Umlaufgesichertes Geld

Zahlungsmittel, Geldkonzept der Freiwirtschaft
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Umlaufgesichertes Geld ist Geld mit einer zeitlich gestaffelten Verfallsgebühr.

Vertreter dieses Konzepts gehen von der historisch vielfach belegten Erkenntnis aus, dass in einem System ohne Umlaufsicherung Bargeld wegen der Liquiditätsprämie oftmals zurückgehalten wird. Durch die Verfallsgebühr wird eine solche Geldhaltung unattraktiv und die Liquiditätsprämie abgebaut.

Beispiele für umlaufgesichertes Geld sind:

Das Prinzip

Eine Umlaufsicherung wird damit erreicht, dass Bargeld nach einem bestimmten Zeitraum nach und nach an Wert verliert und der Inhaber das Geld in Umlauf halten muss, um dem Wertverfall zu entgehen. Dieser Wertverlust gilt nicht für langfristige Sparanlagen, nur für Bargeld. Wie bei einem Gutschein ist der Geldwert irgendwann komplett verfallen. Dies verursacht Kosten für den Geldinhaber. Jeder Besitzer umlaufgesicherten Geldes versucht darum, das Geld bald nach dessen Erhalt wieder loszuwerden, da es sonst ungültig wird. Dieses Verhalten sichert den Umlauf des Bargeldes und sorgt für eine Stabilisierung der Wirtschaftskreisläufe. Eine Umlaufsicherung hält damit das Zinsniveau in seinem Gültigkeitsbereich konstant niedrig, weil Geld nicht mehr knapp wird und somit keine hohen Forderungen für seine Herausgabe erzwungen werden kann. Außerdem regelt sich die optimale Geldmenge in Wirtschaftskreisläufen automatisch, weil jeder nur soviel Bargeld halten wird, wie er in absehbarer Zeit ohne Wertverlust auszugeben gedenkt. Dies führt zu einem ständigen Bewusstsein, woher das Geld eigentlich kommt und wohin es fließt. Nur dieses Bewusstsein ermöglicht einen verantwortungsvollen Umgang mit Geld.

Die Umlaufsicherung von Bargeld ist in der Höhe festgesetzt und wird in Anteilen des Nennwertes des Geldscheins auf eine bestimmte Zeitspanne ausgedrückt. Ist die Umlaufsicherung mit Kosten für den Geldscheinbesitzer verbunden, so spricht man bei diesen Kosten von einer Umlaufsicherungsgebühr. So betrug z.B. die Umlaufsicherungsgebühr des Wörgler Schillings 1% im Monat. Die Umlaufsicherung des Gogos beträgt 5% im Jahr.

Umlaufgesichertes Geld ist nicht zu verwechseln mit inflationiertem Geld.

  • Bei umlaufgesichertem Geld (welches keiner Inflation oder Deflation unterliegen muss) ändert sich der Wert, der durch den Nennwert des Geldscheins ausgedrückt wird, nicht. Vielmehr ändert sich der Wert des konkreten Scheins selbst, ohne dass es zu einer Änderung des eigentlich durch ihn repräsentierten Nennwertes kommt. Ein Schein, der kurz vor dem Ungültigkeitsdatum steht, ist weniger wert, als einer, bei dem das Ungültigkeitsdatum noch fern ist, obwohl beide den gleichen Nennwert haben. Durch die Vorankündigung des Umtauschtermins und des Abschlagssatzes ist eine Planbarkeit gegeben.
  • Bei inflationiertem Geld, welches keiner Umlaufsicherung unterliegt, ändert sich der Wert des Nennwertes des Scheins. Beispielsweise könnte ein 100-Euro-Schein in 12 Jahren nur noch so viel Wert sein wie ein 50-Euro-Schein heute. Dies würde daran liegen, dass die Kaufkraft der Währung als solche verfällt. Alle Verträge, die auf Euro lauten, z.B. Lebensversicherungen wären dann auch nur noch die Hälfte wert. Bei umlaufgesichertem Geld muss das nicht passieren. Lauten Verträge auf umlaufgesichertes Geld, so muss immer in den Geldscheinen gezahlt werden, die zum Zeitpunkt der Zahlung gültig sind. Diese Geldscheine sind aber noch nicht abgelaufen, haben somit noch etwa fast den vollen Wert.

