Afghanische Musik

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Die afghanische Musik ist eng verwurzelt mit der Musik des iranischen Kulturkreises und mit der indischen Musik, zumal die Hindu-Shahi bzw. Kabulshahan-Dynatien von der Antike bis ins 10. Jhd. und in der Neuzeit die persischsprechenden Moguldynastien - von Babur bis Akbar - Musik, Tanz und Gesang sowie die Dichtkunst förderten. Kabul war ein Zentrum bzw. Hauptstadt der beiden Dynastien. Agra und Delhi (fa: Stadt des Herzens) waren bedeutende Städte und ständige Residenzstädte des Mogulreiches. Das Grabmal von Babur befindet sich im Kabuler Baburgarten. Außerdem war der heutige Boden des Landes das Zentrum des Zoroastrismus und eines der bedeutenden Zentren des Buddhismus. Und nicht zuletzt führte die Seidenstraße durch das Gebiet.

Akbar (links) und sein Hofmusiker Tansen (Mitte) besuchen den Musiker Swami Haridas in Vrindavan, Miniatur im Rajasthani-Stil (Jaipur / Kishangarh), um 1750

Klärung des Begriffes "afghanische Musik"

Dieser Begriff umfasst sämtliche Musik und Musikinstrumente des Vielvölkerstaats Afghanistan, die auf dem Boden des heutigen Afghanistan entstanden sind und nicht nur die Musik der „Afghanen“, deren Bezeichnung schon immer als Synonym der Paschtunen galt. Die Stärke der afghanischen Kultur und insbesondere ihrer Musik liegt in der linguistischen, ethno-kulturellen, konfessionellen und religiösen Vielfalt des Landes. Eine Reihe von griechisch-baktrischen, orientalischen, indo-iranischen, türkischen und altaischen Musikinstrumenten, die auch außerhalb der völkerstaatlich anerkannten Grenze des heutigen Afghansitan entstanden sind, gehören seit Jahrhunderten zu den Musikinstrumenten dieses Gebietes genauso wie in Europa auch. Dennoch: Charakteristisch für den Bau der typischen Musikinstrumente in Afghanischen ist, dass die Materialen aus Naturprodukten wie Holz, Fell, Edelsteinen und Elfenbeinsstücken stammten und stammen.

Klassische Musik wie in Kharabat von Kabul

 
Eine Rubab Kabuli

Die afghanische Klassik besteht aus instrumentalen und vokalen Ragas, sowie Tarana und Ghazals. Es lässt sich ein starker Einfluss von der nordindischen Musik nachweisen, der durch einen engen Kontakt der afghanischen Ustads (fa: Meistern) zu den jeweiligen indischen Meistern der Musik entstanden war.

Im Gegensatz zu den indischen Ragas zeichnen sich die afghanischen in der Regel jedoch durch einen schnelleren Rhythmus aus und werden meist von der Tabla oder der lokalen Zerbaghali, Dayra, Dhol - alles perkussive Instrumente - oder Tarinstrumenten wie Yaktar, "Instrument mit einer Saite", Dutar, "Instrument mit zwei Saiten" Setar "Instrument mit drei Saiten", hat aber vier Seiten, Sarangi und der Sitar begleitet.

Zu den typischen afghanischen Klassikinstrumenten zählen u.a. die Utar, Sorna, Sitar, Delruba, Tambur, Ghichak oder Ghaychak (ähnlich wie Rebab, Rebec) und Rubab. Mohamed Hussein Sarahang gilt als einer der bekanntesten Interpreten dieser Richtung.‎

Die Stadt Kabul und die Umgebung südlich des Hindukusch (Berge der Hindus) - einst Kabulistan genannt-, die auf eine 3000jährige Geschichte zurückblicken kann, war bis ins 10. Jhd n.C. Zentrum der hinduistischen Dynastien der Kabulshahan bzw. Hindushahi. Musik, Tanz und Gesang gehörten und gehören zu integralen Bestandteilen der religiösen Meditation des Hinduismus.

In der Kabuler Altstadt befindet sich das Künstler-und Musikerviertel Kharabat mit der Bedeutung "Schenke", "Taverne" und "Meditationszentrum", dessen himmlischer Pir Gott ist und dessen weltliche Patronen die indischen Dichter der persischen Sprache bzw. des Dari Amir Nasser Khossrau Delhawi und Bedel Delhawi sind. Gott zu preisen und sich mit Gott zu einen, so die Sufi Dichter, dafür braucht der Mensch kein Medium, keinen Vermittler.

