Lohbrügge ist ein Stadtteil im Südosten Hamburgs, der westlich an Bergedorf grenzt und zum gleichnamigen Bezirk gehört.
Lage des Bezirks
Bergedorf in Hamburg |
Lage Lohbrügges
in Hamburg |
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Basisdaten | |
Bundesland: | Hamburg |
Bezirk: | Hamburg-Bergedorf |
Geografische Lage: | Vorlage:Koordinate Text Artikel |
Fläche: | 13,0 km² |
Einwohner: | 38.093 (2005) |
Bevölkerungsdichte: | 2.881 Einwohner je km² |
Vorwahl: | 040 |
Kfz-Kennzeichen: | HH |
Geografie
Lohbrügge liegt am nördlichen Rand des Elbe-Urstromtales im Regenschatten der Harburger Berge.
Geschichte
Das Gebiet des heutigen Lohbrügge wurde bereits 1257 urkundlich erwähnt. Es war ein aus wenigen Höfen bestehendes Bauerndorf in einer weitläufigen Wiesen- und Ackerlandschaft, vermutlich dort gelegen, wo heutzutage Binnenfeldredder und Leuschnerstraße aufeinander treffen (unbenannte Parameter 1:53_30_10.4724_N_10_12_17.4564_E_type:landmark_scale:16, 2:53° 30′ 10″ N, 10° 12′ 17″ O ). Das Dorf Lohbrügge wurde 1303 dem Kloster Reinbek übereignet. Im Steinbeker Kirchbuch von 1580 finden sich Hinweise über den Ort Sande, einem Wegverlauf von der heutigen Alten Holstenstraße westlich über die Geest. Um 1700 hatten Sande und Lohbrügge zusammen etwa 250 Einwohner, um 1850 waren es 600 Einwohner, und 1890 - bedingt vor allem durch die Industrialisierung - bereits fast 3500 Einwohner. 1846 wurde die Hamburg-Berliner Eisenbahn eröffnet mit einem Bahnhof in Bergedorf. Hope selbst ist wohl durch Sandverwehungen untergegangen. Der Name Höperfeld erinnert an das einstige Dorf. Die verwaltungsmäßige Trennung zwischen Lohbrügge und Sande wurde 1895 aufgehoben, zusammen mit Ladenbek entstand die Großgemeinde Sande.
Boberg wurde erstmals 1255 urkundlich erwähnt. Das Bauerndorf lag an der von Hamburg nach Bergedorf führenden Landstraße. Der Ort behielt bis zum Ende des 19. Jahrhunderts seine bäuerliche Struktur, dann wurde eine erste Arbeitersiedlung gebaut. 1929 wurde Boberg, das damals rund 900 Einwohner zählte, nach Sande, das gleichzeitig in Lohbrügge umbenannt wurde, eingemeindet. Mit Lohbrügge kam es aufgrund des Groß-Hamburg-Gesetzes 1937 zu Hamburg. In den 1990er Jahren wurde eine Vorstadtsiedlung („Boberger Dorfanger“) erbaut, wodurch der Ortsteil endgültig seinen ländlichen Charakter verlor. Boberg lässt sich heute in drei Teile untergliedern: "Neu Boberg" nördlich der Bergedorfer Straße ("Boberger Dorfanger"), den entlang der Straße Am Langberg gelegenen "Alt Boberg"-Teil und südlich des Hangs gelegene Boberger Niederung mit ihren vielen traditionellen Bauernhäusern.
