Kloster Knechtsteden

ehemalige Abtei in Dormagen
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 22. Januar 2008 um 16:50 Uhr durch Thomas Gebhardt (Diskussion | Beiträge) (Die Klosteranlage heute: Schließung der Bildungsstätte (Q: Autopsie + NGZ, vgl. http://www.ngz-online.de/public/article/regional/dormagen/nachrichten/514181)). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Das Kloster Knechtsteden befindet sich im Westen Dormagens. Es wird von Spiritanern bewohnt.

Basilika des Klosters Knechtsteden

Die Klosteranlage besteht aus einem großzügigen Gelände. Von Weitem sieht man das imposante Torhaus und die Klosterbasilika St. Andreas. Nach Aussage von Experten und Historikern ist dieser Bau im Rheinland und darüber hinaus einmalig. Auf dem Klostergelände befinden sich auch das Norbert-Gymnasium, die Gaststätte Klosterhof sowie andere Einrichtungen.

Umgeben ist das Kloster von Wald und Weiden, die zu Spaziergängen einladen. Für Kinder gibt es einen gut ausgestatteten Spielplatz.

Geschichte

 
Torhaus des Klosters Knechtsteden

1138 begann der Bau der Basilika durch den Prämonstratenser-Orden. Bei der Neusser Fehde und der Belagerung von Neuss durch [ [Karl der Kühne|Karl den Kühnen]] kam es 1474 zu Zerstörungen. Zwischen ca. 1680 und 1720 wurden die meisten Gebäude im barocken Stil neu errichtet, darunter auch das Torhaus 1723. Die Prämonstratenser-Mönche flohen 1795 vor den Truppen Napoleons. Im Rahmen der Besetzung des Rheinlandes unterlag auch das Kloster Knechtsteden nach 1802 der Säkularisation. Anders als viele Klöster wurde Knechtsteden aber nicht abgerissen, sondern von wechselnden Pächtern weiter genutzt.

Nach Insolvenz des letzten Pächters kam das Kloster an die Armenverwaltung der Stadt Köln, die den Umbau in eine psychiatrische "Anstalt" plante. Durch einen Brand im Juni 1869 wurde der größte Teil der Klosteranlage vernichtet. Die Ruinen kaufte 1895 der Spiritanerpater Amandus Acker und begann mit dem Wiederaufbau. Ein Jahr später wurde das Missionshaus geweiht.

In der nationalsozialistischen Diktatur wurde das Kloster 1941 beschlagnahmt und enteignet, die Ordensmitglieder wurden teils zwangsdienstverpflichtet, teils vertrieben bzw. zum Militär eingezogen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wird das Kloster wieder durch Spiritaner genutzt.

Architektur

Die Abtei liegt auf einer sanften Anhöhe über der Senke eines ehemaligen Rheinarmes. 1130 wurde das Kloster von Köln aus gegründet, der Kirchenbau selber wurde von 1138-1162 errichtet.

Die dreischiffige Gewölbebasilika hat im Osten ein Querschiff und einen achtseitigen Vierungsturm und durch diese Betonung der Ostanlage ist von außen kaum zu ahnen, dass es sich um eine Doppelchoranlage handelt. Der Westbau ist nur durch eine Apsis hervorgehoben.

Der Blick nach Osten zeigt an den vergleichsweise hohen Spitzbogenfenstern, dass dieser hell beleuchtete Ostchor gotisch erneuert worden ist. Romanische Chöre sehen anders aus. Das lässt sich hier im selben Bauwerk demonstrieren.

Der Westchor ist in seiner originalen Gestalt von 1150/60 erhalten. Die Malerei stammt auch aus dieser Zeit und macht die Kirche besonders wertvoll. Hier wurde in der unteren Zone ein Vorhang aufgemalt. In noch früheren Zeiten hing an solchen Stellen tatsächlich ein Vorhang.

Im Apsisgewölbe ist Christus als Pantokrator dargestellt. Pantokrator heißt eigentlich Alleinherrscher, gilt aber auch für den auferstandenen Christus (nach Offenbarung I,8) und besonders in der byzantinischen Kunst als allgemeine Darstellung des thronenden Christus. Umgeben ist Christus von den vier Evangelistensymbolen und dann links von Paulus als Lehrer der Völker und rechts von Petrus als Fürst der Apostel. In der unteren Zone stehen die zehn übrigen Apostel. 1951-52 wurde dieses Fresko restauriert.

Berühmt sind in Knechtsteden die Kapitelle aus der Zeit um 1150. Hier ist unter dem Einfluss der Denkmalpflege an dieser Stelle die ursprüngliche Farbe wiederhergestellt. Diese schlichteren, strengeren Kapitelle stammen aus dem ottonischen und salischen Formenkreis.

Die Kirche erhielt im Laufe der Jahre eine völlig neue Ausstattung. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts gab es hier eine farbige romanische Dekoration. Sie beschränkte sich auf die Architekturteile des Innern. Zum Rot der Säulen kam das Blau, Goldgelb, Rot und Schwarzblau der Kapitelle, Kämpfer, Gesimse und Gurte, wodurch ein wundervoller Farbklang entstand. Es war eines der frühesten und vollständigsten romanischen Dekorationssysteme am Niederrhein. Leider wurde es beseitigt und durch einen grauen Anstrich ersetzt. 1938, zur 800-Jahrfeier, wurde das Innere auf Grund alter Farbspuren neu gefasst.

