Schlösser der Loire

Schloss in Frankreich
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Das Tal der Loire, beginnend ungefähr ab Orléans bis zum Atlantik gelegen, und ihrer Nebenflüsse wie Indre und Cher gilt als eines der wichtigsten Reiseziele Frankreichs. Bedingt durch seine Lage entstand hier im Laufe der Jahrhunderte ab dem Mittelalter eine einmalige Ansammlung von Burgen und Schlössern aus allen Epochen der europäischen Kunstgeschichte.

Schloss Azay-le-Rideau am Indre
Ehemalige Burg Le Rivau

Geschichte

Während des Hundertjährigen Kriegs bildete die Loire eine Zeit lang den Grenzbereich zwischen den englischen besetzten Gebieten im Norden und dem französischen Kernland. Während dieser Zeit wurde hier ein massiver Ausbau der Burgen und Festungen begonnen, die als Bollwerke gegen die Engländer und dem Schutz der Anwohner dienen sollten. Nach dem Ende des Krieges verloren die zumeist gotischen Burganlagen ihre strategische Bedeutung, einige verfielen und wurden aufgegeben, andere bildeten die Fundamente für die zukünftigen Schlösser, die mit dem Beginn der Renaissance im 16. Jahrhundert hier überall errichtet wurden. Die Schönheit des Loiretals führte dazu, dass sich der Adel hier bevorzugt niederließ und die Feudalherren von hier Hof hielten und ihre Lehen kontrollierten. Hier spielte sich im 15. und 16. Jahrhundert im Zeitalter der Loire-Könige ein Großteil der französischen Politik ab, so dass Paris zeitweise fast provinziellen Charakter erhielt.

Das Loiretal behielt seine kulturelle und politische Bedeutung bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts. Mit der 1528 erfolgten Rückkehr des Hofes nach Paris begann der politische und kulturelle Bedeutungsverlust des Loiretals, obwohl unter dem Einfluss der aus Italien stammenden Königin Katharina von Medici hier noch einmal französische Kultur und Lebenskunst gepflegt wurden. Während der Krise der Hugenottenkriege diente die Loire zwar noch als Rückzugsort des Hofes, konnte aber die alte Blütezeit nicht erneuern. Mit dem Thronantritt Heinrichs IV. verlagerte sich der Mittelpunkt des politischen und kulturellen Lebens in Frankreich endgültig zurück in den Raum Paris. Insbesondere der Bau des Schlosses Versailles verdeutlichte zunehmend, dass die Loire-Schlösser in der Provinz lagen und eine große Hofhaltung des Adels zu aufwändig wurde. Trotzdem wurden viele der Schlossanlagen nicht gänzlich verlassen, sondern weiterhin bewohnt und manchmal auch erweitert; so dass man heute alle Baustile von der Renaissance, über das Barock und den Klassizismus bis zum Historismus vorfinden kann. Viele Schlösser wurden zudem auch als Jagdschlösser oder Sommerresidenzen weiter genutzt.

Die Schlösser und Burgen finden sich zum Teil nur wenige Kilometer voneinander entfernt, das Loiretal ist eingebettet in eine der schönsten Landschaften Frankreichs, meist relativ eben, und wie geschaffen zum Radfahren. Die gesamte Region ist touristisch hervorragend erschlossen.

Im Stundenbuch des Herzogs Berry finden sich viele Bildnisse der Loireschlösser, wie sie sich im 15. Jahrhundert darstellten.

 
Schlösser (blau) an der Loire


Kulturhistorisch herausragende Bauwerke

Amboise

 
Schloss Amboise, Hofansicht

Hauptartikel: Schloss Amboise

Das Schloss von Amboise gilt als "die Wiege der Renaissance in Frankreich". Nach seiner Rückkehr aus den italienischen Feldzügen entschied der junge Karl VIII., das Schloss im Stil der Renaissance zu verzieren und zu erweitern. Am 7. April 1498 kam er bei einem Unfall ums Leben: er stieß sich den Kopf an einem niedrigen Türrahmen an und starb kurz darauf. Leonardo da Vinci hat im Herrenhaus Clos-Lucé unterhalb des Schlosses die letzten drei Jahre seines Lebens verbracht: vom Frühling 1516 bis zum 2. Mai 1519. Heute ist es Museum, wo man Fresken des Malers sowie Modelle nach den Entwürfen da Vincis finden kann.

In der Nähe von Amboise findet sich eine 40 Meter hohe Pagode, den letzten Überrest des Schlosses Chanteloup des Herzogs von Choiseul, Minister Ludwig des XV.

Blois

 
Schloss Blois, Hofansicht

Hauptartikel: Schloss Blois

Neben Chambord baute Franz an Blois, das vom 13. Jahrhundert an in mehreren Planungs- und Arbeitsschritten errichtet wurde. Hier macht sich der architektonische Einfluss Italiens bemerkbar. Unter Schieferdächern und verzierten Schornsteinen findet man die lange Galerie und zahlreiche Loggien, die mehr zum milden Klima Italiens passen, als zum strengen französischen Winter des 16. Jahrhunderts.

