Mit First Nations (französisch Premières nations, deutsch Erste Nationen) werden die indianischen Völker in Kanada (ohne die Métis und Inuit) bezeichnet. Als nationales Repräsentationsorgan fungiert die Versammlung der First Nations.
Begriff
Der Begriff First Nations wird zur Bezeichnung der indianischen Ureinwohner Kanadas ohne die Métis und Inuit verwendet. Als Eigenbezeichnung wurde er erstmals wohl 1982 bei der Benennung der Versammlung der First Nations benutzt. Als Selbstbezeichnung hat er bei den zahlreichen ethnischen Gruppen weitgehend den Begriff Band abgelöst, so dass der Begriff auch im Singular auftaucht. Daneben ist der Begriff Band im offiziellen Sprachgebrauch weiterhin üblich, wobei er wie eine Art Oberbegriff gebraucht wird, der First Nations, Tribes und Bands umfasst.[1]
Obwohl der Begriff First Nations auch von den kanadischen Behörden verwendet wird, ist er juristisch nicht genau festgelegt. Noch immer steht er in Konkurrenz zum Begriff Indian. Im Indian Act werden dabei drei Arten von Indianern unterschieden:
- Status Indian: Angehöriger eines Indianervolks, der als Indianer registriert ist oder dazu berechtigt ist.
- Non-Status Indian: Angehöriger eines Indianervolks, der nicht zur Registrierung als Indianer berechtigt ist.
- Treaty Indian: Angehöriger eines Indianervolks (hauptsächlich in Saskatchewan), das mit der britischen Krone einen der fünf Verträge zwischen 1874 und 1906 (Numbered Treaties) abgeschlossen hat.[2]
Alle Begriffe setzen die Zugehörigkeit zu einem bestehenden Stamm voraus. Dabei hängt an dem Begriff Status Indian eine Anzahl von Rechten und Ansprüchen gegenüber der Regierung. Diese beziehen sich auf Landrechte, materielle Zuwendungen und Schutz vor Enteignungen. Doch konnte allein durch Verlassen des Reservats, Umzug in ein anderes Reservat, durch Heirat oder ähnliches der Status verloren gehen. So vermindert sich die Zahl der Indians, während die der First Nations wächst. Jedoch scheint sich diese Entwicklung langsam umzukehren, da sich immer mehr Ureinwohner registrieren lassen.
Alle Mitglieder der First Nations, die Ansprüche auf staatliche Leistungen nach dem Indian Act erlangen wollen, müssen ins Indian Register eingetragen sein. Dieses Indianerregister wird vom Department of Indian and Northern Affairs geführt.
Bevölkerung
Im Jahr 2001 gab es in Kanada 690.101 registrierte Indianer und 612 verschiedene First Nations. 373.121 Indianer lebten in Indianerreservaten. Gegenüber 1981 hat sich die Anzahl der registrierten Indianer damit mehr als verdoppelt, die Anzahl der First Nations ist nur leicht angewachsen.
Ende 2007 waren 632 Stämme anerkannt, davon 192 in British Columbia in 1702 Reservaten, gefolgt von Ontario mit 139 in 206 Reservaten, dann Saskatchewan und Manitoba mit 70 bzw. 63 in 602 bzw. 195 Reservaten, Alberta und [Québec]] mit 70 bzw. 39 Stämmen in 137 bzw. 44 Reservaten. Die übrigen 77 Stämme verteilten sich auf die Northwest Territories (26 Stämme in 29 Reservaten), Yukon (18 Stämme in 15 Reservaten), New Brunswick (15 Stämme in 26 Reservaten), Nova Scotia (13 Stämme in 39 Reservaten), schließlich Neufundland (3 Stämme in 3 Reservaten) und Prince Edward Island (2 Stämme in 4 Reservaten). Von den fast genau 3.000 Reservaten liegen rund 57% in British Columbia.
Die größten First Nations leben jedoch nicht dort sondern weiter im Osten:[3]
- Six Nations of the Grand River, Ontario (21.379)[4]
- Akwesasne Mohawk Nation, Ontario (10.607, Dez. 2007)
- Kainai Nation (Blood), Alberta (9.265)
- Kahnawake Mohawk Nation, Québec (8.965)
- Saddle Lake Cree Nation, Alberta (7.845), s. Cree
22% der Indianer lebten in Ontario, 19% in British Columbia, 15% in Manitoba, je 14% in Alberta und Saskatchewan. Mehr als 50% von ihnen sind unter 23,5 Jahre alt, während dieser Wert im übrigen Kanada bei 37,7 Jahren liegt. Sie sind also sehr jung (35% sind jünger als 14), und dementsprechend ist absehbar, dass ihr Anteil an der Bevölkerung stark steigen wird.
Sprachen
Amerika ist von einer enormen Sprachenvielfalt gekennzeichnet, jedoch stehen viele Sprachen vor dem Aussterben, bzw. sind bereits tot. Eine ganze Reihe von Sprachen der kanadischen First Nations gilt hingegen als nicht gefährdet. Unter ihnen waren 1976 zum einen Gruppen mit 100 bis 1.000 Sprechern, womit das Überleben der Sprache als einigermaßen gesichert galt: Tsimshian (3.452 Stammesmitglieder), Niska (2.892), Gitksan (3.149), Haisla-Kitimat (989), Bella Bella-Heiltsuk (1.424), Kwakiutl (3.155), Nootka (3.753), Lillooet (2.961), Shuswap (4.347), Thompson (3,023) und Okanagan-Sanpoil-Colville-Lake (1.753), Squamish (1.430), Songish-Lummi-Clallam (1.443), Assiniboine (1.376), Mohawk (16.640), Ottawa (1.874), Algonkin (4.648), Malecite-Passamaquoddy (694), Haida (1.560), Tlingit (522), Loucheux-Kutchin (2.600), Nahani (Tanana-Koyokan-Han-Tutchone) (1.305), Dogrib-Bear Lake-Hare (2.461), Tahltan-Kaska (793), Sekani-Beaver-Sarsi (2.197), Dakota (6.517). Zum anderen galten als sicher überlebensfähig nur folgende Sprachen, die mehr als tausend Sprecher aufwiesen: Cowichan (7.118), Blackfoot (9.875), Ojibwa-Saulteaux (62.545), Cree (92.664), Montagnais (6.987), Micmac (11.525), Chipewyan-Slave-Yellowknife (11.097) und Carrier-Chilcotin (7.204). Doch selbst im ländlichen Saskatchewan, mit einer relativ hohen Indianerbevölkerung, ging der Gebrauch der Muttersprachen von 1961 bis 1971 von 85 auf 64% zurück. Im städtischen Bereich benutzten zu dieser Zeit nur noch 22% der Indianer ihre Sprachen zu Hause.[5]
Zu diesen Sprachen kommen noch das Michif, eine aus den Sprachen der Cree, Ojibwa, Assiniboine und Französisch entstandene Sprache der Métis, und die Bungee-Sprache (auch Bungy, Bungay oder Red River-Dialekt genannt). Sie ähnelt dem Michif, wird aber nur am namengebenden Red River in Manitoba gesprochen und ist eine Mischung aus Cree und schottischem Gälisch.
Seit den 70er Jahren gibt es zahlreiche Bemühungen, die noch existierenden Sprachen zu unterrichten, Wörterbücher und Grammatiken herauszugeben, Lernmöglichkeiten über das Internet zu schaffen.[6] Dennoch sind die meisten Sprachen mehr gefährdet denn je. Von den rund 50 Sprachen der Ureinwohner Kanadas galten 1996 nur Cree, Inuktitut und Ojibway als in ihrem Überdauern gesichert, nur noch 26% gaben eine solche Sprache als Muttersprache an.
Die knapp 50 Sprachen der First Nations gehören 10 Sprachfamilien an. Die drei größten Sprachen repräsentieren dabei rund 93% der indigenen Muttersprachler. 147.000 Sprecher gehörten dabei der Algonkin-Sprachfamilie an, 20.000 dem Athapaskischen. Acht Sprachfamilien stellten nur 7% der Sprecher. Dabei nahm die Zahl der Sprecher mit dem Alter zu, umgekehrt sprachen nur noch 20% der unter fünf Jahre alten Kinder eine indigene Sprache. Noch dramatischer ist der Sprachverlust in den Städten.
Dennoch tragen manche Bemühungen Früchte. Sie basieren oftmals auf der Arbeit von wenigen Individuen, die sehr verschiedene Wege gegangen sind. Diese reichen von verschiedenen Lernszenarien zwischen Schule, Musik, Kombinieren von Ritualen in natürlicher Umgebung mit Sprachlernen, eigenen Schriftzeichen, aber auch Internetsprachlehrgängen und universitären Ausbildungen, bis hin zur Forderung nach Aufnahme der jeweiligen Sprache in die Amtssprachen. Bei den Saanich in British Columbia scheint es sogar gelungen zu sein, eine ausgestorbene Sprache erneut zu beleben.[7]
Kulturareale
Von den zehn nordamerikanischen Kulturarealen berühren im Wesentlichen fünf die Wohngebiete der First Nations:
- Subarktis: Zentral-Kanada bis zur Nordwestküste und zur Küste von Labrador,
- Die Nordwestküste: Westküste,
- Das Plateau: Fraser-Plateau,
- Die Prärie und Plains: östlich der Rocky Mountains, Saskatchewan und Teile von Manitoba,
- Das nordöstliche Waldland: um die Großen Seen bis Neuschottland/Neufundland.
Ähnliche Umweltbedingungen und weit zurückreichende Beziehungen haben ähnliche Kulturen hervorgebracht, die sich sehr stark von denen der anderen Kulturareale unterscheiden.