Die Klosteranlage heute

 
Basilika

Im Kloster leben ca. 25 Spiritaner, sie können aber die ursprünglich sehr große Landwirtschaft des Klosters nicht mehr bewirtschaften und haben sich in das Hauptgebäude zurückgezogen. Ihre Aufgabe ist vor allem die Ausbildung von zukünftigen Missionaren, diese findet in den Ausbildungswerkstätten, im Gymnasium, Postulat, Noviziat und der Theologisch-Philosophischen Ordenshochschule statt.

Jährlich findet ein Oktoberfest statt, aber auch Wallfahrten, Musik- und andere Kulturveranstaltungen. Einmal im Jahr findet zum Kloster Knechtsteden auch die Wallfahrt der sechsten Klassen der Erzbischöflichen Schulen der Bezirkes Köln statt.

Das Kloster ist normalerweise frei zugänglich, Sonderführungen können mit Pater Heinz Sand vereinbart werden.

Des Weiteren befindet sich in der Klosteranlage seit August 2003 das ZVA-Fortbildungszentrum. Seine Hauptaufgabe besteht darin, Augenoptiker/innen in Kursen berufsbegleitend auf die Meisterprüfung im Augenoptikerhandwerk vorzubereiten. Dabei wird es den Studenten ermöglicht, weiterhin berufstätig zu bleiben. Dieses ist ein großer Vorteil, gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, da der sichere Arbeitsplatz auch während des Studiums erhalten bleibt. Darüber hinaus bietet das ZVA-FBZ ein großes Angebot an fachspezifischen Seminaren an. Auf nahezu 1000 m² werden mit modernsten augenoptischen Geräten und Präsentationstechniken bis zu 350 Kursteilnehmer pro Jahr geschult.

Im ehemaligen Brüderhaus war bis 2003 das »Libermannhaus« (benannt nach einem der Gründer der Missionsgesellschaft vom Hl. Geist, Pater Franz Maria Paul Libermann) als Tagungs- und Bildungsstätte. Seit 2003 wird das Gebäude als Internat des ZVA-Fortbildungszentrums genutzt, die Nutzung als religiöses Fortbildungs- und Exerzitienhaus, die zunächst noch in eingeschränktem Umfang fortgeführt wurde, wurde zum 31. Dezember 2007 endültig eingestellt.

Das Geläute

Das Geläute der Klosterbasilika, sollte im 2.Weltkrieg eingeschmolzen werden, die große Glocke durfte im Turm bleiben, da sie nicht durch das Loch passte. Später, als der Krieg aufgehört hatte, fand man die Knechtstedener Glocken unversehrt auf, und so wurden sie wieder im Turm aufgehängt und rufen mit der Tonfolge b°, des`, es`, f`, ges` zum Gottesdienst. Das Geläute wurde in den 30er Jahren von der Firma Otto in Hemelingen bei Bremen gegossen.

Persönlichkeiten

  • Winand Kayser, Prämonstratensermönch der Abtei Knechtsteden, kaufte nach Aufhebung des Klosters die Abteigebäude und den Gutshof. Förderer der Landwirtschaft im Kreis Neuss.

Literatur

  • Gottfried Bitter (Hrsg.): Fundatio Knechtstedensis. In: Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein 165. Bd. (1963), S. 54-72.
  • Nic. Bömmels: Die ehemaligen Rittergüter in den Kreisen Grevenbroich und Neuss. in: Almanach des Kreises Neuss, Neuss 1979, S. 32-51.
  • Anton Bohlen: Knechtsteden. Geschichte eines alten Klosters. Missionshaus, Knechtsteden 1924.
  • Heinrich Döring: Vom Juden zum Ordenstifter. Verlag des Missionshauses, Köln 1930.
  • Ferdinand Ehlen: Die Prämonstratenser-Abtei Knechtsteden. Geschichte und Urkundenbuch. Verlag des Missionshauses, Köln 1904.
  • Ferdinand Ehlen: Das Missionshaus Knechtsteden und die deutsche Ordensprovinz der Väter vom Heiligen Geiste. Verlag des Missionshauses, Köln 1905.
  • Winand Kayser: Geschichte von Knechtsteden. Nach Mitteilungen des letzten Ordensmannes in Knechtsteden, des Kanonikus Kayser. (Manuskript)
  • H. Kissel: Die ehemalige Prämonstratenser-Abtei Knechtsteden. (Analecta Praemonstratensia; Bd. 5), Tongerloo 1929.
  • Joseph A. Rath: Winand Kayser, der letzte „Mönch“ von Knechtsteden. Missionsgesellschaft vom heiligen Geist, Köln 1987.
  • Fritz Schlagwein: Knechtsteden in alter und neuer Zeit. Verlag des Missionshauses, Köln 1920.
  • Walter Schulten: Die ehemalige Prämonstratenser-Stiftskirche Knechtssteden in Dormagen. Neusser Verlag, Neuss 1984, ISBN 3-88094-474-1
Commons: Dormagen und Umgebung – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Vorlage:Koordinate Artikel