Somit, aber auch mit Hilfe der Gedichte und Aphorismen der Sufis wie Sanai, Rumi, Hafis,Saadi und durch ihre indischen Kollegen wie die oben genanten Dichter und der Sufi-Dichter der Sprache Paschtu, Rahman Baba, konnten die Musiker ihren Neigungen nachgehen und so konnten die historischen Musikinstrumente in Afghanistan weiter existieren. So konnte dank des Stadtteils Kharabat die Volksmusik professionalisiert und die typischen Musikinstumente in Afghanistan wiederaufgebaut werden, da sich in der Umgebung von Kharabat viele Musikwerkstätten befinden. Sarahang hatte die Leitung von Kharabat inne.

Zu den großen Musikern von Kharabat gehörten Qasem Jo (der Sohn von in Kaschmir geborene Nawab Sitarjo),Natu,Yakob e Qassemi, Ustad Rahim Bachsch u.v. andere, deren Nachkommen heute in verschiedenen Ländern, insbesondere in Europa und Amerika leben.

Doppeldeutigkeit des Wortes "Sazsenda" ("Musikmacher")

In Afghanistan wurden die Musiker auch von Kharabat als (persisch سازننده) "Sazsenda" bezeichnet. (persisch ساز) Saz bedeutet Musik bzw. Musikinstrument und (persisch زننده) "senda" bedeutet "der am Leben ist", vermutlich mit der Begleiterscheinung , der von dem Geld des Musizieren lebt.

So rief diese Bezeichnung bei den bekannten und berühmten Amateuren des afghanischen Establishments einen diskriminierenden und beleidigenden Geschmack hervor, wenn sie als "Sazsenda" bezeichnet wurden. Sie bezeichneten sich als (persisch هنرمند) "Künstler" des Landes.

Das Wort "Sazsenda" ist der Subjekt des Verbs (persisch ساختن) "machen, bauen, konstruieren" und seiner sämtlichen Flexionen; die Substantivierung und Adjektivbildung leitet sich aus dessen Imperativ "Saz" (persisch ساز) ab. So bedeutet (persisch سازننده) sowohl "Macher" bzw. "Konstrukteur" als auch "konstruktiv".

Volksmusik

Bei Festen wie z.B. bei Hochzeiten, bei der Geburt oder der Initiation vor allem auf den Dörfern des östlichen und südlichen Hindukusch spielten und spielen Musiker Schalmei, Ghichak und Dhol Yak Sara oder Dohl e Du-Sara (einseitige Trommel oder doppelseitige Trommel), Zerbaghali und Tula bzw. Nay, wenn die Hochzeitsgäste die Braut vom Elternhaus zum Hause des Mannes begleiten. Heute dienen statt Sänften und Maultieren beschmückte Autos. Trotz Diskriminierung der Musiker konnten sie dank der Sufis, Kharabat, und des Nationaltanzes Attan ihrer Kunst nachgehen.

Aufschwung bekam die Volksmusik aller in Afghanistan lebenden Völker bzw. Ethnien und die Fernsehauftritte der Sängerinnen erst nach 1978, als die Volksdemokratische Partei in Afghanistan an die Macht kam. So wurden die Musiker aus verschiedenen Gegenden des Landes im Radio und Fernsehen von Afghanistan präsentiert und so konnten auch viele Frauen ohne Schleier singen und tanzen, da viele berühmte Musiker und Musikerinnen nach dem prosowjetischen Putsch aus politischen und ideologischen Gründen das Land verlassen hatten.

Während Frauen separat feiern und singen, auf der Tamburine spielen und dabei Hochzeitslieder oder zweizeilige "Landay", Liebeslieder ("Minna" bedeutet auf Paschtu "Liebe", ähnlich wie Minnesang) singen, gehört zu den Festen der Männer auch die Rubab. In den nördlichen und westlichen Gebieten des Landes überwiegen bei Hochzeiten und Feierlichkeiten Saiteninstrumente wie die Tanbur und Dutar.

Schlager

Dohol (Dhol) und Nagara (eine Art Pauke, Kesselpauke) waren nicht nur traditionelle Musikinstrumente, sondern auch Mittel der Kommunikation und Bekanntmachungen - eine Art nicht "elektrifiziertes Telefon" (mit Hilfe von Pauke und Lichtbewegungen)(siehe auch Herold) .

Dhols in verschiedenen Formen, Farben und Figuren, klein und groß, einfellig oder zweifellig sind die typischen Festinstrumente in den südlichen Landesgebieten. Bis zu sechs dieser Instrumente werden beim Attan-Tanz der Paschtunen lebhaft gespielt.

