Buddhistenverfolgung

einschränkende Maßnahmen gegen buddhistische Gemeinschaften
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Mit Buddhistenverfolgungen sind die Religionsfreiheit einschränkende Maßnahmen obrigkeitlicher Stellen, gerichtet gegen die Sangha gemeint. Oft geschah dies aus Gründen der vermeintlichen Staatsräson. Ziel war fast immer die Einschränkung des wirtschaftlichen und des oft damit einhergehenden politischen Einflusses, weshalb die repressiven Maßnahmen fast immer die Säkularisierung von Klosterbesitz mit einschließt. Dies einhergehend mit Ikonoklasmus. Besonders für Vorgänge im Altertum hängt die Beurteilung der Vorgänge stark von den wenigen überkommenen Quellen ab, die oft stark tendenziös sind.

Indischer Subkontinent

König Puṣyamitra

Die erste in der Literatur[1] bekannte Verfolgung von Buddhisten erfolgte im 2. Jhdt. v.u.Z. unter dem indischen König Puṣyamitra. Dieser hatte die Maurya gestürzt. Mit der Zerstörung der Monumente des von Aśoka geförderten Buddhismus, sollten auch die Spuren der untergegangenen Dynastie ausgemerzt werden. Der Sage nach kam Puṣyamitra, der ein Kopfgeld für abgeschlagene Mönchsköpfe ausgelobt hatte, bei dem Versuch den Bodhi-Baum zu zerstören - durch Felsschlag - ums Leben.

Sassaniden

Im Sassanidenreich (224-651 u. Z.; Schwerpunkt: Persien) kam es im Rahmen der Stärkung der Zentralgewalt nach der Reichsgründung zur Vertreibung all derjenigen, die nicht dem Parsismus anhingen.

Punjab

Mihirakula (502-42; ch.: 摩醯羅矩羅), ein Huna-König (d.i. der „weißen Hunnen“ ) im Punjab, später auch Kashmirs und Afghanistans begann circa 520 eine Buddhistenverfolgung.[2] Als direkte Folge stieg die Zahl indischer buddhistischer Flüchtlinge in der Hauptstadt Lo-yang auf etwa 3000, die für den chinesischen Buddhismus befruchtend wirkten.

Muslimische Invasion

Bereits seit dem 8. Jahrhundert kam es im Gefolge der mohammedanischen Invasionen und Zerstörung einzelner buddhistischer Herrschaften zu Massakern und Verwüstungen. Diese sind u. a. aus der für den Islam typischen „Verbreitung durch das Schwert“ und dem islamischen Bilderverbot (z. B. durch die Zerstörung der Buddha-Statuen von Bamiyan) zu erklären.

Während der Mogul-Invasion kam es 1197 zur Zerstörung der Universität von Nalanda. In der unmittelbaren Folge kam es zum fast völligen Verschwinden des Buddhismus auf dem indischen Kernland.[3]

Sri Lanka / Ceylon

Verfolgungen auf Sri Lanka richteten sich meist gegen einzelne Lehrmeinungen, nicht den Buddhismus als Ganzes. Im Nikāyasanṅgraha wird darüber berichtet, daß Goṭhābhaya im 3. Jhdt. u. Z. die Bücher der Abhagirivihāra verbrennen ließ und ihre Anhänger gebrandmarkt wurden.

Bis zur Einigung des Mahāvihāra im 12. Jhdt. kam es immer wieder zur Unterdrückung einzelner Schulen. Unter dem südindischen König Śri Harṣa wurde eine tantrische Schule - die „Blauroben“ ausgerottet.[4]

Britischer Kolonialismus

Während der britischen Herrschaft in Birma, am Himalaya und Sri Lanka erfolgte die Diskriminierung, nach anfangs teilweise gewaltsamen Vorgehen (auch durch die anderen Kolonialmächte), eher durch eine subtile Struktur institutionalisierter Bevorzugung des Christentums. Besonders das säkulare Erziehungssystem und die bevorzugte Behandlung von christlichen Konvertiten innerhalb der Beamtenschaft führten zur Benachteiligung der Sangha.[5] Daraus erklärt sich aus, dass eine politisierte Sangha besonders in Birma zum Träger der Protestbewegung (1916, 1948) werden konnte.

China

Die meisten Verfolgungen in China sind aus konfuzianischer Reaktion zu verstehen. (Bettelnde) Mönche zahlten nicht nur keine Steuern, sie standen als „Hauslose“ auch außerhalb des traditionellen Familien- und Wertesystems. Sie waren mithin in den Augen konfuzianischer Beamter „Parasiten.“ Gleichzeitig waren durch Expropriierungen von Klostereigentum auch Zugewinne für den Staatsschatz zu erwarten.