Subarktis
Die Subarktis umfasst von borealem Wald dominierte Gebiete von Zentralalaska bis zum Sankt-Lorenz-Strom. Hier lebten die beiden Sprachgruppen der Nord-Athapasken, deren bedeutendste Stämme die Anishinabe und Cree waren, und die Nord-Algonkin. Der Wald bot ihnen Waldkaribus, Waldbisons, Hirsche und Elche, die Gewässer Fisch und Meeresfrüchte. Stetigkeit der Versorgung lieferte das Sammeln von Waldprodukten und deren Vorratshaltung. Angepasst an die Bedürfnisse lebten die Bewohner in Stangenzelten, giebelförmigen Holzhütten oder Wigwams. In der extremen Weite entwickelten die kleinen Gruppen weder Stammesverbände, noch feste Siedlungen oder übergreifende Hierarchien.
Nordwestküste
Die Siedlungskammern im Nordwesten waren dagegen sehr klein, die Ernährung sehr stark auf das Meer eingestellt. Dichte Wälder, z. T. gemäßigte Regenwälder mit riesigen Bäumen, boten völlig andere Baumaterialien. So lebte man in Holzhäusern, überwiegend Plankenhäusern. Das gleiche galt für Waffen, Kleidung, Behältnisse usw. Auch die Totempfähle sind ohne diese Baumbestände nicht denkbar.
Die Gesellschaften waren in drei Gruppen eingeteilt: eine Art Adel, dann die einfachen Stammesmitglieder und schließlich Sklaven - meist Kriegsgefanene und deren Nachkommen. Diese Gesellschaftsordnung wurde von Süden nach Norden, von den Küsten-Salish über Kwakwaka'wakw und Nuu-chah-nulth, Haida und Tlingit immer strenger. Innerhalb dieser Gruppen standen Lokal- oder Hausgruppen, Klane und Verwandtschaftssysteme im Vordergrund, das Konzept des Stammes war im Süden von geringerer Bedeutung. Die Rangunterschiede wurden durch öffentliche Rituale manifestiert, von denen der Potlatch das bekannteste sein dürfte. Dieser diente durch die Praxis äußerst großzügigen Verschenkens auch dem sozialen Ausgleich.
Plateau
Im heute kanadischen Teil des Kulturareals lebten Stämme der Sprachfamilien der Binnen-Salish, der Kutenai und der Sahaptin, von denen die wichtigsten die Thompson und die Kutenai waren.
Der Fischfang, besonders von Lachs, bestimmte weite Teile der Kultur und der Technik. Jedoch spielten auch Wurzeln, Beeren und Jagdwild eine wichtige Rolle. Ähnlich wie die Küstenbewohner betrieben die Stämme des Plateaus einen weiträumigen Handel. Sie lebten in Erdhäusern und Plankenhäusern, aber auch in Tipis. Einige bevorzugten im Sommer die leichten Wickiups.
Nordöstliches Waldland
Ausgedehnte Laub- und Mischwälder prägen das Nordöstliche Waldland. Hier lebten zahlreiche Gruppen der Algonkin. Sie ernährten sich teils vom Landbau, im Süden sogar überwiegend von Mais, Bohnen und Kürbissen, im Westen kam Wildreis hinzu, teils von der Jagd. Hier entstanden regelrechte Stammesföderationen und Großdörfer,, besonders südlich der Großen Seen und des St. Lorenz.
Prärie und Plains
Nur wenige First Nations, wie einige Blackfoot-Stämme leben im nördlichen Teil dieses Kulturareals, das im Windschatten der Rocky Mountains gelegen, von Trockenheit gekennzeichnet ist. Erst die Pferde der Spanier ermöglichten eine dünne Besiedlung, überwiegend in Tipis. Lokalgruppen bestimmten das Bild. Hier galt Kriegsruhm als Mittel der Statuserhöhung.
Geschichte
Die Geschichte der First Nations, also der kanadischen Indianer, ist für die Phase der europäischen Vorherrschaft und derjenigen Kanadas sinnvoll von derjenigen der USA abzutrennen, weil die beiden Staaten und ihre Gesellschaften ein sehr unterschiedliches Verhältnis zu ihren Ureinwohnern entwickelt haben. Problematisch ist diese Vorgehensweise allerdings für die davor liegenden Epochen, denen man in einem räumlich und zeitlich weiter gefassten Überblick zumindest über die Geschichte der nordamerikanischen Indianer wohl besser gerecht wird. Dabei wird sich eine gewisse räumliche und zeitliche Unschärfe der Abgrenzung nicht vermeiden lassen.
Insgesamt ist auf dem nördlichen Teil des Halbkontinents von Anfang an mit ausgeprägtem Nomadismus bis in das 19. Jahrhundert zu rechnen, der nur im Süden der USA und am Mississippi von Sesshaftigkeit abgelöst wurde. Dazu kam entlang der Küsten und einiger Binnengewässer eine jährliche Abfolge saisonaler Wanderungen, die Vegetationsphasen und Tierwanderungen folgten. Daher gab es unter den First Nations auch nie eine Form der offenbar an Sesshaftigkeit gebundenen Priesterherrschaft, wie sie für die Hochkulturen Südamerikas und mancher Gegenden der heutigen USA nachweisbar sind. Hier herrschte bei allen Völkern der Schamanismus vor, der vor allem durch die Kontaktaufnahme mit Ahnen oder sonstigen Mächten in psychischen Ausnahmesituationen gekennzeichnet ist. Sie fanden sich allerdings bei den Sesshaften im Zusammenhang mit Heilern. Außerdem gab es nur eine unscharfe Vorstellung von der Zugehörigkeit eines bestimmten Gebietes zu einem bestimmten Stamm, zumal auch diese Vorstellung eher von außen herangetragen wurde. Stattdessen stand die Verwandtschaft bei weitem im Vordergrund. Daher dominiert bis heute die Vorstellung kollektiver Rechte (zunehmend auf den Stamm bezogen) über Individualrechte.
Der Wigwam aus einem Gerüst gebogener Äste, die mit Rinde oder geflochtenen Matten bedeckt werden, stellt eine an die Lebensweise angepasste, mobile Behausung der Jäger dar, die leicht zu zerlegen und wieder aufzubauen ist. Ähnliches gilt für das Tipi, das ledergedeckte Stangenzelt der Bisonjäger der Plains. Im Winter dauerhaft bewohnte Häuser errichteten die Völker der Nordwestküste aus Holzplanken, im östlichen Waldland vor allem aus Holz und Lehm, bedeckt mit Grasdächern.
Die typischen Hervorbringungen der dauerhaften Sesshaftigkeit, auch Viehzucht, fehlten also. Männer waren dementsprechend wohl schon früh mit der Jagd assoziiert, Frauen mit dem Sammeln und Pflücken, dem Schneiden und Ausgraben von nahrhaften Pflanzenteilen. Damit entfiel aber auch der Zwang zur Bewässerung und Regulierung von Flussläufen weitgehend, was größere organisatorische Zusammenballungen unnötig machte. Diese wurden eher von gemeinsamen Ritualen oder Kriegszügen auf begrenzte Dauer ausgelöst, doch kam es, beispielsweise an den Großen Seen, zu weiträumigen Bündnissystemen. Rudimentäre Anfänge eines Schriftsystems lassen sich hier zeigen, eher spielten symbolbeladene (Kunst)Werke eine herausragende Rolle. Das für andere Kulturgebiete so wichtige Rad, spielte bei den First Nations keine erkennbare Rolle. Auch Metallbearbeitung lässt sich nur für Kupfer nachweisen (allerdings schonn sehr früh), daher war die seltene Substanz von hohem Wert und als Tauschgut sehr begehrt.
Mythen bestimmten die Weltordnung. So beruhten die indigenen Religionen nicht auf einer Heilsgeschichte, sondern auf der Heiligkeit von Orten, Ritualen oder dazugehörigen Gegenständen, von Wissen und Geschichten, Tänzen und Musik, die sich im Besitz von Verwandtschaftsgruppen befanden. Religionen waren daher orts- und verwandtschaftsspezifisch und besaßen keinerlei universellen Geltungsanspruch.
Die koloniale Phase ab Ende des 15. Jahrhunderts begann zunächst an der Ostküste mit zunehmendem Handel, der bald in gewaltsame Konflikte umschlug, vor allem, wenn Siedler das Land beanspruchten oder wenn Konflikte zwischen den Stämmen auf solche zwischen den europäischen Staaten trafen. Dann kam es zu regelrechten Koalitionskriegen, mehrfach als Nebenschauplätze europäischer Kriege. Waren die Indianer erst in eine Abhängigkeit geraten, glaubten die Eroberer, sie in für Siedler ungünstige Gebiete abdrängen oder - wie in Kanada meistens - sie in kleine Reservate zusammendrängen und an die eigenen Vorstellungen einer gesitteten Lebensweise anpassen zu müssen.
In der Hauptsache waren es sieben europäische Mächte, die in dieser Weise auftraten: Spanien, Frankreich (etwa 1604-1763), England (1607-1871) und Russland (1741-1867, Alaska), in geringerem Ausmaß die Niederlande (1624-64 um New York, bzw. Neu Amsterdam), Schweden (1638-55 am Delaware) und - in Grönland - Dänemark (ab 1721). Letztlich entlud sich der Konflikt zwischen Franzosen und Briten im Rahmen des Siebenjährigen Krieges, während der Konflikt der britischen Kolonnialmacht mit Russland auf dem Verhandlungswege beigelegt werden konnte, ebenso der mit Spanien an der Pazifikküste (etwa 1774-94). Eine Sonderrolle spielten die USA, die 1803 Louisiana erwarben, und sich 1812 einen Krieg mit den Briten und Franzosen sowie ihren indianischen Verbündeten in Kanada lieferten - wobei sich eine erste Grenzziehung etablierte, die jenseits der Großen Seen ab 1846 entlang des 49. Breitengrads den Kontinent zerschnitt (Oregon-Kompromiss). Zudem trennte der Erwerb des russischen Alaska 1867 die Zonen sehr unterschiedlicher Indianerpolitik auch dort voneinander ab.