Heute werden in den Städten die Feierlichkeiten in eigens dafür errichteten Sälen ausgerichtet. Zu diesen Feierlichkeiten werden entweder die professionellen Musikgruppen von Kharabat oder professionelle Amateure engagiert. Harmonia, Tabla, Gitarre, Sitar, Schlagzeug und viele gemeinsame indo-iranische Instrumente sowie viele europäische Musikinstrumente gehören zum Musikrepertoire der städtichen Musikgruppen.

Unter der Leitung von Abdul Ghafor Breshna (er war Maler, Dichter, Musiker, Sänger, Musikdirektor und Intendant des afghanischen Rundfunks) entstand in den 50er Jahren ein Rundfunkorchester, das aus typischen afghanischen, indoiranischen und indoeuropäischen Musikinstrumenten bestand. Sein Verdienst war die Professionalisierung der afghanischen Volksmusik und des Schlagers. Dank seiner Malkunst konnten auch einige berühmte Bazare und Gebäude der Altstadt von Kabul "festgehalten" werden.

Fanfare-Gruppe Diese Gruppe ist vermutlich die älteste Gruppe Afghanistans, die während der Reformzeit von Amanullah Khan enstanden ist. Bei Staatsakten, Festivitäten, aber auch bei Hochzeiten in der Kabuler Altstadt traten die Fanfarenbläser und Schlagzeugspieler auf.

Die Musik des Logar-Tals Besonders lebhaft ist diese Musikrichtung, die mit zweifelligen Trommeln und der Rubab gespielt wird. Dabei tanzen vor allem die Männer. Der Tanz der Frauen gehört zu Hochzeiten, bei denen die Frauen selber musizieren. Der Vertreter dieser Richtung ist Ustad Dorai e Logeri.

Die Musik des Panjshir-Tals

Diese Musik ist ebenfalls mit Tanz verbunden. Sie wird auch Karsak e Panschiri genannt.

Musik und Tanz der Afghanen mit hinduistischen Glaubensrichtungen (Hindus und Sikhs) Hindus und Sikhs gehören zu den ältesten Bewohnern dieser Region. Kandahar, Ghazni, Bamiyan, Kabul und Dschalalabad sind seit jeher die Städte mit den meisten Einwohnern dieser Glaubensrichtungen. Auf dem Berg von Scher Darwaza haben die Hindushahan vor 2000 Jahren eine mindestens 4 km lange Mauer zum Schutz Kabuls errichtet, die mit Hilfe von Google Earth gut erkennbar ist.

Auf dem gegenüber liegenden Berg Koh e Assmai befindet sich der älteste Hindutempel Kabuls. Bei Festen wie Vaisak feierten Anhänger dieser Glaubensrichtung dort. Zu den Darbietungen der Feste z.B. der Feierlichkeiten zur Unabhängigkeit Afghanistans tanzen sie ferner ihre Tänze wie Tschubbazi. Die Tempel der Hindus und Sikhs bewahrten schon manche alte Musikstücke, die auf dem Boden des heutigen Afghanistans entstanden sind. Assamai sind die Namen der verschiedenen Tempel, wie sie die Afghanen mit hinduistischer Konfession in Erinnerung an ihre Heimat nennen.

Die Musik von Zentral-, Nord-, und Westafghanistan Hier bilden die Gedichte aus dem Schāhnāme von Ferdaussi, von Hafis sowie Zweizeiler die Liedtexte der Musikanten.

Hirtenmusik Jeder Hirte, unabhängig der Region, in der er lebt, spielt landesweit in einsamen Nächten auf seiner Nay oder singt melancholische Gesänge.

Die Musik der Sadu Sadus (Wandermusikanten und Wandererzähler) singen die Lieder von Dichtern und erzählen von den Heldentaten der religiösen Märtyrer.

Kennzeichnend ist, dass in Afghanistan die meisten Feste auf den Friedhöfen neben den Toten gefeiert werden - so zum Beispiel Nauroz in Mazar-e Scharif, in der Provinz Balch, oder in Shahe Shahied oder in Karte Sachi in Kabul.

Musik der Hippies In den 60er und 70er Jahren spielten Hippies, die die Länder der Seidenstraße und somit auch Afghanistan besuchten, dort Gitarre. Jugendliche (auch ich) konnten von ihnen so manchen Griff und die europäische Art des Stimmens lernen. Ähnliche Episoden dürften sich damals auf der Seidenstraße ereignet haben, zumal der gegenseitige Austausch und Handel auch vom Hof unterstützt wurde.

