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Konrad Samuel Schurzfleisch

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Konrad Samuel Schurzfleisch (* 3. Dezember 1641 in Korbach, Waldeck; † 7. Juli 1708 in Wittenberg) war ein deutscher Historiker, Polyhistor und Bibliothekar.

Leben und Wirken

Als Sohn des einstigen Hofpredigers des Grafen von Waldeck und nachmaligen Schulrektors Johann Schurzfleisch (* 1609 in Wildungen; † 1669 in Korbach) und seiner Frau Anne (geb. Benigne) geboren, besuchte er die Schule und das Gymnasium seiner Geburtsstadt und begann 1658 ein Studium an der philosophischen Fakultät der Universität Gießen. Hier besuchte er unter anderem die Vorlesungen von Ludwig Feuerborn, von Johann Otto Tabor, Johann Tacke und wurde besonderst von Johann Konrad Dietrich gefördert, in dessen Haus er drei Jahre lang Aufnahme gefunden hatte.

Schurzfleisch wechselte am 23. April 1662 an die Universität Wittenberg, wo er sich bereits im Oktober 1662 den akademischen Grad eines Magisters erwarb. Nachdem er sich 1663 als Magister Legens die Lehrerlaubnis an Universitäten erworben hatte, hielt er in Wittenberg private Vorlesungen. 1666 die Stelle als Rektor der Alten Landesschule Korbach angetragen. Dabei scheint er in und außerhalb der Schule so viel unkonventionelle und heterodoxe Aktivität entfaltet zu haben, so dass er sein Amt bald wieder räumen musste, was er angeblich mit dem Satz „haec schola me non capit“ („diese Schule hält mich nicht“) quittierte.

Im Anschluss folgten Reisen die ihn durch Deutschland führten, 1667 ging er als Hofmeister an die Universität Leipzig. Hier pflegte er Kontakt zu Friedrich Rappold, Jakob Thomasius, Christian Friedrich Franckenstein und Joachim Feller. Er wurde als Hofmeister des jungen Karl Wiedemann angestellt, mit dem er 1668 wieder nach Wittenberg ging. Hier widmete er sich wieder dem akademischen Leben, hielt weiter Vorlesungen und stand mit Aegidius Strauch III. und Caspar Ziegler in Kontakt. In jener Zeit entstand sein Erstlingswerk „Judicia de novissimis prudentiae civilis scriptoribus“, in welchem er die Größen aus seinem Fachbereich und der Politik angriff. Die Proteste der Angegriffenen führten dazu, das Schurzfleisch bekannt wurde. Dies stärkte wiederum sein Selbstbewusstsein, so das er im Frühjahr 1671 den Kurfürsten Johann Georg II. von Sachsen bat, ihm eine außerordentliche Professur an der philosophischen Fakultät der Wittenberger Hochschule zu gewähren. Bei seinen Amtskollegen stieß dieses Unterfangen jedoch auf Ablehnung. Jedoch hatte Schurzfleisch gute Kontakte zum sächsischen Hof entwickelt, so dass er am 8. Oktober 1671 als Adjunkt an die philosophische Fakultät aufgenommen wurde und noch im selben Jahr eine außerordentliche Professur für deutsche Geschichte zugewiesen bekam. Nachdem Samuel Benedict Carpzov 1574 als Hofprediger nach Sachsen ging, übernimmt er dessen Professur der Poetik, 1678 den Lehrstuhl der Geschichte und zwei Jahre später übernahm er auch die Professur für Eloquenz.

Zudem hatte man ihm bereits als außerordentlichen Professor, auch als kurfürstlichen Geschichtsschreiber des Hauses Sachsen gebunden, was anfangs auch seinem Interesse für Geschichte entgegenkam. Als kritischer Zeitgeist wendet er sich jedoch von der reglementierten Histographie ab und entwickelt, wie nicht unüblich in jenem Segment der Wissenschaft, ein weitgreifendes Interesse an Geschichte. So ist für ihn nicht nur die separate Geschichte Sachsens wichtig, sondern er beschäftigt sich auch mit den geschichtlichen Zusammenhängen Pommerns, Mecklenburgs, der Lausitz, Preußens und Schlesiens. Themenspezifisch auch mit Stadt-, Kirchen-, Literatur- und Personengeschichte, sowie der Antiquitäten-, Realien- und Insignienkunde, außerdem noch mit Staats- und Völkerrecht. Sein weitgreifender Blick wandert dabei auch über die Grenzen Deutschlands hinaus und so wird er ein Pionier der ost- und südosteuropäischen Geschichtsforschung, Dabei beschäftigte er sich vornehmlich mit den Ereignissen in Russland, Ungarn, der Bukowina und der Türkei. Zudem übernahm er 1685 den Lehrstuhl für hebräische Sprache, der vorher weit über ein Jahrhundert in der Theologischen Fakultät ansässig war und wieder neu in der philosophischen Fakultät angesiedelt wurde. In jener Zeit prägte Schurzfleisch diesen Lehrstuhl mit, indem er ihn langsam zu einem orientalischen Lehrstuhl hin entwickelte. Zweimal war er Rektor der Wittenberger Universität.

1705 wurde Schurzfleisch zum ersten Direktor der Hofbibliothek in Weimar ernannt. 1722 wurde seine wertvolle Büchersammlung in die heutige Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek (HAAB) übergeführt. Bei dem verheerenden Bibliotheksbrand am 2. September 2004 wurde sie vernichtet.

Nicht bei dem Brand zerstört wurden seine Sammlung von mittelalterlichen Handschriften in der Handschriftenabteilung der HAAB und viele seiner persönlichen Schriften, die sich im Thüringischen Hauptstaatsarchiv Weimar, Familiennachlass Schurzfleisch, befinden.


1705 wurde Schurzfleisch zum ersten Direktor der Hofbibliothek in Weimar ernannt. 1722 wurde seine wertvolle Büchersammlung in die heutige Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek (HAAB) übergeführt. Bei dem verheerenden Bibliotheksbrand am 2. September 2004 wurde sie vernichtet.

Nicht bei dem Brand zerstört wurden seine Sammlung von mittelalterlichen Handschriften in der Handschriftenabteilung der HAAB und viele seiner persönlichen Schriften, die sich im Thüringischen Hauptstaatsarchiv Weimar, Familiennachlass Schurzfleisch, befinden.

Werkauswahl

  • Labronis a Verasio |ps.] Satum Sarckmasiana publice detecta, modeste castigata. Teutoburgum Wittenberg 1669
  • Poemata Latina et Graeca. Wittenberg 1702.
  • Acta Sarckmasiana ad usum reipublicae litterariae in unum corpus collecta. Hg. Theodor Crusius. o. O. 1711
  • Epistolae arcanae varii argumenti. Hg. Heinrich Leonhard Schurtzfleisch. 2 Bde., Halle (Saale) 1711/12
  • Epistolae selectiores (mit “Memoria Schurtzfleischii” von Johann Wilhelm Berger). Wittenberg 1712
  • Notitia scriptorum librorumque varii argumenti. 2 Bde., Wittenberg 1735/36. - Schurtzfleischiana. Wittenberg 1729

Literatur

  • Heinz Kathe: Die Wittenberger Philosophische Fakultät 1501–1817, Böhlau, Köln 2002 ISBN 3412044024
  • Walter Friedensburg: Geschichte der Universität Wittenberg. Max Niemeyer, Halle (Saale) 1917,
  • Matrikel der Universität Wittenberg Bd. Jüngere Reihe T. 2, S. 318