Tod und Teufel ist Frank Schätzings zweiter Roman nach Mordshunger, für den sich jedoch erst später einen Verleger fand. Er spielt im mittelalterlichen Köln, vom 10. bis 14. September 1260 und birgt eine fesselnde Handlung rund um den Machtkampf zwischen Kölner Patriziern und dem Kölner Erzbischof. Das Buch erschien erstmals 1995 im Verlag Emons; im Oktober 2006 erschien eine Neuauflage im Goldmann-Verlag.
Historischer Hintergrund
Handlung
Die Handlung des Romans ist sehr offen, und gerade deswegen passt sie sich unglaublich gut in die historische Welt. So wurde der Kölner Dom nie fertig gestellt. Es gibt viele Mythen über die Dombaumeister, die einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hätten[1]. In diesem Buch geht es jedoch nur um den Tod des ersten Dombaumeisters, der von Gerüst gefallen sein soll. Da sich alle Beteiligten am Ende auf Stillschweigen einigen, könnte die Handlung theoretisch also genau so stattgefunden haben. Am Ende des Buches gibt es im Epilog noch eine Zusammenfassung der folgenden Jahre vom Machtkampf in Köln.
Charaktere
Der Haupt-Protagonist Jacop, sowie seine Unterstützer Jasper, Goddert und Richmodis sind nicht historisch belegt, da es nur gewöhnliche Bürger waren. Der Haupt-Antagonist („Gegenspieler“) Urquhart, zog aus der Schottischen Urquhart Castle, direkt am Loch Ness, brach zu einem Kreuzzug auf, kehrte jedoch nicht wieder zurück, sodass sein Land herrschaftslos war und verwüstet wurde. Ebenso Dombaumeister Gerhard, sowie die gesamten Patrizier waren reale Personen, die tatsächlich auch einen Machtkampf mit dem Erzbischof von Köln hatten.
Handlung
Jacop ist ein Herumtreiber, Weiberheld und hat auffällige, rote Haare. Er versucht auf dem Markt etwas zu stehlen, um nicht hungern zu müssen, wird jedoch erwischt. Auf der Flucht versteckt er sich in einem Bach, unter dem Tuch der Blaufärberin Richmodis. Kurz darauf setzt er sich in den Kopf Äpfel aus dem Garten des Erzbischofs direkt an der Dombaustelle zu stehlen. Dabei beobachtet er aus dem Baum heraus, wie der Dombaumeister von einer düsteren Gestalt vom Gerüst gestoßen wird. Jacop eilt zu ihm hin, und dieser kann ihm noch etwas zuflüstern, bevor er verendet. Unglücklicherweise wird er dabei jedoch von dieser Gestalt gesehen. Sie kann ihn wegen seiner roten Haare leicht verfolgen und wiederfinden.
Jacop erzählt seinen bis dahin einzigen wirklichen Freunden, dem Bettler Tilman, sowie der Hure Maria davon, jedoch glauben sie ihm nicht, da (bezahlte) Zeugen sagten, dass der Dombaumeister alleine vom Gerüst gestürzt sei. Jacop hatte jedoch damals keine Zeugen gesehen, und somit ist er sich sicher, dass diese Lügen. Der Mörder will jegliche Gerüchte sofort aus der Welt schaffen, und versucht Jacop aus dem Weg zu räumen, was ihm jedoch nie gelingt. Allerdings ermordet er seine beiden Freunde.
Er erinnert sich an Richmodis, welche einen Priester und Physicus (Arzt) als Onkel hat. Er erzählt auch diesen dreien, Richmodis, ihrem Vater Goddert, sowie dem Physicus und Dechant Jasper vom Mord. Sie sind sich zwar nicht sicher, ob Jacop nicht lügt, aber Jasper, ein sehr intellektueller und aufgeklärter Mensch, ist sich sicher, dass der Teufel nicht dahinterstecken kann, wie viele andere dieser Zeit vermuten würden und sucht somit nach einer natürlichen Erklärung für Jacops Berichte.
Jasper versucht Jacop zu helfen und beide suchen mithilfe eines Freundes Jaspers die zwei Zeugen auf, welche jedoch kurz vor dem Treffen ermordet werden, was die Beiden durch eine große Menschenmenge vor dem Treffpunkt, einem Badehaus, erfahren, woraufhin Jasper schließt, dass sie den Mörder kannten. Sie werden von ein paar Typen verfolgt, entkommen aber Beide, indem sie verschiedene Wege gehen. Unterdessen kommt Urquhart, der Mörder Gerhards, der inzwischen weiß, wer Jasper ist, zu dessen Haus. Er unterhält sich mit Jaspars Knecht Rolof. Als Richmodis zufällig vorbeikommt, ersticht er Rolof und entführt Richmodis, um die Gruppe von ihren Ermittlungen abzuhalten. Er schreibt Rolof mit Blut auf die Stirn: „Sie lebt! Schweigt!“ und bringt Richmodis in einem alten Lagerschuppen am Rhein unter.