Blois hat eine besonders blutige Geschichte: hier hat Heinrich III. seinen Rivalen, den Herzog von Guise „den Vernarbten“ am 23. Dezember 1588 ermorden lassen. Katharina von Medici starb einige Tage später. Ludwig XII. wurde in Blois geboren. Als er König wird, ist Blois für ein paar Jahre die alleinige Hauptresidenz und damit politisches Zentrum Frankreichs. Durch die aufwendigen Restaurierungen kann man heute nicht nur die prachtvolle Holzvertäfelung, sondern auch ein ausgetüfteltes System von Geheimfächern bestaunen.

Chambord

 
Schloss Chambord, Parkansicht

Hauptartikel: Schloss Chambord

Chambord ist das wohl berühmteste Schloss der Loire. Es besitzt 440 Zimmer, fast 400 Kamine, die Fassade ist 156 Meter breit und das reich verzierte Dach ist geschmückt mit einer Vielzahl von Erkern, Türmchen und Schornsteinen. 18000 Handwerker sollen an diesem Schloss für König Franz I. gearbeitet haben, der Baubeginn war im Jahre 1519. Das Schloss gilt als Vorläufer von Versailles, und war doch nur Dekor für Empfänge, Jagdschloss für den Hofstaat und Prahlerei durch Franz I., der seine politischen und wirtschaftlichen Misserfolge mit baulichen Glanzleistungen wettmachen wollte. Vergeblich hatte der Valois Franz I. die Kurfürsten bei der römisch-deutschen Kaiserwahl 1519 mit Unsummen zu kaufen versucht, um auf den deutschen Kaiserthron zu gelangen. Nun baute er mit "triumphalen Ungestüm" und der Hilfe italienischer Künstler ein Schloss, welches nach dem Urteil seines habsburgischen Rivalen, Karl V., "Inbegriff dessen war, was menschliche Kunst vermag". Der Bau der Schlossanlage brachte den zeitweisen Ruin der Hoffinanzen mit sich.

Eine Besonderheit ist die von Leonardo da Vinci entworfene doppelläufige Wendeltreppe, die man auf zwei Wegen hinaufgehen kann, ohne den jeweils anderen zu kreuzen. Zum Schloss gehört die Parkanlage mit der 32 Kilometer langen Mauer (die längste Frankreichs), die den Schlosspark umschließt. Durch sechs Tore und sechs Alleen hat man Zugang zum Schloss. Das Wappentier Franz I., ein Feuer speiender Salamander, ist mehr als 800 mal im Schloss zu finden; das Gebäude wurde daher auch als "Salamanderschloss" bezeichnet. 1947 wurde die durch die Jahrhunderte verfallene Anlage vom französischen Staat übernommen; es wurden Restaurierungsarbeiten eingeleitet, die 30 Jahre dauerten.

Chenonceau

 
Schloss Chenonceau, Ansicht von Nordwesten

Hauptartikel: Schloss Chenonceau

Das Schloss Chenonceau ist auf einer mehrbogigen Brücke über einem Nebenfluss der Loire, den Cher, gebaut und umgeben von einem großen Park. Man erreicht es über eine Platanenallee, bestehend aus Jahrhunderte alten Bäumen.

Das Schloss, errichtet auf den Fundamenten einer alten Mühle, war ein Geschenk König Heinrichs II. an seine Geliebte Diana von Poitiers. Erst nach dem Tod des Königs erweiterte es seine Witwe Katharina von Medici durch eine dreistöckige Galerie auf der Brücke, die im 16. Jahrhundert unter anderem als Festsaal diente. Heute sind im Schloss viele wertvolle Gemälde von Rubens, Tintoretto und anderen alten Meistern ausgestellt.

1914 wurde die Galerie des Schlosses vorübergehend in ein Lazarett umgewandelt, in dem bis zum Ende des Ersten Weltkrieges über 2000 Kriegsversehrte untergebracht wurden. Während des Zweiten Weltkrieges bot dieses Schloss vielen Menschen Gelegenheit, vor der deutschen Besatzungsmacht zu fliehen: Der Haupteingang des Schlosses lag auf besetztem Gebiet, aber die Südtür der Galerie, auf der Rückseite, öffnete sich zur freien Zone hin.

Weitere bekannte Schlösser

Im Tal der Loire

Schloss Brissac, Schloss Chanteloup, Schloss Chaumont, Schloss Cheverny, Schloss Langeais, Schloss Le Plessis-Bourré, Schloss Montgeoffroy, Schloss Montreuil-Bellay, Schloss Saumur, Schloss Sully-sur-Loire, Schloss Talcy

Im Tal der Maine

Schloss Angers

Im Tal des Cher

Schloss Valençay, Schloss Villandry

Im Tal der Indre

Schloss Azay-le-Rideau, Schloss Loches, Schloss Ussé

Im Tal der Vienne

Chinon, Le Rivau

Im Tal des Loir

Schloss Châteaudun, Schloss Le Lude

Commons: Schlösser an der Loire – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien