Kapitalismus

Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 13. Januar 2005 um 23:11 Uhr durch 213.7.191.132 (Diskussion) (K). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Neutralität dieses Artikels ist umstritten. Eine Begründung findet sich auf der Diskussionsseite des Artikels. Siehe auch: Wikipedia:Neutraler Standpunkt.


Der Kapitalismus ist eine Wirtschaftsordnung, die mit dem Fernhandel im ausgehenden Mittelalter begann und den Feudalismus und die bürgerlich-handwerkliche Stadtwirtschaft (Handwerk, Handel) im 17. Jahrhundert abzulösen begann.

Unter "Kapitalismus" versteht man eine Produktionsform, in der verschiedene Produktionsmittel zum Einsatz kommen: Arbeit, Kapital und Boden. Theoretisch sind alle drei Produktionsmittel gleichberechtigt an der Wertschöpfung beteiligt und werden durch Verträge der Produktion zur Verfügung gestellt. Praktisch sind die Besitzer knapper Produktionsmittel (im Kapitalismus in der Regel das Kapital) im Vorteil und können die reichlich vorhandenen Produktionsmittel (in der Regel die Arbeit) zu einem günstigen Preis erwerben.

Der Kapitalist bekommt durch die Rendite seines Eigenkapitals (den Profit) das Risiko, das er mit dem Einsatz seines Kapitals auf sich genommen hat, sowie den vorläufigen Verzicht auf das investierte Kapital abgegolten Opportunitätskosten). In diesem Sinne erscheint er (spätestens nach der Erfindung des Geldes) bereits in der Antike. Das Auftauchen einzelner, kapitalistisch agierender Händler bedeutet allerdings nicht, dass die antiken Gesellschaften als kapitalistisch bezeichnet werden können. Als kapitalistisch wird eine Gesellschaft von Kritikern wie Befürwortern des Kapitalismus erst bezeichnet, wenn die durch den Markt geregelte Arbeitsteilung dominierendes und strukturierendes Prinzip dieser Gesellschaft ist. Produktionsweisen, die auf Sklaverei, bäuerlicher Subsistenzwirtschaft oder feudalen Arbeitsverpflichtungen gegründet sind werden daher nicht als kapitalistisch bezeichnet.

Kapitalismus ist als Schlüsselbegriff des Marxismus heutzutage längst kein neutraler Begriff mehr, der daher von den Wirtschaftswissenschaften generell gemieden und durch den nicht völlig deckungsgleichen und weitläufig zu verstehenden Begriff der Marktwirtschaft ersetzt wird. Diese Generalisierung ist aber nur als Abgrenzung von der Planwirtschaft (Zentralverwaltungswirtschaft) sinnvoll und verständlich. Ansonsten kann durchaus zwischen Marktwirtschaft und Kapitalismus unterschieden werden - Märkte gab es bereits vor der Erfindung des Münzgeldes. (Siehe auch den Wikipedia-Beitrag zur Marktwirtschaft.)

Wesentliche Elemente

Privateigentum und dezentrale Entscheidung

Durch private Eigentumsrechte an den Produktionsmitteln (Kapital) werden die Entscheidungsbefugnisse dezentralisiert, da jeder Eigentümer (Kapitalist) rechtlich (nicht unbedingt tatsächlich) über seine eigene Planung verfügt.

Koordination durch den Markt

Die Planung des Einzelnen wird durch den Marktmechanismus koordiniert. Der Markt ist definiert als der Ort, an dem sich Angebot und Nachfrage treffen. Dabei bewirkt der Austausch von Angebot und Nachfrage eine Koordination über den Preis, die Menge und die Art der Sach- und Dienstleistungen.