Die Patrizier, unter Führung der Familie Overstolz, bezeichnen den Mord am Baumeister nur als Anfang, denn sie wollen Konrad von Hochstaden, Erzbischof Kölns, an den Kragen. Konrad hatte damals den Patriziern einen Großteil ihrer Macht über Köln geraubt, weswegen sie sauer auf ihn sind. Es trafen sich ein paar Patrizier, darunter auch Gerhard, und beschlossen Konrad umzubringen, wobei alle außer diesem zustimmten. Auf Empfehlung des Wilhems von Jülich warben sie Urquhart für 30.000 Silbermark an. Ursprünglich waren es 10.000, aber da sie nun auch Gerhard verschwinden lassen wollten, weil durch ihn eventuell etwas an die Öffentlichkeit gelangen könnte, verlangte Urquhart dreifachen Lohn.
Kuno Kone, einer der Verschwörer, war nicht mit dem Mord seines Freundes Gerhard einverstanden. Als dann noch weitere Menschen durch Urquhart umgebracht wurden, protestierte er immer lauter, bis er schließlich verstoßen wurde. Als er sich dann mit dem betrunkenen Daniel Overstolz in den Haaren liegt, erwähnt dieser unvorsichtigerweise eine Geisel in einem Lager. Kuno sucht sie in der folgenden Nacht und befreit sie, wird jedoch von Daniel, der mit gezogenem Schwert vor der Tür steht schwer verletzt. Jedoch wird ihm von Richmodis, die Daniel mit einem Knüppel ohnmächtig schlägt das Leben gerettet.
Richmodis nimmt Kuno mit in das Haus ihres Vaters, wo bald auch Jasper, Jacop und Goddert eintreffen. Während Jasper Kuno verbindet, verriegelt Goddert alle Türen und Fenster im Haus, weil sie glauben, dass Urquhart aufkreuzen wird, vergisst jedoch das Dachfenster. Bald darauf hören sie Geräusche vom Dachboden. Jacop sagt er wolle einen Krug Wein holen, bringt jedoch Öl mit. Als der bis dahin bewusstlose Kuno plötzlich aufspringt, und unter die Treppe geht, wird er von der Armbrust des herunterstürzenden Urquhart erschossen. Jacop schüttet das Öl über ihn, und sucht seine vorher entzündete Fackel. Dann bewirft er Urquhart mit dieser. Geistesgegenwärtig packt der lichterloh brennende Urquhart Jacop und hämmert ihn gegen ein verriegeltes Fenster auf Flussseite, bis es kaputt geht. Dann springt er raus und verschwindet im Wasser.
Bodo, ein Freund Jaspars und Schöffe taucht bei Godderts Haus auf, um Jasper zu warnen, dass man ihn beschuldige seinen Knecht Rolof umgebracht zu haben. Daraufhin verstecken sich Jasper und Jacop in Bodos Schuppen und verbringen dort den Rest der Nacht.
Sie reimen sich zusammen, dass hinter den Morden die Patrizier stecken und diese Konrad vermutlich auf der Prozession am Tage danach töten wollen. Jacop geht am Tag danach in Konrads Bischofspalast, erkennt jedoch, dass dessen Sekretär dieselben Schuhe wie einer der Verschwörer, die sie verfolgt hatten, trug. Er floh, wurde von Wachen verfolgt und rettete sich schließlich mit einem Sprung aus einem Fenster in einen Baum. Jasper sucht den Prozessionsweg nach möglichen Verstecken für Urquhart ab und besucht noch einmal einen Kreuzzügler in einem Klosterhospital, erkennt aber ebenfalls, dass der Mörder sich auf dem Baugerüst befinden muss.
Jacop überlegt sich, dass Urquhart Konrad über die Köpfe der Zuschauer versuchen könnte zu erschießen. Er erkennt, dass Urquhart sich nur auf dem Baugerüst des Doms verstecken kann, da sonst ein Baldachin über dem Kopf des Erzbischofs ist.
Jacop klettert auf das Gerüst, aber versteckt sich zu spät und wird von Urquhart überrascht. Er hat Glück, dass Urquhart ihn nicht hinunterwerfen kann, da dies zu viel Aufsehen erregen würde, aber er droht ihn totzuschlagen, und wird nur von der plötzlich erscheinenden Stimme Jaspars davon abgehalten. Jaspar rollt Urquharts Vergangenheit auf. Gerade als Urquhart Jasper mit seiner Armbrust töten will, springt ihn Jacop mit letzten Kräften an und stürzt dabei fast wie Urquhart vom Gerüst herunter, wird jedoch von Jasper festgehalten.