Musikgruppen

Ab den 50er Jahren machten sich die jungen Menschen in den renommierten Schulen z.B. in der englischsprachigen Habiba-High School sowie in der deutschsprachigen Amani-Oberrealschule und in dem französischsprachigen Esteqlal-Lycée mit den europäischen Musikinstrumenten vertraut. Auf dem Schulgelände der von Deutschland im Jahre 1924 gegründeten Amani-Oberrealschule eröffnete die Republik Österreich eine Musikschule, an der deutsche und österreichische Musiklehrer/innen (damals 400 Deutsche in Kabul)unterrichteten.

So traten sie bei Schulkonzerten auf und bildeten die Grundlage für die Entstehung von Musikbands. Hier konnten Flügel, Klavier, Geige, Gitarre, Trompete, Akkordeon, Mandoline und zahlreiche europäische Musikintrumente erlernt werden. Diese gepflege Musik präsentierten die Gruppen bei den Veranstaltungen aus Anlaß des Unbabhängigkeitsfestes. Dabei hatte jedes Festpavillon eine eigene Musikgruppe.

Gedichte der Dichter des Paschtu und des Dari (von Rudaki bis heute) bildeten die Songtexte der meisten Sänger und Sängerinnen. In den 60er und 70er Jahren sangen die iranischen Sänger bzw. Sängerinnen wie (Googoosh) einige in Afghanistan komponierte Lieder wie "Molla Mohammd Jan", "Tscham e Sia dari" und umgekehrt. Ustad Zanland und Ustad Nainawaz leisteten einen großen Beitrag zur Entwicklung der afghanischen Musik.

Zu den berühmten Musikern der Sprache Paschtu zählten Awalmir und Gul Zaman. Das berühmte Lied von Awalmir mit dem Titel "Zema zeba Watan, da Afghanitan de" (Mein schönes Land - das ist Afghanistan) war insbesondere im Ausland zu einer inofiziellen, informellen Nationalhymne geworden.

Populäre Musik

Traditionell ist Kabul das regional kulturelle Zentrum Afghanistans, wobei Herat jedoch als Heimat der traditionellen Dichtung und der Musiktexte angesehen wird. Sprache der Lieder ist entweder Paschto oder Dari. Im Jahr 1925 wurde der Afghanische Rundfunk gegründet, der 1929 bereits wieder zerstört wurde. Nach dessen Wiederherstellung 1940 erreichte die populäre Musik das ganze Land und gewann schnell an Bedeutung.

Datei:Ahmad Zahir of Afghanistan.jpg
Ahmad Zahir

Zu den ersten afghanischen Sängerinnen, deren Gesang im Radio ab 1951 ausgestrahlt wurde, zählen Parwin und Asada. Asadas Nauroz-Lied Samanak ist in die Geschichte des Kulturkreises eingegangen.

Weiterhin berühmt ist die Sängerin Ustad Farida Mahwash, die 1977 mit „O Batscha" einen Hit landete. Sie war die erste afghanische Sängerin, der der Titel Ustad verliehen wurde. In der von der UNESCO veranstalteten Mawlana "Rumi-Balkhi-Gedenkfeier" die aus Anlaß seines 800. Geburtsjahres ausgetragen wurde, sang Mahwash das berühmte Gedicht "Lausche der Nay" von Rumi.

Moderne Volksmusik gewann erst in den 1950er Jahren mit der Ausbreitung des Radios im Lande an Boden, wobei Orchester mit afghanischen, indischen und europäischen Musikinstrumenten eingesetzt wurden. Die 1970er Jahre werden allgemein als das „Goldene Zeitalter der Afghanischen Musik“ betrachtet: Während die Popmusik in Afghanistan im Laufe der 1950er Jahre entstanden war, hatte sie bis Ende der 1970er Jahre an Popularität gewonnen. Sogenannte Amateur-Sänger, die mit den Gesetzmäßigkeiten der traditionellen Musik brachen, führten neue Ansätze in die traditionelle Folklore und die gesamte Musik des Landes ein. Zu diesen Amateur-Sängern, die meist aus mittleren bis gehobenen Bevölkerungsschichten stammten, zählen Sänger wie Sarban , Ustad Madadi , Ahmad Zahir , Ahmad Wali , Zahir Howaida , Rahim Mehryar , Mahwash , Haidar Salim , Salma Jahani , Hangama , Parasto , Naghma , Mangal, Farhad Darya und andere. Ahmad Zahir kann als der berühmteste unter ihnen angesehen werden - seine Popularität überragte die der anderen um einiges. In den 1960er und 1970er Jahren gewannen afghanische Sänger nationale und internationale Anerkennung, so beispielsweise in Ländern wie dem Iran und Tadschikistan.