Allgemeine Eigenschaften kapitalistischer Ökonomien

Wachstum (im ökonomischen Sinn)

Kapitalistische Ökonomien zeigte vor allem während ihrer Begründung eine schwankende, aber eindeutige Tendenz in Richtung ökonomischen Wachstums. Überschätzungen neuer technischer Möglichkeiten führte jedoch schon früh zu Spekulationskrisen. Generell ist der Kapitalismus durchaus einem Wechsel von Konjunktur und Krise unterworfen. Nicht selten befanden sich die Volkswirtschaften in zerstörerischen Perioden, wie etwa in der Weltwirtschaftskrise ab 1929, als Niedergang vieler Volkswirtschaften in den 1930er Jahren.
Manche Kritiker des Kapitalismus behaupten, dass nur die Intervention von Seiten des Staates es ermögliche, einen Kollaps der kapitalistischen Ökonomien anzuhalten.
Andere argumentieren, dass Wachstum (auch ein Wachstum, das von Demokratien gelenkt wird) von einer bestimmten Grenze an prinzipiell schlecht sei, etwa wenn eine Wirtschaftsbasis (d.h. die Güterproduktion) ihrerseits die Umwelt nachhaltig zerstöre.
Debattiert wird auch die Frage, ob dauerhaftes Wachstum überhaupt möglich sei (Club of Rome - Die Grenzen des Wachstums).

Technischer Fortschritt

Durch den Konkurrenzdruck der einzelnen Kapitalistinnen und Kapitalisten gibt es die permanente Motivation, Produkte zu verbessern bzw. neue Produkte zu entwickeln, sowie Verfahren zu optimieren. Dies führt zu Investitionen in Forschung und Entwicklung (R&D, research and development) und in deren Folge zu immer neuen Techniken. Nutzen und Gefahren vieler neuer Technologien werden allerdings sehr kontrovers diskutiert, siehe zum Beispiel Kernkraft, Transrapid oder Gentechnologie. Auch sind die Folgen der allgemeinen Automatisierung und Kybernetisierung ökonomisch nicht abschätzbar. Eine starke und starre, sich vernetzende Globalisierung von Techniken kann durchaus auch die Gefahr neuartiger Katastrophen mit sich führen.

Wohlstand

Der Kapitalismus hat wie keine andere Wirtschaftsordnung breiten Bevölkerungsschichten Wohlstand gebracht. Kritiker bemängeln jedoch die ungleiche Verteilung des Wohlstands und führen sie darauf zurück, dass die Konkurrenz der Einzelunternehmer zusehends durch Monopole ersetzt werde, die Preisdiktate erleichtern und also eine zusätzliche Rendite (Monopolrente) erbringen. Durch Ausgleichsmechanismen, wie sie die Soziale Marktwirtschaft vorsieht, kann die Verteilung reguliert werden (vgl. Ordoliberalismus). Eine ungleiche Verteilung wird nicht generell als negativ angesehen, da sich Kapital, das sich in einigen Händen sammelt, wieder investiert werden könne, und da sie vor allem einen Zwang in Richtung auf Leistung bedeute - im Gegensatz zu vielen vorkapitalistischen Gesellschaften, wo Reichtum zu Leistungsreduzierung verlockt habe, oder wo Vorstellungen eines "angemessenen Gewinns" (wie im in Zünften organisierten Handwerk) den technischen Fortschritt bremste.

Netzwerkstruktur

In kapitalistischen Ökonomien können Unternehmen und Personen freie Vereinbarungen miteinander treffen ("Vertragsfreiheit"). Die Ökonomie reagiert auf Veränderungen in der Technik, auf Entdeckungen und auf andere neue Situationen mit Hilfe der Firmen und ihrer Managements (ihrer Akteure), die ihre Arrangements untereinander wieder neu bewerten. Demgemäß scheinen sich die Kontrollmechanismen der Ökonomie und die sie betreffenden Informationsflüsse immer wieder zu verändern und einer Art survival of the fittestzu unterliegen, die dem biologischen Wettbewerb um Überlebenschancen nicht unähnlich ist. Analysen der Netzwerke und Arrangements, der Verflechtungen im Kapitalismus, haben einen Grad von Ähnlichkeit zu anderen Netzwerken, wie etwa zum Telefonsystem oder Internet gezeigt. Ob die Entwicklung kapitalistischer Ökonomien immer in Richtung positiver Adaptionen verlaufe, ist nichtsdestoweniger umstritten.

