Hermann von Pückler-Muskau

deutscher Standesherr, Gartengestalter, Schriftsteller und Dandy
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Fürst Hermann von Pückler-Muskau (* 30. Oktober 1785 – noch als Graf – auf Schloss Muskau/Oberlausitz; † 4. Februar 1871 auf Schloss Branitz bei Cottbus/Niederlausitz) war ein deutscher Standes- und Gutsherr, Park-Gestalter (Landschaftsarchitekt), Dandy, weitgereister Abenteurer und liberaler Schriftsteller (sein Pseudonym als Autor und Reisender: „Der Verstorbene“ oder „Semilasso“), auch - durchaus gewollt - der Held zahlreicher Anekdoten.

Als Erbe Muskaus (der größten Standesherrschaft des Hl. Römischen Reiches Deutscher Nation) wurde der stets schlecht zu bändigende Junge 1792-96 erst zu den Herrnhutern nach Uhyst an der Spree, dann aufs „Pädagogium“ nach Halle gegeben und begann 1801 ein Jurastudium an der Universität Leipzig. Er brach früh aus (1802-06 Offizier im sächsischen Garde du Corps in Dresden, dann inkognito Reisen – oft zu Fuß – in die Provence und nach Italien). 1811 wurde er Standesherr, übergab bald die Verwaltung seinem Freunde, dem Dichter Leopold Schefer, nahm dann in russischen und sachsen-weimarischen Diensten als Offizier im Feldzug gegen Napoleon Teil (kurzzeitig Militärgouverneur von Brügge). 1812 folgenreiche England-Reise, wo er angesichts der dortigen Parks seine Berufung zum Landschaftskünstler entdeckte. Nach dem Wiener Kongreß 1815 fiel Pücklers Teil der Lausitz von Sachsen an Preußen. Nach Schätzungen von Historikern war Pückler einer der fünfzehn größten Landbesitzer im Königreich Preußen.

Am 9. Oktober 1817 Heirat mit der neun Jahre älteren Lucie von Hardenberg, geschiedene von Pappenheim, 1822 gefürstet, 1826 pro forma Scheidung von Lucie (mit der er desungeachtet lebenslang zusammen bleibt), denn der verschuldete Park- und Gartengestalter will nach England reisen um erneut reich zu heiraten. Auf der Suche nach einer vermögenden Erbin verbrachte Pückler zwischen 1825 und 1829 viele Monate in Endland. Er bewunderte den Lebensstil der englischen Landedellmänner, die er als das beste Element in der englischen Gesellschaft betrachtete. Die erneute Reise nach England ist diesbezüglich jedoch wenig erfolgreich. Der Fürst beschließt, nun nach Nordamerika zu reisen, doch wegen eines Duells verpasst er die Schiffsabfahrt. Statt dessen unternahm er Reisen nach Ägypten, in den Nahen Osten, nach Istanbul (er versuchte erfolglos, dort preußischer Botschafter zu werden) und Griechenland. Zum europäischen Gegenstand des Klatsches macht er sich durch den Skandal, dass er 1837 auf einem ägyptischen Sklavenmarkt die 14-jährige Äthiopierin Machbuba kauft. 1845 muss der Gartenfürst Muskau schuldenhalber verkaufen und zieht auf sein Erbschloss Branitz, wo er den dortigen Park anlegt. Immer noch rüstig schreibend (der erste deutsche Schriftsteller, der Kohlepapier für Durchschläge benutzte) starb er dort 1871; sein Herz liegt im Tumulus im Parksee.

Landschaftskünstlerisches und schriftstellerisches Werk

Unter Kennern gilt er als landschaftskünstlerisches Genie, seine Weiterentwicklung des „Englischen Parks“ in den Landschaftsparks von Muskau und Branitz wird nicht selten sogar über Lenné und Sckell gestellt. Beide Parks und die seiner Schüler (zumal: Eduard Petzold, 1815-91) machten international bis nach Nordamerika Schule und zählen bis heute zu den besonderen Höhepunkten der Landschaftsgestaltung im 19. Jahrhundert in Europa. Anders als in England üblich, sah er darauf, dass seine Parks stets öffentlich zugänglich waren.

Als Erzähler, Berichterstatter und Briefschreiber war er sehr fruchtbar. Sein literarischer Ruhm unter den Zeitgenossen gründet sich auf die anonym herausgegebenen „Briefe eines Verstorbenen“, die in kurzer Zeit in Frankreich, England und Deutschland zum Bestseller wurden. Dazu verhalf neben seinen stilistischen Qualitäten, dass er als Standesherr von Muskau (also hoher Adeliger) und zugleich tollkühn Neugieriger (z.B. 1815 Aufstieg mit einem Freiballon, 1837 Reise zu den Nilkatarakten, 1866 noch als 81-jähriger Teilnahme am preußischen Feldzug gegen Österreich-Ungarn), auch als stilsicherer Dandy, einen hochgestellten und ausgedehnten Freundes- und Bekanntenkreis hatte (z.B. Karl Friedrich Schinkel, Leopold Schefer, Bettina von Arnim, Karl August Varnhagen von Ense, Heinrich Heine) und mit zahlreichen, auch exotischen Milieus vertraut war; er vermochte durchaus, mit osmanischen Vizekönigen und arabischen Emiren auf Augenhöhe mitzuhalten. Dies wusste er sämtlich genau, anzüglich und spöttisch zu schildern.

Das "Fürst-Pückler-Eis" hingegen, in der DDR auch Pückler-Schnitte genannt - (ursprünglich eine dreischichtige und dreifarbige Eisbombe mit Maraschino, Makronen und Schlagsahne) - ist nicht seine, sondern die Erfindung eines Berliner Konditors, als Pückler dort sehr in Mode war und Unter den Linden mit Hirschen im Gespann kutschierte. Immerhin gestattete er seinem Branitzer Konditor, es an die Parkbesucher zu verkaufen, der mündlichen Überlieferung nach, um damit auch ein paar Einnahmen für die Finanzierung des kostspieligen Parks zu erzielen.

Parks

Werke

  • Briefe eines Verstorbenen (4 Bde., 1830-31)
  • Andeutungen über Landschaftsgärtnerei (sein einziges Werk, das er mit Namen zeichnete; 1834)
  • Tutti Frutti (5 Bde., 1834)
  • Jugend-Wanderungen (1835)
  • Vorletzter Weltgang von Semilasso (3 Bde., 1835)
  • Semilasso in Afrika (5 Bde., 1836)
  • Der Vorläufer (1838)
  • Aus Mehemed Ali’s Reich (3 Bde., 1844)
  • Die Rückkehr (3 Bde., 1846-48)
  • Briefwechsel und Tagebücher des Fürsten Hermann von Pückler-Muskau (9 Bde, hgg. aus dem Nachlass von Ludmilla Assing; 1873-76)
  • Liebesbriefe eines alten Kavaliers. Briefwechsel des Fürsten Pückler mit Ada von Treskow (hgg. von Werner Deetjen, 1938)

Literatur