World Conference Center Bonn

Konferenzzentrum in Bonn
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Das World Conference Center Bonn (WCCB) befindet sich im Bundesviertel von Bonn, in unmittelbarer Nähe des Rheins. Es umfasst die ehemaligen Plenargebäude des Deutschen Bundestages (Neuer Plenarsaal, Wasserwerk) und Teile des Bundeshauses. Die Grundsteinlegung für einen neuen Gebäudekomplex erfolgte im Mai 2007. Die Bezeichnung „World Conference Center Bonn“ (WCCB) löst die bis zum 14. Mai 2007 benutzte Bezeichnung „Internationales Kongresszentrum Bundeshaus Bonn“ (IKBB) ab.

Neuer Plenarsaal

 
Außenansicht

Der Bundestag hatte bis Mitte der 1980er-Jahre in der ehemaligen Turnhalle der Pädagogischen Akademie getagt. Nachdem sich der Saal als zunehmend baufällig und den Anforderungen des Parlamentes nicht mehr gewachsen erwies, entschied man, das denkmalgeschützte Gebäude abzureißen und an seiner Stelle von der Stuttgarter Architektengruppe Behnisch & Partner einen Neubau errichten zu lassen.

 
Plenum

Das Gebäude sollte dem Geiste der alten Bundesrepublik folgend Transparenz, Bürgernähe und Bescheidenheit ausdrücken.

Alle Bereiche des Glas- und Stahlgebäudes sind einsehbar, es gibt keine einzige durchgehende Wand. Die aus statischen Gründen unvermeidlichen Betonwände sind durch großflächige Kunstwerke kaschiert.

Die Sitzordnung ist im Unterschied zu bisherigen Parlamentsgebäuden kreisrund gewählt. Dadurch sitzen die Abgeordneten Regierung, Präsidium und Redner nicht gegenüber, sondern mit ihnen zusammen. Außerdem gibt es so keine Außensitze. Seit der Bundestagswahl 1998 ist die Sitzordnung unverändert, lediglich die Stenografenplätze vor dem Rednerpult wurden entfernt.

Der eigentliche Plenarsaal liegt unter dem Boden der Umgebung, wodurch das gesamte Gebäude kleiner und somit bescheidener wirkt.

 
Foyer

Die Eingänge für die Abgeordneten und für die Besucher liegen nur wenige Meter auseinander und auch das Foyer ist von einem Besucherbalkon einsehbar.

Der Bundestagsadler, die so genannte fette Henne, ist eine Kopie des ersten Adlers aus dem alten Plenarsaal, die aus optischen Gründen aus Aluminium anstatt aus Gips gefertigt wurde. Das Gefieder des Wappenvogels ist asymmetrisch und lückenhaft, um den Abgeordneten vor Augen zu führen, dass sie niemals Perfektion erreichen werden.

Bemerkenswert ist, dass sich von der gesamten Symbolik nur sehr wenig im umgebauten Reichstagsgebäude wiederfindet.

Große Probleme bereitete bei den ersten Sitzungen 1992 die Mikrofonanlage, weswegen für einige Sitzungen nochmals ins Wasserwerk ausgewichen werden musste.

Im Juni 2004 fand hier die „Konferenz für Erneuerbare Energien“ statt; im Dezember 2000 die „UNCCD - Weltwüstenkonferenz“.

Wasserwerk

 
Wasserwerk

Für die Zeit des Abrisses des alten Plenarsaals und des Neubaus benötigte der Bundestag ein Ausweichquartier. Die Wahl fiel auf das Pumpenhaus des ehemaligen Wasserwerks Gronau direkt am Fuße des Langen Eugen. Das Wasserwerk war 1875 gebaut worden, um Bonn mit Rhein-Uferfiltrat zu versorgen. Nachdem Bonn seit Anfang der 1950er-Jahre mit Wasser aus der Wahnbachtalsperre versorgt wurde, war das Wasserwerk stillgelegt worden.