Beschäftigung

In einer kapitalistischen Gesellschaft erhalten die meisten Individuen die finanziellen Mittel für ihren Lebensunterhalt durch entlohnte Arbeit an einem Arbeitsplatz. Allerdings kommt es in den Krisen der kapitalistischen Gesellschaften häufig vor, dass Menschen keinen Arbeitsplatz finden, also niemanden, der ihr Angebot von Arbeitskraft "kauft", etwa weil in ihrem Umfeld kein Bedarf vorhanden ist, oder weil sie nicht gewillt sind, ihre Arbeitskraft für den von den Unternehmen gebotenen Preis (das Entgelt) anzubieten. In kapitalistischen Volkswirtschaften werden bestimmte, nicht als wertvoll angesehene Arbeiten mit Preisen nahe bei null Euro angeboten, die jedoch nicht den Lebensunterhalt des Werktätigen decken kaönnen. Als Ausweg werden daher oft staatlich garantierte Mindestlöhne angesehen.
Allerdings werden durch sie ebenso wie durch staatliche Ersatzleistungen wie Arbeitslosengeld finanzielle Anreize zum Annehmen einer schlecht bezahlten Arbeit veringert. Auch Steuerumverteilung (von 'oben' nach 'unten') kann diese Anreize schmälern. All diese Mittel widerstreben zwar der theoretischen Nullarbeitslosigkeit, werden aber allgemein als mehr oder weniger gerecht oder fair empfunden. Staatliche Eingriffe sind aus Gründen der sozialen Gerechtigkeit sogar nötig. Sie geben eine zusätzliche Sicherheit und fangen kranke, alte und schwache Gesellschaftsmitglieder auf, auch wenn auf diese Weise eine systembedingte gewisse Arbeitslosigkeit toleriert wird.

Planung

Durch private Eigentumsrechte an den Produktionsmitteln (Kapital) werden die Entscheidungsbefugnisse dezentralisiert. Jeder Eigentümer (Kapitalist) verfügt über seine eigene Planung. Diese wird durch den Marktmechanismus koordiniert.
Kritiker bemängeln unbekannte und ungeprüfte Planung im gesellschaftlichen Maßstab: Obwohl es innerhalb von Unternehmen und auch anderen Organisationen einen großen Aufwand an Planung gibt, gibt es - infolge der durch Unwissen und Eigennutzbegrenzten Horizonte der Planer - keine generelle wirtschaftsweite Richtung, keine zuverlässigen wirtschaftlichen Vorhersagen, oder ein Wissen, wie sich eine Firma kurzfristig in den nächsten Jahren orientieren soll. Während heute beinahe jede Transaktion von den Akteuren geplant und bestätigt werden muss, die daran teilnehmen, erscheinen viele gesellschaftliche Phänomene, die sich von Geschehnissen eines Marktes ableiten lassen und die selten geplant, vorhergesehen oder von jemanden autorisiert wurden. Hier sucht die Volkswirtschaftslehre, Antworten zu geben.