An den ehemaligen Ort Sande erinnern heute noch einige Straßen- und Ortsbezeichnungen, so etwa der Sander Damm an der ehemaligen Ortsgrenze zu Bergedorf, die Sander Straße und natürlich die Sander Tannen. Sande umfasste etwa das Gebiet zwischen dem Sander Damm im Osten und der Ortsgrenze zu Boberg im Westen, reichte bis an den Verlauf der heutigen Bergedorfer Straße sowie dem Ladenbeker Weg im Süden und der Lohbrügger Landstraße im Norden. Zu früherer Zeit war das südliche Sande nahezu vollständig mit Kiefern bewaldet; die Sander Tannen wurden in den Nachkriegsjahren jedoch fast vollständig zu Brennholz verarbeitet und konnten später mühsam wieder aufgeforstet werden. Einige Überbleibsel des originalen Waldbestandes finden sich heute nur noch in der Niederung am Ruselerweg / Krellweg. Auf dem Geesthang erinnern Straßennamen wie z. B. Höperfeld an damalige landwirtschaftliche Nutzung.
Bis 1937 entwickelte sich die Gemeinde Lohbrügge unabhängig von Hamburg und Bergedorf. Während sich das einstige Ackerbürgerstädtchen Bergedorf bereits ab 1420 im gemeinsamen Besitz der Hansestädte Hamburg und Lübeck befand und 1868 alleinig Hamburg zugesprochen wurde, stand das Lohbrügger Gebiet im Wechsel unter holsteinischer, dänischer und zuletzt preußischer Herrschaft. Erst 1937 wurde die Gemeinde Lohbrügge mit Bergedorf vereinigt und im Rahmen des Groß-Hamburg Gesetzes zu einem Stadtteil Hamburgs.
In den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg führte ein starkes Bevölkerungswachstum in der Hansestadt Hamburg und kriegsbedingte großflächige Zerstörungen zu einem Wohnungsmangel. Daraufhin wurde die Ausweitung der Siedlungsgebiete außerhalb des Hamburger Stadtkerns notwendig. Das heutige Gebiet Lohbrügge-Nord war nach dem Krieg größtenteils landwirtschaftlich genutzte Fläche und kaum erschlossen. Im Rahmen des sogenannten Aufbauplans 60 wurde ein zirka 243 ha großes Gebiet unter dem Namen Lohbrügge-Nord als Baugebiet für eine Großsiedlung ausgewiesen. In den 60er Jahren wurde mit der Realisierung der Siedlung Lohbrügge-Nord entsprechend dem Konzept der sogenannten Gartenstadt begonnen. Verschiedene sowohl private als auch gemeinnützige Bauträgergesellschaften begannen 1961 mit der Umsetzung des Bauvorhabens, das Mitte der 70er Jahre abgeschlossen wurde.
Das alte stormarnsche Rodungsdorf "Lohbrugghe", was in etwa Wald-Übergang bedeutet, lag am Rande des sumpfigen Waldgebietes "Asbrook" (Eschen-Bruch). Heute erinnern noch der Asbrookdamm und der Asbrookweg zwischen Mümmelsmannsberg und Boberg an dieses Waldstück.
1257 - Lohbrügge wird in einer auf den 01.11.1257 datierten Urkunde der Grafen Johann und Gerhard von Holstein, Stormarn und Schauenburg erstmals urkundlich erwähnt. Diese verkauften mit dem Schriftstück den Asbrook an 12 umliegende Dörfer, zu denen neben Lohbrügge u. a. auch Glinde, Schönningstedt, Boberg, Steinbek, Oststeinbek und Hope (Vorgängerdorf von Sande) gehörten.
1303 - Die Grafen von Holstein verkaufen Lohbrügge und Hope an das Kloster Reinbek.
1544 - Mit der Säkularisierung des Klosters (1528) fielen Lohbrügge und das nun Sande heißende Hope an das Amt Reinbek, das den Herzögen von Schleswig-Holstein-Gottorf gehörte.
1750 - Lohbrügge, zu dem nun auch die kleineren Siedlungen Sande und Ladenbek gehören, wird (bis 1768) an Hamburg verpfändet.
1773 - Holstein-Gottorf wird dänisch und damit auch Lohbrügge.
1866 - Schleswig-Holstein wird preußische Provinz, so dass nun auch Lohbrügge zu Preußen gehört.
