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Pionier (Militär)

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Pioniere sind Soldaten in Truppen für die Kampfunterstützung in der Armee. Ihr Auftrag ist die Förderung der Bewegung der eigenen Truppe, die Hemmung der Bewegungen der feindlichen Truppen sowie die Erhöhung der Überlebensfähigkeit der eigenen Truppe, für die sie mit bautechnischen und infrastrukturellen Hilfsmitteln ausgerüstet sind und für deren Tätigkeiten sie ausgebildet wurden.

Pioniere im frühneuzeitlichen Heer

In den Heeren des 18. Jahrhunderts hatten der Mineur und der Sappeur (von ital. 'zappa' Hacke) diese Aufgaben wahrzunehmen. Vorgänger sind die Ingenieur- oder Genietruppen, die aus nur leichtbewaffneten Spezialhandwerkern und Schanzarbeitern ('Schanzbauern') bestanden. Daneben gab es für die Überquerung von Gewässern in manchen Armeen auch Pontoniere.

Als Infanterie- bzw. Kavalleriepioniere bezeichnete man Ende des 19. Jahrhunderts Mannschaften der Infanterie bzw. Kavallerie, die für einfache Pioniertätigkeiten bei ihrer Truppe ausgebildet und ausgestattet waren. Sie gehörten jedoch nicht zur technischen Truppe.

Pioniere in der modernen Armee

Einsatz im Ersten Weltkrieg

Im Ersten Weltkrieg stieg die Bedeutung der Pioniertruppe durch den Stellungskrieg an der Westfront stark an. Der dadurch notwendig gewordene Bau von Unterständen, Gräben, Stollen, Bunkern, Sappen und befestigten und geschützten Stellungen erforderte spezielle Kenntnisse und Fähigkeiten, die bei Infanterie oder Artillerie nicht vorhanden waren. Auch neue Waffen, wie Minenwerfer, Flammenwerfer sowie die zunehmend im Stellungskrieg verwendeten Handgranaten wurden vorwiegend von Pioniereinheiten eingesetzt. Dazu wurden spezielle Formationen aufgebaut, wie z. B. Minenwerfer-Kompanien, Scheinwerferzüge und Pionierparks. Bei Angriffen begleiteten Pioniere die Sturmtruppen, um möglichst rasch und wirkungsvoll die Befestigungen der feindlichen Linien auszuschalten oder Übergänge über natürliche Hindernisse, z. B. Flussläufe herzustellen.

Einsatz im Zweiten Weltkrieg

Im Zweiten Weltkrieg wurden innerhalb der deutschen Wehrmacht Pionierspezialverbände aufgestellt, wie Eisenbahnpioniere (auch schon im Ersten Weltkrieg) zur Wiederherstellung und Inbetriebnahme von Eisenbahnanlagen im frontnahen Bereich, sowie Sturmpioniere mit speziellem Kampfauftrag gegen feindliche Befestigungen. Pioniere wurden auch oft verwendet, um Bunker, Panzer und Stromversorgungen notdürftig zu reparieren. Eine weitere Kategorie waren die Luftlandepioniere, die den Sturmpionieren sehr ähnlich waren, aber zur Luftwaffe gehörten.

Pioniere in der Bundeswehr

Faltstraßengerät der Bundeswehr im Einsatz

Gemäß den drei Hauptaufgaben der Pioniertruppe besitzt die Bundeswehr nach Auftrag besonders ausgerüstete Pionierkräfte, z. B. Brückenpioniere, Sperrpioniere und Panzerpioniere. Ferner gab es in der Zeit des Kalten Krieges als Spezialverbände z. B. die Eisenbahnpioniere zur Wiederherstellung und Inbetriebnahme von Eisenbahnanlagen sowie innerhalb des Territorialheeres die Wallmeistertrupps zur Auslösung vorbereiteter Brückensprengungen in Westdeutschland. Diese existieren unter teils neuer Zuordnung und Aufgabe der Selbstständigkeit weiter.

Bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr besitzen die Feldlager jeweils zwei Pionierkompanien. Die Feldlagerbetriebskompanie zur Wasserversorgung und Infrastrukturbetrieb im Feldlager. Diese wird zusammen mit der ABC-Abwehr und der Einsatzkompanie erstellt. Als einzige Truppengattung darf die Pioniertruppe zu Störzwecken versteckte Ladungen anbringen. Das übliche taktische Zeichen für Pioniere ist eine stilisierte Brücke (siehe Barrettabzeichen unten). Das taktische Zeichen ist je nach Zugehörigkeit einer entsprechenden Waffengattung (z. B. Panzer- oder Luftlandeeinheiten) geringfügig abgeändert. Die Waffenfarbe ist schwarz. Sie wird auf dem Kragenspiegel und als Unterlage auf den Schulterklappen des Dienstanzuges und der Litze auf dem Feldanzug gezeigt.

Pioniereinheiten der Bundeswehr (Auswahl)

Die Pionierbrigade 100 bestand im Kern aus dem Pionierregiment 100 in Minden. Das Regiment unterstand direkt dem Heerestruppenkommando in Koblenz, das wiederum dem Heeresführungskommando unterstellt war. Anfang 2007 wurde die Pionierbrigade 100 zum Pionierregiment 100 umstrukturiert. Ihm unterstellt sind das Panzerpionierbataillon 1 in Holzminden, das schwere Pionierbataillon 130 in Minden, sowie bis zu seiner Auflösung Mitte 2008 das Pionierbataillon 140 in Emmerich am Rhein. Das PiRgt 100 untersteht seit der Umstrukturierung der 1. Panzerdivision (Bundeswehr).

Desweiteren existieren derzeit das Panzerpionierbataillon 701 in Gera und das Panzerpionierbataillon 4 in Bogen.

Das Gebirgspionierbataillon 8 in Brannenburg untersteht der Gebirgsjägerbrigade 23. Die Luftlandepionierkompanie 260 in Saarlouis untersteht der Luftlandebrigade 26, die Luftlandepionierkompanie 270 in Seedorf der Luftlandebrigade 31. Die beiden Spezialpionierbataillone (SpezPiBtl) 164 Husum und 464 Speyer gehören nicht zu den allgemeinen Heerespionieren sondern sind Einheiten von Logistikregimentern und über das Wehrbereichskommando (WBK) dem Streitkräfteunterstützungskommando SkuKdo unterstellt, und damit gehören sie zur Streitkräftebasis (SKB). Sie sind die einzigen beiden Bataillone der Bundeswehr, die in der Lage sind, Feldlager aufzubauen und zu betreiben. Künftig wird auch die Wasserversorung von ihnen übernommen werden. Ferner beinhalten sie zwei Pipelinepionierkompanien, die ein Feldtanklager bauen und betreiben können, z. B. in Masar-e Scharif.

Ausrüstung

Pioniere des österreichischen Bundesheeres befestigen die Auffahrtsrampen an einer Schnellbrücke (Österreich)

Pioniere sind mit den verschiedensten Fahrzeugen ausgerüstet. Dazu gehören unter anderem Pionierpanzer, Brückenlegepanzer und Minenräumpanzer. Aber auch Fahrzeuge zum Überqueren von natürlichen oder künstlichen Hindernissen, wie zum Beispiel Gewässern, werden eingesetzt. Sie bauen oder zerstören auch Brücken, um Nachschub- und Vorhutwege zu organisieren oder zu unterbinden. Ferner verfügen sie über vielfältiges Schanzzeug.

Aufgaben

An der Front beseitigen sie für die kämpfende Truppe Hindernisse, sind aber auch für die Anlage von Sperren ausgebildet, die sie zur Bewegungshemmung des Gegners errichten. Hierzu zählen insbesondere das Anlegen von Minensperren. Weiterhin kann die Pioniertruppe auf Grund ihrer Ausrüstung zum Ausbau von Stellungen eingesetzt werden.

Datei:Taktik pioniere.png
Taktisches Zeichen für Pioniere

Galerie

Siehe auch