Wähend die französische Kolonialpolitik vor allem von Handelsinteressen dominiert war und die Siedlung eher der Ausbildung von Handelsdrehschreiben diente, war die der Briten anfangs eher von Siedlungsinteressen und religiösen Auseinandersetzungen zwischen protestantischen Machtgruppen gekennzeichnet. Im Gegensatz zu den USA spielte die Landnahme durch Siedler im Norden jedoch eine viel geringere Rolle. So übernahm im Norden und Westen Kanadas die Krone die administrative Kontrolle der indigenen Völker durch die monopolistische Hudson's Bay Company, deren Geschäftsinteressen ein friedlicheres Einvernehmens mit und zwischen den Indianern nahelegten. Erst die Zuwanderung zahlreicher Goldsucher veranlasste Großbritannien als Gegengewicht eine eigene Zuwanderung zu fördern. Einheirat in indigene Gemeinschaften schuf dabei bei matrilokalen Ethnien neue Führungsschichten innerhalb dieser Stämme, die dennoch Zugang zur Welt der Weißen hatten.
Im ehemals französischen Gebiet dominiert bis heute die französische Sprache und auch die dortigen Indianer sprechen sie und sind zudem meist katholisch. Weiter im Westen hängt es von zahllosen Zufällen ab, welches Bekenntnis durch die Missionare durchgesetzt wurde. Daneben entstanden eklektische Formen, die mitunter zum Mittel des Widerstands wurden. Sonderformen gibt es bis heute, die aber ein ausgesprochen regionales Substrat gewissermaßen nur überlagert haben und häufig als eine Wiedererweckung der traditionellen Spiritualität auftreten.
Der Phase der Missionierung und Einweisung in Reservate (bis ca. 1840 bzw. 1880) - im Gegensatz zu den USA gab es aber wohl nie Forderungen, die Indigenen auch physisch zu vernichten - folgte eine mehrere Generationen umfassende Epoche, in der durch ökonomische Marginalisierung, gewaltsam durchgesetzte Verbote zentraler Elemente der Kultur und schließlich durch Zwangseinweisung aller Kinder in eigens dafür eingerichtete, internatartige Schulen, die gesamte Kultur ausgelöscht werden sollte. Die letzten Versuche endeten in den 1980er Jahren. Ob die überwiegend noch laufenden Verhandlungen um Verträge zwischen Kanada, bzw. den Provinzen und den Stämmen letztlich nur ein weiterer Schritt zur Auflösung der eigenständigen Identität sein werden, oder diese im Gegenteil stützen, muss sich erst noch herausstellen.
Die Assimilation der Ureinwohner ist jedenfalls weit vorangeschritten. Die meisten Indianer beherrschen ihre ursprüngliche Sprache nicht mehr, viele wohnen in den Städten und haben den Zugang zu ihrer Kultur mehr oder minder stark verloren. Dennoch gibt es starke Bemühungen wirtschaftlicher Erholung, gepaart mit Revitalisierungsansätzen, vor allem in den Reservaten, in denen noch immer auf ein enormes kulturelles Wissen zurückgegriffen werden kann. Das Wiedererstarken kresit zum einen um die Sprache und die Rituale, bei einigen Stämmen aber auch um die Wiederherstellung der eigenen Gesellschaftssysteme und der Forderung nach Selbstregierung. Zudem finden sich Ansätze zu Kontaktaufnahmen zwischen allen indigenen Völkern, die sich durch die Kolonialepoche vielfach in einer ähnlichen Situation befinden.
Eigenständige Entwicklung
Von den ersten Spuren bis zur archaischen Phase
Die ältesten Spuren menschlichen Lebens im Norden des Kontinents finden sich in Alaska. Sie reichen rund 14.000 Jahre zurück und stehen kulturell in Beziehung zu nordostasiatischen Kulturen. Die mehr als zehn Jahrtausende anhaltende Kaltphase davor erlaubte wohl keinen Aufenthalt, doch dürften die Eisbewegungen beinahe jede Möglichkeit eines archäologischen Nachweises noch früheren menschlichen Lebens beseitigt haben. Einige der ältesten Artefakte wurden im Yukon-Gebiet entdeckt, in den beiden Bluefish-Höhlen. Diese frühe arktische Kultur breitete sich an der Küste entlang weiter südwärts aus, möglicherweise auch entlang des Yukon. Ihr Kennzeichen sind so genannte Micoblades, kleine bis winzige Steinklingen, und beidseitig geschärfte Werkzeuge. Vergängliche Materialien finden sich erst aus sehr viel jüngeren Schichten.
Die Zeit nach dieser Frühphase wird häufig als archaische Phase bezeichnet und in zwei Abschnitte geteilt. Dies sind die frühe archaische Phase (ca. 8000 bis 6000 v. Chr.) und die mittlere (ca. 6000 bis 4000 v. Chr.). Danach unterscheidet man archaische im Westen und Plano-Phase im Osten. Dazu gehören bereits Kulturen am Ohio, um Niagara und in Süd-Ontario. Die Zahl der Funde ist jedoch gering, da die Landschaft immer noch starken Veränderungen unterworfen war, was kulturelle Relikte meist zerstört. Vermutlich folgten die Plano-Leute Karibu-Herden ostwärts, immer an der Vereisungsgrenze entlang. Um 7500 v. Chr. erreichten auch Archaic-Leute aus dem Westen das Ohiogebiet. Im Süden Ontarios fanden sich Speerschleudern, eine technologische Neuerung, die vermutlich in den heutigen südlichen USA ihren Ausgang nahm.
Eine Projektilspitze aus Neu England wird auf 6000 bis 5000 v. Chr. datiert. Sie gehört wohl der gleichen Kultur an, wie die in Vermont (John's Bridge Site), wo bereits Bohrer und vor allem Hausspuren auftauchten. Dabei gilt für die küstennahen Kulturen, dass sie archäologisch nicht leicht abzugrenzen sind. Schwerpunkte waren der untere St. Lorenz-Strom und die Großen Seen. Die ersten größeren Monumente stellen Grabhügel dar, die Burial Mounds. Offenbar hatte sich eine mehr oder minder gefestigte Hierarchie innerhalb dieser Gesellschaften entlang des Erie-Sees, am südlichen Lake Huron, am Lake Ontario sowie am St. Lorenz oberhalb des heutigen Québec entwickelt. Ob es sich hierbei um eine zusammenhängende Kulturregion handelte (auch Proto-Laurentian genannt), kann nur vermutet werden. Ihre Artefakte reichen von etwa 5500 v. Chr. bis 1000 v. Chr.
Deutlich unterscheidbar und einer ganz anderen Umgebung ausgesetzt war die Gruppe der Plano-Kulturen, deren Name sich von den Plains ableitet. Der Name ist eigentlich zu eng gefasst, denn die Kulturen umfassen den riesigen Raum zwischen den küstenfernen Gebieten British Columbias und den Nordwestterritorien sowie dem Gold von Mexiko. Kurz vor 8000 v. Chr. zeigt sich ein Wechsel im Waffensystem, der für die Kulturen kennzeichnend ist. Die Spitzen der Projektile werden nicht mehr in gespaltene Schäfte eingespannt sondern in den Schaft eingetieft. Es war zugleich die Phase, in der ausgedehnte Wälder partiell Graslandschaften wichen. Das Rohmaterial einiger Steinwerkzeuge und -waffen stammte aus weit im Süden gelegenen Gebieten.
Die frühen Plano-Kulturen umfassten das Gebiet zwischen dem südlichen North Saskatchewan River und das Gebiet am Fuß der Rocky Mountains bis zum Peace River bis hinein nach British Columbia. Manitoba lag immer noch unter einem riesigen Eissee. Über einen schmalen Korridor südlich dieses Eises gelangten neue Techniken nach Westen. Erst später teilte sich der riesige Kulturraum erkennbar in zwei Großräume auf, die Frühe Shield- und die Frühe Plains-Kultur. Am südlichen South Fowl Lake an der Grenze zwischen Ontario und Minnesota wurden Kupferfunde gemacht, die auf eine Metallbearbeitung bereits um 4800 v. Chr. hindeuten. Reichere Funde bietet erst die Mittlere Shield-Kultur (4000 bis 1000 v. Chr.).
Im Westen wurde die wohl mindestens bis 9000 v. Chr. zurückreichende Besiedlung durch die Frühe Plateaukultur überlagert. Dabei ist umstritten, ob es sich um eine Einwanderung über den Fraser handelte oder aus dem Landesinnern. Sie dürfte um 4250 v. Chr. eingesetzt haben. Es scheint aber keinen Zusammenhang mit den anwachsenden Lachswanderungen an der Westküste zu geben.
Die Küstenkulturen an der Westküste lassen sich mindestens bis 8000 v. Chr. nachweisen. Dabei ist unklar aus welcher Richtung die Besiedlung erfolgte, wobei sie auch durchaus aus einer gemeinsamen Wurzel stammen könnten. Die Linguistik tendiert eher zu einer Einwanderung aus dem Norden. Schon der älteste Fund auf Vancouver Island, die Bear Cove, weist eine sehr starke Orientierung auf die Jagd von Meeressäugern hin, wie Delphine, Robben, Seelöwen.[8] Auffällig ist die Aufteilung in eher meerwärts orientierte Gruppen und solche, die sich auf die relativ bequeme Jagd auf Lachse verlegten. Viele küstennahe Überreste wurden jedoch vom Meer verschlungen, das seit 6000 v. Chr. um 10 bis 15 m angestiegen ist. Dabei nahm die Nordwestküste eine etwas andere Entwicklung. Auch hier hat der ansteigende Meeresspiegel Spuren zerstört, abgesehen von den Queen Charlotte Islands, die vor 7500 v. Chr. besiedelt wurden.
Der äußerste Norden einschließlich Grönland ist wohl erst um 2500 v. Chr. besiedelt worden, der Norden Ontarios wohl erst um 2000 v. Chr.
Von ca. 4000 bis 1000 v. Chr.
Ab 2500 v. Chr. lassen sich im Westen Siedlungen anhand zahlreicher Muschelhügel (shell middens) nachweisen, dazu erste Anzeichen einer sozialen Differenzierung, in den Plains lassen sich Häuser und Dörfer fassen. Anscheinend wurde auch die Jagd mit Pfeil und Bogen aus Asien kommend verbreitet. Sie nahm ihren Weg von Nordwesten bis an die Ostküste, um dann in einem Bogen auch den äußersten Westen zu erreichen.
