Dingo

Unterart der Art Wolf (Canis lupus)
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Der Dingo (Canis lupus dingo) ist ein australischer Wildhund, der von Haushunden abstammt, aber seit Jahrtausenden wieder wild lebt.

Dingo

Dingo (Canis lupus dingo)

Systematik
Ordnung: Raubtiere (Carnivora)
Überfamilie: Hundeartige (Canoidea)
Familie: Hunde (Canidae)
Gattung: Canis
Art: Wolf (Canis lupus)
Unterart: Dingo
Wissenschaftlicher Name
Canis lupus dingo

Auch auf Neuguinea gibt es eine ähnlich entstandene Wildhund-Population, den Neuguinea-Dingo, der verborgen im Regenwald lebt.

Merkmale

Der etwa schäferhundgroße Dingo weist eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Wolf auf, hat aber ein wesentlich kürzeres Fell. Die Tiere sind meist rötlich oder gelblich, mit weißer Schwanzspitze und großen weißen Pfoten. Es kommen auch schwarze und weiße Tiere vor. Dingos erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 117 bis 124 cm und werden 10 bis 20 kg schwer. Auf dem australischen Kontinent ist er der einzige Vertreter aus der Ordnung der Raubtiere, jedoch ist er nicht der einzige Beutegreifer.

Der Dingo ist keine Wildform im eigentlichen Sinne, sondern ein vor jahrtausenden ausgewildeter Haushund, der jedoch in dieser Zeit wieder eine genetische Eigenständigkeit entwickelt hat. Diese Eigenständigkeit ist jedoch gefährdet durch die kontinuierliche Vermischung mit Haushunden; Untersuchungen aus den 1990er Jahren schätzen den Anteil von Hybriden in der Gesamtpopulation auf etwa 78 Prozent [1].

Lebensraum

 
Verbreitungsgebiet des Dingo

Er lebt überall auf dem australischen Kontinent und ist dabei nicht besonders wählerisch, was die Wahl des Ortes angeht. Sowohl in Wäldern und im Grasland als auch in den Wüsten des australischen Outback sowie auf manchen Inseln Australiens, wie zum Beispiel Fraser Island, ist er zu finden.

Lebensweise

 
Dingo

Vor der Ankunft der Weißen lebten Dingos vor allem von der Jagd auf Kängurus und Wombats. Es werden auch andere Beuteltiere, Nager, Vögel, Echsen, Insekten, Eier und auch Aas gefressen.

Durch die weißen Siedler und ihre mitgebrachten Tiere änderte sich der Speiseplan. Heute sind die eingeschleppten Wildkaninchen wohl die Hauptbeute der Dingos, und die anstrengendere Jagd auf Kängurus wird nur noch gelegentlich gewagt. Außerdem kommt es manchmal vor, dass Dingos Schafe reißen, was ihnen die Feindschaft der Farmer eingebracht hat. Bisweilen gehen sie auch an Aas, und in der Nähe menschlicher Siedlungen an Abfalltonnen.

Im Gegensatz zum Haushund, welcher zweimal pro Jahr Junge zur Welt bringen kann, vermag dies der Dingo nur einmal. Die Paarungszeit fällt in den Herbst oder Winter. Nach etwa zwei Monaten Tragzeit werden die drei bis höchstens acht Jungen an einem geschützten Ort versteckt, manchmal in einer Felsspalte, oft in einer selbstgegrabenen oder vergrößerten Höhle anderer Tiere. Beide Eltern helfen bei der Aufzucht. Als Übergang vom Säugen zum Fressen von fester Nahrung werden die Jungen mit heraufgewürgtem Futter versorgt. Später wird ihnen tote Beute ins Versteck gebracht, und bald dürfen sie mit auf Beutefang. Mit vier oder fünf Monaten wird der Nachwuchs selbständig, darf aber noch bis zum Ende des ersten Lebensjahres mit den Eltern jagen.

Mensch und Dingo

Bei den Aborigines kam es gelegentlich vor, dass Dingo-Welpen gefangen und als Haustiere gehalten wurden. Eine Wieder-Domestizierung fand allerdings nicht statt, da die Aborigines keine Vermehrung der Dingos in ihrer Obhut zuließen.