1882 - Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Lohbrügge
1892 - Gründung des Vereins für Leibesübungen (VfL) Lohbrügge
1894 - Gründung der Kirchengemeinde Lohbrügge (und Eigenständigkeit von Steinbek)
1895 - Lohbrügge wird mit Sande und Ladenbek zur Großgemeinde Sande zusammengefasst.
1899 - Einweihung der Erlöserkirche Lohbrügge
1907 - Fertigstellung des Wasserturms in den Sander Tannen
1929 - Lohbrügge erhält seinen alten Namen wieder, als die Großgemeinde mit Boberg zu einer Gemeinde verschmolzen wird. An das alte Sande erinnern heute z.B. noch die Straße "Sander Damm", und die Sander Tannen.
1937 - Mit dem Groß-Hamburg-Gesetz wird Lohbrügge nach Hamburg eingemeindet.
1948 - Die Baugenossenschaft Bergedorf-Bille wird gegründet und verwirklicht in den folgenden Jahren und Jahrzehnten große Bauvorhaben, unter anderem Lohbrügge-Nord und den Bille-Bogen. Dadurch nimmt die Bevölkerungszahl Lohbrügges stark zu.
1960er - Planung und Bau der Großwohnsiedlung Lohbrügge-Nord
1965 - Gründung der Grundschule Max-Eichholz-Ring
1967 - Gründung des Gymnasiums Lohbrügge
1972 - Gründung des Gymnasiums Sander Tannen, Einweihung des Fachhochschulgebäudes an der Lohbrügger Kirchstraße
1987 - Gründung der Gesamtschule Lohbrügge
Politik
Für die Wahl zur Hamburgischen Bürgerschaft und der Bezirksversammlung gehört Lohbrügge zum Wahlkreis 15 Bergedorf.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Lohbrügger Friedhof und Erlöserkirche: Der ehemalige Lohbrügger Friedhof liegt direkt an der 1899 erbauten Erlöserkirche an der Lohbrügger Kirchstraße (Koordinaten: unbenannte Parameter 1:53_29_51.70694558797834_N_10_12_4.329471588134766_E_type:landmark_scale:0_dim:16_region:DE, 2:53° 29′ 52″ N, 10° 12′ 4″ O ). Seit 1892 war im damaligen Sandgebiet eine Kirche mit Friedhof geplant. Schlussendlich konnte der kommunale Begräbnisplatz dann am 10. Januar 1897 eingeweiht werden. Der Friedhof wird seit 1972 nicht mehr belegt und ist seit 1997 ein öffentlicher Park, in dem historische Grabmäler erhalten blieben. Sämtliche Wege des Friedhofs laufen
auf das von Hugo Groothoff entworfene Mausoleum zu, das der Industrielle Wilhelm Bergner, Gründer der Bergedorfer Eisenwerke, für sich im neuromantischem Stil 1900 erbauen ließ.
- Lohbrügger Wasserturm: Lohbrügge hat einen Wasserturm, der quasi als Wahrzeichen oben auf dem Waldrücken – den Sander Tannen – in 38 Metern Höhe thront und zugleich ein beliebter Aussichtspunkt war. Der Wasserturm bekam wegen seiner äußeren Form den Spitznamen: "Sander Dickkopp". Er wurde 1907 fertiggestellt und belieferte Lohbrügge bis 1972 mit Wasser, außer Dienst gestellt wurde er umgewidmet und ist heute ein bekanntes Ausflugs- und Veranstaltungslokal in privater Hand.
- Fernsehturm: Der 137,5 m hohe Fernmeldeturm Hamburg-Bergedorf ist ein markantes Bauwerk, dass 1987 rund 80 Meter vom „Dickkopp“ entfernt errichtet wurde. Er ersetze einen Stahlgittermast (scherzhaft: „Eiffelturm“ genannt) aus den 1960er Jahren.
- Naturdenkmal: In Lohbrügge liegt das Naturschutzgebiet Boberger Niederung mit Binnendünen, Orchideenwiesen, einem Niedermoor (Achtermoor) und dem Boberger See.