Für den Bundestag wurde das Pumpenhaus von 1892 im Jahre 1985 zum Sitzungssaal umgebaut und von 1986 bis 1992 genutzt. Das Gebäude hat etwa die halbe Grundfläche des alten und des neuen Plenarsaals, wodurch die Abgeordneten sehr beengt saßen. Einige Teilnehmer berichten, die Sitzungen seien deshalb außergewöhnlich friedlich gewesen. Alle Bundestagssitzungen zur Wiedervereinigung fanden im Wasserwerk statt. Die Raumnot wurde dann durch die zusätzlichen Abgeordneten aus den neuen Bundesländern noch verschärft, weshalb teilweise Klappstühle aufgestellt werden mussten. Auch die knappe Entscheidung zum Berlin-Umzug fiel im Wasserwerk.

Erweiterungsbau

 
Gelände, auf dem das WCCB entstehen soll, rechts die – mittlerweile abgerissene – Villa Dahm

Nachdem der Plenarsaal und das Alte Wasserwerk am 1. August 1999 zum „Internationalen Kongresszentrum Bundeshaus Bonn“ überführt wurden, konkretisierten Bund und Stadt Überlegungen zu einem umfassenden Erweiterungsbau. Im August 2000 wurde dafür ein 100 Meter „Bonn-Kegel“ ins Spiel gebracht, der als Multifunktionshalle auch Stätte von Konzerten und Sportereignissen werden sollte. Ende des Jahres wurden die Überlegungen seitens der Stadt forciert. Die über 400 Millionen Mark teure Halle stellte sich aber später als unrealistisch dar.

Im Februar 2002 wurden die Planungen wieder aufgenommen. Am 27. Februar 2002 wurde in Anwesenheit des damaligen UN-Generalsekretärs Kofi Annan zwischen Bund, Land NRW und der Stadt Bonn die „Vereinbarung über die Ansiedlung internationaler Einrichtungen in Bonn und IKBB“ getroffen. Die Stadt erhielt vom Bund den Plenarsaal, das Wasserwerk und den sogenannten „Vizepräsidentenbau“ zur Nutzung zur Verfügung und übernahm die Trägerschaft für das Projekt.

 
Modell des im Bau befindlichen neuen Kongresszentrums

Am 21. Dezember 2004 ging das Büro „YES architecture“ - Prof. Ruth Berktold aus München und Marion Wicher aus Graz - als Sieger aus einem sechsmonatigen Architektenwettbewerb hervor.

Im Herbst 2006 wurde mit den Bauarbeiten begonnen. Im Mai 2007 fand die Grundsteinlegung statt und Mitte 2009 soll das Gebäude bezugsfertig sein.

Der Entwurf sieht einen dynamischen Gebäudekomplex vor, dem sich ein 15-stöckiges Hotel mit insgesamt 52 Metern Höhe und 350 Zimmern anschließt. Nach der Fertigstellung soll das neue Kongresszentrum über einen großen Saal mit einer Kapazität von 2650 Teilnehmern verfügen. Dieser Saal kann auf 3500 Plätze vergrößert werden, indem er mit einem anschließenden kleinen Saal kombiniert wird. Daneben gibt es vier weitere mittelgroße Säle. Die zur Verfügung stehende Ausstellungsfläche umfasst 5000 m². 3500 m² sind für Einzelhandel vorgesehen.

 
Archäologische Grabungen

Als Investor hat die Stadt Bonn 2005 das amerikanisch-koreanische Gemeinschaftsunternehmens „SMI Hyundai Corporation“ gewonnen, nachdem Verhandlungen mit zwei anderen potentiellen Investoren im Laufe des Jahres 2005 abgebrochen worden sind. In das Gesamtprojekt will „SMI Hyundai Corporation“ ca. 140 Mio. Euro investieren, um am Rhein das „führende Kongresszentrum in Deutschland“ und eine „internationale Begegnungsstätte für Geschäftsleute“ entstehen zu lassen. Der Investor hat sich verpflichtet, den Vereinten Nationen für ihre Konferenzen Rabatt zu gewähren. Das Projekt wird vom Bund mit Grundstücken und Geldern mit ungefähr 90 Millionen Euro unterstützt, um die Bundesstadt Bonn als Standort internationaler Organisationen, insbesondere der VN, auszubauen. Weiterer Förderer mit ca. 35 Millionen Euro ist das Land Nordrhein-Westfalen. Am 13. März 2006 wurde der Vertrag zwischen den Beteiligten unterzeichnet, so dass die Verhandlungen ein Ende gefunden haben.