Zwischen 2000 und 1500 v. Chr. kühlte Labrador erheblich ab, wovon die nördlichen Küstenkulturen im heutigen Kanada stark betroffen waren. Um 2250 v. Chr. zogen Inuit bis in diese Gegenden südwärts und auch Jäger aus dem Inland erreichten die Küsten. Das Gebiet nördlich des St. Lorenz scheint aufgegeben worden zu sein. Um 1700 v. Chr. scheinen zudem Völker aus dem Süden bis New Brunswick nordwärts gezogen zu sein (Susquehanna Archaic People), doch vielleicht wurden hier auch nur Techniken nordwärts weitergereicht.
An den Großen Seen stiegen die Wasserspiegel, die Bedingungen für die Fische verbesserten sich. Dort lassen sich nun auch Hunde nachweisen, die auch beerdigt wurden, wie ein Fund am Huron-See nachweist. Die Middle Great Lakes-St. Lawrence Kultur oder Laurentian Archaic hatte ihr Zentrum um das Gebiet des heutigen Québec und in Ontario. Das Ottawa-Tal gilt als ein Zentrum der Kupferproduktion. Offenbar wurden auch heilige Plätze, zunächst wohl Beerdigungsstellen gepflegt. Hier konnte ein Vordringen südlicher Völker wahrscheinlich gemacht werden.
Der kanadische Schild wurde erst nach 6000 v. Chr. besiedelt, ein Vorgang, der wohl vier Jahrtausende dauerte. Die Cree, Ojibwa, Algonkin, Montagnais und die Beothuck, die in den frühen europäischen Schriftquellen fassbar sind, gehen wohl auf diese Gruppen der Shield-Kultur zurück. Um 2000 v. Chr. bestanden hier bereits komplexe Rituale, Kupferbearbeitung, Handelsbeziehungen bis nach Dakota. Da die Siedlungen wohl nicht von großer Kontinuität waren, sind Fundschichtungen sehr selten.
Die Plainskulturen sind schwer fassbar und so muss man sich auf Waffentypen beziehen. Doch sind deren Aussagemöglichkeiten oftmals vage. An der Cactus Flower-Ausgrabungsstätte in Alberta fand sich eine röhrenförmige Pfeife, die ca. 4700 Jahre alt ist.
Die Mittlere Plateau-Kultur zwischen Rocky Mountains und pazifischem Küstengebirge entwickelte um 2500 v. Chr. das so genannte Pit House. Es wurde teilweise in die Erde eingegraben. Ihre Bewohner bildeten Dörfer und liefern dementsprechend früh Spuren. Die heutigen Salish-Stämme lassen sich mit dieser Kultur eng in Verbindung bringen. Ausnahmen in diesem Gebiet sind die Nicola Eyak-Athapaskisch-Sprecher und die Kootenay. Als wichtigste kulturelle Veränderung gilt der Übergang von der Nichtsesshaftigkeit zu einer Halbsesshaftigkeit mit festen Winterdörfern und sommerlichen Wanderzyklen entsprechend den Jagd- und Sammelerfordernissen sowie dem Berühren von Punkten mit hoher ritueller Relevanz.
Eine ähnliche Entwicklung vollzog sich auch an der Westküste, deren Kulturen sich zunehmend regional differenzierten. Die Gesellschaftshierarchie prägte sich deutlicher aus, einige Gruppen hatten besseren Zugriff auf Ressourcen, Reichtum wurde angehäuft und der Handel nahm zu.
Im Gegensatz dazu hielt sich am Yukon und am Mackenzie mit ihren riesigen Einzugsgebieten eine Kultur weiträumiger Jagd mit extremer Beweglichkeit kleiner Gruppen. Daher ist die archäologische Quellenlage sehr dünn. Zwischen 5000 und 2000 v. Chr. gab es möglicherweise eine Südwanderung der Inuitkulturen. Auf die regionale Kultur gehen wohl die Athabasken-Sprachen zurück.
Bis zur „Entdeckung“
Die ethnischen Gruppen, die hinter den Artefakten der jüngeren Kulturphasen standen, dürften die Vorfahren der heutigen Mi'kmaq, Maliseet (in Kanada Welastekwíyek, Leute vom Saint John River) und Passamaquoddy (die in Kanada nicht als First Nation anerkannt werden) sein. Aus archäologischer Perspektive liefern zahlreiche Keramikgefäße bereits vor 500 v. Chr. erheblich mehr Merkmale und Funde, und damit endet an der Ostküste auch die archaische Phase, die von den Woodland Periods abgelöst wird. Dabei unterscheidet man die Verzierungen an den Gefäßen in durch eine Art Stempel aufgebrachte im Norden und in solche im Süden, die durch Eindrücken eines Bandes erzeugt wurden (etwa zwischen Trois-Rivières und Québec). Im besser erforschten New Brunswick zeigt sich, dass die Sesshaftigkeit in der kalten Jahreszeit (in den shell midden sites) sich durchgesetzt hatte, manche Dörfer waren wohl auch schon ganzjährig bewohnt. Die Bedeutung von Schalentieren nahm wohl deutlich zu, obwohl einige Funde zeigen, dass sie bereits sehr viel früher von hoher Bedeutung waren. Von der rund 1700 km entfernten Adenakultur übernahm die Region teilweise die Beerdigungspraktiken, partizipierte jedoch auch selbst an ihrer Entwicklung, wie der Fundort Miramichi River zeigt, der bis in historische Zeit den Mi'kmaq als heilig galt. Damit würde ihre mündliche Tradition 2500 Jahre zurückreichen.
Die Frühe oder Anfängliche Woodland-Periode erstreckt sich auch an den Großen Seen und dem St. Lorenz von etwa 1000 v. Chr. bis 500 n. Chr. Die Bezeichnung bezieht sich auf die Verbreitung von Tonwaren, einer vorher nicht bekannten Technik. Auf diese Kultur gehen wohl die Irokesen zurück, aber auch einige der Algonkin-Stämme. Lange wurde der Übergang von einer Jäger- und Sammlergesellschaft zu einer Gartenbaugesellschaft zu stark betont. Dennoch wuchs die Bedeutung des Kürbis immer mehr. Es zeigte sich aber, dass Kürbisse bereits um 4000 v. Chr. in Maine angepflanzt wurden. Dennoch zeigen sich Aspekte grundlegender Veränderungen. Zwischen Lake Ontario und Lake Erie in Ontario und New York brachten einzelne Gruppen die Feuersteinfundstätten unter ihre Kontrolle. Mit eigens hergestellten Grundformen handelten sie sehr weiträumig. Diese Onondaga-Steine wurden von 1000 bis 500 v. Chr. vor allem für die neue Waffe gebraucht, die aus Pfeil und Bogen bestand. Zudem breiteten sich die aus dem Ohiotal kommenden Burial Mounds, zahlreiche Erdhügel, die die Verstorbenen bargen, aus. Schließlich entwickelte man eine Reusentechnik, mit der man auch in Stromschnellen Fische fangen konnte.
Die Kulturen auf dem kanadischen Schild werden in eine westliche und eine östliche Kulturgruppe geteilt, die beide auf die Mittlere Schild-Kultur zurückgehen. Dabei unterschieden sich die beiden Gruppen nur in ihren Werkzeugen, weniger in ihrer Lebensweise, wenn auch der östliche Zweig Tongefäße erst sehr spät übernahm. Dies kann aber auch darauf zurückgeführt werden, dass die ton-losen Gebiete eher Schweifgebiete von Jägergruppen waren. Auch hier zeigen sich bis nach Zentral-Labrador die Einflüsse der Adena-Kultur. Die für die Adena-Kultur typischen Mounds erscheinen auch in der westlichen Schild-Kultur (Laurel), z. B. am Rainy River im Norden Ontarios, der im Rahmen der Manitou Mounds Provincial Park Reserve inzwischen unter Denkmalschutz steht. Rätselhaft bleiben bisher die aus Flussgeröll aufgehäuften Hügel, die vielleicht Schamanen als Rückzugsstätten dienten. Da Felsmalereien, von denen ähnliches angenommen wird, bisher nicht datierbar sind, lassen sich Fragen nach ihrer Funktion kaum beantworten.
Birkenholzkanus waren hier das Haupttransportmittel für Güter und Menschen. Auf ihnen dehnten die Gruppen ihre Schweifgebiete auch in frühere Plain-Gebiete west- und südwestwärts aus, die zwischen 1500 und 500 v. Chr. erheblich feuchter und waldreicher wurden. Damit verschwanden dort die Bisonherden. Auch der Fernhandel mit Chalzedon aus Oregon und Obsidian aus Wyoming hing vom Flusstransport ab. Die einzigen menschlichen Überreste stammen voon 39 Individuen aus Smith Mound 3 und 4 im Norden von Minnesota. Es könnte sein, dass die Stämme der nördlichen Algonquin-Kultur im südlichen Manitoba, in Minnesota und im angrenzenden Ontario genetisch von ihnen abstammen. Wahrscheinlich kam es aufgrund der Domestizierung von wildem Reis zu einer herausgehobenen Schicht von Landbesitzern, die sich auch kulturell vom Rest der Bevölkerung absetzten. Jedenfalls unterhielten nur wenige, räumlich nicht verstreute Familien einen Mound nach dem Vorbild der Hope-Kultur.