Wirtschaft und Infrastruktur
Öffentliche Einrichtungen
- Berufsgenossenschaftliches Unfallkrankenhaus Hamburg (kurz: Unfallkrankenhaus Boberg)
Bildung und Wissenschaft
Grundschulen
- Richard-Linde-Weg
- Marnitzstraße
- Leuschnerstraße
- Max-Eichholz-Ring
- Heidhorst
Haupt- und Realschulen
- Richard-Linde-Weg
- Leuschnerstraße
Gymnasien
- Gymnasium Lohbrügge: Das älteste Gymnasium in Lohbrügge, es entstand Ende der 1960er Jahre im nördlichen Lohbrügge im Zuge des Neubaus von Wohnungen in der Region („Lindwurm“).
- Gymnasium Bornbrook
Im Lohbrügger Süden bestand zudem das Gymnasium Sander Tannen, das Ende der 1980er Jahre zugunsten der Gesamtschule Bergedorf auslief.
Gesamtschulen
- Gesamtschule Lohbrügge: Seit 1987 gibt es in Lohbrügge eine vierzügige Gesamtschule am Binnenfeldredder. Eine der vier Klassen ist pro Jahrgang eine Integrationsklasse, in ihr lernen behinderte und nichtbehinderte Schüler zusammen. Die Gesamtschule ist in die Räumlichkeiten der Haupt- und Realschulschule eingezogen, die ebenfalls Ende der 60er Jahre entstand. Vor 15 Jahren erhielt die Gesamtschule einen Anbau, dessen farbiger Eingangsturm prägend für die Schule ist.
Fachhochschulen und Institute
- Campus Bergedorf der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg an der Lohbrügger Kirchstr.
- Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft
Sport
- In der Boberger Niederung befindet sich der Hamburger Segelflugplatz mit einer 1300 Meter langen Start- und Landebahn (Koordinaten: unbenannte Parameter 1:53_30_44.90909241378347_N_10_9_3.415546417236328_E_type:airport_scale:0_dim:16_region:DE, 2:53° 30′ 45″ N, 10° 9′ 3″ O ). Am Segelflugplatz beheimatet sind die beiden Vereine Hamburger Aero Club (HAC) sowie der Hamburger Verein für Luftfahrt (HVL).
- Die Sportvereinigung Polizei Hamburg ist mit ihrer Abteilung Bergedorf/Lohbrügge seit 1970 traditionell in den Lohbrügger Sportanlagen tätig. Hervorgegangen aus dem Jugendwerk unfallgeschädigter Kinder in der Sportvereinigung Polizei Hamburg steht die Abteilung inzwischen allen Altersgruppen in diversen Sportarten offen.
- Der Tennis-Club Blau Weiss Lohbrügge e.V. besteht seit 1973 und hat seine Anlagen an der Straßeneck Am Moosberg/Lohbrügger Furtweg. Seit 1980 besteht neben den Aussenanlagen auch eine Drei-Feld-Tennishalle. 1998 zählte der Verein zählte 500 Mitglieder, heute sind es ca. 300[1].
siehe auch:
- Boberger Niederung
- Buch "Von Bergedorf nach Lohbrügge ... Alte Photographien, alte Postkarten" von Gerd Hoffmann und Bruno Hoeft
- Hamburg Lexikon. Herausgegeben von Franklin Kopitzsch und Daniel Tilgner, 3. Auflage, Hamburg 2005 und Lohbrügge
- Die Geschichte eines Hamburger Stadtteils, Band 2: Felder und Fabriken, herausgegeben vom Kultur- und Geschichtskontor, Hamburg 2000
Weblinks
Quellen
- ↑ TCBW (2007). Tennisclub Blau-Weiß Lohbrügge: ein Stück Lohbrügge seit 34 Jahren. In: Förderverein 750 Jahre Lohbrügge (Hrsg.)Festschrift 750 Jahre Lohbrügge (S. 4). Hamburg: Förderverein.