Behindertenpädagogik

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Behindertenpädagogik ähnliche Begriffe Heilpädagogik, Rehabilitationspädagogik, Sonderpädagogik

Während Begriffe wie Heilmittel oder Heilende Erziehung im pädagogischen Zusammenhang schon früh verwendet wurden, ist der Begriff Heilpädagogik erst Mitte des neunzehnten Jahrhunderts geprägt worden. Die Heilpädagogik wurde bis weit in das zwanzigste Jahrhundert hinein eher als medizinische und weniger als pädagogische Disziplin betrachtet. Erst in der Mitte unseres Jahrhunderts setzte sich die Heilpädagogik als eindeutig pädagogischer Begriff durch.

Im allgemeinen war das Verständnis für Behinderte jedoch sehr gering. So sahen Lehrer und Pädagogen es nicht als ihre Aufgabe, spezielle sonderpädagogische Einrichtungen zu schaffen. Die Gründung erster spezieller Einrichtungen für behinderte Kinder, die meist in großer Armut lebten, ist also nicht primär auf die Arbeit von Pädagogen zurückzuführen, sondern eher Armendirektoren und Geistlichen zu verdanken.

Behindertenpädagogik, Theorie und Praxis der Erziehung, Bildung und Rehabilitation von Menschen, die aufgrund körperlicher, geistiger oder seelischer Schäden in ihrer Entwicklung beeinträchtigt sind. Ziel der Behindertenpädagogik ist es, Behinderten Hilfestellungen für eine bessere Lebensbewältigung zu geben und ihre Integration in die Gesellschaft zu ermöglichen. Das Selbstwertgefühl soll gesteigert und die Benachteiligung durch die Behinderung im Rahmen der persönlichen Möglichkeiten ausgeglichen werden. Neben der kurativen Arbeit gehört auch die Vorbeugung zu ihren Aufgaben, also die Betreuung von Personen, bei denen die Gefahr einer Störung oder Behinderung besteht. Die Behindertenpädagogik ist in besonderem Maß auf die Zusammenarbeit mit anderen Fachdisziplinen wie der Medizin, der Psychologie und der Sozialpädagogik angewiesen.

Sie erstreckt sich auf alle Arten der Beeinträchtigungen und gliedert sich dementsprechend in spezielle Fachrichtungen mit sehr unterschiedlichen Anforderungen, Zielen und Arbeitsweisen. Es gibt Lernbehinderte, Sprachbehinderte, Geistigbehinderte, Körperbehinderte, Schwerhörige, Gehörlose, Sehbehinderte, Verhaltensgestörte und Blinde. Die Behindertenpädagogik beschränkt sich nicht nur auf die Kindheit, sondern umfasst alle Altersstufen. So lässt sich die sonderpädagogische Betreuung entsprechend den Lebensabschnitten in den Frühbereich (bis drei Jahre), den Elementarbereich (drei bis sechs Jahre), den Schulbereich (6 bis 15 bzw. 18 Jahre), den berufsbildenden Bereich (ab 15 Jahre) und den Bereich der Erwachsenenbildung einteilen.

Neben den Institutionen des organisierten Lernens (Schulen, Werkstätten etc.) sind Familienhilfe, Freizeitförderung und begleitende therapeutische Maßnahmen Arbeitsbereiche der Sonderpädagogen. Ihr Hauptbetätigungsfeld ist dabei die schulische Betreuung: Kinder, die aufgrund ihrer Behinderung in einer Allgemeinschule nicht ausreichend gefördert werden können, besuchen eine Sonderschule. Seit den achtziger Jahren sind verstärkte Bestrebungen im Gang, das Sonderschulwesen, das die Behinderten weitgehend von den Nichtbehinderten isoliert und damit zu ihrer Ausgrenzung aus der Gesellschaft beiträgt, umzustrukturieren. Neben der sonderpädagogischen Betreuung in speziellen Einrichtungen für Behinderte soll ein gemeinsamer Unterricht in so genannten Integrationsklassen treten, damit behinderte und nichtbehinderte Kinder frühzeitig den Umgang miteinander lernen.