Die späte Plains-Kultur lebte in hohem Maße von Büffeln (Amerikanischer Bison), wobei Pemmican immer wichtiger wurde. Ortsnamen wie Head-Smashed-In Buffalo Jump oder Old Women's Buffalo Jump weisen auf die Treibertechnik bei der Büffeljagd hin, doch sind solche Plätze selten. Dabei scheinen die Prärien bis etwa 650 v. Chr. zugunsten von Wäldern geschrumpft zu sein. In dieser Zeit, spätestens ca. 500 v. Chr., löste der Bogen die Speerschleuder ab, die jedoch noch längere Zeit nebeneinander existierten. Neben Büffelfleisch waren, wie ein Fund am Pelican Lake zeigt, Elche, Biber, Hecht, Zander aber auch Wurzeln von großer Bedeutung. Hier kommen Mounds nur in den beiden Dakotas vor. In Montana ließen sich Zeltdörfer von beachtlichen Dimensionen (100 ha) und rund tausendjähriger Nutzungsdauer nachweisen, die Steinringe um die Tipis nutzten. Fernhandel mit Obsidian, Feuerstein und anderen Materialien war weit verbreitet und reichte bis zum Fraser River und dem Pazifik westwärts. Offenbar gab es heilige Plätze, an denen Schamanen metaphysische Mächte beschworen. Es gibt Hinweise darauf, dass zumindest manche der Verstorbenen vor der Grablegung auf Gerüsten getrocknet wurden. Auch ließ man Verstorbene in Zelten zurück. Einige Funde zeigen relativ große Menschen, die allerdings oftmals an Arthritis und anderen Krankheiten litten.
Die späte Plateau-Kultur war durch Kleinräumigkeit gekennzeichnet - entsprechend der Landschaft. An dem Wechsel zwischen Winterdörfern und Sommerlagern hatte sich nichts geändert. In Erdlöchern wurden Vorräte angelegt, heiße Steine dienten zum Backen und Kochen, der Lachs lieferte den Löwenanteil des Nährwerts. Tierförmige Schnitzereien scheinen zugenommen zu haben, ebenso wie der Handel mit den Küstenvölkern. Die Dörfer wurden deutlich größer.
Die Küstenkultur am Pazifik näherte sich der Ausprägung, die die Europäer am Ende des 18. Jahrhunderts vorfanden. Sie wurde bereits zwischen 500 v. und 500 n. Chr. annähernd erreicht. Die erbliche Ranggesellschaft war dabei von Süden nach Norden strenger, die Hierarchie steiler. Eine Schicht von führenden Familien beherrschte den Handel, den Zugang zu Ressourcen und die politische und spirituelle Macht. Die einfachen Stammesangehörigen mussten dabei aber keineswegs die Masse der Menschen stellen, ebenso wenig wie die Sklaven, die meist Kriegsgefanene waren.
An vielen Stellen ist es äußerst wahrscheinlich, dass lokale Funde bestimmten Stämmen derselben Region zugeordnet werden können, wie etwa den Tsimshian, die spätestens 2000 v. Chr. um den späteren Prince Rupert Harbour lebten. Regionale Differenzierungen liegen dabei etwa zu den Gruppen um die Strait of Georgia und das Frasertal vor. Dort lassen sich Locarno Beach-Komplex und Marpole-Komplex, die auf Lachsfang basieren (vgl. Küsten-Salish) oder Yuquot unterscheiden, das auf eine Kultur der Hochseejagd, insbesondere der Wale hinweist. Im Norden sind Namu, Prince Rupert und die Queen Charlotte Islands maßgebliche Fundorte, dazu kommen Fundstellen am Fraser, die noch stärker auf Lachsfang hinweisen. Auch hier tauchen wohl erstmals Begräbnishügel auf. Erst um 400 n. Chr. erreichte der Bogen auch diese Region.
Auch hier wurden die Dörfer zahlreicher und offenbar größer, außer denen an der Strait of Georgia. Die heutigen Küsten-Salish lassen sich auf die Marpole-Kultur zurückführen, vermutlich aber erheblich weiter zurück. Sie war bereits von der gleichen sozialen Differenzierung, von Plankenhäusern, in denen mehrere Familien lebten, von Lachsfang und -konservierung, reichen Schnitzwerken von mitunter monumentalen Ausmaßen, komplexen Zeremonien und wohl auch schon Potlatches gekennzeichnet. Am Hoko River in Washington zeigen sich die später von Europäern beschriebenen Formen der Winterbevorratung und in Namu zeigt sich bereits 7000 v. Chr. eine Vielzahl kultureller Elemente der späteren Küsten-Salish und ihrer nördlichen Nachbarn, wie der Nuu-chah-nulth. Dabei zeigt sich vor allem am Hoko River im Unterschied zum nicht sehr weit entfernt gelegenen Musqueam Northeast, dass die kulturellen Differenzen zwischen relativ nahe beieinander lebenden Gruppen sich eher im Bereich vergänglicher „Künste“, wie der Korbflechterei niederschlagen, als im Bereich der viel früher überlieferten (Stein-)Waffentechnik, die tendenziell auf immer gleiche Bedürfnisse vergleichsweise einförmig und träge reagiert - aber sie stellt mit Abstand die Hauptmasse der Funde.
Zwischen 500 und 1000 n. Chr. ändern sich erneut die Begräbnissitten. Die Toten erhalten nun immer öfter ihre letzte Ruhestätte in Bäumen, Pfählen, Grabhäusern und Höhlen.
In dieser Zeit, um 500 bis 700, tauchen vermehrt befestigte Dörfer auf, vor allem im Süden - mit ausgehobenen Wassergräben, weiter im Norden mit Palisaden. Diese kriegerische Phase erstreckt sich bis in die Zeit des ersten Kontakts mit Europäern, durch den sie weiter gesteigert wird.
Besonders schwach erforscht ist die Frühgeschichte des nordwestlichen Binnenlands, wo die Sprachgruppe der Athabasken dominierte. Mit ihnen verbinden sich einige Fundstellen im Entwässerungsgebiet des Mackenzie ab ca. 700 v. Chr. Der Taye Lake-Komplex lässt sich zwischen 4000 und 1000 v. Chr. fassen, während der Taltheilei-Komplex vermutlich auf Zuwanderung aus British Columbia und dem Yukongebiet zurückgeht, eine Wanderung, die bis über die Hudson Bay hinausreichte und möglicherweise die Vorgänger der Inuit dort verdrängte. Ob die beiden archäologischen Hauptgruppen mehr darstellen als Gedankenkonstrukte, ist angesichts der extrem schwachen Fundlage jedoch ungewiss.
Europäer
Kontakte ohne Kolonien im Osten (1497 - 1604)
Mi'kmaq und Beothuk waren wohl die ersten, die Kontakt mit Europäern hatten, wobei letztere seit 1829 als ausgestorben gelten. Der erste Europäer Giovanni Caboto, bekannt als John Cabot, nahm 1497 drei Mi'kmaq nach England mit. Spätestens ab 1501 hatten die Mi'kmaq häufiger Kontakt mit spanischen, französischen, britischen und irischen Fischern, die die Küste jeden Sommer aufsuchten. Um 1578 zählte man jeden Sommer nahezu 400 Fischerboote an der kanadischen Ostküste.
Ab 1519 begann der Pelzhandel und die Küstenstämme tauschten Pelze gegen europäische Produkte, vor allem Metallwaren, wie Messer, Äxte, Beile und Kessel. Bezeichnend für dieses Tauschinteresse ist der Bericht Jacques Cartiers, der 1541 in Chaleur Bay ankerte, wo sein Schiff von einer großen Zahl Mi'kmaq-Kanus umringt wurde, deren Besatzung mit Biberpelzen winkte. Dieser Stamm wurde 1564, 1570 und 1586 von ihnen unbekannten Krankheiten heimgesucht. Die Stämme der Ostküste begannen sich zu verändern, bald sollten sie wegen der Handelskontakte Krieg untereinander führen. Cartier hatte auch am oberen St. Lorenz Pelze bei den Irokesen eingetauscht (1534735) und lange Zeit florierte der Handel trotz fehlender Infrastruktur.
Der Osten: Erste Kolonien, Kriege, Epidemien, Pelze (1604 - 1763)
1604 errichtete eine Flottenexpedition, an der auch Samuel de Champlain teilnahm, an der Mündung des St. Croix River die erste Siedlung, die jedoch ein Jahr später nach Port Royal verlegt werden musste. Bald folgten weitere befestigte Anlagen, wie Fort La Tour am Saint John River, wo nun auch die Maliseet europäische Waren ertauschten. Doch die Verlagerung der Kolonie nach Port Royal ins Gebiet der Mi'kmaq hatte Folgen. Bereits 1607 kam es zu einem Krieg zwischen den Penobscot unter ihrem Sagamore Bashabes, der durch französische Waffen große Macht erlangt hatte, und den Mi'kmaq, der Ausdruck ihrer Rivalität im Pelzhandel war. Dieser Tarrantiner-Krieg dauerte acht Jahre. Die siegreichen Mi'kmaq zogen weiter nach Massachusetts, handelten sich dabei aber eine verheerende Epidemie ein, die zwischen 1616 und 1619 4000 der 10.000 Mi'kmaq tötete. Andere Stämme waren noch härter betroffen. Wie der Pequot-Krieg von 1637 zeigte, waren die südlichen Kolonien zudem eine ernste Gefahr für die nackte Existenz, denn erstmals wurde hier ein ganzer Stamm gezielt ausgelöscht.
1608 wurde Québec gegründet, 1613 mussten sich die Händler von Port Royal ins nördlichere Tadoussac zurückziehen, weil Engländer ihre Kolonie niedergebrannt hatten. Bald schickte man Coureurs des Bois, Waldläufer, aus, die unter den Indianern lebten, während die Handelsagenten ihre Forts zu Tauschzentren ausbauten. So kamen bereits 1660 große Mengen an Pelzen aus dem Gebiet der Oberen Seen und von den Lakota. 1669 lieferte eine Station an der James Bay erste Pelze nach London, ein Handel, aus dem die Hudson's Bay Company hervorging. Die Rivalität zwischen Franzosen und Engländern eskalierte, 1686 versuchten Franzosen den Handelsposten niederzubrennen. Wenige Jahre später stießen Franzosen bis an den Golf von Mexiko vor und die Kolonie Louisiana wurde gegründet. Zwar scheiterte die Suche nach der Westgrenze des Kontinents, doch wurden Kontakte zu Indianern bis an den oberen Mississippi, ja kurzzeitig sogar bis nach Santa Fé im spanischen Gebiet hergestellt. Weiterhin dominierten die Handelsgesellschaften das Geschehen, jedoch führte der Siebenjährige Krieg (1756-1763) zum Ende der französischen Epoche. Jedoch verlangten die in Kanada verbleibenden Franzosen, ihre Konfession behalten zu dürfen, womit zahlreiche, von katholischen Missionaren bekehrte Indianer ebenfalls katholisch blieben. Auf der Ebene der Mission setzte sich die Konkurrenz uneingeschränkt fort und trägt noch heute zu einem konfessionellen Flickenteppich bei vielen First Nations bei. Die Verbindungen zwischen französischen Männern und indianischen Frauen waren so zahlreich, dass ihre Nachkommen eine eigene Nation gebildet haben, die Métis.