Anfang der 70er Jahren trat eine vierköpfige Musikband zum ersten Mal in Kabul auf, die in Kabul als "Vierbrüderband" bezeichnet wurde. Ihre Musikgruppe bestand aus drei Gitarrenspielern und aus einen Schlagzeuger. Danach gründeten viele junge Menschen solche Gruppen, die auf Hochzeiten der modeneren Kabulianer auftraten.

Unterdrückung und Verbot

Seit den 1980er Jahren wurde die Musik in Afghanistan zunehmend unterdrückt und Aufzeichnungen nahmen für Außenstehende trotz des reichen musikalischen Erbes des Landes drastisch ab. In den 1990er Jahren wurde die instrumentelle Musik und das öffentliche Musizieren von den Taliban gänzlich verboten. Trotz zahlreicher Festnahmen und der Zerstörung von Musikinstrumenten, konnten Musiker einige ihrer Instrumente jedoch retten. Auch während der Talibanzeit sangen die Anhänger der paschtunischen Sufi-Dichter Rahman Baba freitags Naht und Qawali, spielten u.a. Tabla und Rubab und tanzten Attan. Nach Berichten musizierten und sangen die Menschen bei ihren Festen selbst in den Zeiten der Taliban, während Jugendliche Wache hielten und meldeten, wenn die Sittepolizei der Taliban auftauchten.

Musik im Exil

Ältere Generation

Exil-Musiker und Sänger/innen, die in den USA und Europa leben, hielten die verschiedenen Variationen der Musik aus Afghanistan aufrecht. Auch dieser negativer Aspekt, nämlich Flucht und Immigration, ließ die Musikvielfal aller ethnischen Gruppen Afghanistan nicht nur weiterbestehen sondern auch alle Etnien des Landes hatten die Möglichkeit, ihre Musik weiterzuentwickeln.

Neue Generation

Die Kinder der älteren Generation machten einen Schritt weiter und brachten einen neuen Wind in die Entwicklung der Musik. Sie nahmen in ihren Musik- und Videoclips europäische Musikinstrumente auf und lernten entsprechend die Instrumente mit Noten, etwa bei der Gitarre die Griffe. Denn sonst stimmten sie die Gitarre nach östlicher Notation. Ferner waren sie gegenüber den anderen Sprachen und Kulturen aufgeschlossener. Manche sangen Lieder, die für Toleranz und Zusammengehörigkeit Mut machten.

Wiedergeburt der Musik in Afghanistan

Seit dem Fall der Taliban bemühen sich sowohl die staatlichen wie auch die privaten Fernsehen um Ausgewogenheit der Sendungen in Bezug auf die sprachliche, ethnische, religiöse, konfessionelle und musikalische Vielfalt.

So haben Musiker der 13 Ethnien, wie sie gemäß der im Jahre 2003 in Loya Jirga ratifizierten neuen Verfassung verbrieft wurden - wie Belutschen, Usbeken, Paschtunen, Hazaras, Turkmenen, Tadschiken, Araber, Gojaren Pamiri (Bewohner von Pamir), Nuristani, Brahui, Qizilbash, Aimaken und Paschai - Gelegenheit, ihre musikalischen Künste im Fernsehen darzubieten.

Viele Sänger und Sängerinnen (Schlager, Volksmusiker, Amateure und Professionelle) nehmen in ihrem Repertoire Musiklieder der beiden Amtsprachen des Landes auf. Manche singen gleich auf drei oder vier Sprachen, wobei die meisten Sänger und Sängerinnen in der Sprache Dari singen.

Musikinstrumente

Weiterführende Literatur

  • John Baily, Afghanistan, in: Musik in Geschichte und Gegenwart, 2. Ausg., Sachteil, Band 1 (1994), Sp. 41-49
  • Baily, John and John Blacking: Music of Afghanistan: Professional Musicians in the City of Herat. Cambridge University Press, 1988, ISBN 0-521-25000-5.
  • Sakata, Hiromi Lorraine: Music in the Mind: The Concepts of Music and Musician in Afghanistan. Kent State University Press, 1983, ISBN 0-87338-265-X.
  • Slobin, Mark: Music in the Culture of Northern Afghanistan. University of Arizona Press, 1976, ISBN 0-8165-0498-9.
  • Felix Hoerburger, Volksmusik in Afghanistan, 1969

Siehe auch

Indische Musik, Persische Musik, Gatas,