Im Februar 2006 wurde das Baugrundstück gerodet. Von Mai bis Oktober 2006 untersuchten Archäologen das Gebiet, das zum römischen „vicus bonnensis“ gehörte. Anfang Juni wurde mit dem Abriss der Villa Dahm (ehemaliger Sitz der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft) begonnen, der am 11. Juli abgeschlossen wurde.

Für den Namen des Kongresszentrums gab es mehrere Varianten. Wegen der direkten Nähe zum entstehenden UN-Campus und der erwarteten Nutzung durch dessen Organisationen erwog der Betreiber zeitweilig die Namensnennung United Nations Congress Center (UNCC). Entsprechend heißt die zuständige Projektgesellschaft UN Congress Center Bonn GmbH. Diese Gesellschaft übernahm am 1. Januar 2007 den Betrieb des Kongresszentrums, der bisher von der „Gegenbauer Location Management & Services GmbH“ der Berliner Unternehmensgruppe Gegenbauer durchgeführt wurde. Zu den Gebäuden, die die Gesellschaft in Bonn betreibt, gehört auch die Beethovenhalle. Das Bauprojekt firmiert unter dem Namen Bonn International Congress Center at the United Nations Campus.

Städtebauliche Auswirkungen der Erweiterung

Der Erweiterungsbau des WCCB erforderte schon vor dem Baubeginn die Niederlegung großer Flächen im Bereich zwischen Dahlmann-, Saemisch- und Görrestraße. Insbesondere an der Dahlmannstraße mussten mehrere geschichtsträchtige Gebäude abgerissen werden, die für die Zeit Bonns als Bundeshauptstadt eine große Bedeutung hatten. Dazu gehört die ehemalige Landesvertretung Niedersachsens, die 1992 von Sachsen-Anhalt übernommen wurde. Das Studio Bonn des WDR – es entspricht in der Funktion dem heutigen ARD-Hauptstadtstudio in Berlin – fiel den Vorbereitungen ebenso zum Opfer.

 
Der denkmalgeschützte „Bundeshaus-Kiosk“

Das 1949 von der Bundesregierung für Nachrichtenagenturen und Pressevertreter aufgestellte Pressehaus an der Görrestraße musste ebenfalls abgerissen werden. Auch die provisorischen Bürocontainer für das Sekretariat der Vereinten Nationen zur Frühwarnstrategie haben dem Neubau weichen müssen.

Der seit 2002 denkmalgeschützte Kiosk vor dem Bundeshaus ist verlegt worden. Er besteht seit 1957 und war aufgrund seiner Nutzung durch viele Parlamentarier bis zum Umzug des Bundestages nach Berlin einer der berühmtesten in Deutschland. Zunächst war geplant, ihn an der Heussallee wiederaufzubauen, nun soll er auf dem Gelände vor dem Bundeskanzleramt untergebracht werden. Am 11. Oktober 2006 wurde der Kiosk entfernt und wird bis zum Wiederaufbau 2008 in Bornheim-Hersel zwischengelagert. Der Pächter wird während dieser Übergangszeit in ein Provisorium umziehen.

Die zunächst ebenfalls geplante Niederlegung der 1965 und 1966 gebauten Abgeordneten-Wohnhäuser an der Heussallee wurde aufgrund der historischen Bedeutung nicht durchgeführt, da diese sich auf dem Randbereich des Areals befinden und deshalb in das Gesamtkonzept besser zu integrieren waren.

Literatur

  • Jörg Damm, Karin Eßer: Kurskorrektur – Architektur und Wandel in Bonn. Hatje Cantz Verlag 2002, ISBN 3-7757-1269-0. Neue ISBN ab 1/2007: 978-3-7757-1269-9
Commons: World Conference Center Bonn – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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