Raymond Collishaw

britischer Militärpilot und Befehlshaber
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Air Vice-Marshal Raymond Collishaw (22. November 1893 - 28. September 1976) war das Fliegerass mit der höchsten Abschusszahl im englischen Royal Naval Air Service und der fünfthöchsten Anzahl von Luftsiegen aller Piloten während des Ersten Weltkrieges. Während des Zweiten Weltkrieges kommandierte er die englischen Luftwaffeneinheiten in Nordafrika bis zum Juli 1942.

Frühen Jahre

Raymond Collishaw wurde in Nanaimo, British Columbia, Kanada am 22. November 1893 geboren. Mit 15 verließ Collishaw die Schule und schloss sich dem kanadischen Fischerreischutz(Canadian Fisheries Protection Services) als Schiffsjunge an. Er war an Bord der Alcedo, die auf der Suche nach Vilhjalmur Stefanssons Expedition in den nördlichen Polarkreis segelte. Unglücklicherweise war das Schiff zu spät und Stefansson Schiff, die Karluk, war von Eis umgeben und einige Männer waren bereits gestorben. Bis 1915 hatte sich Collishaw bis zum Ersten Offizier eines Schiffes hochgearbeitet.

Erster Weltkrieg

Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges versuchte Collishaw in die Royal Canadian Navy einzutreten, aber nachdem er nach einiger Zeit noch keine Antwort erhalten hatte, bewarb er sich beim Royal Naval Air Service. Collishaw wurde angenommen mit der Bedingung, dass er einen Flugkurs besuchte, auf eigene Kosten! Doch die Royal Navy entschied sich um und schiffte Collishaw, nachdem er seine Grundausbildung hinter sich gebracht hatten, nach England aus, um dort seine Flugausbildung zu erhalten. An Bord des Schiffes das Collishaw nach Übersee brachte war auch Lloyd Samuel Breadner, der während des Zweiten Weltkrieges zum Air Marshall der Royal Canadian Air Force aufstieg.

Nachdem er seine Fluglizenz erhalten hatte, wurde Collishaw zum 3. Marinegeschwader versetzt, einer Bombereinheit, die Sopwith 1½ Strutters flog. Im Januar 1917 wurde Collishaw alleine fliegend von 6 deutschen Jägern angegriffen. Nachdem sein Auge verletzt und seine Instrumente zerstört worden waren, schoss Collishaw eines der deutschen Flugzeuge ab und entkam schließlich. Ohne seine Instrumente zur Navigation landete er versehentlich auf einem deutschen Flugplatz und wurde bei seiner Flucht erneut von deutschen Jägern verfolgt. Dennoch gelang ihm die Flucht zu einem französischen Aerodrome.

Während der nächsten Monate schoss Collishaw noch ein Flugzeug ab, bevor er Ende April 1917 zur 10. Marinestaffel versetzt wurde. Dort wurde er Kommandant des von ihm gegründeten Black Flight. In schwarz gestrichenen Sopwith Triplanes, denen sie Spitznamen gaben (Collishaws nannte sein Flugzeug Black Maria), wurden die Piloten, alle Kanadier, innerhalb der nächsten Wochen und Monate zum Schrecken der deutschen Flieger. Innerhalb von 3 Monaten schossen die Mitglieder des Black Flights 87 deutsche Flugzeuge ab, bei nur 2 eigenen Verlusten.

Bis Oktober 1918 übernahm Collishaw das Kommando über die 3. Marinestaffel, die später als 203. Staffel in die neu gegründete Royal Air Force eingegliedert wurde. Hoch dekoriert und inzwischen Major wurde er Anfang Oktober 1918 von der Front abgezogen, um mit einigen anderen kanadischen Fliegerassen Pläne für eine kanadische Luftwaffe zu erstellen. Collishaw beendete den Krieg mit 60 bestätigten Luftsiegen. Obwohl Collishaw während des Krieges zweimal für höchste britische Tapferkeitsauszeichnung, das Viktoria-Kreuz, vorgeschlagen worden war, wurde ihm diese Dekoration nicht verliehen.

Russischer Bürgerkrieg

Am Ende des Krieges blieb Raymond Collishaw in der Royal Air Force und wurde Berufsoffizier. Er kämpfte 1919 in Russland als Teil der Alliierten Intervention auf Seiten der Weißrussen im Russischen Bürgerkrieg. Er erzielte einen weitere Abschüsse in diesem grausam geführten Konflikt und versenkte ein gegnerisches Kanonenboot mit einer von seiner Sopwith Camel abgeworfenen Bombe, sowie zwei Eisenbahnzüge.

Zwischen den Weltkriegen

Im August 1920 wurde Collishaw nach Persien geschickt, wo bis 1923 blieb und mit der RAF die britischen Interessen in diesem Gebiet mit Waffengewalt durchsetzte. Nach der Kampagne im mittleren Osten übernahm Collishaw das Kommando über eine Staffel, bevor er das RAF Staff College in Andover besuchte, wo er bereits bemerkte, dass die RAF sich nicht auf die Entwicklung des Luftkrieges vorbereite.

In den folgenden Jahren diente er als Staffelkommandant, u.a. auf einem Flugzeugträger und auf Stabspositionen, bevor er nach Nordafrika versetzt wurde, wo er bei Beginn des Zweiten Weltkrieges immer noch stationiert war.

Zweiter Weltkrieg

Mit Ausbruch des Krieges wurde Collishaw zum Air Commodore befördert und ihm wurde das Kommando der RAF in Nordafrika, der Desert Air Force, übertragen. Trotz Unterzahl und veralterter Flugzeuge, hielt die Desert Air Force den Feinden stand, was auch Collishaw zu verdanken war. So täuschte er z.B. den Gegner, indem er seinen einigen modernen Jäger, eine Hawker Hurricane, der zur Verfügung stand, ständig von Basis zu Basis fliegen ließ, um den Gegner vorzutäuschen es würden mehrere Staffeln dieses Typs in der Region stationiert sein.

Im Juli 1942 wurde Collishaw aus Nordafrika abgezogen und durch Air Vice-Marshal Coningham ersetzt und selbst zum britischen Flottenstützpunkt Scapa Flow versetzt. Ein ruhiger Posten nach dem Dienst an der Front. Ein jahr später wurde Raymond Collishaw, inzwischen Air Vice-Marshal, unfreiwillig aus der Royal Air Force pensioniert.

Zivilleben

Für den Rest des Zweiten Weltkriegs engagierte sich Collishaw in einer zivilen Luftschutzorganistion.

Nach dem Krieg kehrte Collishaw nach British Columbia zurück, wo Teilhaber einer Mine in der nähe von Barkerkville wurde und ein ruhiges und friedliches Leben führte. Raymond Collishaw starb am 28. September 1976 in West Vancouver, British Columbia im Alter von 82 Jahren.

Seine Autobiographie erschien unter dem Titel Air Command, A fighting pilot's Story und wurde 1973 veröffentlicht.

Militärische Auszeichnungen