Stabilität

Allgemein verbreitet scheint die Ansicht, dass der Kapitalismus ein sich fortwährend positiv entwickelndes, nur durch temporäre Wirtschaftskrisen beeinträchtigtes und an sich stabiles System sei.
Marxistische Systemkritiker und auch einige Wirtschaftswissenschaftler gehen dagegen davon aus, das dies nicht der Fall sei. Insbesondere, wenn Kapitaleigner über den so genannten (kalkulatorischen) Unternehmerlohn hinaus Gewinne erwirtschaften, komme es zu einer zunehmenden Ungleichverteilung des Kapitals. Es sammle sich bei den Eigentümern der Firmen und ihren Kreditgebern, die von den wachsenden Gewinnen oder Zinsen einen immer kleiner werdenden Anteil für ihren Konsum ausgäben, sondern immer mehr sparten und investierten. Bei sinkendem Wachstum würden Investitionen zurückgehalten. Viele getätigte Investitionen in Produktionsanlagen würfen dann nicht mehr die erwartete Rendite ab, und für das bereits durch Verschuldung entstandene Geld gebe es kaum noch Möglichkeiten, es entsprechend der Renditeerwartungen anzulegen. Wenn der Zins sich der Nullgrenze nähere, könne es sein, dass nicht mehr genügend Geld für den Kauf der produzierten Waren und Dienstleistungen bei denen verfügbar sei, die kein über das Existenzminimum hinausgehendes Vermögen besäßen.
Die große Effizienz und das große Wachstum, welches der Kapitalismus in der Aufbauzeit hervorbringt, kann - wie bereits angesprochen - insbesondere bei mangelndem Wettbewerb zur Anhäufung von Geld auf der einen Seite und parallel aufgenommenen Schulden auf der anderen Seite führen.

Theoretiker

Adam Smith

Ein bedeutender Theoretiker des Kapitalismus ist der schottische Nationalökonom und Moralphilosoph Adam Smith mit seinem Hauptwerk "Der Wohlstand der Nationen" (1776). Er begründet den Eigennutz als einen wichtigen Motor für Wohlstand und gerechte Verteilung und meint, dass die Selbstregulation des Marktes durch Gleichgewichtspreise mehr Vertrauen verdient (die "Unsichtbare Hand").

Karl Marx und Friedrich Engels

Der Begriff des "Kapitalismus" wurde maßgeblich von Karl Marx und Friedrich Engels geprägt. Jede Ware habe einen Doppelcharakter, sie sei sowohl Tausch- als auch Gebrauchswert. Die Vermehrung des Kapitals erfolge über die Ausbeutung fremder Arbeitskraft als Lohnarbeit, in dem diese systematisch unter Wert bezahlt werde und ihr auf diese Weise der Mehrwert vorenthalten werde. Marx meinte, angesichts dessen, wie die kapitalistische Dynamik von ihrem eigenen inneren Antagonismus voran getrieben werde, sei die letzte Grenze des Kapitalismus, der kapitalistischen, sich selbst vorantreibenden Produktivität, das Kapital selbst, das heißt, der irre Tanz ihrer bedingungslosen Produktivitätsspirale, sei letzlich nichts als eine verzweifelte Flucht nach vorn, um dem ihr selbst inhärenten und sie schwächenden "Widerspruch" zu entkommen. Dies sei unausweichlich die Stunde der kommunistischen Revolution durch das Proletariat.

Max Weber

Der Soziologe Max Weber stellte in seinem Buch Die protestantische Ethik und der 'Geist' des Kapitalismus die These auf, dass Kapitalismus und Bürokratie in Europa und Nordamerika aus religiösen Gründen entstanden seien und ihre Weiterentwicklung aus der Reformation bezogen hätten (vgl. das "protestantische Arbeitsethos" und die protestantische Ethik allgemein).

Joseph Schumpeter

Der Ökonom Joseph Schumpeter meinte, die "Maschine Kapitalismus" funktioniere nicht schlecht. Ihr Antrieb sei das freie Unternehmertum; gerade der Erfolg, der sich auch in Monopolen zeige, bringe es mit sich, dass der Kapitalismus seine eigene soziale Struktur zerstört, die ihn schützt und stützt, immer wieder zerstört und neu errichtet.
Er sah ihn zunächst als Motor der gesellschaftlichen Entwicklung. Jedoch produziere er zunehmend einen Wasserkopf bürokratischer Strukturen und eine "Krise des Steuerstaats", der sein Ende bedeuten könne, wie auch das der Demokratie.

Von Schumpeter stammt auch die Idee der Kreislauf-Marktwirtschaft.