Jasper Rodenkirchen und Johann Overstolz einigen sich unter vier Augen auf stillschweigen und vereinbaren, dass es nie eine Verschwörung gab, und es auch keine mehr gegen den Erzbischof geben wird. So sei Gerhard durch einen Unfall und Rolof durch einen Raubüberfall ums Leben gekommen.
Charaktere
Protagonisten
- Jacop der Fuchs ist Protagonist des Buches. Er hat rote Haare, ist ein Weiberheld und Herumtreiber, er überlebt durch Diebstahl. Während des Buches wächst er über sich hinaus, ausgelöst durch ständigen Kontakt mit Jasper. Jacop ist als Kind von zu Hause weggelaufen. Einzig sein Vater und sein Bruder hatten noch gelebt. Als er am nächsten Morgen zurückkehren will, sieht er das Haus abgebrannt vor sich, woraufhin er nach Köln wandert und bei einem Gaukler lebt. Seit diesem Ereignis ist Jacop ein rastloser Mensch.
- Jaspar Rodenkirchen ist einer der Hauptverantwortlichen für die Aufklärung der Handlung. Durch seine vielen Kontakte, seine messerscharfen Schlüsse und sein rationales Denken, kann er Jacop oftmals einen entscheidenden Schubs in die richtige Richtung geben. Er ist Physicus, was etwa einem Arzt entspricht, und Dechant. Er liebt es mit seinem Bruder Goddert Saufgelage zu veranstalten.
- Richmodis von Weiden ist die Tochter des Blaufärbers Goddert. Sie hat als erstes mit Jacop Kontakt und findet direkt gefallen an ihm. Sie bringt ihm immer wieder neue Klamotten und hilft ihm, wie sie nur kann, beispielsweise führte sie Jacop zu ihrem Onkel Jaspar.
- Goddert ist Vater von Richmodis. Er trägt relativ wenig zu der Geschichte bei, ist jedoch trotzdem unerlässlich, indem er manchmal mit den dümmsten Ideen Jaspar auf einen richtigen Gedanken bringen kann. Er hat die Gicht, da er sein ganzes Leben lang mit kaltem Wasser zu tun hat, weil er Blaufärber ist.
Antagonisten
- Urquhart, Fürst von Monadhliath, dessen Burg Urquhart Castle am Loch Ness steht, schloss sich 1248 als ehrenwerter Mann Ludwig dem Heiligen zu einem Kreuzzug an. Er kam nie zurück, sodass historisch gesehen hier seine Geschichte endet. Im Buch erlebt er in Damiette an der Nilmündung, wie Kreuzfahrer Frauen vergewaltigten und Kinder niedermetzelten. Verhindern konnte er es nicht, aber er bleibt psychisch gestört. Er führt von da an ein Leben in der Flucht vor sich selbst. Er wird zum geistlosen Killer, und kommt durch eine Empfehlung des Grafen von Jülich zu Mathias Overstolz, der ihn für den Mord an dem Erzbischof engagiert. Er ist wendig, lautlos, schnell, kräftig, intelligent, sarkastisch und hat langes, blondes Haar.
- Mathias Overstolz ist Hauptakteur der Patrizier. Er trifft sich mit Urquhart, erklärt ihm sein vorhaben und entlohnt ihn. Er ist das ganze Buch über der Haupt-Fürsprecher für den Tod des Erzbischhofs.
Neutrale Charaktere
- Konrad von Hochstaden, Erzbischof Kölns, ist das Opfer der Patrizier. Er kämpfte mit den Patriziern um die Macht in Köln.
- Meister Gerhard von Ryle ist der erste Baumeister und Architekt des Doms. Er soll mit dem Teufel einen Pakt geschlossen haben. Als er einsah nicht gewinnen zu können, stürzte er des Legende nach vom Gerüst herunter.
Hörspiel und Hörbuch
Das Hörspiel wurde von der hörverlag produziert und dauert etwa 420 Minuten. Dabei sind Sprecher wie Mario Adorf, Anke Engelke, Cordula Stratmann und viele andere.
Das Hörbuch, gelesen von Schätzing selbst, ist eine gekürzte Fassung des Buches und dauert 512 Minuten. Schätzing gibt dabei jedem Charakter eine eigene Stimme, indem er in Tonfall, Stimmlage und dergleichen variiert.
Literatur
- Tod und Teufel (Emons) 2004, ISBN 3897053659, 384 Seiten, gebunden
- Tod und Teufel (Goldmann) 2003, ISBN 3442455316, 507 Seiten, Taschenbuch
- Tod und Teufel (Emons) 2003, ISBN 3897052393, 1.Auflage, 8 CDs, Hörbuch
- Tod und Teufel (der hörverlag) 2006, ISBN 3899407423, 1.Auflage, 7 CDs, Hörspiel