424-450/52

Die erste Verfolgung in China erreichte unter dem Wei-Kaiser Taizi (太武, reg. 423/4-452) einen Höhepunkt. Bereits 424 war es verboten worden, den Buddhismus zu lehren oder solchen Lehrern Unterschlupf zu gewähren. Weiterhin wurde angeordnet Bildnisse zu zerstören.[6] Die Verfolgung verschärfte sich nochmals 446, als in einem Kloster größere Mengen Waffen gefunden wurden.

574

Kaiser Wu (武帝, reg. 561-578 oder ?581), der nördlichen Zhou-Dynastie (北周), schrieb vor, daß nur noch kaiserlich genehmigte Tempel bestehen durften. 2946 wurde diese Erlaubnis erteilt, etwa 30000 Gebäude jedoch zerstört.[7]

Der Mönch Tao-chi hungerte sich mit sieben weiteren aus Protest gegen diese Maßnahmen zu Tode. Gleichzeitig schnitt sich Ching-ai († 579) über einen Zeitraum von fünf Jahren selbst in Stücke, zeitweise seine Gedärme zum Trocknen in einen Baum hängend. Diese sind die ersten derartigen Märtyrer in China.[8] Der dritte Zen-Patriarch Seng-ts'an (僧璨, † 606) soll sich während dieser Zeit 24 Jahre meditierend in Höhlen versteckt haben[9]

714

Ein Edikt Yen-Ts'ung's erzwang die Rückkehr von 12000 Ordinierten in den Laienstand. Die Herstellung von Bildnissen und Abschriften buddhistischer Texte wurde untersagt.[10]

844

Bereits um 800 kam es zur weiteren konfuzianischen Reaktion gegen den Buddhismus, besonders gegen das Überhandnehmen der weltlichen Macht der Klöster. Der Staatsmann und Stilist Han-yü, protestiert 819 öffentlich gegen angebliche Mißbräuche.

Kaiser Wu-tsung (武宗, reg. 840-46), erließ 844 ein strenges Edikt zur Einziehung des Klosterbesitzes. Es kam zur Hui-chang-Verfolgung (so genannt nach der Ära-Bezeichnung 會昌 Huì chāng). Das Mönchtum wird verboten, etwa 265000 Ordinierte, aus ca. 4600 Klöstern, die zerstört wurden, werden zwangsweise in den Laienstand zurückversetzt. Die Mönche vom Wu-tai flohen anfangs nach Yen-cheu (heute: Peking), wo sich fünf reiche Tempel befanden, sie wurden von den dortigen Beamten dann aber auch den Kaiserlichen ausgeliefert. Einzig in der Provinz Hu-pei wurde das Edikt nicht ausgeführt. Diese kurze, aber intensive Verfolgung führte zur dauernden Schwächung bzw. dem Zusammenbruch der meisten Sekten, fast nur Chan-Schulen überstanden die Katastrophe, bis Kaiser Hsüan-Dsung (reg. 847-59) das Verbot aufhob und in beschränktem Maße wieder Klöster zuließ.[11]

Nachfolgend kam es bis zum Ende des Kaiserreichs immer wieder zu Perioden der Beschränkung des Mönchtums, weniger in gewalttätiger Form, sondern durch verschärfte amtliche Kontrolle (Genehmigungspflicht von Ordinationen usw.). Besonders verfolgt wurde vom 14.-18. Jahrhundert die „Gesellschaft vom Weißen Lotus,“ die auch bewaffnete Aufstände organisiert hatte.[12]

Republik

Unter der Republik ab 1911 und der folgenden chaotischen Periode, die im anti-japanischen Krieg, gefolgt vom Bürgerkrieg mündete, kam es – besonders durch Warlords – immer wieder zu nationalistisch verbrämten Ausschreitungen und Enteignungen, Plünderungen und Verwüstungen von Klöstern.[13]

Kulturrevolution

Rote Garden zerschlugen auf Mao's Geheiß die verknöcherten Strukturen der Verwaltungsorganisation und attakierten Revisionisten, zu denen nach ihrer Auffassung auch die chinesische Sangha gehörte. Dabei schossen die meist Jugendlichen über das Ziel hinaus und es kam zur Beschädigung unersetzlicher Kulturgüter.

Tibet

9. Jahrhundert

Nachdem der erste Kontakt mit dem Dharma – der Legende nach durch Vermittlung der beiden Frauen des König Sropng-tsan († 650) – stattgefunden hatte, kam es zur stetigen Ausbreitung des Buddhismus in Tibet bis zum Tode Khri-srongs († 798). Das nächste Jahrhundert brachte nationale Uneinigkeit und die teilweise blutige Rückkehr der autochtonen Bön-Religion. Diese Periode endete unter König Yeshe-'od,[14] mit der sogenannten „zweiten Bekehrung.“

1951/59-1976

Nachdem durch den Einmarsch der Volksbefreiungsarmee (26. Okt. 1951) das Land von der feudalen Theokratie der Lamas befreit wurde (endgültig nach der Niederschlagung der Rebellion von 1959), kam es mit der beginnenden Kulturrevolution, auch in Tibet ab 26. Aug. 1966[15] zur Bodenreform und zur weitreichenden Säkularisation von Klöstern. Tausende Lamas, die nicht nach Indien flohen, wurden in Lagern umerzogen.

Viele Kostbarkeiten sind – besonders in Tibet – in der Kulturrevolution zerstört und entweiht worden. Diese Barbarei wurde zwar nach 1980 eingestanden, mehr als eine teilweise Behebung des Schadens wird aber nicht mehr möglich sein.[16]

Korea

Während der Mongoleninvasionen kam es zu einer allgemeinen Verwüstung des Landes und damit auch zur Zerstörung buddhistischer Klöster, Kunst und Literatur.

Unter der strikt konfuzianisch ausgerichteten Joseon-Dynastie (1310-1910) kam es besonders im 15. Jahrhundert und nach den japanischen Angriffen des 16. Jahrhundert zu Verfolgungen.

Zur Zeit der japanischen Verwaltung 1905/10-45 wurden koreanische Sekten gegenüber eingeführten japanischen benachteiligt.[17]

Japan

Kimmei-Tennō

Während der Asuka-Zeit war der Buddhismus in Japan noch keine Volksreligion, sondern nur innerhalb eines Teiles der herrschenden Klasse verbreitet, die aus den Sutren ihren Herrschaftsanspruch herleiten konnte. Eine der fortschrittlichsten Familien bei Hofe waren die Groß-Omi der Soga, zuständig für Finanzen. Es entwickelte sich ein Machtkampf zwischen diesen Nachkommen der neuen Invasorenelite (die 369 aus Paekche gekommen waren; Nachfahren Takechiuchis). Sie standen im Gegensatz zu den Muraji der Nakatome und insbesondere der Monobe (die für Militärisches zuständig waren). Diese befürchteten ihre Pfründe zu verlieren. Der Kimmei-Tennō (reg. 539-71) hatte den Sogas gestattet, einen privaten Tempel zu errichten. Dieser wurde, auf Veranlassung der Nakatome, von Yuge no Ō-Muraji no Kimi zerstört, als eine Seuche über das Land kam, die Buddhastatue in einen Kanal geworfen.[18] Die Epidemie (wohl Pocken) wurde jedoch schlimmer, der Palast Kimmeis brannte ohne ersichtliche Ursache ab.

Etwa 585 kehrten die Soga zum Buddhismus zurück und errichten erneut einen Tempel. Als wiederum eine Seuche ausbrach, die jedoch nach der erneuten Zerstörung des Tempels nicht abflaute, durften sie den Buddhismus weiterhin praktizieren.[19] Dieser verbreitete sich landesweit und wurde staatstragend. Diese Phase endete erst mit dem Dominieren neo-konfuzianischer Lehren.

1868-75

Die hinter der Meiji-Restauration stehenden Kräfte, wollten 1868 die verbleibende Basis des Tokugawa-Shogunats zerstören. Bis dorthin hatte jeder japanische Untertan bei einem Tempel registriert zu sein (寺請制度, terauke seido; zu Deutsch etwa „System der Tempel-Bestätigungen“). Die eingeleitete Politik der Trennung von Shintō und Buddhismus, mündete in der haibutsu kishaku („Bewegung zur Abschaffung des Buddhismus“). Beschlagnahme von Tempelländereien und -besitz wurden rigoros durchgeführt. Diese waren auch ein Mittel der neuen Zentralregierung, die zu diesem Zeitpunkt noch keine unabhängige Finanzquelle besaß, den Staatshaushalt auszugleichen. 1870 bestand in den Provinzen Satsuma, Ōsumi und Hyūga kein einziger Tempel mehr.[20]

Kommunismus

Getreu dem Marx'schen Diktum, daß Religion Opium für das Volk sei, haben die meisten sozialistischen Regierungen im 20. Jahrhundert, die Religionsfreiheit eingeschränkt. In praktisch allen Ländern, die vornehmlich buddhistisch waren, kam es zu Verfolgungen. Oft sind diese von Massenmorden allgemeiner Art (an denen das 20. Jahrhundert reich war), nicht genau zu trennen. Beispielhaft seien herausgegriffen:

Sowjetmacht

Tannu-Tuwa

Die an die äußere Mongolei angrenzende Region Tannu-Tuwa hatte sich 1922 für unabhängig erklärt. Im Rahmen der Stalin'schen Nationalitätenpolitik (d. h. Massendeportationen) wurde der Landstrich der „Abtrünnigen“ weitgehend entvölkert.


Kampuchea, Laos

Die Sieger des Bürgerkrieges, die Roten Khmer (reg. 1975-79), ermordeten etwa 2 Millionen „Reaktionäre“, darunter auch die meisten Mönche. Etwa 90% der buddhistischen Literatur im Lande soll verloren gegangen sein. Auch unter der von den Vietnamesen gestützten Regierung des Heng Samrin 1979-89/91 dauerte die Unterdrückung an.

Die Unterdrückung der Religion in Laos war nicht derartig blutig. Die seit 1957 an der Regierung beteiligten Pathet Lao hatten ursprünglich versucht sich die Sangha als anti-koloniale Kraft dienstbar zu machen. Nach deren alleiniger Machtübernahme kam es ab 1975 zur weitreichenden Unterdrückungsmaßnahmen.[21]

Literatur

  • Encyclopedia of Buddhism; New York 2004 (Gale), ISBN 0-02-865720-9, darin: Vol II, "Persecutions“ S 640-6
  • Ketelaar, James; Of Heretics and Martyrs in Meiji Japan: Buddhism and its Persecution; Princeton 1990
  • Müller, J.; Sectarianism and Religious Persecution in China; Amsterdam 1903-1904; 2 Bde.
  • Watters, T.; "Buddhism in China“ in: Chinese Recorder (Shanghai), Vol. II (1870), S. 1-7, 38-43, 64-68, 81-88, 117-122, 145-150 "A valuable series of articles by an excellent Chinese scholar, discussing the history, persecutions, and various Buddhas of China."
  • Yu Xue; Buddhism, War and Nationalism; Honolulu 2005, ISBN 978-0-415-97511-7 (China 1931-45)

Einzelnachweise

  1. Encyclopedia of Buddhism: "Persecutions“ , S. 640.
  2. Record of Western Lands 西域記, 4; nach: Soothill, William; Hodous, Louis; A Dictionary of Chinese Buddhist Terms with Sanskrit and English Equivalents …; London 1937 (Kegan Paul, Trench, Trubner)
  3. Encyclopedia of Buddhism: "Persecutions“ , S. 642.
  4. Fernando, C.; The Nikāya Saṅgrahawa; Colombo 1908, S. 19.
  5. Encyclopedia of Buddhism: "Persecutions“ , S. 644.
  6. Edkins, Joseph; Chinese Buddhism; London 1880, S. 92.
  7. Edkins (1880), S. 99.
  8. Buddhist Selfimmolation in Medieval China; Hist Religions Vol. 4 (1965), S 252; Taishō 2060, 626c zitierend.
  9. http://www.sacred-texts.com/bud/zen/fm/fm.htm Hsin-hsin Ming
  10. Edkins (1880), S. 122.
  11. Gundert, Wilhelm; Bi-Yän-Lu; München 1963-70 (Carl Hanser), 3 Vol.; Wiesbaden 2005 (marix), Zeittafel S I 558f
    Buddhism and Buddhists in China, by Lewis Hodus EBook #8390
  12. Encyclopedia of Buddhism, S. 643.
  13. ausführlich in: Yu Xue; Buddhism, War and Nationalism; Honolulu 2005, ISBN 978-0-415-97511-7.
  14. Lowenstein, Tom; Buddhismus; München 1998, ISBN 3-426-66602-2, S. 125ff.
  15. Kuntze, Peter; Mao Tse Tung; Hamburg 1977, S. 148f.
  16. Lowenstein (1996), S. 126.
  17. gesamter Absatz: Encyclopedia of Buddhism, S. 643.
  18. Legendär überkommen sind die Vorgänge in: Nihon Ryōiki, I,5 (detailliert); Konjaku monogatari shū (XI, 23); Fusō ryakki (III, IV).
  19. In den frühen Reichsannalen: Nihon shoki III, VI, XX, XXI (Kimmei, Bitatsu); Aston, Nihongi I, 128, 184; II, 90, 102-12.
  20. Yu Xue; Buddhism …, S. 207.
  21. Encyclopedia of Buddhism: "Persecutions“ , S. 646.

Siehe auch