Fernwirkungen
Währenddessen veränderten Pferde, die aus europäischen, wohl vor allem spanischen Beständen stammten, die Kultur der Plains radikal. Die Möglichkeit beritten, und damit vergleichsweise bequem Büffel zu jagen, sorgte zum einen dafür, dass mehr Indianer in die Plains zogen, zum anderen erlaubte das Pferd die Besiedlung und Durchquerung bisher zu menschenfeindlicher Gebiete. Großräumige Wanderungen wurden möglich, ebenso wie Kriege. Mächtige Stämme des Ostens stießen ganze Völkerwanderungen an, die Stämme wie die Dakota westwärts trieben. Der Pelzhandel mit den Franzosen führte zu einer Konföderation mit den Anishinabe, die von 1679 bis 1736 bestand. Danach wurden die Dakota von ihren ehemaligen Bundesgenossen aus den nördlichen Gebieten vertrieben und ein Teil fand bis 1780 eine neue Heimat im heutigen südlichen Minnesota. Ein Teil spaltete sich in Lakota und Nakota auf. Besonders die Lakota stiegen dank französischer Gewehren und Pferden aus dem Süden zu einem mächtigen Stamm auf, der 1765 die Black Hills eroberte.
Der Pelzhandel sorgte auch um die Großen Seen für Rivalitäten und für Waffen, mit denen man sie austragen konnte. Doch wurden die Irokesen, die sich um 1570 in einer Stammesliga verbanden, schon früher zu Feinden der Wyandot und der Algonquin, die mit den Franzosen verbündet waren. Missionare unterhielten dort die Missionsstation Sainte-Marie-au-pays-des-Hurons von 1639 bis 1649. Zwischen 1640 und 1701 vernichteten die fünf, später sechs Stämme der Irokesenliga die Wyandot, Tionontati und Erie mit Arkebusen, die sie durch den niederländischen Pelzhandel erhalten hatten. Erst als die Niederländer, seit 1623 mit einer Pelzhandelsstation namens Fort Oranje vertreten, sich zurückzogen - wohl deshalb, weil die Biberpopulationen nach 1640 südlich der Großen Seen zusammenbrachen -, ebbten die Auseinandersetzungen ab. Dennoch setzten die Irokesen weitere Wanderungen nach Westen in Gang. Auf der anderen Seite mussten alle Franzosen zwischen 16 und 65 fortan Waffendienst leisten, Montreal war zeitweise völlig isoliert. Erst 1701 unterzeichneten Engländer und Franzosen sowie 39 Häuptlinge einen Friedensvertrag.
Auch bei den in Ohio lebenden Fox wurden die Franzosen, die ihren Pelzhandelsweg Richtung Mississippi kontrollieren wollten, in lokale Feindseligkeiten gezogen, die sie zu ihren Gunsten ausnutzten. 1701 gründeten sie Fort Détroit. Fort Pontchartrain wurde 1712 von den Fox belagert, doch die mit den Franzosen verbündeten Stämme, wie Huronen und Ottawa, vernichteten die Fox und die Mascouten fast vollständig.
Mit dem Siebenjährigen Krieg (1756-63), den sowohl Franzosen als auch Engländer mit zahlreichen indianischen Verbündeten führten, verlor Frankreich die Herrschaft in Nordamerika.
Englische Kolonialherrschaft (ab 1756/63)
Nachdem Großbritannien die alleinige Kolonialherrschaft in Kanada übernommen hatte, wurde im Royal Proclamation Act von 1763 und Québec Act von 1774 erstmals von den Indianern erwartet, ihre Rechte auf das Land in großem Umfang aufzugeben, um der Besiedelung durch Europäer Platz zu machen. Sie wurden jedoch als Vertragspartner und Verbündete angesehen und das Land wurde ihnen in Verträgen abgekauft. Dabei durfte nur die Krone als Käuferin auftreten. Mit der Festigung der britischen Kontrolle wurde diese Politik langsam durch die einer Assimilierung der Indianer ersetzt. Nach dem britisch-amerikanischen Krieg von 1812 wurden die Indianer in Kanada von denen in den USA abgetrennt.
Ende des 18. Jahrhunderts geriet durch Forschungsexpeditionen und im Verlauf eines Wettlaufs zwischen Spanien, Russland[11] und Großbritannien, die Pazifikküste in den Blickpunkt. Auch dort führte der Pelzhandel mit seinen enormen Gewinnmöglichkeiten zu einem sprunghaften Anstieg des Handels mit Fischotter- und Biberpelzen. In den Jahren 1790/94 einigte man sich mit Spanien darauf, keine Handelskolonien einzurichten. Doch moderne Waffen und die Reichtümer aus dem Pelzhandel veränderten sowohl die Strukturen innerhalb der Stämme, als auch die regionalen Machtverhältnisse. Einigen Häuptlingen wie Maquinna oder Wikaninnish gelang es sogar, ein Handelsimperium an der Westküste von Vancouver Island zu errichten. Den Stämmen der Kwakwaka'wakw und der Haida weiter im Norden fielen auf ihren Raubzügen zahlreiche Sklaven in die Hände, während die Stämme der Küsten-Salish schon in den 1780er Jahren unter schweren Epidemien, vor allem Pocken, zu leiden hatten.
Mit der fast vollständigen Ausrottung der Pelztiere verließen die Händlerschiffe wieder die Region und zogen weiter nordwärts. Sie kehrten erst in den 1820er Jahren zurück, denn die Hudson's Bay Company errichtete einige Forts am Columbia River, dann in Oregon und im späteren British Columbia, gründete schließlich 1843 Victoria. Sie war es, die auch im Binnenland zahlreiche Forts unterhielt, vor allem seitdem sie 1821 zwangsweise mit der North West Company vereinigt worden war. Schließlich erhielt sie auch noch eine Lizenz für die Nordwestterritorien, das größte Gebiet und die größte Zahl an Völkern, die jemals einer privaten, monopolistischen Handelsgesellschaft unterstellt wurden. Mit dem Grenzvertrag von 1846, der den Kontinent entlang des 49. Breitengrades zerschnitt und die Indianer dem britischen Einflussbereich bzw. den USA zuwies, wurden zahlreiche Stammesgebiete zerschnitten, Wanderungen zunehmend erschwert.
Die Hudson's Bay Company bemühte sich unter Gouverneur James Douglas, nachdem sie schon Oregon und Washington hatte räumen müssen, die britische Herrschaft im Norden gegen die massive Zuwanderung von Goldsuchern durchzusetzen. Tausende z. T. völlig skrupelloser Glücksritter zogen Richtung Klondike und in die Cariboo-Goldgebiete. Die First Nations entlang der Route nach Norden litten vor allem unter den eingeschleppten Krankheiten, wie Pocken (vor allem 1862), aber auch unter der rücksichtslosen Vorgehensweise der vor allem aus Kalifornien kommenden Durchreisenden. Douglas schloss hingegen 14 Verträge mit Stämmen auf Vancouver Island, die bis heute gültig sind. 1858 wurde die Insel Kronkolonie, dann wurde sie 1866 mit British Columbia vereinigt.
Kanada
Seit dem British North America Act 1867 wurden die Verträge nicht mehr mit Großbritannien, sondern mit der kanadischen Regierung ausgehandelt. 1871 entstand die Kanadische Föderation. Im Vergleich mit den Indianerkonflikten in den USA gab es in Kanada relativ wenig Blutvergießen. Allerdings waren Indianer durch den Rückgang der Büffelherden (vor allem zwischen 1875 und 1879), die ihre Nahrungsgrundlage bildeten, oft gezwungen, ihr Land gegen geringe Gegenleistung zu veräußern. 1871 bis 1875 wurden mit den betroffenen Indianern der Prärie die ersten fünf der 14 so genannten Numbered Treaties (Nummerierte Verträge) ausgehandelt, in denen sie Landrechte aufgaben. Als Gegenleistung erhielten sie Reservate als Lebensraum, Entschädigungen und vor allem Jagd- und Fischereirechte in den abgetretenen Gebieten. Dazu sollten Hilfen bei der Umstellung auf Landwirtschaft kommen.
Im Indian Act von 1876 wurde definiert, wer als Indianer angesehen wurde, und Indianer zu Schutzbefohlenen des Staates erklärt. Zudem wurden die Stämme den Entscheidungen der Indian Agents unterworfen, die ihnen in den folgenden Jahren Reservate zuwiesen. Dabei hing es von zahllosen Zufällen ab, wie „großzügig“ diese Reservate ausfielen. So konnte die einer Familie zugewiesene Fläche zwischen kaum 20 ha und mehreren hundert Hektar differieren.
Der Indianeragent und Vizegouverneur von Saskatchewan, Manitoba und der Nordwest-Territorien, Edgar Dewdney (1881-1888) sollte die nach Kanada geflohenen Sioux unter Sitting Bull (Tatanka I-yotank) zwingen, Kanada zu verlassen. Um Fort Walsh in Saskatchewan lagerten zahlreiche Cree und Assiniboin. Noch schlechter ging es den Blackfoot. 1881 ermutigte Häuptling Big Bear die Indianer von Treaty Nummer 4 und Nummer 6 sich in den Cypress Hills zu versammeln. Doch Dewdney verweigerte Vertragsverbesserungen, und der Hunger zwang sie zum Rückzug.