Kritik

Kritiker meinen, dass sich im weiter fortgeschrittenen Stadium auch in kapitalistisch organisierten Wirtschaftsordnungen der Zentralismus zum dominanten gesellschaftlichen Ordnungsmerkmal entwickele, nicht zuletzt durch die Suche nach Monopolsituationen. Die Folgen glichen dabei denen kommunistischer Staatswirtschaften: Einschränkung der Produktvielfalt, Verlangsamung der Innovation etc. Zur Risikovermeidung tendieren die marktbeherrschenden Oligopolisten und Monopolisten bei Luxusgütern zu überhöhten Preisen, bei Basisgütern zur Unterversorgung des Marktes. Die Nachfrageseite, die der Verbraucher, versucht durch Vermeidung von Solidaritätsabgaben (Steuerhinterziehung, Schwarzarbeit, "Bremsen" und Sabotage) die für sie negativen Folgen dieser Entwicklung abzumildern.
Symptome dieser Krise seien neben dramatischen Entwicklungen wie Staatsbankrott, Börsencrashes, Standortverschiebungen allein zugunsten des "Shareholder Value", auch in einer gemilderten Form zu sehen: der Inflation. Als weiterer Nachteil wird angesehen, dass Kosten externalisiert (der Allgemeinheit aufgehalst) und Bedürfnisse nur mehr marktorientiert organisiert und also nur teilweise gedeckt würden.

Kapitalismus und Frieden

Von Befürwortern des Kapitalismus wird die These vertreten, dass Nationen bzw. Handelspartner - allein schon wegen des eigenen Nutzens - friedlich miteinander Handel treiben. Solange die Freiheit des Eigentums für Viele von hohem Nutzen ist, tendieren kapitalistische Gesellschaften auch zu Rechtsstaat und Demokratie, und es ist eine politologische These, dass Demokratien untereinander signifikant weniger Kriege führten als gegen Nichtdemokratien und als diese untereinander. Doch führt eine fortschreitende Monopolisierung des Kapitals zur Bedrohung oder Zerstörung des demokratischn Staates, den die monopolistischen Planer als immer stärkeren Störer zu betrachten neigen - durchaus auch ein Beispiel eines eingeschränkten Planungshorizontes. Der ideale Monopolist ohne staatliche Fesseln ist der Warlord in Failing States, der allerdings unbequemer als ein Konkurrenzkapitalist leben dürfte.

Imperialismus

"Kapitalismus" und "Imperialismus" wurden zuerst von Rosa Luxemburg ("Die Akkumulation des Kapitals", 1913) analytisch verbunden, andere Theoretiker des Marxismus, die den diesbezüglichen Zusammenhang zu analysieren versuchten, waren Rudolf Hilferding ("Das Finanzkapital", 1910) oder Nikolai Bucharin ("Imperialismus und Weltwirtschaft", 1917). Am erfolgreichsten stellte W. I. Lenin das marxistische Verständnis des Imperialismus dar. In der Schrift Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus (1917) definiert Lenin den Monopolkapitalismus, der noch zu Lebzeiten von Karl Marx und Friedrich Engels den Kapitalismus der freien Konkurrenz ablöste, als umfassend neues Stadium des Kapitalismus, als dessen höchstes und daher auch letztes Entwicklungsstadium. In den kapitalistischen Zentren schlössen Kapital und Arbeit ein Stillhalteabkommen iund konzentrierten ihre Anstrengung auf die Ausbeutung aller anderen Länder, so im Kolonialismus. Dadurch aber werde der Klassenkampf zwischen Lohnarbeit und Kaapital weltweit ausgeweitet (hier werden viele Überlegungen zur Globalisierung vorweg genommen). Gerade infolgedessen wüchsen die Chancen einer kommunistischen Weltrevolution.
Diese leninische Imperialismustheorie war in weiterer Folge auch Basis für die so genannte Stamokap-Theorie (staatsmonopolistischer Kapitalismus).
Zeitgenössische Welt-System-Theoretiker wie Immanuel Wallerstein sehen den Imperialismus als Teil eines generellen, graduell anwachsenden Kapitalmarktes, der sein Zentrum in den Industriestaaten habe und sich von einer so genannten Peripherie unterscheide. Er stimmt damit mit dem Imperialismustheoretiker J.A. Hobson überein. Wallerstein urteilt (und folgt damit unerkannt Ferdinand Tönnies, der Handel sei das wichtigste Instrument in der Entwicklung von damals semi-peripheren Ländern, wie Deutschland, Frankreich, Italien, Belgien oder andere, um sog. "Core Countries" zu werden. Wallerstein erkennt ein formales "Empire" als eine ausführende Funktion, als eine notwendige Folge, ähnlich dem, was die Händler und Kaufleute in Portugal, den Niederlanden, England und Frankreich ab dem 16. Jahrhundert angetrieben hat. Die Expansion der industriellen Revolution habe also eine Ära der nationalen Rivalitäten hervorgebracht, das dem Imperialismus der Staaten in Afrika im 19. Jahrhundert vergleichbar sei.

