung der 1. Person Singular Präteritum auf -ch (und nicht -m wie in der Standardsprache);
Für die nördlichen Dialekte ist auch das sog. Masurieren typisch, d.h. die Aussprache von sz als s, von ż als z, von cz als c und von dż als dz, es fehlt aber beispielsweise in den oberschlesischen Dialekten.
Im Schlesischen findet man keine nasale wie Ą oder Ę (wie in pl.) stattdessen werden „en“ bzw. „on“ (wie im z.B. im Ślonzok geschrieben und ausgesprochen).
In einem gewissen Sinne stellen die schlesischen Dialekte einen Übergang vom Polnischen zur Tschechischen Sprache (und Slowakischen) dar, tragen aber auch (in Form zahlreicher Germanismen je nach Gebiet 5-10%) der deutschen Ost-Kolonisierung die Rechnung. Aufzählen kann man hier unter anderen folgenden Dialekte: Lachisch [1] , Oberschlesisch, Teschener Mundarten. Alle diese Sprachen/Dialekte werden dem Schlesischen Dialektkontinuum zugeordnet.
Unter den Sprachwissenschaftlern besteht immer noch Uneinigkeit darüber, ob das Schlesische nun ein polnischer Dialekt ist oder als eigene Sprache angesehen werden kann. Ein Argument für einen polnischen Dialekt ist, dass die Grammatik weitgehend mit der polnischen identisch ist. Es gibt lediglich mehrere Germanismen und Einflüsse aus dem Tschechischen. Andererseits ist dieser Dialekt durch die Vermischung des Polnischen, Deutschen und Tschechischen entstanden und grenzt somit eine Volksgruppe von anderen ab - daher sehen es manche als eigenständige Sprache an.
Nach dem Systemwandel in Polen erlebt dieser Dialekt in Schlesien eine kleine Wiedergeburt. Im sozialistischen Polen hatte man den Dialekt ungerne gehört, da er zu sehr an die deutsche Sprache erinnerte. Nach 1990 ging man damit offener um. Aktuell besinnen sich immer mehr Schlesier auf ihre Sprache: es erscheinen Bücher zumeist witzigen Inhalts, die komplett in schlesischen Dialekten verfasst sind. Eine offizielle einheitliche Rechtschreibung existiert bisher noch nicht, es dauern aber grenzübergreifende Bemühungen in dieser Richtung an. Derzeit gibt es drei Vorschläge für ein Schlesisches Alphabet, welches Elemente des polnischen und tschechischen mit eigenen kombiniert. Es gibt auch immer mehr Musikgruppen, die nur auf Schlesisch singen oder Radiosendungen, die ebenfalls nur auf Schlesisch abgehalten werden.
Seit 2005 ist es den Schülern in Schlesien gestattet, im Schulunterricht Schlesisch zu sprechen. Zuvor war nur Hochpolnisch zulässig. Zudem werden teilweise mit Aktionen die Schüler ermuntert, Schlesisch zu sprechen.
Vergleich zwischen polnischem und deutschem Dialekt Schlesiens
Deutscher Dialekt | Polnischer Dialekt | Deutsch | Polnisch |
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Jungaohs | huncwot | Hundsfott (ungezogener Junge) | łobuz |
Kascheln | kjozdać | auf dem Eis ausrutschen | pośliznąć się |
Kastrull | kastrol | (großer) Topf | sagan |
Nudelkulle | nudelkula | Nudelholz | wałek do ciasta |
Ritsche | ryczka | Hocker | taboret |
rumurbern | rumplować/sznupać | rumwühlen | myszkować |
Pfusch | fucha | Schwarzarbeit | praca na czarno |
Morast | maras | Schlamm | błoto |
Siehe auch:
Verweise
- ↑ Dušan Šlosar und Aleksandr D. Duličenko im Lexikon der Sprachen des europäischen Ostens ordnen Lachisch dem Schlesischen zu
Weblinks
- Ponasymu.com - Schlesische Schriftsprachen
- "Wörterbuch" und Vergleich zwischen Schlesisch und Polnisch (aus der polnischen Wikipedia)
- Schlesisch-Polnisch Online-Wörterbuch
- Lauba Ślonsko - Gedichte, Witze u.a.
- Ślonsko Lauba / Ślonzoki - Eine Seite auf Schlesisch von Schlesiern für Schlesier
- Karte der Sprachverteilung