Schließlich begann unter seiner Regie und mit Hilfe der Kirchen die Einrichtung von Schulen für die Indianerkinder außerhalb der Reservate. So begann eine Politik der zwangsweisen Eingliederung in die kanadische Kultur. Bald wurden Internate (Residential Schools) eingerichtet, in die indianische Kinder zwangsweise verbracht wurden, wo sie bei Strafe ihre eigene Sprache nicht mehr sprechen durften, um sie von ihrer angestammten Kultur und ihrer Familie zu entfremden. Dabei kam es von Seiten der sich in der Regel rassisch, kulturell und sozial höherwertig ansehenden Lehrpersonen vielfach zu sexuellen und anderen körperlichen und psychischen Übergriffen an den Schülern und zur Indoktrination der allein maßgebenden Werte der Europäer.
Dewdney verfolgte daneben das Ziel, Lebensmittel nur gegen Arbeit auszuteilen. Doch im harten Winter 1884/85 fürchtete man gewaltsame Ausbrüche, und tatsächlich rebellierten die Métis im März 1885 (Nordwest-Rebellion). Der Vizegouverneur ließ Tabak und Lebensmittel austeilen, um zu verhindern, dass sich Indianer anschlossen. Wandering Spirit (1845-1885) führte jedoch am 2. April eine Cree-Schar zum Frog Lake, wo neun Männer getötet wurden, unter ihnen der Indian Agent. Nach dem Aufstand wurden die Bestrebungen nach größerer Autonomie unterdrückt, die Schulen weiter ausgebaut, die Kontrollen verschärft und Aufständische hart bestraft. Außerdem sollten individuelle Farmen das "Indianersystem" unterminieren. Als Dewdney 1888 Innenminister wurde, führte er noch bis 1892 das Amt des superintendent general of Indian affairs.
Die Indianer versuchten zunehmend, sich auf der Ebene der aufgezwungenen Mächte zu wehren, nicht mehr durch passiven Widerstand oder kleine Scharmützel, wie im Chilcotin-Krieg von 1863/64. So reiste etwa Häuptling Joseph Capilano 1906 nach London, um dem König eine Petition zu überreichen.
Dennoch erleichterten Ergänzungen zum Indianergesetz (1905 und 1911) die Enteignung von Reservaten. Rund die Hälfte des Reservats der Blackfoot wurde 1916/17 verkauft. Der Widerstand der Kainai, die zu den Blackfoot gehören, wurde durch Hunger gebrochen. In British Columbia kam es zwischen 1915 und 1920 zu Reservatsverkleinerungen und die Provinzregierung genehmigte immer wieder Enteignungen für Straßenbauten, Industrieanlagen, Stromleitungen, Stauseen usw. Dabei wies sie zahlreiche Unterhändler ab, die nach Victoria gekommen waren. Um diese Zeit wurden letztmalig zwei neue Numbered Treaties ausgehandelt, da auf den Gebieten im Westen Kanadas Gold und andere Rohstoffvorkommen entdeckt wurden. Die William Treaties von 1923 bezogen sich auf Gebiet in Ontario.
Die Politik der Assimilierung wurde bis in die späten 1960er-Jahre fortgeführt. In der Fassung des Indian Act von 1927 wurde Indianern verboten eine politische Organisation zu bilden, um ihre Interessen zu vertreten. Die Residential Schools bestanden bis etwa 1970, die letzten wurden 1983/84 geschlossen.
Erst 1951 wurden die Verbote von Potlatch und Sonnentanz aufgehoben. 1960 durften Indianer erstmals an Wahlen teilnehmen, ein Recht, das die US-Indianer bereits seit fast 40 Jahren besaßen. 1969 forderte der damalige Minister of Indian Affairs, Jean Chrétien, die Aufhebung des Indianergesetzes und die Einziehung aller Reservate. Doch wenige Jahre später distanzierte sich die Regierung zunehmend von diesen Forderungen.
Erst ab 1970 gelang es den Indianern erstmals, vor dem Supreme Court of Canada, dem höchsten Gericht des Landes, Ansprüche durchzusetzen. Dazu kam eine erfolgreiche Kampagne gegen die Diskriminierung von Ehen zwischen indianischen Frauen und nicht-indianischen Männern. Die Indianerinnen und ihre Kinder verloren laut Indianergesetz ihren Status als Indianer. Heirateten Indianer jedoch Nicht-Indianerinnen, so verloren die Männer nicht ihren Status. Dies wurde 1985 dahingehend geändert, als auch die Indianerinnen und ihre Kinder den Status auf Antrag behalten konnten. Ihre Kinder behielten diesen Status jedoch nur, wenn sie wiederum registrierte Indianer heirateten.
Die Bewegung für die Rechte der First Nations nahm in den frühen 1980er-Jahren einen Aufschwung, als die kanadische Regierung eine von Großbritannien unabhängige Verfassung plante. Aus der Befürchtung heraus, dass die Rechte der First Nations übergangen würden, bildete sich 1982 erstmals eine gemeinsame Vertretung der indianischen Völker Kanadas, die Versammlung der First Nations. Im Constitution Act von 1982 wurden die Rechte der First Nations zwar anerkannt, sie selbst wurden am Verfassungsprozess jedoch erst ab 1983 beteiligt. Section 35 der Verfassung legte 1982 fest, dass die Rechte der First Nations, ob sie nun einen separaten Vertrag hatten oder nicht, Gültigkeit haben. Doch es war und ist die Unsicherheit im Detail, die Investitionen und wirtschaftliche Entwicklung behindern. Insofern sind die Vertragsverhandlungen für die Rechtssicherheit von größter Bedeutung.
Dennoch kam der Prozess kaum voran. Es wurden mehrere Konferenzen mit dem Premierminister, den Provinzen und den Vertretungen der Ureinwohner abgehalten (First Ministers Conferences on Aboriginal Rights). Trotz einer Verbesserung der Beziehungen lehnten die Regierungen von Kanada und der Provinzen letztendlich das Recht der First Nations auf eine eigene Regierung ab. Dennoch erreichten die Frankokanadier für ihr Gebiet Sonderrechte, die anderen Nationen schwerlich vorenthalten werden konnten - jedenfalls nicht auf Dauer.
Vom 11. Juli bis zum 26. September 1990 kam es zu einem Aufstand der Mohawk nahe der Stadt Oka in Québec. Diese Oka-Krise, hatte sich an Auseinandersetzungen mit Bürgern der Stadt entzündet. Nach Ablauf eines Jahres veröffentlichte eine Kommission einen Bericht, der die Existenz der Probleme der First Nations bestätigte. Dazu gehörten hauptsächlich Armut, schlechte Gesundheit, Alkohol- und Drogenprobleme, das Auseinanderbrechen von familiären Strukturen und eine hohe Selbstmordrate. Die Kommission empfahl der Regierung eine faire und dauerhafte Grundlage der Koexistenz mit den First Nations zu schaffen, darunter materielle Unterstützung zur Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse und die Schaffung eines eigenen Parlaments zur Vertretung ihrer Interessen. Offenbar war die Oka-Krise die erste gewaltsame Auseinandersetzung, die auch in den nationalen Medien eine Rolle spielte. Frühere Auseinandersetzungen, wie am Fraser in British Columbia um 1970 füllten nur die lokalen Blätter. 1995 kam es wieder zu Unruhen, diesmal in Ontario, die Ipperwash-Krise, bei der Dudley George ums Leben kam, ein Angehöriger der Ojibwa.
1990 war die kanadische Regierung unter Brian Mulroney in Bedrängnis, da es Probleme mit den französischsprachigen Gebieten gab, die sich beim Verfassungsprozess übergangen fühlten. Daher suchte Mulroney die Unterstützung der First Nations und versprach die Einrichtung einer Kommission, die als Erasmus-Dussault commission bekannt wurde. Sie schlug 1996 die Selbstregierung der Indianer vor, und die Regierung sollte auf einer nation-to-nation basis verhandeln. Außerdem schlug sie vor, mit bis zu 2 Milliarden Dollar eine Angleichung der Lebensverhältnisse an den Landesdurchschnitt zu forcieren.
1993 kam es in British Columbia zu ersten Vertragsverhandlungen mit den First Nations, von denen als erste die Nisga'a einen endgültigen Vertrag erhielten.
Anfang 1998 entschuldigte sich die kanadische Regierung formell bei den Ureinwohnern für die Art und Weise, wie sie sie in der Vergangenheit behandelt hatte. Auch die Kirchen haben sich für die Verhältnisse in den Residential Schools entschuldigt, eine Entwicklung, die jüngst auch die Vereinigten Staaten erfasst hat.[12]
Dennoch setzte sich der Streit um die Rechte der Indianer fort. 1999 bis 2001 kam es in New Brunswick zu Ausschreitungen beim Streit um die Frage, ob die Mi'kmaq der Burnt Church First Nation auch außerhalb der Saison Hummer fangen dürfen. Diese Fischereifrage ist äußerst kompliziert und bis heute ungelöst. Ebenso grundsätzlich war die Frage, die 1995 im so genannten Gustafsen Lake Standoff in British Columbia gewalttätig aufgeworfen wurde. Hier ging es um Landansprüche der Shuswap am besagten See, unweit 100 Mile House. Bei der einmonatigen Belagerung der Besetzer wirkten 400 Polizisten und 5 Hubschrauber mit, ein Mensch kam ums Leben. Einer der Besetzer, James Pitawanakwat, floh in die USA und erhielt dort - als erster und einziger Indianer - politisches Asyl. Im Urteil warf Janice Stewart vom Distriktsgericht in Oregon der kanadischen Regierung die Okkupation von niemals abgetretenem Land vor. Dass auch diese Frage keineswegs gelöst ist, zeigte zuletzt der Caledonia land dispute in Ontario, der im Februar 2006 bekannt wurde und Anfang 2008 immer noch andauerte.
Auch heute noch sind die Lebensverhältnisse vielfach prekär. 2005 erreichte die Trinkwasserkrise der Kashechewan First Nation nationales Medieninteresse, als eine Bakterienverseuchung in ihrer Wasserversorgung entdeckt wurde.