Man könnte meinen, in der Wirkung sei umlaufgesichertes Geld und inflationiertes Geld gleich, schließlich will jeder es loswerden. Das ist jedoch nicht richtig. Dazu folgendes Szenario:

Nehmen wir an, die Inflation läge bei 5% im Jahr und die Liquiditätsprämie bei 3% im Jahr. Dann würde ein Besitzer inflationierten Geldes sein Geld nur dann verleihen, wenn er mindestens 8% im Jahr Zinsen bekommt. Wäre der angebotene Zinssatz niedriger, so würde der Geldbesitzer keinen Vorteil sehen, in diese Anlage zu gehen. Statt dessen würde er versuchen, sein Geld in eine bessere Wertanlage (z.B. andere Währung) zu tauschen. Dies würde Kapitalflucht, aber keine Investition bedeuten.
Nehmen wir dagegen an, die Höhe der Umlaufsicherungsgebühr liege bei 5% im Jahr und die Liquiditätsprämie bei 3% im Jahr. Scheinbar gibt es keinen Unterschied, nur dass hier die 5% praktisch eine Strafe sind, der man nur entgehen kann, indem man das Geld vor der Entwertung ausgibt. Es verliert an Wert nur für den, der es nicht in Konsum oder Investitionen umsetzt.

Während in der Inflation der Geldwert für alle gleichermaßen sinkt und die Abhängigkeitsverhältnisse zwischen Kreditgeber und Empfänger bestehen bleiben, sinkt beim Freigeld der Wert des Geldes nur für den, der es zurückhält. Auf diese Weise befindet sich die gesamte Geldmenge im Umlauf, also im Markt arbeitend, was staatlich gesehen jede Form von Krediten überflüssig macht. Denn alles, was an Krediten theoretisch vergeben werden könnte, befindet sich in der Praxis im Umlauf, also nirgendwo auf Dauer. Zu einer Inflation kann es nicht kommen: Geld kann nicht schneller ausgegeben werden als es verdient wird. Das setzt die Obergrenze für die Umlaufgeschwindigkeit.

Selbst jede Form von Preiskontrolle in einer "freien Marktwirtschaft" erspart sich so, denn wo immer jemand durch hohe Preise einen höheren Gewinn erzielt, muss er alles davon wieder investieren, um der Entwertung zu entgehen. Es gibt nur eine Möglichkeit, das Geld in irgendeiner Form für hypothetische Investitionen zurückzuhalten, indem man es langfristig weiterverleiht zu marktüblichen Zinsen, aber ohne Liquiditätsprämie. Es gibt also 100% Geldumlauf, ein Maximum an Firmenumsätzen bei erzwungenermaßen langfristig minimaler Bar-Eigenkapitalqoute. Die Wirtschaftskreisläufe werden aufgrund der permanenten Nachfrage der Marktteilnehmer aufrecht erhalten. Die Freigeldexperimente von Wörgl und Wära waren überaus erfolgreich, wurden aber leider von den Notenbanken gestoppt.

Im diesem Sinne steht Freigeld für eine gerechte Wirtschaftsform (man kann nur so reich werden, wie man es aus eigener Arbeit werden kann, und nicht leistungslos wie beim Verleihen durch Zins und Zinseszins), wobei man aber Dank der selbtlaufenden Kapitalkreisläufe auf jede Kontrolle über Preise und Löhne verzichten kann. Die Nachfrage bestimmt das Angebot, sodass sich die Unternehmerschaft jederzeit mit günstigen Krediten versorgen kann. Heute versuchen Freiwirtschaftler vor allem die weitverbreitete Ansicht zu korrigieren, man müsse - um Arbeitsplätze zu schaffen - das Geldkapital und die Investoren schonen, es im Land halten, hegen und pflegen. Aber warum soll sich denn das Geld in den Händen von wenigen Besitzenden befinden, es könne doch ebenso gerecht an alle verteilt sein, die mit ständiger Produktion und Nachfrage die Wirtschaftskreisläufe alleine am Leben halten. Denn die zur Verfügung gestellte Menge bleibt die gleiche. Genaugenommen wird die Rolle des Kapitals sogar eindeutig positiv gesehen, denn das Kapital predigt sich selbst als die "Investoren" wo doch in nichts anderes investiert wird, als in eine "zu bedienende Nachfrage". Wo sollte auch sonst investiert werden, alles andere macht keinen Sinn.

Kritik

Da heutige Zahlungen immer weniger mit Bargeld, sondern zum überwiegenden Teil als Buchgeld erfolgen, seien die Methoden zur Erhebung von Verfallsgebühren aus o.a. Experimenten kaum brauchbar. Ungeklärt ist daher, wie eine Umlaufsicherungsgebühr für Giralgeld erhoben werden soll, ohne massive Eingriffe in den Datenschutz und das Bankgeheimnis vorzunehmen.


Siehe auch: Freiwirtschaft, Silvio Gesell, Freiland, Wörgl