Young Austria 1939 bis 1947 war die bedeutendste Emigrantenorganisation junger Österreicher die in Grossbritannien während der Zeit, als Österreich von Hitlerdeutschland besetzt war zuflucht fanden.
Vorgeschichte Am 12. März 1938 wurde Österreich von Nazideutschland annektiert. Noch in der Nacht zum 13. März an dem Hitler das Anschlussgesetz erließ begann der Terror mit tausenden Verhaftungen gegen Kommunisten, Sozialisten, Juden und alle jene Menschen die der Faschistischen Diktatur im Weg zu stehen drohten. Vor Repression, Inhaftierung, Folter und Mord flüchteten tausende vor den an die Macht geputschten Nationalsozialisten. In diesen Tagen, und den darauf folgenden eineinhalb Jahren flüchteten alleine nach Grossbritannien - auf direktem Weg und auf Umwegen, oftmals über Prag - mehr als 27000 Österreicherinnen und Österreicher.
Leben im Exil Die nach Großbritannien geflüchteten Exilenten organisierten sich ihren politischen Ansichten entsprechend in verschiedenen Gruppen. Darunter waren die: "Group of Austrian Communists in Great Britain", die "Free Austrian Movement", das "London Bureau of the Austrian Socialists", die "Group of Austrian Trade Unionists in Great Britain", die "Austrian Democratic Union" und die "Association of Austrian Christian Socialists in Great Britain". Das "Young Austria" war keine parteipolitische Organisation, sondern eine österreichische Organisation, in der alle Österreicher Platz fanden. Sinn und Zweck des YA war es jungen Menschen zwischen 14 bis 20, die noch nie im Ausland waren und die ihre Eltern, ihre Heimat verlassen hatten, in einer Art Selbsthilfegruppe und durch die gesellschaftliche Form der Jugendgruppe eine konkrete und effektive Unterstützung zu geben. „Darüber hinaus haben wir in den englischen Jugendorganisationen, in die wir immer wieder eingeladen wurden, ein freies Österreich propagiert. Kein Großdeutschland, sondern ein freies Österreich, im Unterschied zu den Sozialisten, die damals die Auffassung von einem sozialistischen Großdeutschland vertreten haben und die uns als bürgerliche Nationalisten beschimpft haben. Wir waren aber der Meinung, dass alle Österreicher zusammen ein demokratisches Österreich aufbauen sollten. Aus Fritz Probst „Mein Leben im Widerstand“ Wien: Eigenverlag 2002 Deportation und Internierung im Exil Nach der militärischen Niederlage der britischen Armee auf dem Kontinent – insbesondere bei Dünkirchen – suchte die politischen Verantwortlichen nach einer Ausrede und einem Sündenbock. Die Exilenten, insbesondere aus Deutschland und Österreich wurden als „Fünfte Kolonne Hitlers“ bezeichnet und politisch verunglimpft. Tausende Flüchtlinge wurden als „enemy aliens“ interniert. In verschiedenen Lagern unter anderem auf der Insel Man. Viele wurden nach Kanada oder Australien deportiert. Nach der Rückkehr Winston Churchill an die Regierung änderte sich auch der Umgang mit den Exilenten. Sie kehrten aus den Lagern nach England zurück. Unter anderem auch schlägt sich der Wandel im Umgang mit den Exilenten, nicht nur den Österreichischen in der signifikante Größe für das Engagement der ca. 27 0000 Emigranten in Großbritannien die ca. 3000 Österreicher in der Britischen Armee, die aktiv an verschiedenen Frontabschnitten eingesetzt waren.
Die Organisation
Im März 1939 wurde in London W2 Paddington, 129 Westbourne Terrace, das erste Klubhaus des „Austrian Centre“ eröffnet. Der Mitgliederstand des YA betrug: 1939: 20 Emigrantinnen und Emigranten; 1943: 1300 Emigrantinnen und Emigranten.