Zitate

  • "Ich sehe in naher Zukunft eine Krise heraufziehen. In Friedenszeiten schlägt die Geldmacht Beute aus der Nation, und in Zeiten der Feindseligkeiten konspiriert sie gegen sie. Sie ist despotischer als eine Monarchie, unverschämter als eine Autokratie, selbstsüchtiger als eine Bürokratie. Sie verleumdet all jene als Volksfeinde, die ihre Methode in Frage stellen und Licht auf ihre Verbrechen werfen. Eine Zeit der Korruption an höchsten Stellen wird folgen, und die Geldmacht des Landes wird danach streben, ihre Herrschaft zu verlängern, bis der Reichtum in den Händen von wenigen angehäuft und die Republik vernichtet ist." Abraham Lincoln, US-Präsident, 21. November 1864
  • "Und gleiche Ausbeutung der Arbeitskraft ist das erste Menschenrecht des Kapitals." Karl Marx, Kapital I, MEW 23, 309
  • "Dem Kapitalismus wohnt ein Laster inne: Die ungleiche Verteilung der Güter. Dem Sozialismus hingegen wohnt eine Tugend inne: Die gleichmäßige Verteilung des Elends." - Sir Winston Churchill (1874-1965), britischer Journalist und später Premierminister
  • "Es ist gut wenn man habgierig ist. Ich möchte sogar behaupten dass es gesund ist habgierig zu sein. Du kannst gierig sein und dich dabei gut fühlen." - Ivan Boesky, Börsen-Spekulant

Siehe auch

Kapital, Das Kapital, Kommunismus, Liberalismus, Geld, Ware, Markt, Wert, Regulationstheorie, Kulturkapitalismus, Konsumismus, Entfremdung, Globalisierung, Manchesterkapitalismus, Marktwirtschaft, Monopolkapitalismus, Walter Benjamin

Literatur

  • Heinrich, Michael: Die Wissenschaft vom Wert. Die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie zwischen wissenschaftlicher Revolution und klassischer Tradition, Münster: Dampfboot, 2001, Verlagsinfo: [1].
  • Keese, Christoph: Rettet den Kapitalismus, Hoffmann und Campe 2004
  • Kurz, Robert: Schwarzbuch Kapitalismus. Ein Abgesang auf die Marktwirtschaft, ISBN 3548363083, online: [2].
  • Marx, Karl: Das Kapital. Kritik der politische Ökonomie, Berlin: Dietz, 1962, online: [3].
  • McChesney, Robert W.; Wood, Ellen Meiksins; Foster, John Bellamy: Capitalism and the Information Age. The Political Economy of the Global Communication Revolution, New York: Monthly Review Press, 1998, ISBN 0-85345-988-6.
  • McCraw, Thomas K. (Hg.): Creating Modern Capitalism. How Entrepreneurs, Companies, and Countries Triumphed in Three Industrial Revolutions, Cambridge, MA und London: Harvard University Press, Third Printing, 2000, ISBN 0-674-17556-5.
  • Norberg, Johan: Das Kapitalistische Manifest, Eichborn 2003