Geisterschiff

verlassen auf See aufgefundenes Schiff
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Als Geisterschiffe werden Schiffe bezeichnet, die verlassen auf See aufgefunden wurden oder, eigentlich schon verloren geglaubt, unter mysteriösen Umständen wieder auftauchen oder gesichtet werden.

Die Mary Celeste 1861, als sie noch Amazon hieß

Eines der berühmtesten Geisterschiffe ist die Mary Celeste, die 1872 ohne Besatzung treibend zwischen den Azoren und Portugal gefunden wurde. Ein Geisterschiff des 20. Jahrhunderts ist der Fünfmastgaffelschoner Carroll A. Deering. Auf der Rückreise von Rio de Janeiro (Jungfernfahrt) nach Norfolk (Virginia) wurde der Schoner unter vollen Segeln am 31. Januar 1922 auf den Diamantuntiefen am Kap Hatteras gestrandet aufgefunden. Keiner der 11-köpfigen Besatzung war an Bord oder wurde später aufgefunden, alle Rettungsboote waren verschwunden. Der Tisch war gedeckt, Speisen standen noch auf Herd und Tisch. Viele Ausrüstungsteile fehlten. Nur die Schiffskatzen waren noch an Bord.

Ein aufgeklärter Fall eines Geisterschiffs ist der deutsche Zweimastschoner "Seeschwalbe", der am 23. Oktober 1921 im Sturm vor Memel nachweislich sank und dessen Besatzung gerettet wurde. Eine Woche später strandete das Wrack an der kurischen Nehrung. Eine Untersuchung des Wracks ergab, dass durch den harten Aufprall auf dem Meeresboden der altersschwache Holzrumpf aufbrach und der Steinballast herausfiel. Danach schwamm das Wrack auf seiner Holzladung wieder auf und legte innerhalb einer Woche ca. 100 km zurück [1].

Geisterschiffe sind auch ein beliebtes Sujet in Filmen, Literatur und musikalischen Werken. Oftmals beziehen sich Geschichten um Geisterschiffe auf das „berüchtigte“ Bermuda-Dreieck, in dem angeblich mehr Schiffe auf ungeklärte Weise verloren gegangen sein sollen, als sonst irgendwo auf der Welt. Nach Feststellungen der Versicherungsagentur Lloyd's in London vom 4. April 1975 entbehren diese Ansichten aber jeder Grundlage [2].

Heutzutage sind „Geisterschiffe“ oft Fälle von Versicherungsbetrug oder moderner Piraterie. So verschwand das unter panamaischer Flagge fahrende Schiff „MV Tenyu“ in der Nacht zum 27. September 1998 urplötzlich in der Straße von Malakka mit einer Ladung von Aluminium im Wert von zwei Millionen Euro. Nach dreimonatiger Fahndung wurde es schließlich im chinesischen Hafen Zhang Jiagang aufgespürt, allerdings völlig unkenntlich umgebaut, neu gestrichen und mit einem neuen Namen versehen. Es hieß jetzt „Sanei 1“, ein Name, der von einem tatsächlich existierenden japanischen Schiff übernommen wurde und worauf sogar legale Papiere in Honduras ausgestellt wurden. An Bord befanden sich sechzehn neue indonesische Seeleute. Die ursprüngliche Besatzung der „MV Tenyu“ gilt als tot.

Medien

Geisterschiffe in musikalischen Werken

Geisterschiffe in Filmen

  • 1932 bekommt es Sensationsdarsteller Harry Piel mit einem Gespensterschiff im Film „Das Schiff ohne Hafen“ zu tun (zum Teil gedreht in Bremerhaven).
  • Die „Altair“ in „The Ghost Ship“ (1943) IMDb
  • „Ghost Ship“ (1952) IMDb
  • „Das Geisterschiff der reitenden Leichen“ (El Buque maldito, 1975) IMDb
  • „Das Geisterschiff“ (Ghost Ship, 1992) IMDb
  • Die „SS Corona Queen“ (Lost Voyage, 2001) IMDb
  • Die „Antonia Graza“ in „Ghost Ship – Meer des Grauens“ (2002)
  • Die „Black Pearl“ in „Fluch der Karibik“ (Pirates of the Caribbean: The Curse of the Black Pearl, 2003)
  • Die „Flying Dutchman“ in „Fluch der Karibik 2“ (Pirates of the Caribbean: Dead Man's Chest, 2005)

Geisterschiffe in Fernsehverfilmungen

  • Kobra, übernehmen Sie“ (alternativ: „Unmöglicher Auftrag“; engl. OT: „Mission: Impossible“), Folge 132: „Das Geisterschiff“
  • Die „Queen of Scots“ in „Gefangen im Bermuda-Dreieck
  • Die „King George“ in „Sea Quest“, Staffel 1 > Folge 9: „Knight Of Shadows“
 
Illustration zu Wilhelm Hauffs Märchen Die Geschichte von dem Gespensterschiff

Geisterschiffe in der Belletristik

Geisterschiffe im Hörbuch

  • Rainer Gülk (Hrsg.): Das Geisterschiff. Unheimliche Geschichten. Der Hörverlag, München 2004, ISBN 3-89940-469-6 (1 CD)

Literatur

  • Hellmut Hintermeyer: Rätselhafte See. Untergänge, Aberglaube, Phänomene, Legenden. Verlag Pietsch, Stuttgart 2003, ISBN 3-613-50409-X.
  • Eigel Wiese: Das Geisterschiff. Die wahre Geschichte der Mary Celeste. Europa-Verlag, Hamburg 2001, ISBN 3-203-75103-8.

Einzelnachweise

  1. Klaus Reuter: Taifune, Driften, Geisterschiffe. Hoch Verlag Düsseldorf 1977, ISBN 3-7779-0212-8
  2. http://www.skygaze.com/content/strange/BermudaTriangle.shtml