95% Prozent der Mitglieder von „Young Austria“ arbeiteten in der Kriegsindustrie, 300 waren Soldaten in der Britischen Armee, 80% waren Gewerkschaftsmitglieder. Im Programm des Young Austria vom Oktober 1939 wurde in 8 Punkten Selbstverständnis, Funktion, Aufgabe und Ziel des Zwecks der Organisation formuliert.
Größere Gruppen bestanden in: London, Manchester, Liverpool, Glasgow, Leeds, York, Oxford, Reading, Truro, Newcastle Nottingham, Kitchener Camp, Birmingham, Leicester, Cambridge, Cheltenham
Das YA war die Jugendorganisation des Austrian Center / Österreichisches Amt in Großbritannien. Vorsitzender des „AC“ war der Sozialdemokratische Gewerkschaftsfunktionär Gottlieb Fiala, der stellvertretende Vorsitzende des „AC“ war der Freudschüler, Philosoph und Kommunist Prof. Dr. Dr. Walter Hollitscher.
Politik in der Emigration
Unter den Exilenten gab es je nach politischer Provenienz unterschiedliche Auffassungen über das politische Ziel und die daraus resultierenden Aufgaben der politischen Tätigkeit im Exil. Was den aktuellen Stand der Geschichtsforschung anbelangt kann man als durchaus zulässig verallgemeinern, dass es den Einen um eine „Allgemeine Perspektive“ ging, während es der Mehrheit um die Aufgaben in der Wiederherstellung und Sicherung der Unabhängigkeit Österreichs ging.
Zu den Aktivitäten des Young Austria zählten unter anderem: „Young Austria“ in der Woche „Austrians for Britain:“
Solidaritätswoche für die Sowjetunion: In dieser Solidaritätswoche wurden 81 Tageslöhne gespendet, Ausstellungen organisiert, 85 Mädchen strickten für die Soldaten der Roten Armee.
Ausstellung auf dem Picadilly Circus: „Österreich – unsere Heimat“, mit täglichem Kulturprogramm: 150 000 Besucher.
Vorträge: vor 180 000 britischen Bürgern über Österreich, in fast allen größeren Städten Großbritanniens, allein in London vor über 500 Organisationen.
Herausgabe von deutschsprachigen und englischsprachigen Publikationen: Auflage von ca. 300 000 Exemplaren.
Herausgabe der Zeitschrift „Young Austria“: 190 Ausgaben. 1940 400 Exemplar, 1944 5000 Exemplare.
Chor- und Spielgruppen: Aufführungen vor ca. 40 000 Zuschauern.
Mehr als 500 Veranstaltungen in Jugendzentren im ganzen Land.
So genannte „Heimabende“: 12 000 Besucher. 160 Ausflüge mit mehr als 8000 Teilenehmern.
10 Ferienlager mit mehr als 500 Teilnehmern.
Schriftliche Rundfragen zu aktuellen Problemen: 1500 Antworten
Regelmäßige Jugendleiterschulen mit 300 Teilnehmern
Zur Öffentlichkeitsarbeit gehörten auch: Radiosendungen im BBC und lokalen Radiostationen, Artikel und Resolutionen auch in großen Tageszeitungen wie lokalen Blättern.
Namhafte Mitglieder
Die wohl namhafteste Persönlichkeit des YA war der Dichter und Schriftsteller Erich Fried. Weitere, vor allem in den Nachkriegsjahren und der folgenden Zeit wichtige Persönlichkeiten waren der Journalist Jenö Kostmann, die spätere sozialdemokratische Abgeordnete Marie Köstler, Der Maler Oskar Kokoschka, die Bildhauerin Anna Mahler, der Schriftsteller Robert Neumann, der spätere Kinderarzt Robert Neumann, der spätere Augenarzt und Klinikchef Pulgram, der spätere Journalist und Autor Harry Sichrovsky, der spätere Gründer des DÖW Herbert Steiner, der Schauspieler Otto Tausig, der Dichter Arthur West, der Musiker und spätere Gewerkschaftsfunktionär Erwin Weiß, der spätere Verlagsleiter des Globus Verlag Heinz Zaslavsky.
Literatur
„Young Austria in Grossbritannien“ Wien 1988