Ende 2005 lud Premierminister Paul Martin, zum ersten Mal seit den Verfassungsgesprächen in den 1980er-Jahren, die Vertreter der First Nations zu einer First Ministers-Konferenz ein. Kurz vor seiner Abwahl als Premierminister versprach Martin im Abkommen von Kelowna, innerhalb der nächsten fünf Jahre fünf Milliarden kanadische Dollar zur Verbesserung der Lebensbedingungen der First Nations, Métis und Inuit zur Verfügung zu stellen. Von der konservativen Regierung unter Stephen Harper wurde das Abkommen jedoch fallengelassen, im Haushalt von 2006 und 2007 sind lediglich 150 bzw. 300 Millionen Dollar vorgesehen.
Andererseits sind die Vertragsverhandlungen zwischen Kanada und den Provinzen auf der einen Seite und den First Nations auf der anderen an einigen Stellen vorangekommen. In British Columbia wird dabei ein sechsstufiger Vertragsprozess verfolgt, den einige wenige Stämme bereits absolviert haben. So warten die seitens der Lheidli T'enneh in der Prince George Region und der Tsawwassen im Lower Mainland um Vancouver angenommenen Verträge nur noch auf die Ratifizierung durch das Parlament. Auch von den Nuu-chah-nulth-Stämmen haben sich fünf zu den Maa-nulth First Nations zusammengefunden und sich 2007 mit großer Mehrheit für einen Vertrag entschieden.
Andere Stämme hingegen, wie die Kwakiutl oder einige Sto:lo-Stämme sind aus dem Vertragsprozess wieder ausgestiegen, weil erstere darin einen Bruch des Vertrags mit James Douglas sehen, oder andere darin eine schleichende Enteignung erkennen. Zwar sollen die Stammesgebiete erheblich vergrößert werden, doch wird ihr Besitz inidividualisiert. Bei den ärmeren Stämmen besteht damit die Gefahr, dass ihr traditionelles Gebiet Stück für Stück verkauft wird. Letztlich ist die Regierung nie davon abgerückt, die Indianer zu individualisieren und zu assimilieren. Daher sind zwar alle Verbrechen gegen die Ureinwohner anerkannt worden, jedoch wurde der Versuch, eine ganze Kultur auszulöschen, nie verurteilt. Teile der kanadischen Bevölkerung scheinen hingegen die Ureinwohner als Teil ihrer eigenen, komplexen Kultur anzunehmen, viele glauben, dass gerade dies das Besondere an der kanadischen Kultur sei.
Wirtschaftsfaktor Indigene Völker
2007 traf König Tuheitia von den neuseeländischen Maori, genauer dem aus 127.000 Menschen bestehenden Tainui-Stamm, eine Delegation der Squamish und Nisga'a in Vancouver. Dort wurden bei gemeinsamen Feierlichhkeiten kulturelle und wirtschaftliche Zusammenarbeit vereinbart. Die Maori investierten erhebliche Summen in Unternehmen der indigenen Völker und wollen dies in Kanada fortsetzen. Das gilt vor allem für die Stämme, die über Rohstoffvorkommen verfügen.[13] So wird heute die Abgrenzungsdefinition gegenüber der Vorherrschaft der dominierenden Völker, sei es in Asien, Australien oder Amerika zunehmend zu einem ökonomischen Faktor, der aus der Erkenntnis der Jahrhunderte währenden Marginalisierung gespeist wird.
Museen, Archive, Bibliotheken
Siehe auch
Quellen
- ↑ Hier sei als ein Beispiel für viele der Guide to Aboriginal Organizations and Services in British Columbia für2005/06 genannt, der hier zu finden ist (PDF 452 kB): [1].
- ↑ Karten zu diesen Verträgen und zu weiteren Verträgen mit den First Nations finden sich hier: [2].
- ↑ Department of Indian Affairs and Northern Development: Registered Indian Population by Sex and Residence 2001. Ottawa 2002. ISBN 0-662-31134-5
- ↑ Im August 2007 waren das im Einzelnen folgende Bands: Bay of Quinte Mohawk: 659, Bearfoot Onondaga: 537, Delaware: 602, Konadaha Seneca: 496, Lower Cayuga: 3193, Niharondasa Seneca: 347, Oneida: 1809, Onondaga Clear Sky: 686, Tuscarora: 1943, Upper Cayuga: 3115, Upper Mohawk: 5402, Walker Mohawk: 441. Die Reservate umfassen rund 183 km² (nach First Nation Profiles.
- ↑ nach John A. Price, The viability of Indian Languages in Canada, Department of Anthropology, York University, digital (PDF): [3].
- ↑ Eine der umfangreichsten Seiten ist FirstVoices: [www.firstvoices.ca]. Einen Überblick über den Gebrauch der Sprachen bietet Ethnologue: [4]. Auch die University of Saskatchewan bietet einen Überblick: [5].
- ↑ Zu den verschiedenen Revitalisierungsbestrebungen vgl.: [6].
- ↑ Welche Rolle hier der Kennewick-Mann spielt, der am unteren Columbia River in Washington gefunden wurde, ist unklar. Er wird auf mehrere Jahrhunderte vor 7000 v. Chr. datiert und scheint genetisch nicht mit den heutigen Bewohnern der Region verwandt zu sein. Allerdings fand man in seinem Leichnam eine Projektilspitze, die für die archaische Phase typisch ist. Vgl. James C. Chatters, The Recovery and First Analysis of an Early Holocene Human Skeleton from Kennewick, in: Washington American Antiquity, 65/2 (2000) 291-316. Die Yakama, Umatilla, Nez Perce und Colville klagten jedenfalls vor Gericht, weil sie den als ihren Vorfahren reklamierten beisetzen wollten. Der Streit war Ende 2007 noch immer nicht beendet. Dazu kommt, dass der 1,73 m große Mann äußerlich von den heutigen dort lebenden Menschen abweicht und so Spekulationen über vor-indianische Bewohner freisetzt. Das gleiche gilt für den etwa von 8600 v. Chr. stammenden Fund aus Nevada, der als Spirit Cave Man bezeichnet wird und der ebenfalls abweichende Charakteristika aufweist. Schließlich gehört die als Buhl Woman (nach Buhl in Idaho) bezeichnete weibliche Leiche in diese Serie, die sogar über 10.000 Jahre alt ist, aber für die First Nations typische Züge aufweist. Alle diese Funde weisen möglicherweise auf Menschen aus dem pazifischen Raum hin, aber zugleich auch auf solche aus Nordasien, oder aber auf genetische Veränderungen innerhalb der Menschengruppen, doch betreffen diese Funde bisher nicht das kanadische Gebiet.
- ↑ Wer Ausschnitte genauer betrachten will: [7].
- ↑ W. Faden, A map of the Inhabited Part of Canada from the French Surveys; with the Frontiers of New York and New England, 1777
- ↑ Die russische Handelsgesellschaft baute ebenso Forts in Nordamerika, wie die HBC. Der südlichste Posten war dabei das spätere Fort Ross, nahe der Bodega Bay an der Sonoma-Küste knapp 100 km nördlich von San Francisco (1812 - 1841).
- ↑ So entschuldigte sich nach dem Ende seiner Amtszeit der Bischof im kalifornischen San Rafael bei den Miwok (Beth Ashley, Retired bishop apologizes for mistreating the Miwoks, in: Marine Independent Journal v. 26. 12. 2007, digital: [8].
- ↑ Ein Interview mit dem Sprecher des Stammes, Tuku Morgan, findet sich bei YouTube (ab ca. 5:54min.): [9].
Literatur
- Calvin Helin, Dances with Dependency: Out of Poverty through Self-Reliance, 2007
- Christian F. Feest, Das rote Amerika. Nordamerikas Indianer, Wien: Europaverlag 1976
- Wolfgang Lindig/Mark Münzel, Die Indianer, Band 1: Nordamerika, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1994, ISBN 3-423-04434-9
- William C. Sturtevant, Handbook of North American Indians, Smithsonian Institution (Hg.), voraussichtlich 20 Bde, Washington (D.C.) seit 1978
Film
One of many, Kanada / Frankreich / Deutschland 2003 35 mm, Farbe, 97 Minuten, Buch und Regie: Jo Bérenger, Doris Buttignol, Inhalt: „Sie war vier Jahre alt, als man sie eines Tages abholte und einer fremden Pflegefamilie übergab. Ihre leibliche Mutter sollte sie erst 30 Jahre später wiedersehen. Sally Tisiga stammt aus dem »Wolf Clan« der »Kaska Nation«. Geboren wurde sie im Lower Post-Reservat in Yukon, Kanada. Gemeinsam mit ihren Söhnen macht sie sich 1992 auf die Suche nach ihren indianischen Wurzeln... Von Whitehorse in Yukon über British Columbia bis nach Saddle Lake in Alberta führt Sally die Reise in die eigene Vergangenheit... Generationen indianischer Kinder hatte man den Eltern entrissen, in staatliche Internate gebracht oder zur Adoption freigegeben. Indem man ihre Erziehung übernahm, wollte man sie »weiß« machen, um sie leichter in die Gesellschaft eingliedern zu können. Doch der Verlust der eigenen Identität hinterließ tiefe Wunden.“
Weblinks
- A History of the Native People of Canada, von J. V. Wright
- Canada in the making: Aboriginals: Treaties and relations (englisch)
- First Nations: Land Rights and Environmentalism in British Columbia. Überblick über Aktionen der Indianer für ihre Landrechte und gegen Naturzerstörung (englisch)
- Linksammlung
- Naming guidelines vom Ministerium für indianische und nördliche Angelegenheiten (englisch)
- First Nation Profile vom kanadischen Minister des Ministeriums für indianische und nördliche Angelegenheiten (englisch)
- Union of BC Indian Chiefs (englisch)
- Maple Leaf Web: Native Social Issues in Canada (englisch)
- Site des Committee on Native American Languages innerhalb der American Philosophical Society in Philadelpha/USA
- A journey to a new land - pädagogisch orientierte Website der Simon Fraser University