Bei den meisten Rinderfarmern ist der Dingo nicht unbeliebt, weil er Nahrungskonkurrenten wie verwilderte Kaninchen, Ziegen und Schweine jagt, die Rinder aber ihrer Größe wegen in Ruhe lässt. Bei den Schaffarmern dagegen ist er verhasst, obwohl Schafe nur in seltenen Ausnahmefällen zu seinen Beutetieren zählen.

In den 1920er Jahren wurde auf Grundlage des Wild dog act (1921) der Dingozaun gebaut, der Dingos aus den dicht besiedelten Regionen des australischen Südostens fernhalten soll.; er erstreckt sich vom nordöstlichen Queensland bis zur Küste in Südaustralien. Jeder Dingo, der auf der falschen Seite des Zauns gefunden wird, ist zum Abschuss freigegeben, wofür mancherorts heute noch Belohnungen von den örtlichen Farmern gezahlt werden.

Gesetzesänderungen auf Initiative der Australian Dingo Conservation Association (ADCA) erlauben es seit Ende der 1990er Jahre in New South Wales, Dingos als Haustiere zu halten [2].

Zuchtstandards

Der Dingo wird von der internationalen Zuchtorganisation für Haushunde (FCI) nicht als Hunderasse anerkannt. Anders wird der Dingo dagegen von der American Rare Breed Association (ARBA) bewertet, wo er in der Gruppe "Spitze und Primitive" (Spitz and Primitive Group) geführt wird. Seit 1988 ebenfalls als Hunderasse anerkannt ist der Dingo vom australischen Hundezüchterverband Australian National Kennel Council (ANKC), wo er in der Gruppe 4 gelistet ist (Zuchtstandard).

Abstammung und taxonomischer Status

Wie neuere Vergleiche mitochondrialer DNA ergaben, stammen die heutigen Dingos von einigen wenigen – vielleicht nur einem Paar – südostasiatischer domestizierter Hunde (Pariahunde) ab, die vor etwa 5.000 Jahren nach Australien kamen. Einer der beteiligten Wissenschaftler geht davon aus, dass sie mit Handelsschiffen aus Malaysia ankamen und den Seeleuten wahrscheinlich nicht als Haushunde, sondern zumindest auch als Nahrungsquelle dienten. [3]

Das Alter des bislang ältesten Fundes australischer Dingos wurde auf etwa 3500 Jahre datiert. Der Dingo entwickelte sich schnell zum wichtigsten australischen Räuber, der den Beutelwolf immer mehr verdrängte, bis dieser schließlich ausstarb. Der Dingo mischt sich mehr und mehr mit Haushunden - etwa drei Viertel der Festlandpopulation sind Mischlinge.

Der Dingo wird heute in der Taxonomie mit der wissenschaftlichen Bezeichnung Canis lupus dingo geführt.

Verwandte

Der Wildhund Carolina Dog weist Ähnlichkeiten in Anatomie und Verhalten zum australischen Dingo auf; wird daher auch gelegentlich als amerikanischer Dingo bezeichnet. Eine mögliche genetische Verwandtschaft wird an der University of South Carolina untersucht [4].

Verhalten

Wie Wölfe bellen Dingos allenfalls ganz kurz und einsilbig, auffällige Lautäußerung ist das Heulen.

Siehe auch

Quellen

  1. L. K. Corbett: The dingo in Australia and Asia. Sydney: University of New South Wales Press, 1995.
  2. Barry Oakman: "The problems with keeping dingoes as pets and dingo conservation", in: Dickman/Lunney 2001: 34-38; Eric Davis: "Legislative issues relating to control of dingoes and other wild dogs in New South Wales", op. cit.: 39-41.
  3. New Scientist: http://www.newscientist.com/article/dn4207-wild-dingoes-descended-from-domestic-dogs.html, 21.09.2006
  4. The Carolina Dog Project, University of South Carolina; Zugriff: 29. Juni 2007.

Literatur

  • C. R. Dickman, Daniel Lunney (Ed.): A Symposium on the Dingo [held at the Australian Museum on 8 May 1999]. Sydney: Royal Zoological Society of New South Wales, 1999. ISBN 0-9586085-2-0
  • Hans Hoenig: Vergleichend-anatomische Untersuchungen über den Hirnfurchungstypus der Caniden mit besonderer Berücksichtigung des Canis Dingo (zugl. Bern. Phil. Diss. 1911/12). Berlin: Verlag von R. Trenkel, Druck von C. Schulze & Co., Gräfenhainichen, 1912
Commons: Dingo – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien